ATI hat die neuen LowCost- und Mainstream-Lösungen der Radeon HD 3000 Serie plangemäß am 23. Januar in den Markt entlassen. Dabei überbot man sich nicht gerade mit technischen Änderungen oder gar mehr Performance – die Radeon HD 3450, 3470 und 3650 Karten sind schlicht Direct3D-10.1-Wiedergänger der bisherigen Radeon HD 2400/2600 Karten. So wird im LowCost-Segment bei der Radeon HD 3450 und 3470 – eigentlich unnötigerweise – durch etwas höhere Taktfrequenzen etwas mehr Performance als bisher geboten, im Mainstream-Segment bei der Radeon HD 3650 bleibt die Performance jedoch erstaunlicherweise durch fast unveränderte Taktfrequenzen mehr oder weniger gleich zum bisherigen Angebot.
Gerade durch die recht hohen Preispunkte (bzw. die derzeit sehr niedrigen bei den "alten" Lösungen der Radeon HD 2400/2600 Serien) lohnen sich die neuen Karten eigentlich noch überhaupt nicht, hier müssen zukünftig die Preise noch einigermaßen heruntergehen. Trotzdem seinen sie der Vollständigkeit halber erwähnt, die Daten der ATI-internen Konkurrenz in Form von Radeon HD 2400 Pro/XT und Radeon HD 2600 Pro/XT finden sich wie gesagt hier:
Radeon HD 3450 (LowCost/OEM)
Radeon HD 3470 (LowCost)
Radeon HD 3650 GDDR2 (LowCost/Mainstream)
Radeon HD 3650 GDDR3 (Mainstream)
Wir halten diese neuen ATI-Lösungen aber wie gesagt derzeit für nicht besonders gelungen, da im LowCost-Bereich die erzielte Mehrperformance durch die höheren Taktraten nicht wirklich interessant ist und die im Mainstream-Bereich notwendige und eigentlich erwartete Leistungssteigerung komplett ausblieb. Wenn es billig und trotzdem (halbwegs) Spiele-fähig sein soll, dann ist unter den ATI-Karten weiterhin die Radeon HD 2400 XT vorzuziehen, welche zwar etwas weniger Performance als die Radeon HD 3470 hat, dafür aber doch deutlich günstiger angeboten wird, während im Mainstream-Bereich die Radeon HD 2600 XT GDDR3 dieselbe Performance wie die Radeon HD 3650 GDDR3 zu einem ebenso besseren Preis offeriert.
Deutlich spannender ist da sicherlich die am heutigen 28. Januar laufende Vorstellung der bisher noch komplett fehlenden HighEnd-Lösung, welche in Form der Radeon HD 3870 X2 daherkommt. Dabei handelt es sich um ein DualChip-Design auf Basis zweier RV670-Grafikchips (von ATI als ein "R680"-Grafikchip tituliert), da ATI anscheinend derzeit keinen echten HighEnd-Grafikchip zur Verfügung hat:
Radeon HD 3870 X2 (HighEnd)
Die Taktraten der Karte sind etwas abweichend von ATIs SingleChip-Lösung Radeon HD 3870 mit deren 775/1125 MHz – minimal mehr beim Chiptakt und durchaus weniger beim Speichertakt. In der Summe liegt die Performance der Radeon HD 3870 X2 aber dann doch ziemlich ähnlich der eines CrossFire-Gespanns aus zwei Radeon HD 3870 Grafikkarten, wenn dann eher sogar mit leichten Vorteilen für die DualChip-Lösung: Denn der etwas niedrigere Speichertakt stört aufgrund des doppelten Speicherinterfaces eigentlich überhaupt nicht, während der minimal höhere Chiptakt dafür umgehend in Mehrleistung umgesetzt wird.
In jedem Fall setzt sich diese Radeon HD 3870 X2 natürlich an die Spitze der derzeit ATI-basierend angebotenen Grafikkarten – schlicht, weil ATI derzeit in dem Preisbereich der Karte sowieso kein anderes Angebot hat. Im Vergleich zu nVidia lässt sich die Karte preislich etwas oberhalb der GeForce 8800 GTX (derzeit 340 bis 360 Euro) einordnen, gegenüber dieser hat die neue ATI-Toplösung aber auch gute 25 Prozent Mehrperformance aufweisen. Interessanterweise weisen die ersten Testberichte sogar darauf hin, dass die Radeon HD 3870 X2 mehr oder weniger genauso schnell ist wie die GeForce 8800 Ultra, welche ihrerseits mit über 500 Euro deutlich teurer ist. So lange nVidia im HighEnd-Bereich nicht ebenfalls neue Angebote bringt, dürfte die Radeon HD 3870 X2 dort den Markt für sich alleine haben, da GeForce 8800 GTX und Ultra spätestens mit dieser Karte komplett uninteressant werden.
Und abschließend wird ATI noch auf die Schwäche der neuen Mainstream-Beschleuniger reagieren und mit der Radeon HD 3690 eine abgespeckte Version des RV670-Chips herausbringen, welche in den Preisbereich von um die 100 Euro gehen soll. ATI dürfte mit dieser Karte zudem auch die derzeitigen Sonderangebote zum Abverkauf des R600-Chips in Form von Radeon HD 2900 GT und Pro 256-Bit ersetzen:
Radeon HD 3690 (Mainstream)
Die technische Basis dieser Karte ist die Radeon HD 3850 256MB, der einzige Unterschied liegt im halbierten Speicherinterface. Damit dürfte sich trotz der starken Rechenleistung der Radeon HD 3690 doch ein erheblicher Leistungsabstand zur Radeon HD 3850 256MB ergeben, welcher um so stärker wird, je höher man mit der Auflösung und der Anti-Aliasing-Stufe geht. Umgedreht bedeutet dies natürlich auch, dass die Radeon HD 3690 auf maßvoller Auflösung und Anti-Aliasing-Setting nicht wesentlich langsamer als die Radeon HD 3850 256MB sein wird – und vor allem viel schneller als die derzeit von nVidia in diesem Preisbereich angebotenen Karten in Form von GeForce 8600 GT und GTS.
Noch ist nicht bekannt, wie breit ATI die Radeon HD 3690 zu streuen gedenkt – ob eher als Lückenbüßer wie die GeForce 8800 GS mit begrenzter Verfügbarkeit oder als reguläre Lösung. Nichtsdestotrotz deutet sich hier schon eine sehr interessante Lösung für den 100-Euro-Bereich an, welcher nVidia auf den ersten Blick nichts entgegenzusetzen hat – bis auf eine mögliche kleinere Version der GeForce 9600 GT, zu welcher derzeit aber faktisch nur die Idee dessen bekannt ist.