Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 680 (Seite 2)

Donnerstag, 22. März 2012
 / von Leonidas
 

In der Frage des Stromverbrauchs können wir leider zum ersten Mal seit langem keine gemessenen Stromverbrauchs-Werte zur GeForce GTX 680 von rein nur der Grafikkarte bieten – nVidia hat es (völlig) unverständlich unterlassen, unsere diesbezüglich prädestinierte Partnerseite HT4U rechtzeitig mit einem entsprechendem Testsample zu beliefern. Andere Stromverbrauch-Tests mit Messungen von Gesamtsystemen sowie die üblicherweise etwas zu niedrig liegenden Messungen rein der Grafikkarten bei der PC Games Hardware deuten jedoch auf einem Idle-Verbrauch der GeForce GTX 680 von ca. 15 Watt und einen Spiele-Verbrauch von ca. 190 Watt hin, mithin sehr nahe an der TDP-Grenze von 195 Watt. Hier wirkt dann wieder GPU-Boost, welches durch die dynamische Hoch- unter Heruntertaktung den durchschnittlichen Stromverbrauch sehr nahe an den TDP-Wert heranführen kann.

Idle MultiMon. Spiele FurMark TDP/MPCG
Radeon HD 6950 2GB 22W 58W 163W 206W 200W
Radeon HD 6970 22W 66W 205W 267W 250W
Radeon HD 7850 ~12W ~30W ~110W ~135W ?
Radeon HD 7870 13W 31W 127W 159W ?
Radeon HD 7950 16W 52W 154W 208W 200W
Radeon HD 7970 14W 49W 211W 296W 250W
GeForce GTX 560 Ti 448 Core 25W 74W 197W 243W 210W
GeForce GTX 570 24W 70W 199W 247W 219W
GeForce GTX 580 31W 92W 238W 318W 244W
GeForce GTX 680 ~15W ? ~190W ? 195W

In der Frage der Geräuschentwicklung kam das Radiallüfter-Referenzdesign von nVidia durchgehend vernünftig bis gut an. Die Karte ist zwar sowohl im Idle-Betrieb als auch im Spiele-Einsatz nicht wirklich leise, aber auch nicht unbedingt störend und für ihre Performanceklasse schon richtiggehend gut. Konkret liegt die Lautstärke insbesondere im Spiele-Einsatz auf dem (vergleichsweise guten) Niveau der GeForce GTX 580 und damit klar niedriger als bei der Radeon HD 7970 zu beobachten war. Hersteller-eigene Designs können hier aber dennoch noch einiges herausholen und für Silent-Fans sei daher natürlich das Abwarten auf eben jene Hersteller-Designs empfohlen.

Womit wir zur letztlich alles entscheidenden Frage der Performance der GeForce GTX 680 kommen. Die verschiedenen Vorab-Benchmarks haben die Hardware-Welt natürlich schon entsprechend angespitzt und alles wartete nun ab, ob sich die Vorhersagen eines Benchmark-Gewinns der GeForce GTX 680 gegenüber der Radeon HD 7970 bestätigen lassen – oder ob es eine Überraschung in dieser Frage gibt. Um Überraschungen durch die Bewertung des "falschen" Hardware-Tests auszuschließen, bieten wir nachfolgend wiederum kumulierte Benchmark-Werte mehrerer Testberichte an, womit kleinere Ungenauigkeiten und falsche Tendenzen im Schnitt der vielen Ergebnisse untergehen sollten und somit ein solider Mittelwert der Benchmarks zur GeForce GTX 680 entsteht:

1920x1200 4xAA 7950 7970 560Ti 580 680
ComputerBase 86% 100% 57% 82% 109%
TechPowerUp 88% 100% 63% 87% 108%
Hardwareluxx 87% 100% - 80% 106%
PC Games Hardware - 100% - 86% 108%
AnandTech 87% 100% 58% 85% 113%
Hardware Canucks - 100% - 83% 112%
Hardware.fr 86% 100% 59% 82% 106%
Hot Hardware 87% 100% - 84% 115%
1920x1200 8xAA 7950 7970 560Ti 580 680
ComputerBase 90% 100% 55% 83% 107%
2560x1600 4xAA 7950 7970 560Ti 580 680
ComputerBase 85% 100% - 75% 101%
TechPowerUp 85% 100% 55% 80% 104%
Hardwareluxx 87% 100% - 76% 103%
PC Games Hardware - 100% - 83% 106%
AnandTech 85% 100% - 79% 109%
Hardware Canucks - 100% - 80% 110%
Hardware.fr - 100% - 75% 102%
Hot Hardware 87% 100% - 80% 110%
2560x1600 8xAA 7950 7970 560Ti 580 680
ComputerBase 87% 100% - 78% 102%
Hardware Canucks - 100% - 87% 117%
5760x1080 4xAA 7950 7970 560Ti 580 680
Hardware Canucks - 100% - - 98%
Hardware.fr - 100% - - 100%

