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News des 9. Oktober 2009

Die auf SemiAccurate zurückgehende Meldung vom Mittwoch, nVidia würde sich für die nächste Zeit aus dem Performance- und HighEnd-Markt zurückziehen, hat sich inzwischen als ziemlicher Unsinn erwiesen. Laut dem Heise Newsticker hat nVidia zwar Lieferschwierigkeiten beim GT200/b-Chip eingeräumt, weist aber alle Gerüchte über einen Produktionsstop zurück. Damit dürfte diese Meldung vollkommen erledigt sein, denn End-of-Life-Notizen sind in aller Regel nichts, was man verheimlicht. Keine Ahnung, was SemiAccurate da getrieben hat, so etwas in die Welt zu setzen – aber es senkt natürlich den Wert dieser Quelle ganz erheblich. Abschließend sei nochmals festgestellt, daß nVidia seinen GT200/b-Chip nicht aus dem Markt nimmt, sondern ganz im Gegenteil derzeit mehr Bestellungen hat als man ausliefern könnte.

Der Heise Newsticker berichtet zu den schon im Januar 2010 anstehenden Nehalem-basierten DualCore Mobile-Prozessoren auf Basis des Arrandale-Kerns, welche unterhalb der bereits vorgestellten Nehalem-basierten QuadCore Mobile-Prozessoren auf Basis des Clarksfield-Kern antreten werden. Der Arrandale-Kern entspricht dabei dem Clarkdale-Kern des Desktop-Segmets und bietet daher zwei Rechenkerne samt HyperThreading, den TurboMode, den integrierten Speichercontroller und eine integrierte Grafik auf Basis von Intels GMA-Serie. Die Namenswahl, nachder fast alle der von 1.06 bis 2.66 GHz reichenden Arrandale-Modelle als "Core i7" in den Markt kommen werden, ist natürlich verwirrend, da man sich unter einem Core i7 üblicherweise mindestens einen Prozessor mit vier Rechenkernen vorstellt.

Leider ist aktuell noch nicht bekannt, wie sich der TurboMode der Arrandale-Prozessoren im Zweikern-Betrieb verhält – bislang liegen nur diesbezügliche Daten zum Einkern-Betrieb vor. Gut möglich, daß in dieser Frage sogar die mobilen QuadCore-Prozessoren vorn liegen, welche unter dem TurboMode im Zweikern-Betrieb bis auf 3.06 GHz Takt kommen – jene QuadCore-Prozessorn könnten dann unter Umständen sogar die schnelleren DualCore-Modelle sein ;). Ein kleiner Negativpunkt der DualCore-Modelle ist zudem die zwangsweise Intel-Grafik, welche sich nur für Business-Notebooks sinnvoll nutzen läßt – ansonsten ist jede andere integrierte Lösung von ATI und nVidia klar besser. Da aber in diesem Fall die Grafik bereits in die CPU integriert wurde, ist es fraglich, ob man einen solchen Prozessor überhaupt noch mit einem Mainboard-Chipsatz mit integrierter Grafik paaaren kann – wenn, dann wird wohl eine extra Grafiklösung fällig, was allerdings im LowCost-Bereich viele Notebook-Hersteller aus Kostengründen scheuen dürften.

Hier wird die integrierte Intel-Grafik der Clarkdale/Arrandale-Prozessoren also letztlich dazu führen, daß mehr Nutzer im LowCost-Bereich keine Wahl mehr haben und die langsame und in vielen Spielen mit Darstellungsproblemen aufwartende Intel-Grafik werden benutzen müssen. Andererseits hat die integrierte Grafik in einem Gerät mit extra Grafikkarte auch den kleinen Seitennutzen, daß sie sich dann abschaltet und somit nicht mehr die Prozessor-Verlustleistung belastet – und an dieser hängt schließlich das Wirken des TurboMode. Intel hat dies bei den Arrandale-Prozessoren sogar direkt so eingebaut: Die vollen 3.33 GHz TurboMode-Takt des regulär mit 2.66 GHz taktenden DualCore-Spitzenmodells Core i7-620M gibt es nur bei einem abgeschalteten Rechenkern und wenn die Grafiklösung wenig Last hat. Der Idealfall wäre somit ein Arrandale-Prozessor in einem Notebook mit extra Grafiklösung – erst damit kann man die volle Ausnutzung des TurboMode garantieren.

