In der Frage des Stromverbrauchs gibt es keine Überraschungen, was im Zeitalter von live durch die Grafikkarten selber ermittelter Stromaufnahme und sich dann daran automatisch regelnden Boost-Systemen aber letztlich vollkommen normal ist. Alle Grafikkarten (bis auf die Radeon VII) kommen im Schnitt der vorliegenden Messungen der reinen Grafikkarten ziemlich gut in der Nähe zu ihrer offiziellen TDP-Zahl heraus, die GeForce RTX 3070 trifft ihre TDP von 220 Watt mit gemessen 219 Watt Real-Verbrauch ziemlich exakt. Fast könnte man daher heutzutage allein mit den TDP-Werten opieren und bräuchte diese Messungen nicht mehr. Andererseits hat die Existenz dieser unabhängigen Messungen auch dazu geführt, dass die Hersteller das früher teilweise übliche "kreative Festsetzen" von (unpassenden) TDP-Werten inzwischen aufgegeben haben und nunmehr ihren Grafikkarten üblicherweise realistische TDP-Werte mitgeben.
Stromverbrauch | 5700 | 5700XT | VII | 2060S | 2070 | 2070S | 2080 | 2080S | 2080Ti | 3070 | 3080 | 3090 |
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Generation & Speicher | RDNA1, 8GB | RDNA1, 8GB | Vega, 16GB | Turing, 8GB | Turing, 8GB | Turing, 8GB | Turing, 8GB | Turing, 8GB | Turing, 11GB | Ampere, 8GB | Ampere, 10GB | Ampere, 24GB |
ComputerBase | 176W | 210W | 271W | 174W | - | 221W | 228W | 241W | 270W | 220W | 322W | 351W |
Golem | 178W | 224W | 287W | 176W | - | 217W | 227W | 254W | 269W | 221W | 319W | 357W |
Guru3D | 162W | 204W | 299W | 163W | 166W | 209W | 230W | 254W | 266W | 208W | 338W | 364W |
Hardwareluxx | 173W | 230W | 259W | 189W | - | - | 244W | 251W | 283W | 221W | 332W | - |
Igor's Lab | 171W | 250W | 260W | 174W | 188W | 205W | 226W | 231W | 270W | 215W | 322W | 350W |
Le Comptoir du Hardware | 185W | 212W | 271W | 174W | - | 217W | 232W | 245W | 272W | 227W | 324W | 365W |
Les Numeriques | 173W | 233W | 271W | 176W | 183W | 219W | 233W | 247W | 288W | 233W | 326W | 370W |
PC Games Hardware | 183W | 222W | 262W | 181W | - | 224W | 224W | 253W | 267W | 221W | 330W | 355W |
TechPowerUp | 166W | 219W | 268W | 184W | 195W | 211W | 215W | 243W | 273W | 220W | 303W | 341W |
Tweakers | 164W | 213W | 280W | 176W | 183W | 210W | 233W | 245W | 274W | 214W | 320W | 361W |
gemittelter Verbrauch | 173W | 221W | 273W | 176W | 185W | 215W | 228W | 246W | 272W | 219W | 325W | 356W |
TDP (TBP/GCP) | 175W | 225W | 300W | 175W | 185W | 215W | 225W | 250W | 260W | 220W | 320W | 350W |
gemittelter Verbrauch gegen die (wenigen) deutlich danebenliegenden Werte gewichtet; vorzugsweise FE/Referenz-Modelle (oder gleichwertige); benutzte Herstellerkarten sind in blauer Schrift markiert |
In den Fragen Kühler-Lautstärke und CPU-Temperaturen geben die Tester der GeForce RTX 3070 in der "Founders Edition" Ausführungen gute Noten, auch die ersten Tests zu Herstellerdesigns fallen diesbezüglich erfreulich aus. Weniger gut ist das Übertaktungsergebnis der GeForce RTX 3070: Die Grafikkarte ist im Werkszustand eigentlich schon ausgereizt, der Performance-Gewinn durch Übertaktung liegt mit 3-5% in einem negierbaren Rahmen – für welchen es sich nicht lohnt, die Garantie anzugreifen. Dass hierbei der Grafikchip selber nicht weiter kann, verdeutlicht die Mehrperformance, welche von den besseren werksübertakteten Grafikkarten geboten wird: Magere +3% bekommt man mittels Karten, welche teilweise oberhalb von 100 Dollar/Euro Mehrpreis aufweisen. Gute Übertakter sind jene dann auch nicht einmal, trotz (maximaler) Power-Limits von teilweise bis zu 300 Watt (die FE hat dagegen ein maximales Power-Limit von 240 Watt).
