Launch-Analyse AMD Ryzen 5000 (Seite 3)

Mittwoch, 11. November 2020
 / von Leonidas
 

In der Summe der Dinge liefern Zen 3 bzw. die Ryzen 5000 Prozessoren eine sehr überzeugende Vorstellung ab, die angestellten Benchmarks bestätigen AMDs Anspruch der totalen Performance-Führerschaft als (vollkommen) gerechtfertigt. Wo Zen 2 nur im Mittel aller Zahlen vorn lag, speziell im Spiele-Bereich Intel weiterhin kleine Vorteile bieten konnte, erübrigt sich mit Zen 3 dieses Auseinanderdividieren in verschiedene Benchmark-Disziplinen: Zen 3 ist überall schnell – und überall Erstplazierter, ganz besonders auch bei Spiele-, Office- und Adobe-Benchmarks. Da man sich beim Stromverbrauch wie der Energieeeffizienz keine Schwächen leistet und die Übertaktungseignung bei Intel nicht substantiell besser ist, gibt es keine Punkte mehr, welche angesichts Zen 3 für einen Intel-Prozessor sprechen. AMD ist am Ende des Weges angekommen, welchen man mit den ersten Ryzen-Prozessoren im März 2017 begonnen hatte.

Von der Performance her ist somit Intel zukünftig derjenige, der aufholen muß – und dies eben nicht nur unter dem Cinebench, sondern genauso auch unter Spielen, Office und Adobe-Benchmarks (bisher die markante Disziplin der Intel-Prozessoren). Dies wird für Intel angesichts der bekannten Probleme mit verschobenen Fertigungsverfahren und demzufolge einem Rückstau in der Architektur-Roadmap nicht einfach und dürfte kaum so schnell zu realisieren sein – gerade da AMD sicherlich auch weiterhin regelmäßig neue Ryzen-Generationen nachschieben wird. Zudem dürfte Intel mit dem Rollenwechsel vom Performance-Führer zum Herausforderer auf (für Intel) neue Probleme stoßen – wie dass eine gleichwertige Performance zwar nominell freundlich bewertet, unterschwellig jedoch als "nicht ausreichend genug" genommen wird. Wie man damit zurechtkommt, läßt sich für Intel über einen Anruf in AMDs Archiv-Abteilung herausfinden ;). Ein Tipp: Aufrüst-Freundlichkeit ist immer ein Punkt, mit welchem man auch als Zweitplazierter glänzen kann.

Ein Nachteil der Ryzen-5000-Prozessoren wäre dann doch noch zu thematisieren: Um deren Preis/Leistungs-Verhältnis ist es zumeist nicht all zu bestens bestellt, zumindest verglichen mit den Zen-2-Vorgängern, welche derzeit durchgehend unterhalb Listenpreis angeboten werden. Dass die Zen-3-Prozessoren mit einer kleinen Preiserhöhung (gegenüber Zen 2) angetreten sind, rächt sich an dieser Stelle, denn dadurch ensteht eine Straßenpreis-Situation, zu welcher Zen 3 mehr kostet als es Mehrperformance bringt. Dabei wurden für die nachfolgenden Preis/Leistungs-Rechnungen zugunsten von Zen 3 die Listenpreise als Straßenpreis angesetzt – ausgehend von der Annahme, dass die Ryzen-5000-Prozessoren wirklich demnächst zu einem dem Listenpreis entsprechenden Straßenpreis erhältlich sein werden. Eine Rechnung auf aktuellen Zen-3-Straßenpreisen würde für Zen 3 logischerweise nochmals (viel) schlechter aussehen, hätte aber voraussichtlich auch nur kurzfristig Bestand:

