Laut Igor's Lab hatte nVidia ganz augenscheinlich mit viel größeren Absatzzahlen bei der GeForce RTX 4070 gerechnet – womit in Folge dessen nun viele Karten zur nVidia-UVP herumfliegen, welche mit Grafikchips ausgerüstet sind, welche eigentlich für werksübertaktete Modell gebinnt wurden. Bei dieser Gelegenheit legen Igor's Lab gleich einmal offen, dass es das Chip-Binning bei nVidia weiterhin gibt, nur wird es nach dem medialen Schuß in den Ofen bei der Turing-Generation nicht mehr ganz so offiziell betrieben & kommuniziert. Beim AD104-250 wird dies nunmehr nur noch in "bin 0" (schlechter) sowie "bin 1" (besser) getrennt, wobei letztere Grafikchips logischerweise auf allen (ernsthaft) werksübertakteten Modellen zum Einsatz kommen.

Hierbei nicht zu zählen sind natürlich die Standard-Ausführungen mit OC-Anhängsel, deren Taktraten-Differenz üblicherweise nur wenige Megahertz gegenüber der Referenz-Taktung beträgt. Jene benutzen schließlich dasselbe Karten- und Kühlerlayout wie die UVP-Ausführung, sind somit per se nicht wirklich für deutlich höhere Taktraten gedacht. Diese UVP-Ausführungen verwenden allerdings beide Grafikchip-Binnings mit hingegen jeweils unterschiedlichen BIOS-Versionen bzw. Power-Limits. Das bessere "bin 1" kommt mit einem 200-Watt-BIOS daher, das schlechtere "bin 0" mit einem 215-Watt-BIOS. Damit sollten beide Chip-Ausführungen letztlich dieselbe Performance erreichen (der schlechtere Chip braucht das höhere Power-Limit, um auf dieselbe Taktrate zu kommen), für den Endkunden macht dies im default-Zustand keinen Unterschied. Aber natürlich ist eine Karte mit "bin 1" besser zu übertakten – sofern man das Power-Limit wirklich erhöhen kann.

Und zudem kann es passieren, dass man wegen der zu vielen guten auf Halde liegenden Grafikchips zur GeForce RTX 4070 auch eine UVP-Ausführung mit "bin 1" Grafikchip und aber 215W-BIOS bekommt. Jene sollte dann eigentlich aus dem Stand heraus (etwas) mehr als eine Referenz-Lösung leisten, der bessere Grafikchip sollte den TDP-Spielraum ganz automatisch ausnutzen bzw. in Mehrleistung umwandeln. Diese Aussage wartet allerdings noch auf einen Benchmark-Beleg, welcher explizit UVP-Ausführungen mit "bin 0" und "bin 1" auf jeweils 215 Watt Power-Limit gegeneinander stellt. Ob hier also ein gewisser kleiner Vorteil für eine Käufer der GeForce RTX 4070 mit schlicht etwas Glück beim Grafikkarten-Kauf schlummert, ist anzunehmen, wäre vorher aber noch zu belegen. Die ganz großen Unterschiede sind an dieser Stelle sowieso nicht zu erwarten, so massiv unterschiedlich ist die Silizium-Qualität dieser Grafikchips dann doch nicht.

Das letzte Video von Moore's Law Is Dead wurde bezüglich der neuen Intel Prozessoren-Generationen schon eingehend besprochen, jenes enthält daneben aber auch noch interessante Ausführungen zum künftigen Werdegang von Mainstream Mobile-Grafiklösungen. Denn nachdem Intel die integrierte Mobile-Grafik bei Meteor Lake erneut verbreitern will (von derzeit max. 96 EU dann auf max. 128 EU), stellt sich für die Notebook-Hersteller augenscheinlich die Frage, ob extra Mobile-Grafikchips im Einsteiger- und Mainstream-Bereich dann noch zweckmäßig sind. Sicherlich kommen die integrierten Grafiklösungen von AMD & Intel (bei weitem) nicht an eine GeForce RTX 4060 Laptop heran, selbst wenn jene nur auf dem AD107-Chip basiert. Aber alle kleineren extra Mobile-Grafiklösungen liegen dann durchaus im gröberen Dunstkreis der iGPU-Performance – sprich GeForce RTX 4050 Laptop sowie die MX-Modelle, welche nVidia im Einsteiger-Bereich verkauft.

They've found that removing the dGPU from MTL laptops results in a 1.4-1.9x increase in battery, and as a result they see GPUs below 4060 performance to not be worth including.
Yes, MTL's iGPU is much weaker than a Laptop 4060, but if it's even close to half as strong and offers DOUBLE the battery life while simplifying the design...that's a compelling argument for dropping dGPUs in some Laptops...
Quelle:  Moore's Law Is Dead @ YouTube am 6. Mai 2023

Jene kann man mittels iGPU-Performance zwar oftmals auch nicht schlagen, aber man verliert mittels einer iGPU auch nicht mehr deutlich auf jene Einsteiger-Lösungen. Und dann kommt für die Notebook-Hersteller der Vorteil ins Spiel, die eigenen Notebooks ohne dGPU und reiner iGPU deutlich einfacher aufbauen zu können. Hier geht es nicht nur um den fehlenden Kostenpunkt der dGPU (während die iGPU nahezu automatisch mit dabei ist) sowie die höhere Batterie-Laufzeit im Gaming-Einsatz, sondern auch um Platz im Notebook, Kühlerdesign und passende Stromversorgung. Im allgemeinen Kostendruck können dies gewichtige Argumente sein, entgegen dem Werbewert einer extra Grafiklösung doch lieber rein auf die iGPU zu setzen. Mittels Meteor Lake könnte es also passieren, dass extra Mobile-Grafiklösungen im Einsteiger-Bereich weitgehend abgelöst werden und selbst im Mainstream-Bereich seltener werden, da die Notebook-Hersteller mehr auf iGPUs setzen.