Nach (stundenlanger) Sichtung aller möglichen Tests und Aufaddierung der dort aufgelaufenen Testergebnis läßt sich jedoch das klare Fazit ziehen, daß es nVidia tatsächlich gelungen ist, mit der GeForce GTX 680 eine gegenüber der Radeon HD 7970 sogar etwas schnellere Grafikkarte hinzulegen – trotz kleinerem Chip und geringerer Stromaufnahme. Dabei legt die GeForce GTX 680 im Schnitt der Messungen einen Vorsprung von 9,6 Prozent unter 1920x1200 4xAA und ca. 5,6 Prozent unter 2560x1600 4xAA gegenüber der Radeon HD 7970 hin. Selbst die (leider nur wenigen) Benchmark-Werte unter 1920x1200 8xAA und 2560x1600 8xAA deuten weiterhin auf einen geringen Vorteil der GeForce GTX 680 hin – zwar nicht mehr ganz so klar wie unter 1920x1200 4xAA, aber weiterhin ausreichend für einen Benchmark-Sieg.

Erst unter 5760x1080 4xAA geht der GeForce GTX 680 dann etwas die Puste aus und sie erreicht "nur noch" dasselbe Ergebnis wie die Radeon HD 7970. Für eine Karte mit ihrem (relativ) kleinerem Speicherinterface ist dies dennoch eine starke Leistung, weil der gegenüber der Radeon HD 7970 relative Performanceabfall der GeForce GTX 680 von 1920x1200 4xAA zu 5760x1080 4xAA nur runde 10 Prozent beträgt, dieser Wert bei früheren nVidia-Grafikkarten viel höher war und AMD in diesen Sphären früher somit weit deutlich vorn lag. Bei der GeForce GTX 680 trifft dies wie gesagt nicht mehr zu, die Karte liegt grob gesagt unter normalen Settings bis zu 10 Prozent vor der Radeon HD 7970 und erreicht selbst unter extremen Settings immer noch einen Performance-Gleichstand zur AMD-Toplösung.

Damit kommt die GeForce GTX 680 basierend auf den heutigen Testergebnissen in unserem 3DCenter Performance-Index auf eine Wertung von 360% Performance, was den Performance-Unterschied zur Radeon HD 7970 auf 330% Performance unter 1920x1200 4xAA ausdrückt. Von den 30 Prozentpunkten Differenz sollte man sich nicht täuschen lassen – relativ sind dies 9,1 Prozent Performanceunterschied im Index, was ziemlich perfekt zum realen Performanceunterschied passt. Daß die GeForce GTX 680 dann unter 2560x1600 4xAA relativ gesehen etwas schwächer wird, kann dieser (wie gesagt streng auf 1920x1200 4xAA basierende) Index natürlich nicht abbilden – allerdings würde ein auf 2560x1600 4xAA basierenden Performance-Index der GeForce GTX 680 eine Wertung von 350% Performance geben, die Differenz ist also eher marginal. Der Performance-Index ist halt nur zur schnellen Einordnung einer Grafikkarte gedacht – vorbehaltlich immer einer Detailbetrachtung, welche bei der GeForce GTX 680 eben eine (geringfügige) Schwäche auf höheren Settings als 1920x1200 4xAA ergibt.

In der Summe der Dinge bedeutet dies, daß es nVidia gelungen ist, wofür der GK104-Chip sicherlich ursprünglich niemals geplant war: Mit einem Chip des Performance-Segments die schnellste AMD SingleChip-Grafikkarte (der gleichen Fertigungstechnologie) zu schlagen, wenn im Gesamtbild auch nur eher marginal. Dies war vorher so nicht zu erwarten und auch angesichts der in den letzten Wochen geleakten Hardware-Daten zur GeForce GTX 680 keineswegs eine Selbstverständlichkeit – immerhin erzielt nVidia dieses Ergebnis mit einem kleineren Chip mit geringerem Stromverbrauch. Daß nVidia mit dem GK104-Chip keine großartigen GPGPU-Eignung bieten musste und sich daher (im Gegensatz zu AMD beim R1000/Tahiti) reichlich Transistoren für diese Zwecke sparen konnte, zahlt sich hierbei vollens aus.

