Nach dem Launch der GeForce 9800 GTX ist es nun endlich wieder Zeit für einen neuen Marktüberblick der derzeit verfügbaren Grafikkarten. Schließlich ist der Marktüberblick vom Januar inzwischen etwas unaktuell geworden, haben ATI und nVidia einige neue Grafiklösungen auf den Markt geworfen und sind andere ältere Lösungen nunmehr nicht mehr im Angebot bzw. uninteressant geworden. Daneben gab es natürlich auch etliche Bewegungen bei den Preisen, maßgeblich begünstigt durch den andauernd günstigen Dollar-Kurs ging es dabei fast überall klar herunter mit den Euro-Preisen.

Dabei haben wir derzeit die Situation einer sehr auswahlreichen Angebotspalette, da beide Grafikchip-Entwickler die größten Teile ihrer Refresh-Palette inzwischen veröffentlicht haben und gleichzeitig noch reichlich Karten der Vorgänger-Generation im Markt sind und dort mit stark abgesenkten Preisen locken. Besonders interessant ist nach wie vor der obere Mainstream- bzw. Performance-Bereich, bekommt man dort soviel Grafikpower fürs Geld wie selten jemals zuvor. Das exzellente Preis/Leistungsverhältnis dieser Karten hat inzwischen aber auch in LowCost- und HighEnd-Gefilden zu einer Anpassung der dort vorhandenen Angebote geführt.

Zum besseren Zusammenhang zwischen Tabelle und den Anmerkungen zu den einzelnen Karten haben wir die nachfolgende Übersicht aufgesplittet: Den Anfang machen die Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments, auf der nächsten Seite gibt es dann die Karten des LowCost- und unteren Mainstream-Segments. Die Trennlinie liegt dabei bei ungefähr 100 Euro, was derzeit fast perfekt die Karten mit 64 oder 128 Bit Speicherinterface von den Karten mit einem 256 Bit Speicherinterface (oder besser) trennt. Anfangen wollen wir mit dem Marktüberblick der Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments mit einem Preispunkt von über 100 Euro:

Anmerkung: Die nachfolgenden GFlops-Werte geben die theoretische maximale Rechenleistung wieder, bei ATI die MADD-Rechenleistung und bei nVidia die MADD- sowie die kummulierte MADD/MUL-Rechenleistung. Diese Angabe erfolgt, weil die Anzahl der Shader-Einheiten zwischen den Designs von ATI und nVidia nicht vergleichbar ist – wobei natürlich auch die Angabe zur Rechenleistung keinen alleinigen Schluß auf die Leistungsfähigkeit zuläßt.

Folgendes wäre dann noch zu den einzelnen derzeit angebotenen Karten anzumerken:

Die DualChip-Lösung GeForce 9800 GX2 1024MB ist das als die derzeitig schnellste Grafikkarte von der Performance her natürlich unanfechtbar, der Preispunkt ist allerdings diskussionswürdig. Denn zwei sogar minimal taktschnellere GeForce 8800 GTS Karten kosten weniger als 400 Euro, zudem kann man bei letztgenannter sogar (echte) 1024-MB-Ausführungen erwerben, was für sehr hohe Auflösungen mit sehr hochwertigen Filtersettings als bessere Lösung erscheint. Die GeForce 9800 GX2 ist somit fast nur dann interessant, wenn man System mit Quad-SLI bauen will, weil vier GeForce 8800 GTS Karten in kein normales Gehäuse mehr passen.

Die GeForce 8800 Ultra 768MB ist nun endgültig auf Auslauf und sicherlich nur noch kurze Zeit erhältlich. Allerdings hat dieser Status auch zu einige interessanten Abverkaufsangeboten geführt, zu denen die Karte durchaus reizvoll erscheint. Wenn es um die schnellste SingleChip-Grafikkarte geht, ist die GeForce 8800 Ultra 768MB doch wieder erste Wahl. Aus Preis/Leistungssicht ist allerdings die nur wenig langsamere GeForce 8800 GTX 768MB vorzuziehen, welche derzeit über ein Drittel weniger kostet.

Die DualChip-Lösung Radeon HD 3870 X2 1024MB ist in ihrem Preisbereich eine solide Lösung, welche auch mangels wirklich schneller SingleChip-Grafikkarten von ATI das derzeit einige HighEnd-Angebot von ATI darstellt. Die Performance passt hier zum Preis – auch das Alternativangebot in Form von zwei Radeon HD 3870 Karten im CrossFire-Verbund, welches aufgrund des Taktunterschieds etwas langsamer als die Radeon HD 3870 X2 ist, erreicht kein wirklich besseres Preis/Leistungsverhältnis.

Die GeForce 9800 GTX 512MB als schnellste SingleChip-Lösung auf Basis eines nicht auslaufenden Grafikchips hat es weiterhin schwer, trotz daß deren Preis kurz nach dem Launch sich deutlich nach unten hin verbesserte. Nach wie vor bleibt aber bestehen, daß der Performance-Gewinn dieser Karte gegenüber der GeForce 8800 GTS viel geringer als der preisliche Unterschied ist. Zudem sind die Abverkaufsangebote der gleich schnellen bzw. in sehr hohen Auflösungen schnelleren GeForce 8800 GTX inzwischen besser als der reguläre Preis der GeForce 9800 GTX 512MB, welche somit weiterhin keine Empfehlung bekommen kann.

