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News des 16./17. Dezember 2009

Die beim Guru3D aufgetauchten angeblichen GeForce GTX 360/380 Benchmarks sind inzwischen von mehreren Stellen als Fäschung bezeichnet worden, so daß man diese leider nicht ernst nehmen kann. Es wäre auch zu schön, jetzt schon Benchmark-Werte von Grafikkarten zu haben, welche frühstens im Februar 2010 lieferbar sein werden und zu welchen nVidia zu diesem Zeitpunkt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch keinerlei finale Taktraten festgelegt hat. Zudem ist es natürlich vermessen anzunehmen, die kleinere GF100-Ausführung könnte sich noch mit der DualChip-Grafikkarte Radeon HD 5970 messen – dies hat nVidia nicht einmal bei der letzten DirectX10-Generation erreicht und dürfte sich mit den Taktproblemen des GF100-Chips auch unmöglich erreichen lassen. In jedem Fall hilft bei der GF100-Performance nur abwarten – deutlich vor dem Februar 2010 dürfte es kaum entsprechende Werte geben.

Golem berichten über die Fortschritte bei Intels Fertigungstechnologie bzw. was der Prozessorenbauer diesbezüglich für die nächsten Jahre geplant hat. So ist die der 32nm-Fertigung nachfolgende 22nm-Fertigung für das Jahr 2011 geplant und derzeit schon in der Erprobungs-Phase. Größere Probleme sind hier eigentlich nicht zu erwarten, da die 22nm-Technologie der 32nm-Technologie ziemlich ähnlich ist. Für 16nm (geplant 2013) und 11nm (geplant 2015) ist dagegen noch einiges an Forschungsarbeit notwendig, da noch nicht alle technischen Probleme auf dem Weg zu diesen kleinen Strukturen gelöst sind. Jene Zeitpläne entsprechen zwar formell noch Intels Tick-Tock-Strategie (jedes Jahr abwechselnd eine neue Architektur bzw. ein neues Fertigungsverfahren), sind aber sicherlich nicht in Stein gemeißelt – gerade da Intel derzeit schon etwas zurückhängt.

Intel-Fertigungsverfahren bis 2015

So wurde die für 2008 angesetzte Nehalem-Prozessorenarchitektur auch erst kurz vor Jahresende mit einigen HighEnd-Modellen an den Start gebracht, welche allerdings eben aufgrund ihrer HighEnd-Ausrichtung kaum marktwirksam werden konnten. Erst dieses Jahr gab es erste Nehalem Mainstream-Modelle, richtig vollständig wird die Serie aber erst mit den kommenden DualCore-Nehalems. Gleichzeitig findet der eigentlich auf 2009 angesetzte Umschwung auf die 32nm-Fertigung nun eben doch erst im Jahr 2010 statt. Realistisch betrachtet sollte Intel aber bei allen seinen Zeitplänen derzeit ein Jahr hinzurechnen, mittel- und langfristig kann es auch mehr werden. Und gerade das Vorhaben, jedes zweite Jahr eine neue Fertigungstechnologie zu bringen, dürfte mit der Zeit schon rein technologisch immer schwieriger umzusetzen sein. Andererseits werden die Prozessorenbauer langfristig genau zu diesem Schritt gezwungen, denn mit der Zunahme des LowCost-Segments am Gesamtmarkt kommt einer möglichst kostengünstigen Fertigung eine immer größere Bedeutung zu.

Anscheinend als Reaktion auf Intels 32nm Sechskern-Prozessoren wird AMD laut den X-bit Labs seine neue HighEnd-Prozessoren auf Basis des "Magny Cours" Kerns ebenfalls schon im März 2010 vorstellen. Bei "Magny Cours" handelt es sich grundsätzlich um verdoppelte "Istanbul"-Kerne, für "Magny Cours" werden halt nur zwei dieser Kerne aufs Prozessorenträgermaterial gesetzt und miteinander verschaltet (ähnlich wie bei Intels Core 2 Quad, ein solcher Vierkern-Prozessor besteht technisch aus zwei miteinander verschalteten DualCore-Prozessoren). Der Clou bei "Magny Cours" ist schlicht, daß die Grundlage in Form des "Istanbul"-Kerns bereits ein Sechskern-Prozessor ist – bei "Magny Cours" wird es sich also um Zwölfkern-Modelle handeln, womit Intel den sechs physikalischen Rechenkernen samt sechs logischen Rechenkernen (durch HyperThreading) von Intel entgegentreten will.

