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News des 9. Juni 2023

Twitterer Momomo hat auf AMDs Webseite klare Hinweise zur nächsten Threadripper-Generation auf Zen-4-Basis entdeckt. Die hierbei ebenfalls erspähten OPN-Nummern (allerdings noch ohne technische Daten) weisen darauf hin, dass jenes für das dritte Quartal angesetzte Hardware-Projekt nicht mehr weit weg sein kann bzw. technologisch wohl schon spruchreif ist. Ebenfalls kommt es augenscheinlich zur in der Gerüchteküche vorab schon notierten Aufteilung der Threadripper-Serie in explizite HEDT- und Workstation-Modelle: "Threadripper 79xxX" kommt im Sockel SP6 mit Vierkanal-Speicherinterface und bis zu 64 CPU-Kernen daher, "Threadripper Pro 79xxWX" dagegen im Sockel SP5 mit Achtkanal-Speicherinterface und bis zu 96 CPU-Kernen. Die bisherige Vorgehensweise von AMD, Normal- und Pro-Serie mit jeweils derselben Technik auszustatten, wird hiermit also aufgehoben.

Kerne Sockel Interface PCIe Release
Ryzen Threadripper 79xxX bis zu 64C/128T SP6 4Ch. DDR5 PCIe 5.0 x64 angbl. Q3/2023
Ryzen Threadripper Pro 79xxWX bis zu 96C/192T SP5 8Ch. DDR5 PCIe 5.0 x128 angbl. Q3/2023
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen

Insofern die letzten Threadripper-Prozessoren bei AMD einen Trend vorgeben, bleibt es allerdings streng abzuwarten, ob mit diesen neuen Threadripper-Prozessoren auch irgendetwas sinnvolles für den Gaming-Einsatz kommt. Immerhin gibt es im normalen Consumer-Portfolio inzwischen ausreichend CPU-Kerne, dagegen haben die neueren HEDT-Prozessoren allesamt das Problem, den hohen Taktraten der Consumer-Modelle nicht ganz folgen zu können. Dies ist gut zu sehen an Intels W-2400/3400 Serien mit einem maximalen Boost-Takt von 4.8 GHz. Intel hatte es hier von Anfang aufgegeben, irgendetwas griffiges auch für Gamer aufzustellen und sich ganz auf Workstation-Belange konzentriert. AMD könnte diesem Ansatz durchaus folgen, wirklich etwas zu gewinnen ist auf dieser Schiene sowieso nicht. Der Launch dieser neuen Threadripper-Prozessoren könnte somit auch den Umstand zementieren, dass HEDT-Prozessoren inzwischen weit von ihrer früheren Bedeutung entfernt sind.

Neben den umfangreichen GPU- und CPU-Tests mit Diablo IV bei PC Games Hardware und ComputerBase bieten letztere auch noch einen extra Artikel zum Thema Diablo IV unter Linux an – welcher zudem vergleichende Benchmarks zwischen Windows & Linux enthält. Jene fallen recht zufriedenstellend aus, die durchschnittliche Framerate ist mit beiden Betriebssystemen ähnlich hoch (Linux sogar leicht führend). Bei den 1% Perzentilen (Minimum-Framerate) liegt Linux dagegen sehr viel schlechter – was sich zum Teil durch eine andere CPU erklärt (Ryzen 9 7900 bei Linux gegen Ryzen 9 7950X3D bei Windows), allerdings zum anderen Teil tatsächlich an Linux (bzw. der Software-Konstruktion mit Wine) hängt. Zumindest unter FullHD bleibt das ganze jedoch im akzeptablen Rahmen, denn dort liegt selbst jene Minimum-Framerate unter Linux noch oberhalb 70 fps.

Gut gefallen kann Zudem das Software-Setup: Der Battle.net-Client wird über Wine installiert und über Lutris ausgeführt. Danach gibt es keine Differenzen zu Windows mehr: Spiel über das Battle.net installieren und ausführen – ohne das berühmt-berüchtige Linux-Gefriemel oder andere notwendige Anpassungen. Das Spiel lief dann auch unter Linux fehlerfrei, auch hier kein Unterschied zu Windows. Sprich: Wer mit grundsätzlichen Linux-Kenntnissen bewaffnet ist, bekommt dies hin – und muß nicht wie früher einmal noch FAQs studieren, um manuelle Anpassungen für den konkreten Spieletitel vorzunehmen. Man kann das Fazit der ComputerBase an dieser Stelle nur unterstreichen: Es hat sich einiges zugunsten der Alltagstauglichkeit von Linux-Gaming getan, vorangetrieben vor allem durch die fortwährende Arbeit von Steam/Valve.

