Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 550 Ti (Seite 2)

Dienstag, 15. März 2011
 / von Leonidas
 

Womit wir nach langer Vorrede endlich zum interessantesten Punkt – den der Performance-Messungen – kommen. Bei der GeForce GTX 550 Ti gibt es diesbezüglich keine großen Hürden zu beachten: Die Karte ist nicht für Auflösungen größer als 1920x1200 gebaut und ebenfalls nicht wirklich schnell genug für 8x Anti-Aliasing, so daß man mit Standard-Benchmarks in diesem Fall doch schon ein recht komplettes Performance-Bild erhält.

HT4U 550Ti vs. 450 550Ti vs. 5770 550Ti vs. 460/768 550Ti vs. 6850
1680x1050 noAA +16,7% (-14,3%) -5,8% (+6,1%) -18,0% (+21,9%) -26,9% (+36,7%)
1680x1050 4xAA +20,3% (-16,9%) +4,1% (-3,9%) -16,5% (+19,7%) -21,6% (+27,5%)
1920x1200 noAA +16,9% (-14,4%) -7,9% (+8,6%) -18,7% (+23,1%) -29,1% (+41,0%)
1920x1200 4xAA +20,7% (-17,1%) +0,9% (-0,9%) -16,6% (+19,9%) -24,0% (+31,5%)
benutzte Treiberversionen: 5770/6850 @ 11.2, 460 @ 266.58, 550Ti @ 267.59
benutzte Filtersettings: AMD "HighQuality" vs. nVidia "HighQuality"
ComputerBase 550Ti vs. 450 550Ti vs. 5770 550Ti vs. 460/768 550Ti vs. 6850
1680x1050 noAA +19,8% (-16,5%) -5,8% (+6,2%) -16,2% (+19,3%) -26,9% (+36,8%)
1680x1050 4xAA +23,6% (-19,1%) +9,3% (-8,5%) -13,9% (+16,1%) -16,2% (+19,3%)
1920x1200 noAA - -8,8% (+9,7%) -18,0% (+22,0%) -30,3% (+43,5%)
1920x1200 4xAA - +3,3% (-3,2%) -15,4% (+18,2%) -20,8% (+26,2%)
benutzte Treiberversionen: 5770/6850 @ 10.10e, 460 @ 262.99, 550Ti @ 267.59
benutzte Filtersettings: AMD "HighQuality" vs. nVidia "Quality"
AnandTech 550Ti vs. 450 550Ti vs. 5770 550Ti vs. 460/768 550Ti vs. 6850
1680x1050 4xAA +21,0% (-17,4%) +7,2% (-6,7%) -15,3% (+20,5%) -18,1% (+25,8%)
1920x1200 4xAA - +2,7% (-2,6%) -16,4% (+19,6%) -24,0% (+31,6%)
benutzte Treiberversionen: 5770/6850 @ 11.4 Preview, 460 @ 262.99, 550Ti @ 267.59
benutzte Filtersettings: unbekannt, höchstwahrscheinlich AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"

Die heute gemessenen Benchmark-Ergebnisse sind allerorts ziemlich gleichlautend – die GeForce GTX 550 Ti liegt bei Benchmarks mit Anti-Aliasing um die 20 Prozent vor der GeForce GTS 450, allerdings nur um 5 bis 10 Prozent vor der Radeon HD 5770. Der Abstand zur GeForce GTX 460 768MB fällt dagegen mit runden 20 Prozent klar größer aus – die GeForce GTX 550 Ti mag irgendwo zwischen Radeon HD 5770 und GeForce GTX 460 768MB angekommen sein, aber die Tendenz geht absolut klar in Richtung der kleineren Karte. Letztlich ist die GeForce GTX 550 Ti mit "ein wenig schneller als die Radeon HD 5770" besser beschrieben als mit "zwischen Radeon HD 5770 und GeForce GTX 460 768MB liegend".

Dies ist dann doch weniger als die Vorab-Ansetzung vermuten lassen hat – und dies obwohl die GeForce GTX 550 Ti durchaus ihre Performance bringt und wie gesagt gute 20 Prozent vor der GeForce GTS 450 rangiert. Aber letztlich hat der GF116-Chip der GeForce GTX 550 Ti dann doch eben nur Mainstream-Niveau und ist nicht wirklich in der Lage, sich mit echten Performance-Chips wie dem GF104 der GeForce GTX 460 768MB anzulegen. Der Versuch, die GeForce GTX 460 768MB irgendwie zu ersetzen, ist jedenfalls klar gescheitert.

