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News des 6. August 2009

Laut SemiAccurate soll nVidia gleich vier GT300-Abkömmlinge für die weiteren Marktsegmente in Vorbereitung haben – was uns etwas viel erscheint, da die Grafikchip-Entwickler in der Vergangenheit immer versucht haben, mit nur drei Chipvarianten innerhalb einer Generation auszukommen und nVidia hier gerade notgedrungen auf vier Chipvarianten gegangen ist. Viel entscheidender ist aber die Information, daß derzeit keiner der GT300-Abkömmlinge sein Tape-Out bereits hinter sich gebracht hat, da nVidia bei neuen Architekturen üblicherweise den erfolgreichen Tape-Out des ersten Chips (GT300) abwartet, ehe man sich an diesen Schritt bei den kleinen Chip-Ausfertigungen macht. Dies macht auch Sinn, denn eine neue Architektur kann unerwartete Probleme im Chipdesign aufweisen – welche man besser löst, ehe man die neue Architektur in Richtung von mehr Chipvarianten verbreitert.

Dies bedeutet, daß man selbst bei einem schon fertigen Design für die Grafikchips der Performance-, Mainstream- und LowCost-Klasse erst einmal auf das vom Tape-Out zurückkommende Silizium der HighEnd-Variante wartet, dieses analysiert und erst wenn die ganze Angelegenheit gut aussieht, sich an einem Tape-Out dieser weiteren Chipvarianten versucht. Dies ergibt dann natürlich eine gewisse Verzögerung für die Performance-, Mainstream- und LowCost-Chips einer neuen Architektur, welche sich üblicherweise auf drei bis sechs Monaten nach der HighEnd-Variante beläuft. Insofern dürften sich die DirectX11-Chips für Performance-, Mainstream- und LowCost-Segmente von nVidia wohl erst im Frühjahr 2010 ankündigen. Wie dies bei ATI aussieht, ist nicht sicher bekannt – aber wenn ATI der vorgenannten Regel folgt, dürfte es auch nicht so schnell etwas werden mit DirectX11-Grafikchips für die Mainstream- und LowCost-Segmente seitens ATI.

Aus dem chinesischsprachigen Forum von PCOnline (maschinelle Übersetzung ins deutsche) kommen einige Gerüchte bezüglich der kommenden DirectX11-Chips von ATI. So soll die "Evergreen" genannte DirectX11-Chipserie am 17. September vorgestellt werden – ob dies dann schon ein Launch sein soll oder erst nur eine Ankündigung, bleibt dabei unklar. Für letzteres spricht, daß ATI die kleineren DirectX11-Chips kaum noch dieses Jahr launchen wird, somit könnte am 17. September erst einmal die ganze Chipfamilie theoretisch vorgestellt werden, während der eigentliche Launch der einzelnen Chips dann zum jeweils gegebenen Zeitpunkt stattfindet.

Zudem wurden auch die angeblichen Grafikchipgrößen der kommenden ATI DirectX11-Chips genannt – die dazu genannten Chip-Codenamen sind allerdings etwas vertauscht gegenüber den bisherigen Nennungen. Aber da Namen Schall und Rauch sind und diese Codenamen zudem auch in Kürze durch die eigentlichen Chipnamen abgelöst werden dürften, spielt das wohl weniger eine Rolle – viel interessanter ist natürlich, wie sicher diese Angaben sind, was sich derzeit allerdings unmöglich beantworten läßt. Die angegebenen Die-Flächen gehen jedenfalls in die Richtung, daß die DirectX11-Chips jeweils etwas größer werden als die Vorgänger-Generation, trotz des kleineren Fertigungsverfahrens.

RV7xx-Generation RV8xx-Generation
LowCost RV710-Chip
72mm² Die-Fläche in 55nm
242 Mill. Transistoren
80 Shader-Einheiten an einem 64 Bit DDR Speicherinterface
"Redwood"
120mm² Die-Fläche in 40nm
geschätzt 160-220 Shader-Einheiten an einem 64 oder 128 Bit DDR Speicherinterface
Mainstream RV730-Chip
146mm² Die-Fläche in 55nm
514 Mill. Transistoren
320 Shader-Einheiten an einem 128 Bit DDR Speicherinterface
"Juniper"
181mm² Die-Fläche in 40nm
geschätzt 500 bis 640 Shader-Einheiten an einem 128 Bit DDR Speicherinterface
Performance RV770-Chip
256mm² Die-Fläche in 55nm
956 Mill. Transistoren
800 Shader-Einheiten an einem 256 Bit DDR Speicherinterface
"Cypress" bzw. RV870
300mm² Die-Fläche in 40nm
geschätzt 1300 bis 1600 Shader-Einheiten an einem 256 Bit DDR Speicherinterface
HighEnd 2x RV770-Chip
512mm² Die-Fläche in 55nm
1912 Mill. Transistoren
1600 Shader-Einheiten an einem 2x 256 Bit DDR Speicherinterface
"Hemlock" (2x "Cypress"/RV870)
600mm² Die-Fläche
geschätzt 2600 bis 3200 Shader-Einheiten an einem 2x 256 Bit DDR Speicherinterface

Aus den angegebenen Die-Flächen kann man natürlich versuchen, auf die Anzahl der verbauten Hardware-Einheiten zu schließen – wobei diese Schätzungen einige Unwägbarkeiten mit sich bringen. Erst einmal ist es unsicher, wieviele Transistoren mehr ATI beim Wechsel von der 55nm- auf die 40nm-Fertigung in die gleiche Chipfläche pressen kann: Regulär rechnet man bei diesem Sprung mit gut 40 Prozent mehr Transistoren auf gleicher Fläche – beim RV740-Chip hat es ATI allerdings geschafft, ganze 70 Prozent zu erreichen. Gegenzurechnen wäre dann jedoch der Aufwand für DirectX11, wobei jener aus der derzeitigen Informationslage heraus ziemlich unkalkulierbar ist. Gleiches trifft auch auf den Umstand zu, daß ein Chip mit (angenommen) doppelt so vielen Shader-Einheiten keinesfalls auch doppelt so groß ist, da viele andere Einheiten selbst bei einer Verdopplung der Rechenpower gleich bleiben.

