VideoCardz berichten von der überraschenden Vorstellung einer weiteren China-GPU: Das erst anderthalb Jahre alte Unternehmen "Moore Threads", gegründet von einem ehemaligen hochrangigen nVidia-Manager, hat die beiden Grafikchips "MTT S60" und "MTT S2000" auf Basis der eigenentwickelten "MUSA"-Architektur vorgestellt. Im Gegensatz zu manch anderer China-GPU wird hiermit auch DirectX unterstützt – wobei dies leider nur anhand des DirectX-10-Titels "League of Legends" (auf "MTT S60") demonstriert wurde, womit der genaue Grad der DirectX-Unterstützung unbekannt bleibt. Die weitere API-Unterstützung lautet auf OpenCL, OpenGL & Vulkan zu auch hier ungenannten Versionsnummern – und letztlich sogar nVidias CUDA, wobei unklar ist, wie dies ohne rechtliche Probleme funktionieren soll.

Die zwei vorgestellten Grafikchips kommen aus der 12nm-Fertigung eines ungenannten Chipherstellers und liefern mit 2048 bzw. 4096 "MUSA-Cores" (welche augenscheinlich FP32-Einheiten entsprechen) Rohleistungen von 6 bzw. 12 TFlops. Dies deutet auf eher gemächliche Chip-Taktraten von knapp 1500 MHz hin. Dabei dürfte nur "MTT S60" tatsächlich für den Gaming-Einsatz vorgesehen sein, denn "MTT S2000" mit rein passiver Kühlung und der überbordenden Speichermenge von 32 GB zeigt eigentlich auf eine Workstation-Verwendung hin. Die von "MTT S60" gebotenen 6 TFlops Rechenleistung an einem vermutlich 128 Bit breiten Speicherinterface (256 Bit sind für nur 8 GB Speicher wohl zu viel) sind vergleichsweise etwas unterhalb der Radeon RX 6500 XT (5,6 TFlops auf Realtakt) sowie deutlich unterhalb der GeForce RTX 3050 (9,7 TFlops) angesiedelt.

Selbst bei hoher Rechenleistungs-Effizienz kann "MTT S60" also nur Einsteiger-Niveau anpeilen, das Erreichen des Performance-Levels der Radeon RX 6500 XT wäre schon ein großer Erfolg für jenes Erstlingswerk eines wirklich neuen Chip-Entwicklers. Insofern muß man sich von dieser MTT-Generation noch überhaupt nichts versprechen – was aber wiederum auch bedeutet, dass kleinere Fehler & Ungereihmtheiten weniger schwer ins Gewicht fallen würden. Das Unternehmen dürfte zudem sicherlich versuchen, erst einmal im chinesischen Markt Fuß zu fassen und im dortigen sehr breiten Entry- und Mainstream-Segment ein solides Standbein aufzubauen. Der Angriff auf größere Ziele bei der Performance-Klasse sowie der weltweiten Verbreitung dürfte sicherlich eines Tages anstehen – aber eben noch nicht mit diesem Erstlingswerk.

El Chapuzas Informatico (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) haben von Asus Espana deutliche Widerworten gegenüber den von Asus USA kürzlich angekündigten Grafikkarten-Preissenkungen um bis zu 25% erhalten. Zwar erwartet auch die spanische Filiale grundsätzlich zurückgehende Grafikkarten-Preise, will derzeit jedoch noch nichts über die genaue Höhe des Preisrückgangs sagen. Damit steht nun (scheinbar) erst einmal Aussage gegen Aussage – und dies im selben Haus. Dennoch könnten diese sehr unterschiedlich klingenden Aussagen unter einen Hut gebracht werden, wenn man bedenkt, dass Asus USA eben nie von Straßenpreis-Senkungen gesprochen hat – sondern allem Anschein nach vom reinen Absenken der Listenpreise. Jene wurden zumeist noch zu Zeiten der großen Grafikkarten-Preisübertreibung gebildet und sind demzufolge schon gegenüber den aktuellen Straßenpreisen nicht mehr sinnvoll.

Asus wird somit voraussichtlich und in erster Linie schlicht seine eigenen Listenpreise absenken – was auf dem Papier nach viel aussieht, jedoch für die Straßenpreis-Praxis kaum irgendwelche Auswirkungen haben sollte. Selbst wenn damit eine kleinere Preissenkung gegenüber den Distributoren einhergeht, wird der Straßenpreis immer noch von den Aufschlägen seitens der Distributoren & Einzelhändlern bestimmt, ändert sich also durch diese interne Preissenkung sowie der Neugestaltung der sowieso obsoleten Listenpreise nicht wirklich etwas. Darauf wollte Asus Spanien eben hinauf: Nur weil Asus die Listenpreise senken wird, soll bitte niemand eine entsprechende Straßenpreis-Senkung (in dieser Höhe!) erwarten. Allem Anschein nach rudert man hiermit also nur deswegen zurück, weil diese Meldung medial falsch aufbereitet wurde und somit den Grafikkarten-Käufern zu hochfliegende (wie unerfüllbare) Hoffnungen gemacht hat.