Bliebe noch die Minimal-Zielsetzung, die Radeon HD 5770 mit der GeForce GTX 550 Ti zu überrunden: Dies mag unter 4x Anti-Aliasing gemäß vorstehenden Benchmarks pro forma gelingen – allein, Benchmarks unter 4x Anti-Aliasing sind im Performancefeld dieser Karte nicht die ganze Wahrheit. Im Zuge der weiteren Ausbreitung der FullHD-Auflösung von 1920x1080 (alternativ auch 1920x1200) sind oftmals die Nutzer dieser Mainstream-Grafikkarten gezwungen, diesen höhere Auflösungen zuzumuten, als im Sinne flüssiger Frameraten eigentlich gut für diese wäre. Sprich: Radeon HD 5770 & GeForce GTX 550 Ti sind gute Karten für die Auflösung von 1680x1050, bekommen unter 1920x1080 aber in dem einen oder anderen Spiel schon ihre Probleme, sofern man wie üblich Anti-Aliasing einsetzen will.

Somit ist der Mainstream-User, welcher mit einem FullHD-Monitor gesegnet (oder verflucht) ist, oftmals gezwungen, bei diesen Karten die Optionen etwas herunterzudrehen, um das Spiel noch in der nativen Monitorauflösung genießen zu können. Dies können Spiel-eigene Optionen sein, dies kann aber auch Anti-Aliasing sein – möglicherweise nur 2x Anti-Aliasing, im Härtefall auch mal gar kein Anti-Aliasing. Wer diese Karten unter FullHD-Monitoren einsetzt (Nutzer der Auflösung von 1680x150 sind wie gesagt weit weniger betroffen), sollte sich in diesem speziellen Fall also auch die Benchmarks ohne Anti-Aliasing ansehen. Und diesbezüglich sieht es nicht gut aus für die GeForce GTX 550 Ti: Die Radeon HD 5770 ist hier durchgängig 5 bis 10 Prozent schneller.

Ob man angesichts dieses klaren Hakens der GeForce GTX 550 Ti den Performancesieg gegenüber der Radeon HD 5770 geben sollte, ist arg zweifelhaft – sie ist gerade dort (etwas) langsamer, wo es drauf ankommt (nämlich in besonders performancefressenden Spielen, wo man bei diesen Karten zugunsten flüssiger Frameraten Anti-Aliasing abdreht). Das ganze ist natürlich eine sehr subjektive Bewertung – wer eher nur Werte unter Anti-Aliasing einrechnet, kann diesem Urteil kaum zustimmen. Wir würden allerdings in der Performanceklasse dieser Karten einen (gleichwertigen) Mix aus Werten mit und ohne Anti-Aliasing zur endgültigen Performancebewertung ansetzen – und da kommt dann nur ein grober Performance-Gleichstand zwischen Radeon HD 5770 und GeForce GTX 550 Ti heraus. Vielleicht kann man der GeForce GTX 550 Ti einen minimalen Vorsprung zusprechen – dies ist wie gesagt subjektiv und macht in jedem Fall das Kraut nicht mehr fett.

Und dies reicht angesichts der anderen Werte der Karte zweifelsfrei nicht aus, um irgendeine Empfehlung zugunsten der GeForce GTX 550 Ti auszusprechen: Der Stromverbrauch ist klar höher als bei der Radeon HD 5770 und geht eher in den Bereich der GeForce GTX 460 768MB oder Radeon HD 6850 hinein, während die Preislage bei einem Listenpreis von 145 Euro jenseits von Gut und Böse erscheint. Selbst wenn jetzt die Listungen der neuen nVidia-Karte schon auf 120 Euro heruntergehen – wen will man damit gemäß der gebotenen Leistungen hinter dem warmen Ofen hervorlocken? Eine Radeon HD 5770 mit grob gleicher Performance und weniger Stromverbrauch gibt es ab 100 Euro, eine GeForce GTX 460 768MB mit klar mehr Performance und gleichem oder nur minimal höherem Stromverbrauch liegt auch schon bei denselben 120 Euro, welche die GeForce GTX 550 Ti derzeit kostet.

