5

News des 4./5. August

Laut dem chinesischsprachigen MyDrivers (maschinelle Übersetzung ins englische) soll ATI angeblich eine neue Strategie bei seinen kommenden Grafikchips anstreben. Danach soll das Mainstream-Segment künftig in zwei Teile gesplittet werden, welche von 70 bis 149 Dollar und 150 bis 299 Dollar Endpreis reichen sollen. Allerdings existiert diese tiefere Unterteilung seitens der Grafikchip-Entwickler schon des längerem: Während die Presse der Einfachheit halber oftmals nur von LowCost (unter 100 Dollar), Mainstream (100 bis 250 Dollar) und HighEnd (über 250 Dollar) spricht, arbeiten ATI und nVidia schon des längerem mit der Einteilung LowCost (unter 80 Dollar), Mainstream (80 bis 150 Dollar), Performance (150 bis 300 Dollar) und HighEnd (über 300 Dollar).

Insofern wäre diese seitens MyDrivers berichtete neue Markteinteilung nun nichts neues – es sei denn, es würde eigentlich darum gehen, daß ATI zukünftig auch für jedes Marktsegment einen eigenen Grafikchip zur Verfügung stellen will. Hieraus bezog die Markteinteilung der Presse (in drei Marktsegmente) nämlich bisher auch ihre bessere Berechtigung: Auch wenn ATI und nVidia bisher immer mit vier Marktsegmenten gerechnet haben, gebildet wurden diese regelmäßig mit nur drei Grafikchips. ATI scheint nun aber generell mit vier Grafikchips rechnen zu wollen, womit sich dann in der Tat ein echtes viertes Marktsegment ergeben würde. In der Vergangenheit hatte ATI ja schon ab und zu einmal einen vierten Grafikchip mit ins Spiel gebracht (beispielsweise den RV570 aka Radeon X1950 Pro), zukünftig soll dies aber wohl regelmäßig so gehandhabt werden.

Einen ersten Hinweis auf diese neue Strategie liefert schließlich schon die Auflistung der kommenden Refresh-Generation von ATI, welche mit dem RV660/670 bereits von Anfang an einen extra Chip für das Performance-Marktsegment vorsieht. Mit der Silizium-Gießung dieses Marktsegments wird es ATI auch möglich sein, die eigene HighEnd-Lösung stärker auf Leistung hin zu optimieren, ohne Rücksicht darauf nehmen zu müssen, daß die entsprechenden Grafikboards zu teuer werden. Gleichfalls wird es möglich, die LowCost- und Mainstream-Lösungen tiefer als bisher zu positionieren und damit in diesem Teilmarkt mit hohen Millionenstückzahlen kostengünstiger und profitabler anbieten zu können. Starke Ansätze hierzu sind schließlich schon in der aktuellen LowCost- und Mainstream-Generation zu sehen, welche allesamt ein wenig schmalbrüstig ausgefallen sind und damit (wie bekannt und oftmals angemängelt) viel Platz zwischen Mainstream- und HighEnd-Segment offenlassen.

Interessant ist aber auch der zweite Teil der Rede, wonach ATI künftig bei den Entwicklungszyklen wieder anziehen will: So sollen künftig im HighEnd- und Performance-Segment alle sechs Monate neue Produkte erscheinen, während Mainstream- und LowCost-Segment mit einem größeren Produktzyklus von einem Jahr leben müssen. Mit dieser Differenzierung würde man den Anforderungen der einzelnen Marktsegmente besser gerecht werden: Im LowCost- und Mainstream-Markt hilft es bei der Kalkulation, wenn ein Produkt relativ lang läuft und dadurch aufgrund der hohen erreichten Stückzahlen kostengünstiger produziert werden kann. Im Performance- und HighEnd-Markt treiben kürzere Produktzyklen zwar die Herstellungspreise wiederum etwas nach oben, auf der anderen Seite läuft man durch kürzere Produktzyklen aber auch nicht in das Problem, am Ende des Lebenszyklus teuer hergestellte Hardware zu Spottpreisen abgeben zu müssen.

Wenn im Performance- und HighEnd-Segment die Hardware relativ schnell ausläuft, können somit im Schnitt höhere Pro/Stück-Preise erzielt werden. Zudem kommt gerade im Performance- und HighEnd-Segment natürlich der positive Effekt hinzu, welchen das Marketing aus neuen Produkten ziehen kann. Insgesamt erscheint diese Produktstrategie erst einmal als recht optimal, auf der anderen Seite ist sie natürlich auch eine der am teuersten zu realisierendsten Strategien. Denn letztlich muß man dann wieder aller halben Jahre mit zwei neuen Grafikchips anrücken. Dabei wird man natürlich nicht die eigentlichen Entwicklunsgzyklen bezüglich neuer Architekturen durchbrechen können, sondern letztlich notfalls einfach mit noch mehr Refreshchips arbeiten müssen.