Bei der RayTracing-Performance der GeForce RTX 3070 gibt es dagegen einen teilweisen Lichtblick: Dort erfüllt die neue Ampere-Karte tatsächlich die nVidia-Vorgabe, die GeForce RTX 2080 Ti zu schlagen – selbst wenn die Differenzen mit +3-5% quer über alle Auflösungen (laut den RayTracing-Benchmarks der ComputerBase) nicht gerade groß ausfallen. Insgesamt gesehen verfehlt die Ampere-Generation damit allerdings die Zielsetzung eines wirklichen Performance-Sprungs unter RayTracing. Denn gerade bei der GeForce RTX 3070 ist die Performance-Skalierung unter RayTracing nun nicht wirklich gravierend anders als bei der GeForce RTX 2080 Ti – beide Karten verlieren massiv an Performance, sobald man RayTracing zuschaltet. Damit läßt sich RayTracing in der Praxis weiterhin nur unter Verzicht auf Auflösung oder andere Bildqualitäts-Features realisieren, besser wäre zudem die Verwendung eines noch potenteren Beschleunigers wie GeForce RTX 3080 & 3090. Einzig DLSS stellt hierbei eine gewisse Rettung dar, dieses Performance-Feature steht aber auch nicht unter jedem RayTracing-Titel zur Verfügung.
Mehrleistung der GeForce RTX 3070 | FullHD | WQHD | 4K | Energieeff. | Preis/Leist. |
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3070 vs. GeForce RTX 3090 | −22% | −27% | −33% | +9% | +101% |
3070 vs. GeForce RTX 3080 | −16% | −20% | −25% | +11% | +5% |
3070 vs. GeForce RTX 2080 Ti | ±0 | +1% | −1% | +23% | +138% |
3070 vs. GeForce RTX 2080 Super | +15% | +17% | +19% | +34% | +67% |
3070 vs. GeForce RTX 2070 Super | +29% | +33% | +37% | +35% | +37% |
3070 vs. GeForce RTX 2060 Super | +50% | +58% | +65% | +33% | +32% |
3070 vs. GeForce GTX 1080 Ti | +34% | +38% | +41% | +54% | +98% |
3070 vs. Radeon VII | +36% | +37% | +38% | +72% | +93% |
3070 vs. Radeon RX 5700 XT | +37% | +43% | +50% | +51% | +20% |
3070 vs. Radeon RX 5700 | +53% | +61% | +69% | +33% | +18% |
ausschließlich FE/Referenz-Modelle; Energieeffizienz und Preis/Leistungs-Verhältnis bezogen auf die 4K-Performance |
nVidia scheint sich bei Ampere viel eher darauf konzentriert zu haben, mal wieder einen echten Preis/Leistungs-Sprung zu bringen – nachdem dies die initiale Turing-Generation nicht geboten hatte, dort musste sinnbildlich jede Mehrperformance mit einem Mehrpreis erkauft werden (real gab es gewisse Preis/Leistungs-Vorteile, aber jene lagen unterhalb von +10%). Aus Preis/Leistungs-Sicht heraus ist die GeForce RTX 3070 ein gegenüber der GeForce RTX 3080 durchaus gelungenes Produkt, gibt es in der Spitze +34% Mehrperformance für +40% Mehrpreis. Dies ist ein im HighEnd-Bereich überaus faires Verhältnis von Mehrperformance zu Mehrpreis – und eben, weil dieses Verhältnis innerhalb der vorhergehenden Turing-Generation schlechter war, bietet die GeForce RTX 3070 gegenüber ihren gleichpreisigen Vorgängern auch einen beachtbar geringen Performance-Fortschritt, als dies bei der GeForce RTX 3080 der Fall ist. Die Ursache dessen liegt allerdings wie gesagt in einem bemerkbar schlechteren Preis/Leistungs-Verhältnis zwischen GeForce RTX 2070 Ref. und 3080 Ref. sowie zwischen GeForce RTX 2070 Super und 2080 Super.