Eine Chance gibt es für die GeForce GTX 550 Ti unserer Meinung nach nur, wenn man auf der Preislage der Radeon HD 5770 von 100 bis 110 Euro heruntergeht. Dann kann man seine Vorteile bezüglich guter Übertaktbarkeit, exklusiven Features wie PhysX und der bei nVidia etwas höheren möglichen Bildqualität anbringen (wobei dies im Preisbereich dieser Karten viel weniger zählt als bei echten Performance- oder HighEnd-Beschleunigern) – und kann damit den in diesem Preisbereich doch relevanten Punkt der höheren Stromaufnahme sowie der arg durchschnittlichen Performance ohne Anti-Aliasing gut kaschieren. Mit jedem Euro, welchen sich die GeForce GTX 550 Ti allerdings von den Preisen der Radeon HD 5770 entfernt, wird dies schwieriger – einen echten Mehrpreis der nVidia-Karte gegenüber der AMD-Karte sehen wir nicht wirklich.

Wie man sieht, werden wir nicht so richtig warm mit der GeForce GTX 550 Ti – aber in derem Preissegment zählt halt eben der passende Preispunkt ganz besonders, auch wenn es sich "nur" um 20 Euro dreht. So lange sich die GeForce GTX 550 Ti nicht deutlichst auf die Preise der Radeon HD 5770 zubewegt, haben wir keinen Grund, an den bisherigen Empfehlungen – Radeon HD 5770 für die Preislage ab 100 Euro, GeForce GTX 460 768MB für die Preislage ab 120 Euro – etwas zu ändern. Der passende Preis für die GeForce GTX 550 Ti kann sich natürlich noch ergeben, der Markt kann hier vieles mit der Zeit regeln. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es jedoch keine Empfehlung für die GeForce GTX 550 Ti – nicht weil die Karte in irgendeiner Form schlecht wäre, aber weil andere eben schon besser sind.

Nachtrag vom 16. März 2011

Zum Launch der GeForce GTX 550 Ti wäre noch eine Betrachtung nachzuliefern, was die vielen Testartikel mit Hersteller-Grafikkarten so über diese zu berichten hatten. Leider wurden dabei ausschließlich ab Werk übertaktete Varianten getestet, welche allerdings teurer sind als die regulären Versionen und damit das eher ungünstige Preis/Leistungsverhältnis der GeForce GTX 550 Ti nochmals verschlechtern. An diesem hat sich bis dato im übrigen nichts getan: Weiterhin kosten standardmäßige GeForce GTX 550 Ti Karten ab 120 Euro, gibt es zahme Übertaktungen ab 130 Euro und die richtig gut übertakteten Modelle ab 140 Euro. Letztere haben natürlich ihren Reiz, liegen allerdings schon längst im Preisrahmen der deutlich potenteren GeForce GTX 460 1024MB und Radeon HD 6850 Karten – welche dann ja auch noch einmal ihren eigenen Übertaktungsspielraum haben.

