EAs Konkurrenz-Dienst zu Steam namens "Origin" hat in seinen ersten Lebenswochen reichlich Feuer von allen Seiten bekommen – zuerst über die Analyse der (unsäglichen) Lizenzbestimmungen und dann über Meldungen, EA würde das Hausrecht in seinen Foren dazu mißbrauchen, Spieler von ihren mittels Origin verwalteten Spielen auszuschließen. Daß EA die Lizenzbestimmungen nunmehr entschärft hat und der Vorwurf, der Origin-Client würde auf dem eigenen Rechner herumspionieren, durch die c't entkräftet werden konnte, macht die Sache auch nicht mehr wirklich besser.
Denn im eigentlichen Sinne hat es EA schon von Anfang an verbockt, wenn man sich die Ausgangssituation zu Augen führt, daß Steam als Origin-Konkurrenz schon jahrelang im Markt eingeführt und breit akzeptiert ist. Origin kommt nun viel später und um eines Tages auch nur in die Nähe von Steam kommen zu können, hätte Origin faktisch besser sein müssen – und zwar nicht im Sinne von mehr Spionage und Kundengängelung, sondern im Sinne von weniger. Aufgrund des Origin-Debakels werden sich gerade andere Hersteller von Spielen zweimal überlegen, zu Origin anstatt zu Steam zu gehen – ohne die Dritthersteller wird Origin jedoch niemals eine ernsthafte Konkurrenz zu Steam aufbauen können, sondern immer nur der hauseigene Dienst für die Spiele von EA sein.
Mit seinem völlig überzogenem Kundengängelungsanspruch hat EA dem eigenen Origin-Dienst in seiner wichtigen Startphase also einen Bärendienst erwiesen, welcher diesen ja sowieso schon arg spät startenden Dienst nochmals um Jahre zurückwirft: Erst einmal muß Gras über diese Startkapriolen gewachsen sein, erst danach kann sich EA daran machen, mit Origin großartig Front gegen Steam zu machen. Als Nachzügler steht Origin nun einmal in der Pflicht, es in jeder Pore besser zu machen als ein tief im Markt verankerter Platzhirsch wie Steam – und da zählt dann auch die Problemlosigkeit der Lizenzbestimmungen und eigentlich das komplette Verhältnis zwischen Kundenbindung und Kundengängelung hinzu.
Wollen neu hinzukommende Steam-Konkurrenten die Spieleentwickler von sich begeistern, benötigen sie zuerst möglichst viele Kunden – und die bekommt man nur, wenn es besser und freundlicher als Steam macht. Der Punkt der Kundenfreundlichkeit ist also das Streitfeld, worüber die verschiedenen Spiele-Dienste wie Steam und Origin miteinander konkurrieren müssen – an den Spielen und deren Preisen selber können die Dienste schließlich nichts ändern. Jeder, der als Kontrahent zu Steam neu antritt, wird sich genau auf diesem Feld der Kundenfreundlichkeit profilieren müssen, um die Nutzer zu sich zu ziehen. Daß die EA-Manager diese Ausgangslage bei Origin maßlos mißachtet haben, wirft das Projekt – trotz des Erfolgs mit Battlefield 3 – deutlich zurück.