Alle diese Empfehlungen wurden wie üblich streng nach Preis/Leistungs-Kriterien und nicht nach subjektiven Einschätzungen oder Hersteller-Vorlieben getroffen. Tabellarisch zusammengefasst ergeben sich gemäß Auflistung und Kommentierungen der vorherigen Seite die folgenden kumulierten Empfehlungen aus Preis/Leistungs-Sicht:
hauptsächliche Empfehlung | Neben-Empfehlung | |
---|---|---|
DualChip-Lösung | besser CrossFire/SLI-Kombinationen kaufen (P/L-Verhältnis DualChip-Karte ist schlechter) |
Radeon R9 295 X2 2x4GB |
schnellste SingleChip-Lösung | besser im normalen HighEnd-Segment kaufen (P/L-Verhältnis zu schlecht) |
GeForce GTX 980 4GB |
oberes HighEnd-Segment (ab 300€) |
Radeon R9 290X 4GB GeForce GTX 970 3,5GB |
- |
unteres HighEnd-Segment (220-300€) |
Radeon R9 290 4GB Radeon R9 280X 3GB |
- |
oberes Performance-Segment (180-220€) |
Radeon R9 280 3GB | - |
unteres Performance-Segment (140-180€) |
Radeon R9 270X 2GB | Radeon R9 270 2GB Radeon R7 265 2GB (jeweils etwas langsamer zu einem jeweils etwas niedrigerem Preispunkt) |
Mainstream-Segment (bis 140€) |
Radeon R7 260X 2GB | GeForce GTX 750 2GB (P/L-Verhältnis schlechter, aber herausragend niedriger Stromverbrauch) |
An den Preis/Leistungs-Empfehlungen hat sich gegenüber dem letzten Grafikkarten-Marktüberblick fast gar nichts geändert: Erneut werden fast nur AMD-Modelle uneingeschränkt empfohlen, erneut verdient sich unter den nVidia-Karten weiterhin nur die GeForce GTX 970 dieses Siegel. Die GeForce GTX 980 hat ein einfach zu ungünstiges Preis/Leistungs-Verhältnis für eine solche Wertung, die GeForce GTX 960 ist (bei weitem) nicht attraktiv genug und die GeForce GTX 750 Ti hat sich preislich eher in die falsche Richtung entwickelt. nVidia mag ein technologisch gleichwertiges Angebot vorzuweisen haben, aber beim Preis/Leistungs-Verhältnis ist es AMD, welches faktisch überall gute Angebote positionieren kann.
Da nVidia nun über lange Monate nichts an dieser Situation geändert hat und trotzdem hervorragend verkauft, kann man gut und gerne vom "nVidia-Aufschlag" sprechen, welcher auf den nVidia-Grafikkarten liegt. Und da die Geschäfte trotz dieses Aufschlags glänzend laufen, dürfte sich an dieser Situation demnächst nichts zu ändern – sprich, nVidia wird auch weiterhin versuchen, höhere Preispunkte zu nehmen und nicht mit AMD in direkten Preis-Wettbewerb zu treten. Aus Käufersicht ist mag dies nach fehlendem Konkurrenzkampf aussehen, aber dieser findet nunmehr einfach indirekt statt: Wird der nVidia-Aufschlag zu groß, werden die AMD-Karten zu attraktiv und nVidia dürfte entsprechend reagieren.
AMD sollte sich angesichts dieser Marktlage eigentlich entspannt zurücklehnen können: Man stellt in jedem Preissegment den Preis/Leistungssieger – im HighEnd-Segment zwar geteilt mit einem nVidia-Angebot, aber das ist dann auch der einzige "Fehler" in der ansonsten (wieder einmal) makellosen Bilanz. Da zudem auch AMDs Spielebundle als klar attraktiver als nVidias Spielbundles eingeschätzt werden kann, sollte normalerweise das Geschäft bei AMD absolut rollen. Daß dem nicht so ist, ist genauso allgemein bekannt – aber in jedem Fall kein Fehler von AMDs aktueller Angebotsstruktur oder Preislage. Es liegt an den Grafikkarten-Käufern, das nahezu durchgehend bessere AMD-Angebot endlich zu honorieren und damit einen schlechten Auswuchs wie den "nVidia-Aufschlag" wieder abzuschaffen.
Für die nächsten Wochen dürfte sich außer eventuellen weiteren Wechselkurs-Kapriolen recht wenig an diesem Marktüberblick ändern, da derzeit keine direkt anstehenden Grafikkarten-Launches bekannt sind. Zu erwarten sind in absehbarer Zeit noch eine GeForce GTX 950 Ti, welche eine abgespeckte GM206-Lösung in Ablösung der GeForce GTX 660 darstellen sollte, sowie dann natürlich der GM200-Chip mit neuen Enthusiasten-Lösungen ab dem Frühjahr. Bei AMD wird hingegen kaum etwas vor dem Ende des zweiten Quartals passieren, dann aber dürfte mit der Radeon R300 Serie eine komplette neue Grafikkarten-Serie in den Markt kommen.
Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als bessere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die entsprechenden Ergebnisse aller Grafikkarten mit 2 GB und mehr Speicher jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs.
Die vorab konstatierten Vorteile von AMD beim Performance/Preis-Verhältnis lassen sich mittels dieses Diagramms gut untermauern: Überall liegen die AMD-Angebote vorn, zudem liegt neben jedem nVidia-Angebot mit gutem Performance/Preis-Verhältnis direkt ein AMD-Angebot mit einem noch besseren Performance/Preis-Verhältnis. nVidia hat derzeit nirgendwo einen klaren Preis/Leistungs-Sieger, allein die GeForce GTX 970 kommt knapp in die Nähe der von AMD derzeit gebotenen Preis/Leistungs-Verhältnisse.
Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage üblicherweise etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz normalerweise bemerkbar zurück.
Diese Regel trifft auf die aktuelle Grafikkarten-Generation jedoch nur äußerst schwach zu, da die aktuellen HighEnd-Grafikkarten von nVidia hervorragend bei der Performance pro Spieleverbrauch mithalten können. Allgemein liegen alle Ergebnisse in einem recht engem Korridor mit nur wenigen Ausnahmen: So sind die HighEnd-Modelle von AMD nicht ganz so gut in dieser Disziplin – und dann fallen natürlich die extremen Ausreißer in Form der inzwischen fünf Maxwell-basierten Grafikkarten auf, welche beim Stromverbrauch alle anderen aktuellen Grafikkarten (trotz derselben 28nm-Fertigung) um eine ganze Dimension voraus sind.