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News des 17. Juni 2009

Den ersten Artikel zur Radeon HD 4730 haben HT4U anzubieten – und jener birgt gleich einmal eine faustdicke Überraschung: Denn diese neue Karte, welche aufgrund ihrer technischen Daten problemlos vor der Radeon HD 4830 und auf Augenhöhe mit der Radeon HD 4770 liegen sollte, ist in der Praxis zwischen 10 und 30 Prozent langsamer als die Radeon HD 4770, was eine herbe Enttäuschung darstellt. Selbst die Werte der Radeon HD 4830 werden knapp nicht erreicht – was umso mehr erstaunt, weil doch beide Karten auf demselben Grafikchip (RV770) aufbauen und die Radeon HD 4730 im Vergleich dieser beiden Karten die klar höhere Rechenleistung (+22%) aufzuweisen hat.

Allerdings hat es sich ATI bei der Radeon HD 4730 sehr einfach gemacht mit der Halbierung des Speicherinterfaces auf 128 Bit DDR: Zwar wurde die reine Speicherbandbreite durch die Verwendung von doppelt so schnell getaktetem GDDR5-Speicher perfekt wieder ausgeglichen, mit der Beschneidung des Speicherinterfaces ging aber auch eine Halbierung der Raster Operation Units (ROPs) einher, welche u.a. beim Anti-Aliasing stark belastet werden. Somit tritt die Radeon HD 4730 mit nur 8 ROPs an, was heutzutage nur noch bei LowCost-Lösungen so vorzufinden ist – und dementsprechend unter bestimmten Szenarien deutlich an Performance kostet.

Einen ganz großen Vorwurf kann man ATI hierzu allerdings nicht machen, da die Radeon HD 4730 vom Namen her durchaus korrekt eingeordnet wurde – und wie man hört, ATI diese Karte auch gar nicht unbedingt wollte, man aber von den Grafikkartenpartnern dazu gebracht wurde. Hintergrund hierzu dürfte wohl sein, daß der RV740-Chip der Radeon HD 4770 immer noch schlecht lieferbar ist und die ATI-Grafikkartenpartner hierfür einen Ersatz von ATI eingefordert haben – gerade für die immer noch ausstehende kleinere RV740-Variante Radeon HD 4750. Auf die Kappe von ATI geht allerdings der schon vorher vermutete enorm hohe Leistungsbedarf der Radeon HD 4730 mit 61 Watt unter Idle und 113 Watt unter Last (BioShock) bzw. 126 Watt unter FurMark.

Die Last-Werte sind für eine Karte des Preissegments unter 100 Euro natürlich zu hoch, selbst eine Radeon HD 4830 sieht hier (aufgrund des klar niedrigeren Chiptakts) besser aus. Wirklich desaströs ist jedoch der Idle-Verbrauch, welcher auf dem Niveau der DualChip-Lösung GeForce GTX 295 liegt. Selbst eine Radeon HD 4770 wurde (in ihrem Rahmen) mit 32 Watt als zu hoch befunden, die 61 Watt unter Idle der Radeon HD 4730 sind da jenseits von Gut und Böse. Hier schlägt natürlich der hoch getaktete GDDR5-Speicher zurück, für welchen es derzeit immer noch keine Lösung gibt, jenen im Idle- und 2D-Betrieb niedriger zu takten – ein Problem, welches ATI und nVidia unbedingt lösen müssen, denn die nächsten Grafikkarten-Generationen werden fast durchgehend auf GDDR5-Speicher setzen.

Aus dem chinesischsprachigen Forum von IT168 stammen dagegen Daten zu einer weiteren geplanten Billig-Lösung seitens ATI, der Radeon HD 4790. Hierbei setzt ATI allerdings auf den RV790-Chip der Radeon HD 4890, läßt die 800 Shader-Einheiten und das 256 Bit Speicherinterface aber im Gegensatz zu den anderen Billig-Lösungen Radeon HD 4730/4830 unangetastet und senkt allein die Taktfrequenzen ab: 600/1600 MHz sollen es werden – für den vergleichsweise hohen Speichertakt kommt dann wieder GDDR5-Speicher zum Einsatz. Im Groben handelt es sich also um eine niedriger getaktete Radeon HD 4890 (850/1950 MHz), allerdings mit durchaus erheblichem Taktunterschied.

Radeon HD 4850 Radeon HD 4870 Radeon HD 4790 Radeon HD 4890
Chipbasis ATI RV770, 55nm, 956 Mill. Transistoren, 256mm² ATI RV790, 55nm, 959 Mill. Transistoren
Technik DirectX 10.1, 800 Shader, 40 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface
Taktraten 625/1000 MHz (GDDR3) 750/1800 MHz (GDDR5) 600/1600 MHz (GDDR5) 850/1950 MHz (GDDR5)
Rechenleistung 1000 GFlops 1200 GFlops 960 GFlops 1360 GFlops
Bandbreite 64 GB/sec 115 GB/sec 102 GB/sec 125 GB/sec

Aufgrund eben dieses erheblichen Taktunterschieds ist das Performance-Niveau der Radeon HD 4790 derzeit noch etwas schwer zu schätzen – von der Speicherbandbreite her liegt die Karte klar überhalb einer Radeon HD 4850 (64 zu 102 GB/sec), bei der Rechenleistung aber sogar minimal hinter dieser zurück (1000 zu 960 GFlops). Eine Radeon HD 4870 liegt jedoch sowohl bezüglich Rechenleistung als auch Speicherbandbreite noch ein ganzes Stück vor dieser Radeon HD 4790, so daß sich diese neue Karte in den Raum zwischen Radeon HD 4850 und 4870 einsortieren dürfte, aufgrund der nicht gestiegenden Rechenleistung mit Tendenz zur Radeon HD 4850. In der Summe sind es vielleicht 10 Prozent mehr Performance, welche die Radeon HD 4790 – mit diesen Daten – gegenüber der Radeon HD 4850 auf die Waage bringen wird.

Der Sinn der Karte ist dagegen eine ganz andere Frage – schließlich ist zwischen Radeon HD 4850 und 4870 eigentlich nicht mehr so viel preislicher Spielraum, als das sich da unbedingt eine weitere Karte aufdrängen würde. Denkbar sind dagegen zwei andere Auflösungen: Erstens einmal eine Resteverwertung an RV790-Chips, welche die hohen Anforderungen für eine Radeon HD 4890 mit 850 MHz Chiptakt nicht bestanden haben, aber mit 600 MHz Chiptakt laufen. Und zum anderen könnte die Radeon HD 4790 perspektivisch das Ende der RV770-basierten Karten einläuten – sicher nicht kurzfristig, aber prinzipiell gesehen macht es für ATI sicherlich keinen großen Sinn, die enorm ähnlichen Chips RV770 und RV790 gleichzeitig herzustellen. Wenn dann der RV870-Chip erscheint und damit das Marktpotential der Radeon-HD-4000-Lösungen weiter schrumpft, wäre eine solche Marktbereinigung durchaus denkbar.