2070-Ref | 2070S | 3070 | 2080-Ref | 2080S | 3080 | |
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Generation & Speicher | Turing, 8 GB | Turing, 8 GB | Ampere, 8 GB | Turing, 8 GB | Turing, 8 GB | Ampere, 10 GB |
Listenpreis | $499 | $499 | $499 | $699 | $699 | $699 |
FullHD Performance-Index | 1060% | 1230% | 1590% | 1270% | 1380% | 1900% |
4K Performance-Index | 151% | 178% | 245% | 186% | 205% | 328% |
4K Perf. Turing → Ampere | 2070-Ref → 3070: +62% | 2080-Ref → 3080: +76% | ||||
4K Perf. Turing-Refresh → Ampere | 2070S → 3070: +38% | 2080S → 3080: +60% | ||||
Stromverbrauch | ~175W | 215W | 219W | ~215W | 246W | 325W |
Allerdings hat dieser niedrigere Preis/Leistungs-Vorteil bei der GeForce RTX 3070 seine Bewandtnis für die nachfolgenden kleineren Ampere-Grafikkarten – welche sich diesbezüglich eher an der GeForce RTX 3070 als der GeForce RTX 3080 orientieren dürften. Die GeForce RTX 3080 stellt eher so etwas wie die positive Ausnahme des Ampere-Portfolios dar (weshalb nVidia jene auch als erste veröffentlichte) – Grundlage dessen ist natürlich die Verwendung des größten Chips des Gaming-Portfolios, welcher vormals nur den Ti-Lösungen vorbehalten war. Andererseits sind jene +62% 4K-Mehrperformance, welche nVidia zwischen GeForce RTX 2070 Ref. und GeForce RTX 3070 (auf gleicher Preislage) erreicht hat, nun auch nicht schlecht für einen echten Generations-Wechsel: Dies ist bemerkbar weniger als die anzustrebende Performance-Verdopplung, aber selbige wurde (außerhalb der Anfangstage der 3D-Beschleuniger) kaum jemals wirklich geboten, stellt nur das kaum erreichbare Ideal dar. Einrechnend also, dass gutklassige Grafikchip-Generationen zuletzt oftmals nur +50-70% Mehrperformance geboten haben, sind jene sogar preisnormierten +62% ergo ein gutklassiges Ergebnis.
Denn damit passiert vor allem dass, was die Turing-Generation arg vermissen lassen hatte: Die jeweils früheren Grafikkarten werden schon bei der Ankündigung der neuen Grafikkarten obsolet, weil das Preis/Leistungs-Verhältnis der Neuvorstellungen drastisch besser ist. Es lohnt sich für nVidia und die Grafikkarten-Hersteller nicht einmal, die Turing-Generation preisgesenkt im Portfolio zu behalten – die dafür notwendige Preissenkung würde wahrscheinlich so hoch ausfallen, dass jene wenig zum Kostenpunkt der Karten passt. Demzufolge sind GeForce RTX 2080 Super und GeForce RTX 2080 Ti inzwischen weitgehend aus dem Händlerangebot verschwunden, GeForce RTX 2060 Super und GeForce RTX 2070 sind zwar noch vernünftig (und teilweise klar unter Listenpreis) verfügbar, dürften aber in Bälde folgen. Jene Entwicklung würde vermutlich noch schneller vonstatten gehen, wenn die Ampere-Grafikkarten halbwegs und nicht gerade zu den aktuellen Mondpreisen lieferbar wären.
