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News des 4. Mai 2009

Wie Fudzilla vermelden, gibt es derzeit seitens nVidia noch keine direkte Gegenreaktion auf die Radeon HD 4770 – was eher ungewöhnlich ist, denn normalerweise beharken sich beide Grafikchip-Entwickler immer so stark, daß auf die Aktion des einen immer eine Reaktion des anderen folgt. In diesem Fall könnte der Grund darin liegen, daß nVidia derzeit schlicht noch nichts zum Kontern hat – und man die GeForce GTS 250 preislich einfach nicht direkt gegen die Radeon HD 4770 stellen will, vor allem weil diese nVidia-Karte ja klar schneller als die neue ATI-Lösung ist. Aber das Problem ist natürlich immer, zu einem gewissen Preispunkt die passende Lösung parat zu haben – und im Bereich von knapp unter 100 Euro hat nVidia derzeit nur die GeForce 9800 GT anzubieten, welche als GeForce 8800 GT immerhin schon seit anderthalb Jahren verkauft wird.

Weitere Preissenkungen werden diese Karte auch nicht mehr attraktiver machen, insofern hilft nVidia hier nur das Abwarten auf gänzlich neue Lösungen, die aber derzeit anscheinend noch nicht fertig sind. Angeblich sollen ja im Mai mit GT218 und GT216 die ersten 40nm-Grafikchips von nVidia antreten – wobei es allerdings nicht sicher ist, ob diese der Performance der Radeon HD 4770 gewachsen sind: Der GT218 geht klar in den LowCost-Bereich hinein und der GT216 geht ins untere Mainstream-Segment und soll dafür 64 Shader-Einheiten an einem 128 Bit DDR Speicherinterface bieten. Dies ist wie bei der GeForce 9600 GT, nur mit halbierten Speicherinterface. Letzteres dürfte nVidia dann mit GDDR5-Speicher wieder ausgleichen, ähnlich wie ATI bei der Radeon HD 4770.

Das Problem liegt hier allerdings in der geringen Anzahl der Shader-Einheiten. Selbst wenn man sagt, daß nVidia hier die 40nm-Fertigung nicht für mehr Hardware-Einheiten, sondern eben für höhere Taktraten ausnutzt, dürfte das doch knapp werden: Ein GT216 mit 64 Shader-Einheiten und (angenommen) 2500 MHz Shader-Takt steht für gerade einmal 480 GFlops (MADD+MUL), während ATIs Radeon HD 4770 hier 960 GFlops zu bieten hat (und selbst eine GeForce 9800 GT auf 504 GFlops kommt). Angesichts dieser Vorausschau wäre eher zu erwarten, daß nVidia den GT216-Chip preislich unterhalb der Radeon HD 4770 im 70-Euro-Rahmen ansiedelt – womit man wiederum ohne Gegenangebot zur Radeon HD 4770 dastehen würde. Passend wäre dann nur noch der GT214/GT215-Chip mit 128 Shader-Einheiten an einem 192 Bit DDR Speicherinterface, dieser soll aber erst im dritten Quartal zur Verfügung stehen.

Die eWeek berichtet in Berufung auf die Marktbeobachter von Mercury Research über die Marktanteile im x86 Prozessoren-Markt des ersten Quartals 2009. Weiter in deutlicher Führung liegt dabei Intel mit 78,2 Prozent Marktanteil, allerdings verlor man damit 3,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal, während man gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres nur 0,3 Prozent einbüßte. AMD hingegen kam auf 20,9 Prozent und gewann damit eben jene 3,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal, gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sind dies wiederum 0,3 Prozent mehr. Die jeweils restlichen 0,9 Prozent Marktanteil liegen bei VIA, welche sich über diesen Zeitraum ergo nicht bewegt haben.

