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News des 15. August 2011

Bei PC Perspective hat man sich mit der Bitcoin-Performance verschiedener Grafikkarten beschäftigt. Bitcoin ist eine digitale Währung, welche man allerdings durch Numbercrunchen ähnlich wie bei SETI etc. auch selber (in Maßen) erzeugen kann. Wie üblich eignen sich Grafikkarten besonders gut für diese Aufgabe – die einen halt mehr als die anderen, was der Artikel von PC Perspective letztlich aufzeigt. Dabei wird erst einmal deutlich, daß die AMD-Karten generell einen Vorteil unter Bitcoin haben, die deutlich höhere SinglePrecision Shader-Rechenleistung von AMD ist hier ausnahmesweise auch einmal außerhalb von Spielen nutzbar. Die effizientesten BitCoin-Lösung sind dabei wohl die DualChip-Grafikkarten wie die Radeon HD 5970 und Radeon HD 6990 (oder alternativ ein CrossFire-System mit zwei Radeon HD 5870 oder 6950/6970 Karten), weil allesamt mit richtig viel Shader-Power ausgestattet.

Ob es sich allerdings lohnt, mit Gewinnabsicht Bitcoins auf einer Grafikkarte zu erzeugen, ist eine ganz andere Frage – die vor allem vom tagesaktuellen Bitcoin-Kurs abhängt. Der Artikel von PC Perspective von Mitte Juli rechnet beispielsweise noch mit 14,3 Dollar pro Bitcoin, inzwischen ist der Kurs aber auf ca. 11 Dollar pro Bitcoin gefallen, was dann doch einen erheblichen Unterschied in der Wirtschaftlichkeit ausmacht. Zudem beachtet der Originalartikel von PC Perspective immer nur den Anschaffungspreis der Grafikkarten – und nicht die Stromkosten, welche gerade bei zwei Grafikchips im Verbund auch noch ein erheblicher Kostenfaktor sein werden. Dies löst PC Perspective dann mittels eines Nachtragsartikels, wo man für verschiedene Strompreise auch noch die anlaufenden US-Stromkosten mit aufrechnet, wenngleich wiederum zu dem nicht mehr gültigen Bitcoin-Kurs. So richtig zufriedenstellend sind diese Hochrechnungen aber alle nicht, weil sie nicht die Frage beantworten, was ist, wenn man sich ein System nur zum Bitcoin-Crunchen hinstellt. Demzufolge haben wir nachfolgend eine kleine eigene Rechnung aufgetan, welche auch unterschiedliche Verwendungszwecke berücksichtigt.

Radeon HD 5970
(reiner Bitcoin-PC)
Dual Radeon HD 5970
(reiner Bitcoin-PC)
Radeon HD 5870
(nebenbei 22h)
Radeon HD 6970
(nebenbei 22h)
Verwendung reiner Bitcoin-Rechner mit günstigen (teilweise gebrauchten) Komponenten und 24h-Laufzeit allein für Bitcoin normaler Home-Rechner für den Alltagseinsatz mit zusätzlicher Bitcoin-Aufgabe, wird zu 22h mit Bitcoin beschäftigt: keine Anrechnung der Hardware-Kosten, Anrechnung der Stromkosten für die zusätzliche Systemlaufzeit (24h anstatt sonst 6h) und für die zusätzliche Lastzeit der Grafikkarte (22h)
Ausgangslage Strompreis: 25 Eurocent/kWh; Bitcoin: 11 Dollar, Euro/Dollar: 1,42; Bitcoin-Schwierigkeit: 1888787 (auf dieser Schwierigkeit ergeben 100 mhash/s 19,437 Bitcoins im Jahr); Wattage-Ermittlung der Grafikkarten gemäß FurMark- und Idle-Messungen seitens HT4U
mhash/s 514,3 1028,6 296,5 360,0
Bitcoin/Jahr 100,0 199,9 57,6 70,0
Einnahmen/Jahr 1100$ 2199$ 634$ 770$
Investition 610€ 950€ - -
Stromverbrauch 341W 632W 270W 420W
Stromkosten/Jahr 747€ 1384€ 509€ 804€
Gewinn/Jahr -200€ -223€ -62€ -101€

Diese Aufrechnung hat natürlich hier und da Optimierungsmöglichkeiten – man könnte beim Hardware-Preis vielleicht noch weiter sparen und wer einen günstigeren Strompreis als 25 Cent/kWh hat, kommt auch etwas besser weg. Die größeren Unwägbarkeiten dieser Rechnung liegen jedoch beim stark schwankenden Bitcoin-Preis und bei der stetig steigenden Bitcoin-Schwierigkeit (die Schwierigkeit, eine Bitcoin auszurechen, steigt unaufhörlich, so daß in Zukunft ein immer größerer Hardware-Einsatz vonnöten wird, um auf dieselbe Bitcoin-Ausbeute zu kommen). Insbesondere angesichts letzter Gewissheit kann man sagen, daß Bitcoin-Crunchen im Homeeinsatz – ob mit einem extra Bitcoin-Rechner oder aber mit dem normalen Rechner nebenbeiher – zu deutschen Strompreisen kaum lohnt. Zuletzt ging die Bitcoin-Schwierigkeit zwischen Juli und August in drei Stufen insgesamt um 37 Prozent nach oben, gleichzeitig fiel der Bitcoin-Preis wie schon genannt deutlich. Sollte allein der Schwierigkeits-Anstieg zukünftig ähnlich weitergehen, halbieren sich die Einnahmen innerhalb nur eines Quartals – so schnell kann niemand Hardware nachrüsten, die Anschaffungskosten gar nicht eingerechnet.