Mehrleistung des Ryzen 9 5950X (799€) Anwendungen P/L Anwend. Spiele P/L Spiele
5950X vs. Ryzen 9 3950X (668€) +14,7% −4% +21,5% +2%
5950X vs. Ryzen 9 5900X (549€) +13,0% −22% +0,6% −31%
5950X vs. Ryzen 9 3900XT (429€) +31,2% −30% +21,4% −35%
5950X vs. Ryzen 9 3900X (399€) +33,1% −34% +22,2% −39%
5950X vs. Core i9-10900K (497€) +41,8% −12% +6,2% −34%
5950X vs. Core i9-10900KF (489€) +41,8% −13% +6,2% −35%
5950X vs. Core i9-10850K (431€) +43,6% −23% +7,8% −42%
5950X vs. Ryzen 7 5800X (449€) +37,6% −23% +4,2% −41%
5950X vs. Ryzen 5 5600X (299€) +70,7% −36% +10,9% −58%
basierend auf lieferbaren Straßenpreisen am 11.11.2020 bei Geizhals; unter der Annahme von (demnächst) Listenpreis-mäßigen Straßenpreisen bei Ryzen 5000
Mehrleistung des Ryzen 9 5900X (549€) Anwendungen P/L Anwend. Spiele P/L Spiele
5900X vs. Ryzen 9 5950X (799€) −11,5% +29% −0,6% +45%
5900X vs. Ryzen 9 3950X (668€) +1,5% +24% +20,8% +47%
5900X vs. Ryzen 9 3900XT (429€) +16,1% −9% +20,6% −6%
5900X vs. Ryzen 9 3900X (399€) +17,8% −14% +21,5% −12%
5900X vs. Core i9-10900K (497€) +25,5% +14% +5,6% −4%
5900X vs. Core i9-10900KF (489€) +25,5% +12% +5,6% −6%
5900X vs. Core i9-10850K (431€) +27,1% ±0 +7,2% −16%
5900X vs. Ryzen 7 5800X (449€) +21,8% ±0 +3,6% −15%
5900X vs. Ryzen 5 5600X (299€) +51,1% −18% +10,3% −40%
basierend auf lieferbaren Straßenpreisen am 11.11.2020 bei Geizhals; unter der Annahme von (demnächst) Listenpreis-mäßigen Straßenpreisen bei Ryzen 5000
Mehrleistung des Ryzen 7 5800X (449€) Anwendungen P/L Anwend. Spiele P/L Spiele
5800X vs. Ryzen 9 5950X (799€) −27,3% +29% −4,1% +71%
5800X vs. Ryzen 9 5900X (549€) −17,9% ±0 −3,5% +18%
5800X vs. Ryzen 9 3900XT (429€) −4,6% −9% +16,4% +11%
5800X vs. Core i9-10900K (497€) +3,0% +14% +1,9% +13%
5800X vs. Ryzen 7 3800XT (309€) +18,8% −18% +18,7% −18%
5800X vs. Ryzen 7 3800X (299€) +21,6% −19% +20,6% −20%
5800X vs. Core i7-10700K (358€) +20,6% −4% +7,5% −14%
5800X vs. Core i7-10700KF (329€) +20,6% −12% +7,5% −21%
5800X vs. Ryzen 7 2700X (151€) +47,7% −50% +40,7% −53%
5800X vs. Ryzen 7 1800X (EOL) +63,5% - +54,2% -
5800X vs. Ryzen 5 5600X (299€) +24,0% −17% +6,4% −29%
basierend auf lieferbaren Straßenpreisen am 11.11.2020 bei Geizhals; unter der Annahme von (demnächst) Listenpreis-mäßigen Straßenpreisen bei Ryzen 5000
Mehrleistung des Ryzen 5 5600X (299€) Anwendungen P/L Anwend. Spiele P/L Spiele
5600X vs. Ryzen 9 5950X (799€) −41,4% +57% −9,8% +141%
5600X vs. Ryzen 9 5900X (549€) −33,8% +22% −9,3% +67%
5600X vs. Ryzen 7 5800X (449€) −19,4% +21% −6,0% +41%
5600X vs. Ryzen 7 3800XT (309€) −4,2% −1% +11,6% +15%
5600X vs. Core i7-10700K (358€) −2,8% +16% +1,0% +21%
5600X vs. Ryzen 7 2700X (151€) +19,1% −40% +32,2% −33%
5600X vs. Ryzen 7 1800X (EOL) +31,9% - +44,9% -
5600X vs. Ryzen 5 3600XT (199€) +15,5% −23% +16,7% −22%
5600X vs. Ryzen 5 3600X (199€) +18,2% −21% +19,2% −21%
5600X vs. Core i5-10600K (236€) +20,8% −5% +10,3% −13%
5600X vs. Core i5-10600KF (219€) +20,8% −12% +10,3% −19%
basierend auf lieferbaren Straßenpreisen am 11.11.2020 bei Geizhals; unter der Annahme von Listenpreis-mäßigen Straßenpreisen bei Ryzen 5000

Gegenüber jenen Prozessoren mit gleicher Kern-Anzahl erreicht das jeweilige Zen-3-Modell nur selten ein besseres Preis/Leistungs-Verhältnis – dies gelingt nur hier und da gegenüber Intel. Im AMD-internen Vergleich zwischen Zen 3 und Zen 2 kommen letztere Prozessoren jedoch fast durchgehend mit dem besseren Preis/Leistungs-Verhältnis heraus, oftmals liegt der diesbezügliche Vorsprung der älteren Modelle sogar bei 10-20%. Dies bedeutet nirgendwo, dass Zen 3 tatsächlich langsamer ist: Der reale Mehrpreis gemäß dem Straßenpreis ist dann einfach nur höher als die Mehrperformance, womit man letztlich für die Performance an der Leistungsspitze schlicht einen gewissen Preisaufschlag zahlt (Intel-Käufern dürfte das Prinzip bekannt sein). Im Sinne, dass es sich um die besten verfügbaren Prozessoren handelt und ein 20%iger Preis/Leistungs-Aufschlag nichts ist im Vergleich zu früheren Zeiten, wo man für 10% Mehrperformance auch schon einmal das Doppelte löhnen musste, geht dies wohl in Ordnung. Nur bedeutet es auch, dass die früheren Zen-2-Modelle damit noch nicht ganz aus dem Spiel sind, sondern gerade zu ihren aktuellen Straßenpreisen teilweise durchaus attraktive Angebote darstellen.