Gen. & Speicher | FHD-Index | 4K-Index | Verbrauch | Liste | Straßenpreis | |
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GeForce RTX 3090 | Ampere, 24GB | 2030% | 367% | 356W | $1499 | 1700-2200€ — FE: 1499€ |
Radeon RX 6900 XT | RDNA2, 16GB | ? | ? | ? | $999 | 8. Dezember 2020 |
GeForce RTX 3080 | Ampere, 10GB | 1900% | 328% | 325W | $699 | 880-1080€ — FE: 699€ |
Radeon RX 6800 XT | RDNA2, 16GB | ? | ? | ? | $649 | 18. November 2020 |
Radeon RX 6800 | RDNA2, 16GB | ? | ? | ? | $579 | 18. November 2020 |
GeForce RTX 3070 | Ampere, 8GB | 1590% | 245% | 219W | $499 | 650-850€ — FE: 499€ |
GeForce RTX 2070 Super | Turing, 8GB | 1230% | 178% | 215W | $499 | 450-510 Euro |
GeForce RTX 3060 Ti | Ampere, 8GB | ? | ? | ? | $399 | 2. Dezember 2020 |
Radeon RX 5700 XT | RDNA1, 8GB | 1160% | 163% | 221W | $399 | 370-400 Euro |
GeForce RTX 2060 Super | Turing, 8GB | 1050% | 148% | 176W | $399 | 340-420 Euro |
Radeon RX 5700 | RDNA1, 8GB | 1030% | 145% | 173W | $349 | 360-400 Euro |
Damit zeigt sich der aktuelle Grafikkarten-Markt im HighEnd- und Enthusiasten-Segment allerdings leider als Trauerspiel: Die vom Preis/Leistungs-Verhältnis her dominanten Ampere-Grafikkarten sind nur vereinzelt zu überzogenen Preislagen verfügbar, die früheren Turing-Beschleuniger dieser Segmente inzwischen schon nicht mehr verfügbar – in der Summe ist faktisch gar nichts zu vernünftigen Preislagen lieferbar. Sicherlich ist dies keineswegs eine Situation, die nVidia wirklich wollte – denn nun kommt für die Ampere-Generation und gerade die GeForce RTX 3070 mittels der letzte Woche vorgestellten "Radeon RX 6000" Serie eine neue Konkurrenz hinzu, welche schon zur November-Mitte den Markt betreten soll. Dabei sind nicht nur die ersten (AMD-eigenen) Performance-Ergebnisse durchaus ansprechend, vor allem geht AMD mit seiner Speicherbestückung von durchgehend 16 GB direkt in die große offene Flanke, welche nVidia innerhalb der Ampere-Generation (außerhalb der GeForce RTX 3090) gelassen hat.
Derzeit gibt es wohl noch keinen beachtbaren Performance-Effekt der nur 8 GB Grafikkartenspeicher der GeForce RTX 3070, bezogen auf den allgemeinen Schnitt bzw. einen Performance-Index. Bei den hiermit ausgewerteten Benchmarks war nichts in diese Richtung hin zu bemerken, gab es auch keine wirklichen Auffälligekeiten bei den manchmal zusätzlich notierten Minimum-Frameraten. Aber natürlich gibt es schon einzelne Beispiele, wo die Speicherbestückung der GeForce RTX 3070 nicht ausreicht – bei der PC Games Hardware hat man dies in einem extra Test fein herausgearbeitet. Primär stellt die Diskussion über die "richtige" Menge an Grafikkartenspeicher eine Wette auf die Zukunft dar bzw. hängt auch von der persönlichen Nutzungsdauer einer Grafikkarte ab: Wer eher schnell wechselt, kann für das hier und heute kaufen – wer dagegen eine langfristige Investition anstrebt, hat eher Grund innezuhalten. Aber mit AMDs kommendem Aufgebot der RDNA2-basierten Beschleuniger könnten sich alle diesbezüglichen Überlegungen natürlich auch glatt erübrigen: Bietet AMD tatsächlich ähnliches zur doppelten Speichermenge, dann hat die GeForce RTX 3070 verloren, bevor sich jene wirklich im Markt etablieren konnte.
Dieses Urteil für eine nominell wirklich gutklassige Grafikkarte auszusprechend, ist sicherlich ein wenig krass – aber letztlich hat allein nVidia diese Speichermenge zu verantworten. Und würde AMD nicht gerade jetzt mit einem Gegenangebot kommen, könnte man sich mit den 8 GB Grafikkartenspeicher der GeForce RTX 3070 auf der vorstehend ausgebreitet guten Performance sogar irgendwie arrangieren – aber so wird nVidias neue Grafikkarte halt umgehend entwertet. Selbst wenn man kein Verfechter der These ist, dass es unbedingt mehr als 8 GB Speicher in diesem Performance-Feld sein müssen: Wenn man den Mehrspeicher Performance- und Preis-normiert faktisch kostenlos bekommt, dann ist das ganze ein "No-Brainer". Sofern AMD es nicht grob vermasselt, sind nur 8 GB Speicher in dieser Preisklasse zukünftig keine Überlegung mehr wert. Die sinnvolle Preisklasse für 8-GB-Beschleuniger wandert definitiv nach unten, vielleicht ist hierzu die zweite GA104-Ausführung "GeForce RTX 3060 Ti" interessanter, welche Anfang Dezember erscheinen soll. Die GeForce RTX 3070 wird hingegen aller Vermutung nach schon am 18. November von der "Radeon RX 6800" (klar) auf die Plätze verwiesen werden – wobei die aktuelle Liefersituation ironischerweise sowieso keine andere Handlungsweise zuläßt, als (wenigstens) auf dieses Datum zu warten.