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News des 18./19. Juli 2009

Unsere letztwöchentliche Umfrage widmete sich den Chancen von ChromeOS, betrachtet unter verschiedenen Anforderungsprofilen. Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen, daß man unter unseren Lesern ChromeOS durchaus einen gewissen Kredit einräumt, allerdings verbunden mit Vorbehalten gegenüber der Durchsetzungsfähigkeit des Google-Betriebssystems für "höherwertige" Anforderungen. Dies ist sehr deutlich an der Stimmverteilung zu sehen, wo ChromeOS bei den ersten drei der sechs Antwortmöglichkeiten jeweils hohe Prozentanteile verbucht, bei den letzten drei – den jeweils höchstwertigsten Anwendungsmöglichkeiten – dagegen nur noch vergleichsweise wenig Stimmen zu finden sind. Die (imaginäre) Trennlinie befindet dabei ergo schon im Bereich der Home- und Büro-PCs.

 Bis wohin sind Googles ChromeOS Chancen einzuräumen?

Hier dürfte der (mögliche) Vormarsch von ChromeOS auf den ersten erheblichen Widerstand stoßen – es ist ganz exakt die Frage zu erkennen, ob sich ChromeOS in diesem Bereich der Home- und Büro-PCs wirklich breitflächig durchsetzen kann. Für den (niederwertigeren) Netbook-Bereich scheint dies für die Mehrzahl der Umfrage-Teilnehmer keine größere Frage zu sein, während dagegen im höherwertigeren Bereich der Spiele-PCs nur noch arg wenige Umfrageteilnehmer Chancen für ChromeOS sehen. Dies hängt natürlich daran, daß ChromeOS derzeit nicht als Betriebssystem für Gamer-PCs nutzbar ist und Ausweichmöglichkeiten wie Cloud Gaming selbst unter Windows noch unerprobt und damit unsicher sind. Da aber die Grenze wie gesagt im Bereich der Home- und Büro-PCs liegt, wird Google zuerst einmal sehen müssen, in diesem Bereich wirklich erfolgreich zu sein.

Wie sehr in Teilbereichen die Verbraucherrechte im elektronischen Zeitalter im argen liegen, zeigen zwei neue Beispiele: So berichtet der Web-Watcher über den Onlinehändler Amazon, welcher aufgrund – durch Amazon selber – nicht korrekt erworbener Lizenzen einigen Kindle-Nutzern die entsprechenden Inhalte direkt von derem Kindle-Lesegerät gelöscht hat. Das Problem lag hier wie gesagt allein auf Seiten von Amazon, da man sich dort nicht gültige Lizenzen hat andrehen lassen – zu spüren bekommen haben es aber allein die Kunden (ganz egal ob der Kaufpreis zurückerstattet wurde). Ähnlich radikal geht auch Sony laut Stigma Videospiele vor, wo man deutsche Nutzer mit US-Accounts vom Playstation Store ausschließt. Hintergrund hierzu ist, daß man nur mit dem US-Account den Zugriff auf das vollständige Spieleportfolio hat, die deutsche Version des Playstation Store bietet dagegen keine Spiele an, welche eine Freigabe erst ab 18 Jahren haben (zuzüglich natürlich auch diverser Kürzungen der deutschen Versionen mancher Spiele).

Sony begründet dies offiziell mit den bundesdeutschen Jugendschutzregelungen, als wahre Beweggründe werden aber eher die regional unterschiedliche Veröffentlichungs- und Preispolitik des Konzerns gesehen. In beiden Fällen werden letztlich nur die Verbraucher getroffen: Im Fall von Amazon werden die Rechte des Verbrauchers an einem legal erworbenen Gut in Frage gestellt, in Fall von Sony wird der freie, grenzüberschreitende Markt (wie es die EU eigentlich sein will) ausgehebelt. Ein wirkliches Vertrauen in den elektronischen Vertrieb kann somit natürlich nicht aufkommen – und der Fall von Sony ermuntert die Konsumenten zusätzlich nur dazu, besser gleich zur Raubkopie zu greifen (wenn der Konzern so offensichtlich nicht liefern will).

Fudzilla berichten über eine Prognose der amerikanischen Financial Times, wonach innerhalb eines Jahres sämtliche "News-Organisationen" Geld für ihren Online-Content nehmen werden. Diese Bestrebungen gab es nunmehr schon so lange wie das Internet existiert und sie konnten sich bekannterweise bislang nie durchsetzen. Trotzdem scheint derzeit in der Tat ein neuer Anlauf hierzu unternommen zu werden, sicherlich auch befeuert durch den zuletzt rasanten Niedergang der klassischen Medien und die Wirtschaftskrise. Sehr interessant ist allerdings die Begründung, warum der Onlinenutzer für die News aus klassischer Feder bezahlen soll: Hierbei handelt es schließlich um "echten" Journalismus und nicht um die häufig meinungsdurchsetzten Äußerungen von Bloggern.