Nachtrag vom 12. November 2020

In die Launch-Analyse zu AMDs Ryzen 5000 wurden im Laufe des 12. November noch weitere Benchmark-Werte eingearbeitet, welche aus einigen Nachtragsartikeln zu Ryzen 5 5600X & Ryzen 7 5800X von schon benutzten Wertequellen stammen und somit das vorhandene Performance-Bild an bisher blank gebliebenen Stellen ergänzen können. Damit verschiebt sich natürlich auch ganz automatisch der Performance-Index bei diesen Prozessoren, dort wo neue Werte hinzugekommen sind (und damit die bisherigen Interpolationen ersetzen) – was teilweise auch auf Core i7-10700K und Core i9-10850K zutrifft. Die nachfolgende Tabelle zeigt den Unterschied der Index-Werte zwischen initalem Artikel vom 11.11. sowie dem aktualisierten Update vom 12.11. auf – wem also irgendwo abweichende Werte aufgefallen sind, dann liegt hiermit die Erklärung dessen vor. Logischerweise wurden gemäß der neuen Index-Werte auch die Direktvergleiche zwischen den einzelnen Prozessoren in den Disziplinen Performance und Preis/Leistung auf der dritten Artikelseite komplett neu kalkuliert.

Anwendungen Spiele (1% perz.)
Core i9-10850K keine Änderung 93,4%93,3% = Diff.: −0,1 PP
Ryzen 7 5800X keine Änderung 96,0%96,5% = Diff.: +0,5 PP
Core i7-10700K 67,6%68,1% = Diff.: +0,5 PP keine Änderung
Ryzen 5 5600X 66,3%66,2% = Diff.: −0,1 PP 90,1%90,7% = Diff.: +0,6 PP
Änderung der Index-Werte in der Launch-Analyse zu AMDs Ryzen 5000 mit Wirkung vom 12. November 2020

Die sich ergebenden Differenzen sind allerdings wie zu sehen üblicherweise gering – bzw. zeigen jene auch darauf hin, wo Stärken und Schwächen der angewandten Interpolations- und Berechnungs-Methode liegen. Denn die Handvoll neuer Werte zu Ryzen 5 5600X & Ryzen 7 5800X ergibt speziell im Anwendungs-Bereich nur einen marginalen bzw. beim Zen3-Achtkerner sogar gar keinen Index-Unterschied – während im Spiele-Bereich dieselben Prozessoren durch die neuen Werte beachtbar zulegen. Die Grundlage dessen liegt wohl in der Anzahl der jeweils verrechneten Werte bzw. Testberichte: Für den Ryzen 7 5800X lagen vor dem Artikel-Update im Anwendungs-Bereich schon 11 Werte (von 11 Artikeln) vor, demzufolge änderten die 3 hinzukommenden Werte nicht mehr viel. Im Spiele-Bereich kam zwar hingegen nur ein neuer Wert hinzu, bei vorher nur 4 vorliegenden Werten ist es dagegen klar, dass sich daraus ein beachtbarer Einfluß ergibt. Die Erkenntnis daraus ist simpel: Mit einer ausreichenden Werte-Anzahl sind auch Lücken hier und da sowie die daraus folgende Werte-Interpolation (welche per se nicht perfekt sein kann) verschmerzbar, ergeben sich nur Abweichungen im wirklich minimalen Rahmen von einem Zehntel Prozentpunkt.

Geht jedoch die Anzahl der vorliegende Werte weit unterhalb von 10 herunter, gewinnen die einzelnen Werte so viel an Gewicht, dass fehlende Werte die Performance-Relationen der Testkandidaten untereinander deutlich beeinflussen können. Eine solide Benchmark-Auswertung sollte also bei grob mindestens 10 vorliegenden Werten bzw. Testberichten anfangen, dass damit aufgezeigte Performance-Bild wäre dann ausreichend korrekt, gerade wenn man sich nicht auf Nachkommastellen versteift. Dass trotzdem einzelne Ausreißer möglich sind, beweist die Index-Verschiebung bei der Anwendungs-Performance des Core i7-10700K: Ein einzelner neuer Wert hat hier zur Verschiebung des Gesamtwertes um immerhin 0,5 Prozentpunkte geführt (natürlich auch weil der neue Wert die Interpolation der fehlenden Werte entsprechend beinflußt). Somit läßt sich erkennen, dass bei ausreichender Datenmenge die Index-Stellung dieser Benchmark-Auswertungen sogar um ±0,1 Prozentpunkte genau sein kann, bei wenigen vorliegenden Daten oder aber Benchmark-Ausreißern hingegen auf ±0,5 Prozentpunkte Differenz hinaufgehen kann. Auch die Fehlermarge solcherart Benchmark-Auswertungen wäre natürlich bei allen Diskussionen über diese Werte zu beachten.