Und selbst wenn die mobilen QuadCore-Modelle im TurboMode eventuell den schnelleren ZweiKern-Betrieb bieten sollten (und daneben eben noch ihre vier Rechenkerne haben, wenn dies erforderlich sein sollte), so erreichen diese Prozessoren jenes Ziel generell nur unter einer klar höheren Verlustleistung (45W und 55W TDP). Wenn es ein ausgewogenes System mit Wert auf Batterielaufzeit zum bezahlbaren Preis sein soll, sind jene DualCore-Modelle auf Arrandale-Basis (35W TDP inkl. Grafikeinheit) klar vorzuziehen. Gerade die Nehalem-basierten DualCore-Modelle sollten eigentlich noch stromsparende Notebooks als bisher ermöglichen, da im Gegensatz zu den aktuellen Core-2-basierten Modellen bereits die Northbridge des Mainboard-Chipsatzes integriert wurde (12W TDP), hinzu kommt die kleinere 32nm-Fertigung. Mit den LowVoltage- und UltraLowVoltage-Modellen von Arrandale sollte sich da einiges machen lassen – ohne dabei großartig auf Performance verzichten zu müssen.

Unter anderem der Spiegel berichtet über die nun praktischen Auswirkungen der Anerkennung von Eolas' Webbrowser-Patent: Nachdem die Firma aus Microsoft schon 565 Millionen Dollar herausgeholt hatte, bereitet man nun ähnliche Klagen gegen zwei Dutzend anderer bedeutender IT-Firmen vor. Dabei handelt es sich hierbei um ein klassisches Ideen-Patent: Es geht schlicht darum, auf einer Webseite mittels eines Browsers eine andere Anwendungen oder andere Objekte aufzurufen. Damit sind nicht nur Sonderfälle wie beispielsweise eine direkte Verbindung zu einem Office-Programm gemeint, sondern alles was nicht direkt vom Browser ausgeführt wird – also auch Flash, Videos und alle möglichen PlugIns. Selbst wenn die andere Anwendung bzw. das andere Objekt vom Browser mittels ActiveX oder JavaScript direkt aufgerufen wird, gilt Eolas Patent.

Damit wird auch deutlich, daß das Eolas-Patent selbst keinerlei technische Lösung bietet – es wurde nur die Idee patentiert, daß man vielleicht irgendwelche Fremdobjekte über Webseiten und Browser aufrufen könnte. Dies wäre beispielsweise in Deutschland lange nicht patentierbar, da hierbei gar keine technische Lösung für das angesprochene Problem vorliegt. Zudem sind in Deutschland regulärerweise keine Ideen patentierbar – man kann sich eine technische Lösung für ein Auto patentieren lassen, aber nicht die Idee des Autofahrens als solche. In den USA sieht dies bekannterweise anders aus, hier sind auch Software, Ideen und Geschäftsmodelle patentierbar. Über den Punkt der Einbindung von Objekten mittels ActiveX stolperte seinerzeit schon Microsoft – und nachdem Eolas nunmehr auf ganzer Linie damit Erfolg hatte und sich nichts mehr finden läßt, was formal gegen dieses Patent spricht, sind halt die anderen IT-Firmen dran.

Im Endeffekt handelt es sich also um ein Problem des US-Patentwesens, welches hiermit offen zu Tage tritt. Normalerweise sollte man diesen aufgrund der geforderten Geldsummen schwergewichtigen Fall zum eingehenden Nachdenken darüber benutzen, ob man solcherart "Patente" weiterhin erteilen will: Denn dem Prinzip, daß das Patentwesen diejenigen schützen soll, welche Innovationen vorlegen, entspricht dieser Fall keineswegs – schließlich hat Eolas nie irgendeinen Fortschritt erzielt, sondern profitiert vielmehr vom Fortschritt anderer (ungefähr so, als würde man sich die Idee der Urlaubsreise zu irgendeinem Planeten patentieren lassen – und wenn es dann andere Leute technisch möglich machen, von denen abkassiert). Ob dies in den USA aufgrund der starken Lobby zugunsten von Software- und Idee-Patenten möglich wird, wäre allerdings zu bezweifeln – es wäre allerdings schon viel gewonnen, wenn in Europa solcherart Patente nicht erteilt und anerkannt werden.