Es könnte also in Zukunft durchaus zur Normalität werden, daß eine neue Grafikchip-Architektur nicht ein, sondern gleich zwei Refreshchips abbekommt – was es aber auch in der Vergangenheit schon hier und da gegeben hatte (nVidia NV30 -> NV35, NV38 oder NV40 -> G70, G71). Doch selbst wenn ATI zukünftig "nur" mehr Refreshchips nachschieben will, wird dies trotzdem ein teures Unterfangen, denn selbst die Produktionsvorbereitung für einen nur minimal verbesserten Refreshchip geht in die Dutzenden Millionen Dollar. Insofern ist dies ein sehr ehrgeiziges Unterfangen, was ATI hier vor hat – aber wenn es funktioniert, würde dies das Unternehmen im Grafikkartenfeld wieder deutlich voranbringen können. PS: Nebenbei wurde dann auch der Refreshchip zum im zweiten Quartal 2008 zu erwartenden Direct3D10.1-Chip R700 genannt: Der R780-Chip soll in 45nm zum Jahresende 2008 antreten.

Da es nun offensichtlich doch keine kurzfristige Masche ist, sondern sich als Geschäftsmodell zu etablieren beginnt, lohnt durchaus der Hinweis auf diverse Abzocker-Webseiten im deutschsprachigen Internet, welche den Nutzern mal mehr und mal weniger nutzlose Leistungen wie das Ausrechnen der Lebenserwartung und ähnliches anbieten, um dann mit dem Verweis auf die Zustimmung zu den AGBs durch die Nutzer Geld von eben jenigen einzutreiben versuchen. Dabei erscheint das Angebot normalerweise kostenlos zu sein, nur in den AGB oder dem Kleingedruckten findet sich dann der Hinweis auf eine monetäre Forderung, welche von Einmalzahlungen bis hin zu automatisch abgeschlossenen zweijährigen Abos reicht. Gerät man einmal durch einen unbedachten Klick in die Fänge dieser Abzocker-Webseiten (diese Bezeichnung wird nebenbei laut dem Landgericht Düsseldorf durch die Meinungsfreiheit geschützt), versuchen diese über Zahlungsaufforderungen, Mahnung und der Drohung des Gangs vor ein Gericht das Geld einzutreiben.

Dabei steht letzteres natürlich nicht wirklich zur Disposition, denn vor Gericht würde man natürlich umgehend verlieren: Zwar kann durchaus ein einzelner Klick ausreichen, um einen rechtsgültigen Vertrag abzuschließen, allerdings kommt dieser nur zustande, wenn beide Seiten vorab über die Bedingungen des Vertrages informiert sind. Inbesondere den Preis allerdings in den AGBs oder im Kleingedruckten zu verstecken, fällt nicht darunter, da der Preis als wesentlicher Bestandteil des Vertrages nicht versteckt werden darf. Ein Streitfall wäre sicherlich, wenn auf den Preis klar hingewiesen wird, aber dessen Höhe dann nur den AGBs oder dem Kleingedruckten zu entnehmen ist. Dies trifft auf den Großteil der Abzocker-Webseiten allerdings nicht zu, bei diesen finden sich dagegen oftmals sogar Formulierungen wie "gratis" etc.

Genaueres zur Rechtslage und auch zur Verhaltensweise im Fall des Falles findet sich bei einigen Webseiten, welche sich teilweise rührend um das Thema kümmern: Verbraucherrechtliches, Computerbetrug & Dialerschutz Forum sowie der Vampirjäger sind hier zu empfehlen. Generell gilt für Betroffene, Ruhe zu bewahren, die vorgenannten Webseiten intensiv zu studieren und dann, sofern man sich sicher ist, keiner kostenpflichtigen Leistung zugestimmt zu haben, natürlich strikt nicht zu bezahlen. Angst vor gerichtlichen Konsequenzen ist hier klar fehl am Platz, denn bisher drohen die Betreiber der Abzocker-Seiten zwar ständig mit dem Gang vor Gericht, setzen diesen aber nie in die Praxis um – bis auf einen einzigen (!) Fall – wo man mit Pauken und Trompeten verlor. Zudem gibt es inzwischen auch eine erfolgreiche Gegenklage der Verbraucherzentrale, welche genauso ausdrückt, daß auf diesen Abzocker-Webseiten ohne eine klare Preisauszeichnung keine einklagbaren Verträge zustandekommen.