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News des 11. August 2009

Vmodtech (maschinelle Übersetzung ins deutsche) berichten über einen auf zwei Rechenkerne freigeschalteten Sempron-Prozessor auf K10-Basis. Jener Sempron 140 mit 2.7 GHz Takt läuft offiziell unter dem Codenamen "Sarpas", ist aber technisch ein auf einen Rechenkern limitierter "Regor" – aus welchen wie bekannt der DualCore-Prozessor Athlon II X2 gewonnen wird. Man ging dabei wieder über die ACC-Funktion des Mainboard-BIOS und musste dann nur noch Glück haben, daß der zweite Rechnerkern nicht irgendwo einen Siliziumfehler hat. Danach stand dann aber ein vollwertiger Athlon II X2 Prozessor zur Verfügung, welcher sich sogar auf 3.7 GHz übertakten lies – für einen Kaufpreis von ca. 35 Euro aller Ehren wert.

Eingehender mit dieser Unlocking-Methode bei AMDs K10-Prozessoren haben sich TweakPC beschäftigt. Wie bekannt, ist die Grundvoraussetzung dafür erst einmal die ACC-Funktion aktueller Mainboards für AMD-Prozessoren. Allerdings hatte AMD auch angekündigt, dieser (zu) einfachen Methode mittels neuer BIOS-Versionen einen Riegel vorzuschieben. Dagegen ergriffen und ergreifen die verschiedenen Mainboard-Hersteller allerdings ihre Gegenmaßnahmen – bei MSI nennt sie sich beispielsweise "EC Firmware" und aktiviert faktisch das ACC-Feature erneut, auch wenn der Name gänzlich anders klingt. Andere Mainboard-Hersteller haben ähnlich funktionierende neue Optionen in ihren BIOSen aufgenommen, so daß der Freischaltversuch bei AMD-Prozessoren weiterhin breitflächig möglich ist – sofern es die jeweiligen Prozessoren denn auch wirklich und stabil mitmachen.

Expreview berichten hingegen über einen Software-Hack, welcher unter gewissen Umständen SLI auch auf einem P45-Mainboard ermöglicht. Bislang ist SLI auf Intel-basierten Mainboards nur mit dem X58-Chipsatz möglich, allerdings soll auch der kommende P55-Chipsatz SLI (und wie üblich CrossFire) unterstützen. Mittels dieses (noch nicht zum Download freigegebenen) Software-Hacks konnte die Funktionsweise von SLI nun auch mit einem P45-Mainboard nachgewiesen werden – mit allerdings der Einschränkung, daß man bislang noch im "Directory Services Restore Mode" booten muß – eine Option, die unserem Wissen nach nur unter Windows Server 2003 zur Verfügung steht.

Der Software-Hack scheint dabei in dem Sinne die Restriktionen von nVidias SLI-Treiber komplett abzuschalten – so wurde angeblich auch SLI mit verschiedenen Grafikkarten (GeForce 8600 GT und GeForce GTX 260) und nachweislich auch SLI mit gleichen Grafikkarten unterschiedlicher Taktfrequenz möglich. Ob dies im Alltagseinsatz dann wirklich zufriedenstellend läuft, bliebe abzuwarten – für den Augenblick arbeitet der Programmierer des Software-Hacks sowieso erst einmal daran, daß jener Software-Hack auch ohne vorgenannte Bootoption läuft. Vorher dürfte die Sache aber sowieso kaum spruchreif werden, wenn das ganze – wie unsererseits vermutet – derzeit nicht unter einem normalen Windows XP/Vista/7 funktioniert.

Wahrscheinlich viel interessanter ist die schon genannte Information, daß SLI auf dem P55-Chipsatz möglich sein wird. Im Gegensatz zum X58-Chipsatz, wo sich Intel direkt um eine SLI-Lizenzierung des Chipsatzes gekümmert hat, ist dies beim P55-Chipsatz allerdings eine Angelegenheit der einzelnen Mainboard-Hersteller, welche ihre Mainboards einzeln bei nVidia SLI-zertifizieren lassen müssen. Diese Option stand den Mainboard-Herstellern natürlich schon früher offen, wurde aber vor dem X58-Chipsatz nicht genutzt – inzwischen scheint sich die Sache halbwegs eingespielt zu haben. Eine Einschränkung ist natürlich, daß wohl nicht jedes P55-Mainboard auf dem Markt SLI-fähig sein wird – je nachdem, ob es vom Mainboard-Hersteller nVidia zur SLI-Zertifizierung vorgelegt wird oder nicht.