Allerdings sind solche Boliden auch nur im Server-Bereich sinnvoll einsetzbar – und so plant AMD auf Basis dieses Kerns derzeit nur Opteron-Modelle für den neuen Sockel G34 mit gleich 1944 Pins. Aufgrund dieses Sockel-Unterschieds wird man diese "Magny Cours" Prozessoren auch nicht auf Desktop-Platinen einsetzen können – im Gegensatz zu Intels (kleinen) Xeon-Modellen, die im Sockel 1366 daherkommen und damit (nach einem BIOS-Update) auch auf gewöhnlichen Desktop-Boards laufen. Allerdings wird AMD wenigstens den "Istanbul"-Kern auch für "echte" Desktop-Prozessoren benutzten, wahrscheinlich in Form eines Phenom II X6 für den Sockel AM3. Welche Taktfrequenzen und welche Preise von einem solchen Prozessor zu erwarten sind, bleibt aber vorerst noch unbekannt.

Intel bekommt nun auch noch Ärger mit den US-Wettbewerbshütern von der FTC, welche dem Prozessorenbauer (wie schon andere Wettbewerbshüter zuvor) illegale Marktpraktiken zur Unterdrückung von Konkurrenz vorwerfen. Speziell bezogen auf den Prozessorenbereich geht es dabei vorwiegend um jahrelang zurückliegende Fälle aus der Pentium-4-Ära, als Intel den Markterfolg der schnelleren Athlon-Prozessoren durch Knebelverträge mit großen OEMs etc. zu verhindern versuchte. Da sich Intel inzwischen in diesem Punkt voll und ganz mit AMD geeignet hat und zudem die Zeit der Knebelverträge auch vorbei ist, bleibt abzuwarten, was hierbei noch herauskommt. Interessanter, da zeitlich näher gelegen, ist dagegen der Vorwurf, Intel würde auch auf dem Grafikchip-Sektor ein Monopol aufzubauen versuchen und dabei den Wettbewerb behindern – namentlich wurde hierbei sogar nVidia genannt.

Hierbei könnte indirekt endlich mal die Intel-Politik bei der Vergabe von Lizenzen für Mainboard-Chipsätze auf den Tisch kommen, mittels welcher sich Intel wie AMD derzeit komplett vom Wettbewerb abkoppeln. Allerdings rennen speziell beim Thema der integrierten Grafikchips die Wettbewerbshüter der FTC wieder einmal der Zeit maßlos hinterher, denn mit dem Aufkommen von CPUs mit integriertem Grafikchip (in den kommenden Core i3/i5 Prozessoren auf Clarkdale-Basis) erübrigt sich diese Fragestellung demnächst gänzlich. Dabei könnte man durchaus die Vermutung aufstellen, daß Intel diesen technologischen Schritt zum Teil auch wegen der sich schon lange abzeichnenen Konflikte mit den Wettbewerbshütern bewußt so geplant hat.

Trotzdem bleiben natürlich noch gewisse Ansatzpunkte: Beispielsweise die Bundle-Politik im Atom-Bereich, wo Intel angeblich das Bundle aus Prozessor und Chipsatz (nach Abzug der Rabatte) zum gleichen Preis anbietet wie den Prozessor allein – oder auch generell die Lizenzvergabe im Chipsatz-Bereich, wo es schließlich nahezu unmöglich ist, mit Intel ins Geschäft zu kommen. Allerdings dürfte sich die Sache wie üblich einige Jahre hinziehen (und noch viel länger, wenn Intel das Ergebnis nicht gefällt und man endlose Einsprüche einlegt), womit ein endgültiger Urteilsspruch unter Umständen erst zu einer Zeit gefällt werden wird, wo kaum noch jemand etwas mit dieser Technik anfangen kann, um welche sich der Streit eigentlich einmal drehte.