Bei ATI wird der bereits Direct3D 10.1 und PCI Express 2.0 unterstützende RV670-Chip den Anfang machen. Dieser fürs Performance-Segment gedachte Grafikchip wird wohl am 19. November vorgestellt werden und stellt grob gesehen einen R600-Chip mit 256 Bit DDR Speicherinterface dar. Die 320 Shader-Einheiten und wohl auch die 16 TMUs des R600-Chips sind allerdings vollständig mit an Bord, insofern ist vom RV670-Chip ein gehöriges Stück Performance zu erwarten. Allerdings wird der RV670 gegenüber dem R600 (80nm) nunmehr in 55nm hergestellt, wodurch auch die Die-Size von 420mm² auf nunmehr nur noch 194mm² gesunken ist. Dies dürfte es ATI ermöglichen, die RV670-Varianten auch preislich sehr aggressiv anzubieten.
Als Ausführungen des RV670-Grafikchips werden eine Radeon HD 2950 XT (Codename "Gladiator"), eine Radeon HD 2950 Pro (Codename "Revival") und im nächsten Jahr noch eine Radeon HD 2950 GT in den Markt kommen, Bilder dieser Karten gibt es hier zu sehen. Zur Radeon HD 2950 GT ist noch nicht viel mehr als der Name bekannt, die beiden erstgenannten Grafikkarten trennen jedoch nur die Taktraten: 825/1200 MHz für die XT-Ausführung und 750/900 MHz für die Pro-Ausführung. Dabei wird die XT-Ausführung generell mit 512 MB GDDR4 zu einem Listenpreis von 299 Dollar antreten, die Pro-Ausführung wird es mit 256 MB oder 512 MB GDDR3 zu einem Listenpreis von 249 Dollar geben.
Eine Performance-Einordnung ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr schwierig, da der RV670-Chip zwar (durch die höheren Taktraten) eine etwas höhere Rechenleistung gegenüber dem R600-Chip aufzuweisen hat, dafür jedoch nur die Hälfte des Speicherinterfaces mit dafür aber wieder höheren Speichertakten besitzt. Klar ist, daß letztgenanntes nur in höheren Auflösungen und höheren Anti-Aliasing Modi von erheblicher Bedeutung sein wird – wie groß der Abschlag dort aber sein wird, ist derzeit kaum abzuschätzen. Wenn man jedoch den Preispunkt zugrundelegt, so dürfte ATI mit dem RV670-Chip den R600-Chip in der Tat komplett ablösen wollen, d.h. auch inklusive der Radeon HD 2900 XT. Deren Performance dürfte also zumindestens durch die Radeon HD 2950 XT erreicht werden.
Daß es deutlich über die Performance der Radeon HD 2900 XT hinausgeht, ist auf der anderen Seite auch wieder unwahrscheinlich, denn dann könnte ATI auch einen dementsprechenden Preis verlangen – die Radeon HD 2950 XT ist aber preislich noch unter dem aktuellen Straßenpreis der Radeon HD 2900 XT angesiedelt. Für ATI dürfte es beim RV670-Chip sowieso weniger darum gehen, eine schnellere Lösung als den R600-Chip zu bringen, sondern vielmehr eine günstigere Lösung: Wirtschaftlicher herzustellen und mit besserem Preis abgebbar. Und dies dürfte durch die niedrigeren Verlustleistungen (132W TDP für die größte RV670-Ausführung gegenüber 215W TDP bei der Radeon HD 2900 XT 512MB) sowie den Wechsel auf ein SingleSlot-Design erreicht sein.
Nach diesem Frontalangriff auf das bei den bisherigen Direct3D10-Grafikkarten weitestgehend ignorierte Performance-Segment stellt sich natürlich die Frage, was ATI zukünftig im HighEnd-Segment bieten will. Der RV670-Chip eignet sich dafür nicht, denn dieser wird die R600-Performance im besten Fall nur geringfügig überbieten können. Als eigentliche HighEnd-Lösung war demzufolge schon des längeren ein R680-Chip geplant – welcher allerdings zumeist nur vor einigen Monaten genannt wurde. In jüngerer Vergangenheit wurde an dieser Stelle jedoch vielmehr eine DualChip-Lösung auf RV670-Basis genannt, welche aufgrund der Stärke des RV670-Chip als durchaus potent einzuschätzen wäre. Neueste Informationen sprechen nun hingegen wieder eindeutig von einem R680-Chip – zu welchem es aber wiederum den starken Verdacht gibt, es handle sich hierbei schlicht um zwei RV670-Chips auf einer Platine. Dies würde zumindestens beide bisher existierende Gerüchte zur nächsten HighEnd-Lösung von ATI elegant verbinden ;).