Und im eigentlichen erfüllt nVidia damit aber auch "nur" eine hier und da gestellte Forderung aus dem Gamer-Bereich nach einem reinen Gamer-Grafikchip unter dem Verzicht auf möglichst viel GPGPU-Ballast. Dieser GPGPU-Ballast wurde schon immer verdächtigt, gerade die HighEnd-Chips von nVidia unnötig aufzublähen und kaum zur Spiele-Performance beizutragen. Mit dem GK104-Chip hat der Gamer nun einen solchen Chip in der Hand: Moderne Architektur, maßvoller Stromverbrauch (für dieses Performance-Segment), interessante neue Feature und eine überzeugende Performance – welche AMDs Toplösung minimal, aber aufzeigbar schlägt.

An dieser Stelle folgt gewöhnlich ein "Aber, ..." – und dies trifft auch hier in voller Härte zu: Aber, der Preis für das verlangte ist deutlich zu hoch – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, daß der GK104-Chip eben die Ablösung des GF114-Chips darstellt und der eigentliche HighEnd-Chip GK110 noch folgen wird. Richtung 500 Euro für einen Performance-Chip, welcher möglicherweise am HighEnd-Segment schnuppert, aber dennoch weiterhin seine Herkunft nicht verleugnen kann, sind einfach zu viel – gerade wenn man diese Preislage in Relation dazu betrachtet, wo der Preis eines Tages nach Preiskämpfen und besserer 28nm-Verfügbarkeit mal stehen dürfte. Dann sollte eine GeForce GTX 680 nicht mehr als 300 Euro kosten, eher weniger – und selbst dies wäre im Vergleich zu früheren Performance-Lösungen wie der GeForce GTX 560 Ti (stieg für 210 bis 250 Euro ein) noch sehr viel.

Denn immerhin hat nVidia mit der 28nm-Lösung GeForce GTX 680 auch nichts anderes getan, als auf den wahrhaftigen 40nm-Vorgänger in Form der GeForce GTX 560 Ti jenes Maß an Performance draufgelegt, welches man von der 28nm-Fertigung mindestens erwarten durfte – nämlich runde 70% Performanceplus zwischen GeForce GTX 680 und GeForce GTX 560 Ti. Ob die GeForce GTX 680 ganz langfristig denselben Preispunkt wie die GeForce GTX 560 Ti erreichen kann, wäre etwas zu bezweifeln – zum einen ist die GeForce GTX 680 das etwas höherwertigere Design aufgrund der etwas höheren TDP, zum anderen dürfte nVidia eher die Karte eines Tages durch einen Refresh ersetzen, als daß man so tief im Preis heruntergeht. Nichtsdestotrotz ist der aktuelle Preis der GeForce GTX 560 Ti von etwas unter 200 Euro die eigentliche Zielmarke für die GeForce GTX 680 – und sei es nur um festzustellen, wieviel man heutzutage zu viel für diese Karte bezahlt.

Demzufolge lautet die eigentliche Empfehlung dieser Launch-Analyse zur GeForce GTX 680: Abwarten auf die Einpendelung der Preise der 28nm-Beschleuniger. Dies mag möglicherweise etwas dauern, weil zuerst die 40nm-Modelle auslaufen müssen, zudem muß sich die Liefersituation an 28nm-Grafikchips ebenfalls erst einmal deutlich bessern. Aber nach diesen zwei Punkten kann man deutlich bessere Preislagen der 28nm-Beschleuniger erwarten: Eine Radeon HD 7950 für 250 Euro und Radeon HD 7970 sowie GeForce GTX 680 gemeinsam für 300 Euro. Den HighEnd-Bereich werden in diesem Szenario dann die zu erwartenden DualChip-Grafikkarten mit Preisen von ca. 550 Euro einnehmen, hinzu kommt nVidias HighEnd-Chip GK110 mit einem Preispunkt von vielleicht 450 Euro. Mehr ist nicht sinnvoll und mehr wird auch nicht von der Breite des Marktes bezahlt – die hohen Preise der aktuellen 28nm-Beschleuniger lassen sich nur halten, weil die Liefermengen so gering sind, daß niedrigere Preise derzeit gar nicht lohnen würden. Um aus den 28nm-Beschleunigern aber ein Massengeschaäft zu machen, werden AMD und nVidia kräftig am Preis drehen müssen – und dies kann man ruhig abwarten, ehe man sich später darüber ärgert, heute wirklich deutlich zu viel bezahlt zu haben.