In der Summe wird dies also eine Rechnung mit vielen Unbekannten – welche wir aber trotzdem einmal angehen wollen und zur Sicherheit lieber den kompletten Spielraum nennen, anstatt uns auf einen Einzelwert festzulegen. So wird ATI dem LowCost DirectX11-Chip gegenüber dem Vorgängerchip RV710 (Radeon HD 4300/4500 Serie) gleich 67 Prozent mehr Chipfläche mitgeben, was in jedem Fall auf ein deutliches Plus an Hardware-Einheiten hindeutet. Dies reicht theoretisch für 160 bis 220 Shader-Einheiten – wobei gerade bei diesem kleinen Chip der Anteil der festen Einheiten prozentual am größten sein sollte, womit der reale Wert eher am unteren Ende dieser Prognose zu finden sein sollte. Dies gilt ganz besonders dann, wenn ATI dem LowCost DirectX11-Chip dann doch noch ein 128 Bit DDR Speicherinterface spendieren sollte, was natürlich auch noch seinen Platz verbraucht.

Allerdings halten wir die Shaderpower von sagen wir 160 Shader-Einheiten, bei 600 bis 700 MHz Takt (bei einem LowCost-Chip wird ATI die eventuell vorhandenen Taktmöglichkeiten zugunsten der Ausbeute sicherlich nicht ausreizen) wären dies ca. 200 GFlops und damit etwas überhalb der früheren Mainstream-Lösung Radeon HD 3650, für zu groß, als daß man diese noch mit einem 64 Bit DDR Speicherinterface wie bei den bisherigen LowCost-Chips von ATI paaren könnte – ATI dürfte vermutlich mit der DirectX11-Generation nun endlich diesen Sprung nach vorn machen. Dem Mainstream DirectX11-Chip wird ATI dagegen gegenüber dem Vorgängerchip RV730 (Radeon HD 4600 Serie – der RV740 ist eher ein "Zwischengenerations-Produkt" und daher kein Maßstab) eine um 24 Prozent größere Chipfläche mitgeben, dies reicht für geschätzt 500 bis 640 Shader-Einheiten.

In diesem Fall gehen wir allerdings eher davon aus, daß ATI am oberen Ende dieser Prognose liegt: Erstens einmal dürfte in dieser Chipklasse das Speicherinterface unverändert bei 128 Bit DDR bleiben, zum anderen hat ATI speziell mit dem RV740-Chip ja schon bewiesen, daß sich 640 Shader-Einheiten in gerade einmal 137mm² Die-Fläche pressen lassen. Der kommende Mainstream DirectX11-Chip von ATI hat hier gleich 181mm² und somit satte 32 Prozent mehr Platz, um die durch DirectX11 zusätzlich notwendigen Transistoren aufzunehmen. Und letztlich wird ATI beim Performance DirectX11-Chip gegenüber dem Vorgängerchip RV770 (Radeon HD 4800 Serie) 17 Prozent mehr Chipfläche ansetzen (gegenüber dem RV790-Chip sind es sogar nur 6 Prozent mehr), dies reicht in der Theorie für 1300 bis 1600 Shader-Einheiten.

Auch hier trifft wieder zu, daß das Speicherinterface wahrscheinlich unverändert bei 256 Bit DDR bleibt – die für die hohe Shaderpower notwendige Speicherbandbreite dürfte ATI über schnelleren GDDR5-Speicher erreichen. Aber ob es bei diesem Performance DirectX11-Chip gleich zu einer Verdopplung der Shader-Einheiten auf 1600 Stück langt, bliebe noch abzuwarten – wenn man beispielsweise vom RV790 ausgehend rechnet, dürften es bei dieser Chipfläche nur maximal 1400 Stück sein. Allerdings kann man nunmehr die generelle Aussage treffen, daß die kommenden ATI DirectX11-Chips in der Tat durchaus in die Nähe einer Verdopplung der bisherigen Hardware-Power gehen. Davon abgesehen wäre noch zu erwähnen, daß die HighEnd-Variante bei ATI wieder einmal durch eine DualChip-Lösung erreicht werden wird – dies, was derzeit unter dem Codenamen "Hemlock" bzw. R800 bekannt ist, sind schlicht zwei RV870-Chips auf einer Karte.

Und gleichfalls bietet sich auch noch eine Auflösung für den bisher nicht beachteten weiteren LowCost DirectX11-Chip mit dem Codenamen "Cedar" an, welcher noch unterhalb des eigentlichen LowCost-Chips "Redwood" rangieren soll: Hierbei könnte es sich um ATIs Lösung für in Mainboards integrierte Grafikchips handeln, denn auch auf diesem Themengebiet will der Chipentwickler ja auf DirectX11 umsteigen. Damit wären auch die für ATI eher ungewöhnlichen fünf Grafikchips pro Generation zu erklären: Einer davon ist ein DualChip-Projekt mit schlicht eigenem Codenamen und einer davon geht in den integrierten Bereich. Es bleiben somit wieder die von ATI üblicherweise zu erwartenden drei "echten" Grafikchips für den Desktop-Bereich übrig.