Eine andere Einschränkung erscheint dagegen nicht so bedeutend, sollte aber dennoch beim Rechnerkauf Beachtung finden: Offenbar begrenzt nVidia (oder Intel) den SLI-Support explizit auf die Core i5/i7 Prozessoren. Dies ist natürlich ein mehr aus ausreichendes Produktprogramm, schließlich umfaßt diese Spanne Clarkdale-, Lynnfield- und Bloomfield-basierte Nehalem-Modelle. In jedem Fall schieben sich die kommenden P55-Platinen damit absolut in die Poleposition, denn mit der Unterstützung von sowohl SLI als auch CrossFire muß man keine Konkurrenz mehr fürchten. Alternative Angebote sind wenn dann nur von nVidia selber zu erwarten (und möglicherweise von SiS im LowCost-Bereich), wobei nVidia derzeit keine (von Intel auch anerkannte) Nehalem-Buslizenz innehat. Gut möglich, daß man sich bei nVidia mit den Ergebnissen aus den SLI-Lizenzen zufriedengibt, wo schließlich ohne große Arbeit auch so Geld in die Kasse kommt.

Insbesondere, wenn SLI anscheinend von nahezu allen wichtigen Retail-Herstellern auf deren P55-Boards angeboten wird, dürfte da doch schon eine gewisse Summe zusammenkommen (nVidia verlangt angeblich 5 Dollar pro SLI-zertifiziertem Mainboard). Einen kleinen unüberwindbaren Nachteil hat SLI/CrossFire auf dem P55 allerdings immer: Dadurch, daß das PCI Express 2.0 Interface direkt in die CPU integriert ist und nur 16 PCI Express Lanes aufweist, ist SLI/CrossFire mit zwei Grafikkarten auf dem P55 immer auf eine Anbindung von 2x8 PCI Express Lanes limitiert, also nur 8 PCI Express Lanes pro Grafikkarte. Der Unterschied zu einer 2x16 Anbindung ist derzeit noch gering im tiefen einstelligen Prozentbereich, trotzdem entspricht dies wenig dem absoluten HighEnd-Gedanken von SLI/CrossFire.

Richtig viel Aufregung gibt es derzeit um den sogenannten Internetausweis, mit welchem der bundesdeutsche Internetnutzer jederzeit eindeutig identifizierbar sein soll. Die Rheinische Post hatte einen selbigen (ohne große Erläuterungen) erwähnt, worauf die ganze Angelegenheit breite Wellen im Internet nach sich zog – auch wenn es inzwischen sogar ein Dementi des Innenministeriums gibt. Dabei ist die Sache allerdings nicht wirklich haltlos, die Pläne für einen solchen Ausweis existieren schon des längerem – unseren Wissens nach von Seiten des Wirtschaftsministeriums. Damit will man primär einen besser geschützten Zahlungsverkehr sowie eine einfachere Identifizierung beim eGovernement erreichen. Daß das ganze zu einer vollumfassenden Überwachung der Internet-Nutzer führen muß, ist nun eher eine Spekulation seitens der Rheinischen Post – welche im Internet natürlich bereitwillig aufgegriffen und weiter ausgemalt wurde ;).

Allerdings ist der exakte Text der Rheinischen Post diesbezüglich eigentlich viel zu kurz, um diese Behauptung ernsthaft aufstellen zu können – wirklich funktionieren würde das ganze schließlich nur, wenn man ohne diesen Ausweis nicht mehr ins Internet käme und alle Webseiten auf diesen zugreifen könnten. Selbiges steht allerdings nicht im Text der Rheinischen Post und selbiges ist bei den früheren Plänen zum Internetausweis auch nie so gesagt worden. Daß man diese allgemeine Überwachungsfunktionalität mit einem Internetausweis langfristig einmal erreichen kann, steht natürlich trotzdem außer Frage, womit ein solches Projekt immer reichlich skeptisch zu sehen ist. Den Teufel an die Wand zu malen bezüglich konkreter Pläne in diese Richtung hin ist allerdings derzeit etwas übertrieben – vor allem, da es genügend andere Überwachungsprojekte gibt, die aktuell ablaufen und viel eher diese Medienöffentlichkeit bräuchten.