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News des 15. Oktober 2009

Gemäß HT4U gehen die guten Idle-Stromverbrauchswerte der Radeon HD 5700 & 5800 Serie umgehend in Luft auf, wenn man einen zweiten Monitor anschließt – dann geht es beispielsweise mit der Radeon HD 5850 gleich bis auf 50 Watt Idle-Stromverbrauch hinauf, mit nur einem Monitor sind es nur 18 Watt. Grund hierfür ist die Entscheidung seitens ATI, im MultiMonitor-Betrieb nicht den Speichertakt abzusenken, weil dies – technisch bedingt – in einem kurzzeitigen Flackern des Desktops resultieren würde. Diesbezüglich ist die Entscheidung von ATI halbwegs nachvollziehbar – schade ist aber, daß man es nicht dem Anwender überläßt zu entscheiden, ob man mit diesem kurzzeitigen Flackern leben will. Dieser kann beispielsweise mit dem RivaTuner die Karten auch im MultiMonitor-Betrieb zum Absenken des Speichertakts zwingen – besser wäre aber, wenn ATI diese Option gleich im Catalyst-Treiber anbieten würde.

Wir greifen den Gedanken aus der gestrigen News zur voraussichtlichen Plazierung der noch kommenden DirectX11-Chips von ATI und nVidia nochmals auf und wollen das ganze noch etwas besser illustrieren. Beide Hersteller gehen ja diese Grafikchip-Generation mit jeweils mindestens vier Grafikchips an (bei nVidia sollen es gemäß anderen Meldungen gar fünf sein, was noch abzuwarten bliebe), womit alle vier üblichen Marktsegmente diesesmal jeweils einen Grafikchip abbekommen werden. Dies ist notwendig, weil die Leistungsunterschiede zwischen LowCost- und HighEnd-Segment einfach enorm sind – beispielsweise arbeitet ATI innerhalb der Radeon HD 4000 Serie mit 800 Shader-Einheiten im HighEnd-Segment, im LowCost-Segment geht dies bis auf 80 Shader-Einheiten herunter – ein Unterschied von 10:1. Da zudem der Leistungsbedarf im LowCost-Segment nicht besonders wächst (weil diese Karten fürs Spielen sowieso zumeist zu langsam sind und rein für 2D- und MultiMedia-Aufgaben nicht schneller werden müssen), dürfte dieser Unterschied demnächst auch nicht kleiner werden.

Daß für die Grafikchip-Entwickler sich daraus ergebende Problem ist, daß damit schon ein Grafikchip im LowCost-Segment dafür draufgeht, schlicht absolute Mindestanforderungen im Preisbereich von 30 bis 40 Euro zu erfüllen. Jetzt kann man versuchen, die darüberliegenden Marktsegmente mit nur zwei Grafikchips zu bestreiten, dies bringt jedoch aufgrund des sehr weit auseinandergezogenen Preisspektrums nur Nachteile mit sich: Man muß zur Erfüllung dieser Aufgabe die zwei Grafikchips jeweils recht groß ansetzen, um für das Spitzenprodukt die notwendige Leistungsfähigkeit zu haben – was dann aber auch bedeutet, daß aufgrund dieses großen Ansatzes die jeweils kleinsten Versionen dieses Grafikchips vergleichsweise teure Produkte sind. Besser fährt man mit insgesamt vier Grafikchips pro Generation, weil damit für jede Preisklasse ein wirtschaftlich passendes Produkt angeboten werden kann – wofür sich nun auch ATI und nVidia entschieden haben.

ATI/nVidia Produktportfolio Oktober 2009

Trotzdem gibt es hier deutliche Unterschiede in den jeweiligen Auslegungen dieser Philosophie: Denn weiterhin setzte ATI seine Chips etwas niedriger an, reicht also beispielsweise der RV870-Chip bei der Radeon HD 5850 bis ins Performance-Segment hinunter und ist der RV840-Chip so ein wenig in der Mitte zwischen Mainstream- und Performance-Segment angesiedelt. nVidia geht hier vermutlich einen anderen Weg und setzt alle seine kommenden Fermi-Chips generell etwas höher an, so daß es jeweils klare Angebote für Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segment gibt. Damit werden wohl weniger die Grafikchips selber, sondern nur noch die einzelnen Karten gut miteinander vergleichbar sein. So dürfte sich beispielsweise die Situation ergeben, daß die größte Ausführung des Performance-Chips von nVidia im gleichen Feld spielt wie die kleinste Ausführung (Radeon HD 5850) des HighEnd-Chips (RV870) von ATI.

Rechnet man im übrigen zu obigen Diagramm die (nicht eingezeicheten) jeweiligen Releasetermine hinzu, fällt auf, daß nVidia derzeit deutlichst und über das gesamte Preisspektrum im Release-Rückstand ist, während ATI trotz eigentlich gut laufender Radeon HD 4000 Serie schon kräftig dabei ist, die Radeon HD 5000 Serie in den Markt zu bringen. nVidia deckt dagegen gerade einmal Performance- und HighEnd-Segment mit der letzten DirectX10-Generation in Form des GT200b-Chips ab, für die darunter liegenden Marktsegmente müssen immer noch die Grafikchips der eigentlich alten G9x-Klasse herhalten. Diese sollten eigentlich schon Anfang des Jahres 2009 durch neue DirectX10-Chips auf Basis der GT200-Architektur ersetzt werden, was aber erst jetzt und in abgespeckter Form (der GT212 für das Performance-Segment fehlt, da gestrichen) passiert.

Damit muß nVidia in einem Moment, wo ATI wie gesagt schon die Radeon HD 5000 Serie in der Hälfte des Marktspektrums stehen hat, immer noch mit einer Mischlösung aus GT2xx-basierenden und G9x-basierenden Lösungen auskommen – so gesehen liegt nVidia derzeit wirklich deutlich mit seiner Release-Strategie zurück. Gerettet wird dies nur dadurch, daß die angebotenen älteren nVidia-Chips immer noch ihre Leistung bringen, aber dennoch stammt ein Großteil des nVidia-Angebots technologisch eben noch aus der ersten DirectX10-Generation. Für nVidia ist die kommenden Fermi-Architektur also nicht einfach nur die erste DirectX11-Generation, sondern auch die seit langem notwendige Ablösung des aktuellen Produktportfolio-Mischmaschs aus Lösungen verschiedener, teilweise (relativ) weit zurückliegender DirectX10-Architekturen.

Der Heise Newsticker meldet ganz passable AMD-Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2009: Zwar ist man weiterhin im Minus, aber der Abstand zur schwarzen Null sieht nunmehr klar überbrückbar aus. Ausgelöst wurde dies wahrscheinlich durch die steigenden Umsätze bei AMD – wenn man hier noch etwas weiter zulegen kann, könnte AMD somit sogar wieder den Plus-Bereich erreichen. Dazu könnten sicherlich auch die neuen Radeon HD 5700 & 5800 Grafikkartenserie beitragen, während es im CPU-Geschäft eher durchwachsen aussieht, nachdem Intel nunmehr seine Nehalem-Prozessorenarchitektur auch ins Mainstream- und zukünftig auch ins LowCost-Segment bringt und AMD hier kaum noch kontern kann. Intel hatte seine Geschäftszahlen schon bekanntgegeben und konnte dabei ein noch viel besseres Ergebnis feiern – der Umsatz liegt zwar noch etwas unter den Spitzenwerte vor der Wirtschaftskrise, der Gewinn ist aber schon wieder auf das frühere hohe Niveau zurückgekehrt.