Rein technisch betrachtet hört sich dies erst einmal nicht ganz falsch an: Auf der einen Seite stehen in der Tat gelernte Fachleute, auf der anderen Seite eben nun einmal Amateure (im Sinn des Wortes gemeint, ergo nicht zwingend negativ zu besetzen) – und im Normalfall macht der Fachmann eine Arbeit ja auch immer besser als der Laie. Allerdings würden wir behaupten – und der allgemeine Erfolg des Internets darf als Bestätigung dessen verstanden werden – daß hier eben die berühmte Ausnahme von der Regel vorliegt: Von den (guten) News-Blogs des Internets können sich viele der klassischen Medien oftmals noch eine ganze Scheibe abschneiden, insbesondere in den Punkten der differenzierten Berichterstattung aus mehreren zum Teil gegensätzlichen Quellen, dem Nachbohren gegenüber Ungenauigkeiten und Marketingsprech, dem grundsätzlichen Mißtrauen gegenüber offiziellen Verlautbarungen (diese sind zumindest zu prüfen, ehe man sie übernimmt), der ständigen Neu-Überprüfung des eigenen Standpunkts gegenüber einer sich verändernden Faktenlage und letztlich die Offenheit gegenüber eigenen Fehlern.

Interessanterweise sind dies allesamt solcherart Punkte, welche eine gute Ausbildung den Journalisten eigentlich beibringen soll – schon sehr bezeichnend, daß hierbei die besten "Amateure" vor den "Profis" liegen. Vorteile haben die klassischen Medien eher in anderen Punkten: Sie haben die besseren Beziehungen und deutlich mehr Mittel zum Einsatz. Trotz dieser guten Voraussetzungen hat sich in den klassischen Medien jedoch eine gewisse Bequemlichkeit durchgesetzt: Die eigene Recherche zu einem Thema ist weitestgehend passé, heutzutage übernimmt man vorgefasste Argenturmeldungen (ohne weitere Prüfung) oder baut direkt auf Pressemitteilungen der eigentlichen Newsakteure (Regierungen, Organisationen, große Firmen) auf. Die eigentliche Kunst der klassischen Medien ist es inzwischen geworden, auf demselben Ausgangsmaterial basierend irgendwie verschieden zu klingen, aber letztlich ziemlich exakt dasselbe zu sagen.

Herausgekommen ist dabei eine ziemliche Hofberichterstattung, welche nunmehr Regierungen, Organisationen und große Firmen auch bewußt ausnutzen und somit die öffentliche Wahrnehmung über den Umweg der Medien (mehr als ihnen zusteht) beinflußen können, obwohl die Medien als inoffiziell vierte Kraft im Staat ja eigentlich die anderen drei offiziellen Kräfte kontrollieren sollte. Diesem Gedanken kommen die heutigen Blogger inzwischen deutlich näher als die klassischen Medien, trotz der weniger zur Verfügung stehenden Mittel und trotz der Fehler, welche die Blogger trotzdem noch machen. Dabei soll an dieser Stelle noch nicht einmal die Behauptung getroffen werden, daß es früher wirklich besser war – wahrscheinlich existierte diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der "freien Presse" schon immer und es fällt nur jetzt durch das Internet und dessen Möglichkeiten erst so richtig auf.

Für die klassischen Medien läßt sich die Zeit aber nicht zurückdrehen und sie wird damit leben müssen, daß die News-Blogger im Internet teilweise eine journalistisch deutlich gehaltvollere Arbeit abliefern als sie selbst inzwischen dazu noch in der Lage sind. Die Behauptung, daß es die klassischen Medien aufgrund ihrer fachlichen Ausbildung und damit angeblich höheren Qualität eine höhere Bezahlung wert sind, steht somit eben wegen dieser in der Praxis fehlenden höheren Qualität auf tönernen Füssen. Dies muß nicht bedeuten, daß es nicht doch dazu kommen kann, daß sich Bezahlmodelle auch im Newsbereich im Internet etablieren – nur ist deren potentielle Reichweite als bei weitem kleiner einzuschätzen als bisher im Offline-Bereich üblich. Dafür, daß man es direkt bezahlen soll, müssten die etablierten Medien im Online-Bereich eben auch echte journalistische Maßstäbe setzen – doch genau von dieser Hauptanforderung ist man weitestmöglich entfernt.