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News des 19. September 2008

HT4U berichten über AMDs Zukunftsvision "Fusion", welche der Hersteller mit einigem Trommelwirbel vorgestellt hat. Bislang war unter dem Stichwort "Fusion" schlicht die Integration einer Grafikeinheit neben dem Prozessor (und später in den Prozessor selber) bekannt – was aber nicht zwingend in einem Performancerausch enden, sondern eher nur die reine Umbettung der üblichen integrierten Grafik vom Mainboard-Chipsatz zum Prozessor darstellen sollte. AMD scheint die ganze Sache aber nun wesentlich größer anfassen zu wollen – die bisher zu Fusion bekannten Ideen dürften dabei nur der allererste Schritt auf dem Weg zu völlig neuen Prozessoren-Architekturen sein, welche sehr viele verschiedene Rechenkerne vereinen.

Die langfristige Idee scheint hier in Prozessoren zu liegen, welche mehrere (auch unterschiedliche) CPU-Kerne zuzüglich von Grafikkernen und noch weiteren Spezialkernen für diverse andere Aufgaben besitzen. Die einzelnen Kerne sind dabei eventuell kleiner und damit auch leistungsschwächer als heutige CPU- oder GPU-Kerne, können aber aufgrund ihrer geringeren Komplexität in höherer Anzahl kostengünstiger hergestellt werden. Was allerdings glasklar erst in einiger Zukunft in Silizium gegossen werden dürfte, vorher werden die CPU-Hersteller nämlich erst einmal die Frage klären müssen, wie gewöhnliche Anwendungssoftware von mehr als vier Prozessorkernen profitieren können soll. Die größeren Aufgaben liegen hier sicherlich noch im Software-Bereich, trotz daß die Herausforderungen im Hardware-Bereich zur Erstellung solcher Prozessoren auch nicht ohne sind.

Auf jeden Fall dürfte es aber eine gravierende Umstellung in der IT-Welt geben, sollte sich ein solches Zukunftsmodell durchsetzen – an welchem schließlich auch Intel forscht, siehe nur die frühere ManyCore-Designstudie mit 80 Prozessorkernen. Vor allem aber nVidia dürften bei einer solchen Entwicklung die Felle langfristig wegschwimmen, sofern man dort nicht baldmöglichst in die CPU-Entwicklung einsteigt. Alternativ kann nVidia versuchen, Grafikkarten ganz stark als Parallelbeschleuniger zu puschen, um leistungsfressende Anwendungen von den CPUs wegzuziehen und damit deren Wert zu unterminieren. Ob man das allerdings durchsetzen kann, wäre zu bezweifeln – denn in einem solchen Wettstreit gewinnt selten die technologisch bessere Lösung, sondern meist der Marktteilnehmer mit der größeren monetären Durchsetzungskraft.

Davon abgesehen ist es bemerkenswert, daß AMD die Fusion-Idee auch schon als aktuelles Marketing-Schlachtwort breit benutzt – obwohl erste Fusion-Produkte noch einige Zeit brauchen und dann außerdem bei weitem noch nichts mit der vorgenannten Zukunftsvision zu tun haben werden. Sicherlich ist es nicht verkehrt, dem mit ATI nun vereinten Unternehmen neuen Schwung und ein hohes gemeinsames Ziel zu geben, aber normalerweise kündigt man mit einer solchen Vehemenz nicht gerade Produkte an, welche allerhöchstens mal auf dem Reißbrett existieren. Und wie gesagt wird die erste Fusion-Generation mehr oder weniger überhaupt nichts mit der langfristigen Vision zu tun haben – die Integration einer LowCost-Grafikeinheit nahe oder in die CPU stellt nur eine pyhsikalische Umverlegung dieser Einheit dar, bringt aber weder mehr Performance noch uns der eigentlichen AMD-Zukunftsvision näher.

Expreview haben eine aktualisierte Intel Prozessoren-Roadmap, welche einige neue Prozessoren in der nicht mehr all zu weit entfernten Zukunft benennt. So werden zuerst die im vierten Quartal anstehenden ersten Nehalem-Modelle erwähnt, über welche wir schon berichtet hatten. Als Abrundung der bestehenden Core-2-Linie kommen zudem im ersten Quartal 2009 noch folgende Modelle in den Markt: Ein Core 2 Quad Q8300 mit 2.5 GHz und einem Listenpreis von 224 Dollar als weitere Verstärkung der günstigen QuadCore-Prozessoren von Intel sowie ein Core 2 Duo E7500 mit 2.93 GHz und einem Listenpreis von 133 Dollar als neues Top-Modell der beim FrontSideBus und Level2-Cache etwas reduzierten Core-2-Duo-E7x00-Linie.

Letztgenannte CPU ist dabei recht interessant für Anwendungsfälle, wo das benutzte Mainboard nicht die nächsthöhere FSB-Stufe (FSB1333 bei der Core-2-Duo-E8x00-Linie) schafft, da die Core-2-Duo-E7x00-Linie generell nur mit FSB1066 antritt. Insbesondere als Ersatz für die ersten Core-2-Duo-Prozessoren mit Taktfrequenzen nahe 2 GHz erscheint dieser Core 2 Duo E7500 mit seiner relativ hohen Taktfrequenz von 2.93 GHz wie geschaffen. Klare LowCost-Gefilde steuern dagegen die beiden restlichen neuen Prozessoren an: Der Pentium DualCore E5300 bzw. Core 2 Duo E5300 mit 2.6 GHz und einem Listenpreis von 86 Dollar sowie der Celeron DualCore E1500 mit 2.2 GHz und einem Listenpreis von 53 Dollar stellen jeweils eine höhere Taktstufe gegenüber ihren direkten Vorgänger E5200 bzw. E1400 dar.

Der Heise Newsticker berichtet über eine seitens der deutschen Bundesregierung geplanten "sicheren eMail". Das Projekt scheint derzeit aber allerhöchstens im Status einer Idee befindlich, ein exakter Lösungsansatz muß wohl erst noch erarbeitet werden. Klar erscheint derzeit nur, daß es sich bei dem Projekt keinesfalls um eine höhere IT-Sicherheit dreht, vielmehr geht es um eine schlichte eMail-Zertifizierung, um letztlich mehr Verwaltungstätigkeiten anstatt über den Post-Weg zukünftig über den eMail-Weg abwickeln zu können. Unklar bleibt hier allerdings, wieso man bei dieser Zielsetzung nicht auf schon länger vorhandene und entsprechend erprobte Zertifizierungsverfahren setzt und lieber eigene Lösungen schaffen will – welche schließlich immer verbunden sind mit dem Risiko, ähnlich wie vergangene IT-Großprojekte des Bundes gnadenlos zu scheitern.