Somit haben sich im Jahr 2008 nur zwischen AMD und Intel die Marktanteile verschoben – mit einer durchaus interessanten Kurve. Denn während es zum Jahresanfang 2008 noch bei rund 21:78 stand, verlor AMD im Laufe des Jahres immer weiter an Marktanteilen bis auf 17:82 – obwohl das Jahr 2008 seitens AMD eigentlich mal dazu auserkoren war, die 30-Prozent-Marke zu erreichen. Mit dem Jahresanfang 2009 konnte man diesen Verlust aber in nur einem Quartal wieder auf erneut 21:78 zurückerobern – AMD scheint also einiges richtig gemacht zu haben mit den Phenom II Prozessoren. Demzufolge kann man für die nächsten Quartale – welche einen weiteren Ausbau der Phenom II Serie sehen werden – mit weiter steigenden AMD-Marktanteile rechnen, erst mit dem Auftauchen der Core i5 Prozessoren im dritten Quartal wird eine neue Rechnung aufgemacht.

Eine sehr beachtenswerte Information ist zudem, daß der wirtschaftskrisenbedingte Geschäftsrückgang bei den PC-Prozessoren im Gegensatz zu den Grafikkarten sehr viel kleiner ausfiel: So fielen die Stückzahlen-Absätze im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,1 Prozent – die Grafikchip-Absätze verloren dagegen in diesem ersten Quartal um ganze 21 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Daß die Geschäftszahlen von AMD und Intel für diesen Zeitraum allerdings trotzdem heftige Umsatz- und vor allem auch Gewinneinbrüche aufweisen, läßt sich demzufolge also nicht nur mit einer Absatzkrise bei den Stückzahlen erklären.

Vielmehr hat sich das Geschäft in den letzten zwei Quartalen geradezu radikal verändert – in einem selbst für die schnelllebige IT-Welt enormen Tempo verlagerten sich die Verkäufe in niedrigere Preisklassen: Vom HighEnd- ins Mainstream-Segment und vom Mainstream- ins LowCost-Segment. Von letzterem profitierte in erster Linie Intel mit seinen Atom-Prozessoren im Netbook- und Nettop-Segment – und im Mainstream-Segment scheint sich AMD inzwischen wieder größere Anteile vom Kuchen abzuschneiden. Da dies aber alles auf niedrigeren durchschnittlichen Verkaufspreisen passiert, sinken halt die Umsätze und Gewinne der Prozessorenbauer.

Normalerweise müsste man dies nun mit höheren Stückzahlen ausgleichen – was aber inmitten der Krise und bei einem zudem (außerhalb des Netbook-Segments) gesättigtem Markt eher unrealistisch erscheint. Beide Prozessorenbauer müssen stark darauf hoffen, daß das (möglicherweise im zweiten Halbjahr einsetztende) Abflauen der Krise die Konsumenten auch wieder etwas in Kauflaune versetzt und vor allem daß sich diese Kauflaune auch wieder im höherpreisigen Segment manifestiert. Es könnte aber auch passieren, daß die Wirtschaftskrise und der damit nicht mehr so locker sitzende Dollar/Euro bei vielen Konsumenten die psychologische Hemmschwelle vor günstigen Angeboten ausgeräumt hat – und daß diese dann auch nach der Wirtschaftskrise nicht mehr so schnell wiederkommt.

Dann hätte die aktuelle Wirtschaftskrise das erreicht, was seit Jahren diskutiert wird, aber letztlich bisher nie eingetreten ist: Das Ende des Performance-Wahns im PC-Bereich. Natürlich wird es auch weiterhin mehr Performance im PC-Bereich geben, aber wenn es anhält, daß ein Großteil des Geschäfts im niedrigpreisigen Bereich gemacht wird, werden sich auch die Prozessorenbauer gehörig umstellen müssen: Teure Neuentwicklungen werden seltener, dafür werden bestehende Designs länger weiter ausgereizt. Vor allem aber werden die Prozessorenbauer noch verstärkter nach Möglichkeiten suchen müssen, um bei niedrigen Absatzpreisen wirtschaftlich zu produzieren – der Verbesserung der jeweiligen Fertigungstechnologie wird wohl eine noch größere Rolle zukommen als bisher.