Testkarte OC-Ergebnisse Lautstärke-Eindruck
HT4U Asus GeForce GTX 550 Ti DirectCU TOP (975/1950/2050 MHz) 1050/2100/2460 MHz gut, Schwächen im Idle-Betrieb
ComputerBase Asus GeForce GTX 550 Ti DirectCU TOP (975/1950/2050 MHz) 1041/2082/2550 MHz gut, Schwächen im Idle-Betrieb
Overclockers Club Asus GeForce GTX 550 Ti DirectCU TOP (975/1950/2050 MHz) 1100/2200/2600 MHz -
TechPowerUp Asus GeForce GTX 550 Ti DirectCU TOP (975/1950/2050 MHz) 1065/2130/2414 MHz gut, Schwächen im Idle-Betrieb
PureOC Asus GeForce GTX 550 Ti DirectCU TOP (975/1950/2050 MHz) 1135/2270/2310 MHz -
ComputerBase Club3D GeForce GTX 550 Ti Cool Stream OC (920/1840/2050 MHz) 1004/2008/2408 MHz vernünftig, Schwächen im Idle-Betrieb
Tom's Hardware Gainward GeForce GTX 550 Ti (900/1800/2050 MHz) - sehr gut
Overclockers Australia Gainward GeForce GTX 550 Ti Golden Sample (1000/2000/2200 MHz) 1070/2140/2580 MHz sehr gut
TweakTown Gainward GeForce GTX 550 Ti Golden Sample (1000/2000/2200 MHz) - sehr gut
Guru3D KFA2 Galaxy GTX 550 Ti LTD OC (1000/2000/2300 MHz) 1116/2232/2425 MHz sehr gut
PureOC Gigabyte GeForce GTX 550 Ti (970/1940/2100 MHz) 1090/2180/2250 MHz -
TweakTown MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) - sehr gut
TechPowerUp MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) 1058/2115/2340 MHz gut
Overclockers Club MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) 1051/2102/2560 MHz -
Overclockers Australia MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) 1060/2120/2600 MHz gut
The Tech Report MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) - gut
Guru3D MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) 1102/2204/2313 MHz sehr gut
Benchmark Reviews MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) 1080/2160/2420 MHz -
PureOC MSI GeForce GTX 550 Ti 1GB Cyclone II (950/1900/2150 MHz) 1125/2250/2300 MHz -
PC Games Hardware Palit GeForce GTX 550 Ti Sonic (1000/2000/2200 MHz) 1030/2060/2450 MHz sehr gut
TechPowerUp Palit GeForce GTX 550 Ti Sonic (1000/2000/2200 MHz) 1015/2030/2550 MHz sehr gut
AnandTech Zotac GeForce GTX 550 Ti AMP! Edition (1000/2000/2200 MHz) - vernünftig
Hartware Zotac GeForce GTX 550 Ti AMP! Edition (1000/2000/2200 MHz) 1040/2080/2300 MHz vernünftig, Schwächen unter Last
ComputerBase Zotac GeForce GTX 550 Ti AMP! Edition (1000/2000/2200 MHz) 1041/2082/2550 MHz vernünftig
TechPowerUp Zotac GeForce GTX 550 Ti AMP! Edition (1000/2000/2200 MHz) 1035/2070/2350 MHz vernünftig
The Tech Report Zotac GeForce GTX 550 Ti AMP! Edition (1000/2000/2200 MHz) - gut

Stichwort Übertaktungspielraum: Dieser ist bei den ab Werk übertakteten GeForce GTX 550 Ti Karten naturgemäß kleiner, allerdings dürften diese sich immer etwas besser (beim absoluten Takt) als regulär getaktete Karten übertakten lassen, weil meist mit etwas mehr Chipspannung unterwegs. Im Schnitt erreichten diese ab Werk übertakteten GeForce GTX 550 Ti ein Übertaktungsergebnis von 1065/2130/2436 MHz, was gegenüber dem default-Takt 18 Prozent mehr Chip- und 19 Prozent mehr Speichertakt sind – sehr ansprechend, aber trotzdem nicht ganz so gut wie gerade von der GeForce GTX 460 her bekannt. Zumindest die optisch interessante Marke von 1000 MHz Chiptakt konnten alle Kandidaten durchbrechen, besonders gut zu übertakteten Hersteller-Modelle ergaben sich dabei im übrigen nicht. Die Lautstärke-Betrachtung sieht gute und weniger gute Kandidaten, als durchgehend sehr gut wurden dabei (bisher) nur die eher selten getesteten Modelle von Gainward, KFA2 und Palit angesehen.

In der Frage der Beurteilung der GeForce GTX 550 Ti sind sich die allermeisten Testartikel zudem einig: Das ist zu wenig, was nVidia für den angeschlagenen Preis vorgelegt hat – vor allem gegenüber einer seit über einem Jahr im Markt vertretenen Karte wie der Radeon HD 5770. Selbst wenn der Preis im Laufe der Zeit noch passend gemacht wird, würde nVidia damit gerade einmal ausgleichen, was diese AMD-Karte schon des längeren leistet – nicht gerade das, was jetzt die Grafikkartenkäufer elektrisieren würde, allerdings im Rahmen der aktuellen Refresh-Generation von Radeon HD 6000 und GeForce 500 auch kein so seltenes Bild. Man kann sogar die Frage stellen, ob AMD der GeForce GTX 550 Ti wirklich eine Radeon HD 6790 entgegenstellen muß – so viel preislicher Platz ist zwischen Radeon HD 5770 (ab 95 Euro) und Radeon HD 6850 (ab 130 Euro) gar nicht mehr vorhanden für noch eine weitere Grafikkarte.