WCCF Tech zitieren einige nVidia-Aussagen, welche im Rahmen einer Analysten-Konferenz gefallen sind. Aufhänger ist hierbei die nVidia-Aussage, wonach der finanzielle "Ramp" der Ada-Lovelace-Generation um 40% besser als bei der Ampere-Generation verlaufen sein soll. Dies ist auf den ersten Blick irritierend, wenn die vorhergehende Ampere-Generation zum einen in den Cryptomining-Boom hineinlief, wo nVidia die Chips ergo aus den Händen gerissen wurden – und gleichzeitig der nVidia-Vertreter gegenüber den Analysten auch zugab, dass der zeitliche Ramp der Ada-Lovelace-Generation länger benötigte als es bislang bei nVidia normal war. Der Gund dafür, dass der rein finanzielle Ramp von "Ada Lovelace" derart erfolgreich ist, wurde dann allerdings in seltener Ehrlichkeit angegeben: Der Grafikkarten-Käufer bezahlte schon bei Ampere und nun verstärkt bei Ada Lovelace einfach deutlich mehr.

So just to get it right. So what you're saying is that people who upgraded to Ampere on an average bought a card that was $200 more expensive. And now those who are upgrading to Ada are buying something that is $300 or $400 more expensive?
Quelle:  Vivek Arya von der Bank of America, notiert von WCCF Tech am 9. Juni 2023
 
Right. Relative to what they had.
Quelle:  Jeff Fisher von nVidia, notiert von WCCF Tech am 9. Juni 2023

Trotz zeitlicher Verzögerung der Portfolio-Ausbreitung hat nVidia somit augenscheinlich enorm von den hochgerissenen Listenpreisen der Ada-Lovelace-Generation profitiert. Gleichzeitig profitierte man sogar von der teilweise mageren Mehrperformance der neuen RTX40-Grafikkarten – was die Grafikkarten-Käufer oftmals dazu zwang, eine Kategorie größer (und damit teurer) als bisher zu kaufen, um überhaupt auf ein ordentliches Leistungsplus (gegenüber dem vorher vorhandenem Beschleuniger) zu kommen. Beide Effekte hatten ergo augenscheinlich sehr positive Auswirkungen auf nVidias Finanzen bzw. lassen den Ada-Lovelace-Ramp finanziell sehr erfolgreich für nVidia aussehen. Die geringeren Auslieferungsmengen dürften sicherlich ihren Effekt gehabt haben, allerdings war jener Effekt augenscheinlich kleiner als der Effekt der grundsätzlich höheren Preislagen.

Hier dürfte natürlich mit hineinspielen, dass zu Zeiten des Ampere-Ramps (Herbst 2020 bis Frühling 2021) nVidia noch nicht von den höheren Preisen des Cryptomining-Hypes profitierte, am Anfang steckten sich Händler & Grafikkarten-Hersteller jene Mehrpreise ein. Seinerzeit verkaufte nVidia noch vergleichsweise brav zum Listenpreis-Niveau, ergo kann man dies auch gut mit dem jetzigen Ada-Lovelace-Ramp vergleichen. Und da sind die Grafikkarten-Preise einfach nochmals höher, gut zu sehen an einer GeForce RTX 4060 Ti mit kleinem 188mm² Grafikchip, 8 GB GDDR6-Speicher und Grafikplatine für 160 Watt Leistungsaufnahme. So etwas wäre zu früheren Zeiten innerhalb der 200-Dollar-Klasse realisierbar gewesen – und kostet nunmehr offiziell 399 Dollar für einen mageren Performance-Gewinn gegenüber der Vorgänger-Generation.

Interessanterweise gibt nVidia mit jenem Statement auch zu, dass das Hochreißen der Preise eigentlich bereits bei der Ampere-Generation betrieben wurde – es wurde halt nur mittels der Ada-Lovelace-Generation noch weiter auf die Spitze getrieben. Die konkret genannten Zahlen muß man dabei nicht auf die Goldwaage legen, hier dürfte sich nVidia natürlich für die Analysten entsprechend aufgehübscht haben. Doch genau deswegen verkündet nVidia auch recht offenherzig jene Zielsetzung, dieselbe Grafikkarten-Klasse in immer höheren Preislagen zu bringen – von Turing über Ampere zu Ada Lovelace. Mit der aktuellen Ada-Lovelace-Generation ist diese Strategie zudem in eine neue Phase übergegangen: Die Mehrperformance ist teilweise derart gering, dass man nunmehr automatisch ins nächsthöhere Regal greifen muß – was die Preiserhöhung zugunsten von nVidia maximiert. Augenscheinlich geht dies derzeit immer noch gut für nVidia – was auch bedeutet, dass man voraussichtlich an dieser Strategie festhalten wird.