Generell sind solcherart DualChip-Vorhaben natürlich immer skeptisch zu sehen, weil sie eher denn wie ein Notnagel anmuten. Als Vorteil mag aber trotzdem gelten, daß ein einzelner großer Chip für HighEnd-Ansprüche nur in geringen Stückzahlen aufgelegt und demzufolge recht teuer in der Produktion werden wird – zwei Chips aus der deutlich volumenträchtigeren RV670-Produktion können da durchaus günstiger kommen. Der Hauptnachteil ist allerdings, daß die zwei "kleinen" Grafikchips natürlich niemals so effizient sind wie ein großer Grafikchip. Ganz genau wie bei SLI oder CrossFire sind im Schnitt nur 70 Prozent Leistungsgewinn durch den zweiten Grafikchip zu erwarten.
Dies sollte natürlich trotzdem reichen, um eine bei der Performance schlagkräftige HighEnd-Lösung auf die Beine zu stellen. Ausgehend von der mit einem einzelnen RV670-Chip wohl zu erreichenden Performance der Radeon HD 2900 XT dürfte sich eine DualChip-Lösung auf RV670-Basis je nach Taktrate mehr oder minder knapp vor eine GeForce 8800 Ultra setzen – womit das Ziel der Aktion erreicht wäre, solange nVidia keine weitere neue HighEnd-Lösung vorstellt. Preislich dürfte sich eine solche DualChip-Grafikkarte auf RV670-Basis zwischen 500 bis 600 Dollar Listenpreis einordnen, eventuell gibt es dann ja auch noch eine Variante mit niedrigeren Taktraten und einem Preispunkt zwischen 400 und 500 Dollar Listenpreis. Zum Zeitpunkt ist noch nichts genaues klar, frühere Meldungen gingen aber vom ersten Quartal aus, also noch nicht zum Start des RV670-Chips in seiner SingleChip-Ausführung.
Daneben wird ATI auch das LowCost- und Mainstream-Segment noch mit neuen Varianten beglücken: Für das LowCost-Segment wird hierbei zum Jahresanfang der RV620-Chip ins Rennen gehen, welcher in den Grafikkarten-Varianten Radeon HD 2500 Pro und Radeon HD 2500 XT münden soll. Über den RV620-Chip ist derzeit nicht viel mehr bekannt als daß dieser bereits Direct3D 10.1 und PCI Express 2.0 unterstützen wird. Vermutlich dürfte ATI mit dem RV620 aber den beim Vorgänger RV610 (Radeon HD 2400 Serie) eingeschlagenen Weg weitergehen und einen absoluten LowCost-Chip bringen, dessen Stärke keinesfalls die Performance, sondern vielmehr die wirtschaftliche Herstellung von Chip und Grafikboard darstellt.
Für das Mainstream-Segment plant ATI in Ablösung des RV630-Chips (Radeon HD 2600 Serie) den RV635-Chip, welcher ebenfalls zum Jahresanfang in den Grafikkarten-Varianten Radeon HD 2650 Pro und Radeon HD 2650 XT münden soll. Wie alle Grafikchips der Refresh-Generation von ATI wird der RV635-Chip Direct3D 10.1 und PCI Express 2.0 unterstützen, weiteres ist aber auch zu diesem Chip derzeit nicht bekannt. Allerdings könnten wir uns durchaus vorstellen, daß ATI beim RV635 ein gutes Stück mehr Performance vorlegen wird, denn zum einen ist der RV630-Chip diesbezüglich doch deutlich hinter den Erwartungen zurückkgeblieben und zum anderen ergibt sich bis zum Performance-Segment und dort dem RV670-Chip doch eine ziemlich große Lücke.
Auf der anderen Seiten deutet die Namensgebung von Chip und Grafikkarten nicht unbedingt auf einen deutlich höheren Performance-Anspruch hin – und womöglich füllt ATI die Lücke zwischen Mainstream- und Performance-Segment auch mit den auslaufenden Varianten älterer Grafikchips wie beispielsweise der Radeon HD 2900 GT. Demzufolge dürften auch die Möglichkeiten des RV635-Chips eher begrenzt sein und ATI wohl weiterhin auf ein 128 Bit DDR breites Speicherinterface samt der dazu passenden Ausrüstung mit Recheneinheiten setzen. Die Zielgebung dürfte hier klar in der Richtung von Beschleunigern für den Preisbereich von 100 bis 150 Euro liegen, sicherlich kaum darüber.
In der Summe dürfte ATI bis zum Ende des ersten Quartals ein komplett neues Produktprogramm am Markt haben. Alle neuen Grafikchips von ATI haben zudem gleich den Support von Direct3D 10.1 und PCI Express 2.0 an Board – was zweifellos keine "must-have-Features" sind, aber eben doch "nice to have". Als wirklich stark aus dem neuen Produktprogramm ist vor allem der RV670-Chip für das Performance-Segment einzuschätzen, hier wird ATI eine dem R600-Chip vergleichbare Leistung zu einem günstigeren Preis und mit deutlich geringerem Stromverbrauch (wie demzufolge wohl auch geringerer Geräuschbelastung) anbieten.