Die eben genannte GeForce 8800 GTX 768MB ist wie die GeForce 8800 Ultra klar auf Auslauf und demzufolge nur noch kurzfristig zu den genannten Abverkaufspreisen erhältlich. Diese sind aber inzwischen so günstig geworden, daß die GeForce 8800 GTX das derzeit beste Angebot im HighEnd-Markt darstellt – schon sehr lustig bei einer Grafikkarte, welche schon im Herbst 2006 debütierte.

Die GeForce 8800 GTS 512/1024MB ist ein rundherum gutes Angebot, wenngleich nicht konkurrenzlos: Von eben drückt die nicht wesentlich teurere GeForce 8800 GTX, von unten die doch günstigere GeForce 8800 GT. Normalerweise sollte die Entscheidung eher zwischen GeForce 8800 GTX (schnell, etwas teurer) und GeForce 8800 GT (etwas langsamer, günstiger) fallen, die GeForce 8800 GTS in der Mitte dazwischen wird nicht so richtig benötigt. Allerdings hat die GeForce 8800 GTS einen besonderen Pluspunkt anzubieten: Es gibt hier zum nahezu gleichen Preis 1024-MB-Ausführungen zu erstehen, welches für Nutzer interessant ist, die mit sehr hohen Auflösungen sowie sehr hochwertigen Filtersettings operieren. Auch zum Aufbau von hochwertigen SLI-Systemen wären diese 1024-MB-Karten vorziehen (sofern man keine GeForce 8800 GTX/Ultra mit 768 MB Grafikkartenspeicher nimmt), weil es sich gerade dort natürlich nicht gut macht, wenn die Grundperformance überragend ist, dann aber der Grafikkartenspeicher limitiert.

Für die GeForce 8800 GT 1024MB galten natürlich auch die vorgenannten Vorteile der 1024-MB-Karten, allerdings dürfte in diesem Fall die GeForce 8800 GTS wohl vorzuziehen sein. Denn bei dieser gibt es die 1024-MB-Karten zum nahezu gleichen Preis wie die regulären 512-MB-Karten, während man bei der GeForce 8800 GT hierfür einen gewissen Preisaufschlag löhnen muß, welcher den Preis der GeForce 8800 GT 1024MB doch zu nahe an den der GeForce 8800 GTS bringt.

Die GeForce 8800 GT 512MB ist nach wie vor ein Top-Angebot im unteren Performance-Bereich: Alle umliegenden nVidia-Karten haben kein so günstiges Preis/Leistungsverhältnis wie die GeForce 8800 GT 512MB.

Die Radeon HD 3870 512MB ist ehemaliges Top-Angebot von ATI (und weiterhin die schnellste SingleChip-Grafikkarten der Kandadier) inzwischen rasend günstig geworden. Aufgrund der Stärke der GeForce 8800 GT 512MB wird dieses aber auch benötigt, diese Karte ist nach wie vor schneller. Durch den günstigeren Preis macht ATI diesen Leistungsvorprung jedoch ganz gut wieder wett, beide genannten Karten sind exzellente Lösungen im unteren Performance-Bereich.

Was man von der GeForce 8800 GT 256MB als preislichem Counterpart zur Radeon HD 3870 nicht sagen kann. Zwar ist deren Performance unter niedrigen Auflösungen teilweise sogar besser als bei der Radeon HD 3870, der kleine Grafikkartenspeicher macht sich jedoch in höheren Auflösungen und bei den meisten der neuen Spiele negativ bemerkbar. Insbesondere mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit kann einer Grafikkarte mit nur 256 MB in diesem Preisbereich keinerlei Empfehlung mehr ausgesprochen werden.

Die neue Mainstream-Lösung von nVidia in Form der GeForce 9600 GT 512MB hat ähnlich eingeschlagen wie seinerzeit die GeForce 8800 GT. Mittlerweile passt auch der Preispunkt der Karte absolut, welche in ihrem Preissegment kaum zu erreichen ist und damit ein mindestens so gutes Preis/Leistungsverhältnis erreicht wie die GeForce 8800 GT.

Die Radeon HD 3850 512MB hat es trotz fortgesetzer Preissenkungen schwer dagegen anzukommen, da sie von der Leistung her der GeForce 9600 GT doch etwas unterlegen ist und der preisliche Vorteil der ATI-Karte derzeit nicht überzeugend genug erscheint, um dies wieder ausgleichen zu können.

Die Radeon HD 3850 256MB hingegen spielt schon wieder in einer leicht anderen Liga, wo die besten Preise inzwischen schon bei unter 100 Euro liegen. Lohnen tut sich das gegenüber der vom Preis/Leistungsverhältnis nach wie vor besseren GeForce 9600 GT nur dann, wenn man wirklich unterhalb von 100 Euro kommen will. Dann bietet sich die Radeon HD 3850 256MB allerdings durchaus an, denn die Performance ist aufgrund des RV670-Chips ansprechend und mit der geringen Größe des Grafikkartenspeichers kommt ATI anscheinend deutlich besser zurecht, so daß dies keinen erheblichen Nachteil darstellt.

Die GeForce 8800 GS 384MB war einst eine gute Zwischenlösung bis zum Erscheinen der GeForce 9600 GT, ist nun aber durch diese mehr oder weniger zwecklos geworden. Auch der günstige Preis hilft dieser Karte nicht mehr weiter, da die zum gleichen Preis erhältliche Radeon HD 3850 256MB hier als etwas stärker einzuschätzen ist, der kleine Grafikkartenspeicher die nVidia-Karte härter als die ATI-Karte trifft.