Die VR-Zone hat angeblich die Listenpreise zu Sandy Bridge E, welche beim Core i7-3960X mit 999 Dollar erwartungsgemäß, beim Core i7-3930K mit 563 Dollar und beim Core i7-3820 mit 294 Dollar jedoch erstaunlich zahm ausfallen. Der Core i7-3930K ist damit sicherlich die CPU der Wahl im HighEnd-Bereich, diesen Prozessor trennen vom Core i7-3960X nur 100 MHz Takt und 3 MB Level3-Cache mehr, was aber bei sowieso schon 3.2 GHz Takt bzw. 12 MB Level3-Cache keinen beachtbaren Performanceunterschied mehr ergeben wird. Interessant wird eher sein, inwiefern sich der Core i7-3930K gegenüber AMDs Bulldozer-Prozessoren soweit absetzen kann, daß der Intel-Prozessor seinen Mehrpreis rechtfertigen kann. Der Core i7-3820 ist dagegen mit 294 Dollar Listenpreis erstaunlich niedrig angesetzt – dies liegt unterhalb des Core i7-2600K, welchen der Core i7-3820 durch einen geringen Mehrtakt, etwas mehr Level3-Cache und die klar bessere Plattform doch beachtbar überflügeln sollte.

AMD Preislage Intel
  999$ Core i7-3960X
Sandy Bridge E, 6 Kerne + HT, 3.3 GHz (TM 3.9 GHz), 1.5 MB L2, 15 MB L3
Sockel 2011, X79-Chipsatz, PCI Express 3.0, QuadChannel DDR3/1333
  583$ Core i7-3930K
Sandy Bridge E, 6 Kerne + HT, 3.2 GHz (TM 3.8 GHz), 1.5 MB L2, 12 MB L3
Sockel 2011, X79-Chipsatz, PCI Express 3.0, QuadChannel DDR3/1333
FX-8150
Bulldozer, 8 Kerne, 3.6 GHz (TC 4.2 GHz), 8 MB L2, 8 MB L3
Sockel AM3+, 8er/9er Chipsätze, PCI Express 2.0, DualChannel DDR3/1866
300-350$  
  317$ Core i7-2600K (oder schnelleres Modell)
Sandy Bridge, 4 Kerne + HT, 3.4 GHz (TM 3.8 GHz), 1 MB L2, 8 MB L3
Sockel 1155, 6er Chipsätze, PCI Express 2.0, DualChannel DDR3/1333
  294$ Core i7-3820
Sandy Bridge E, 4 Kerne + HT, 3.6 GHz (TM 3.9 GHz), 1 MB L2, 10 MB L3
Sockel 2011, X79-Chipsatz, PCI Express 3.0, QuadChannel DDR3/1333
  294$ Core i7-2600 (oder schnelleres Modell)
Sandy Bridge, 4 Kerne + HT, 3.4 GHz (TM 3.8 GHz), 1 MB L2, 8 MB L3
Sockel 1155, 6er Chipsätze, PCI Express 2.0, DualChannel DDR3/1333
FX-8100
Bulldozer, 8 Kerne, 2.8 GHz (TC 3.7 GHz), 8 MB L2, 8 MB L3
Sockel AM3+, 8er/9er Chipsätze, PCI Express 2.0, DualChannel DDR3/1866
250-300$  

Durch die höherwertigere Plattform kann es aber auch problemlos passieren, daß ein System mit Core i7-3820 trotz des niedrigeren Prozessorpreises letztlich nicht günstiger ausfällt als ein System mit dem nominell mehr kostenden Core i7-2600K – insofern ist diese scheinbar niedrige Preisgestaltung beim Core i7-380 dann vielleicht doch wieder zu rechtfertigen. Zudem steht immer noch potentiell im Raum, daß Intel nach dem Erscheinen der Bulldozer-Prozessoren neue reguläre Sandy-Bridge-Modelle mit höherem Takt zum gleichen Preis anstelle von Core i7-2600 & 2600K in den Markt bringt. Dies hängt letztlich primär an der konkreten Performance sowie am exakten Preispunkt von AMDs Bulldozer-Prozessoren ab – je nachdem wie AMD diese in den Markt einordnet, wird Intel entsprechend die Notwendigkeit zu einer Korrektur des eigenen Portfolios sehen oder eben keine Notwendigkeit dazu. Was dagegen ziemlich unwahrscheinlich ist, sind Preissenkungen seitens Intel – wenn, dann wird man immer mit schnelleren CPUs zum gleichen Preis reagieren.

Newskorrektur: In den News des 12. August zur "Unlimited Detail Technology" von Euclideon stammen zwei der gezeigten sechs Screenshots nicht von der Euclideon-Engine, sondern sind aus dem Spiel "Bulletstorm" – so waren von Euclideon rein zur Demonstration der Unterschiede bei der Detaildichte gedacht. Dies wurde unsererseits leider nicht beachtet und demzufolge wurden die falschen Screenshots gepostet, was nun aber inzwischen korrigiert ist. Unterschiedliche Meinungen gibt es hingegen zur Frage, ob die versprochene Performance-Verbesserung auf das Dreifache nun mittels weiterer Optimierungen oder erst durch den Einsatz von Grafikkarten als Beschleuniger erreicht werden soll. Da dieser Punkt mehrfach im Interview in verschiedenen Variationen angesprochen wurde, ist es letztlich nicht ganz sicher zu klären, auf was sich diese Performanceprognose bezieht. Sicher ist aber, daß auch mit der dreifachen Performance (unter 1024x768 dann also 45-60 fps) eine Spielbarkeit unter FullHD aka 1920x1200/1080 nicht zu gewährleisten wäre.