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News des 3. Juni 2024

Aus verschiedenen Angaben aufmerksamer Computex-Beobachter lassen sich schon diverse Chip-Daten zu Granite Ridge & Strix Point zusammensetzen. Dabei fällt auf, dass bei Zen 5 Desktop zwar die Größe der Kerne nicht schlecht gewachsen ist (von ~2,7mm² auf ~3,5mm²), das komplette CCD allerdings augenscheinlich etwas kleiner als bei Zen 4 ausfällt (von 71mm² auf 69mm²). Hier hat AMD somit doch einen gewissen Flächenvorteil aus der 4nm-Fertigung gezogen. Auch weil TSMCs 4nm-Node nunmehr günstiger als vor zwei Jahren der (seinerzeit vergleichsweise neue) 5nm-Node sein wird, kann AMD somit Zen 5 Desktop wohl sogar etwas günstiger herstellen als seinerzeit Zen 4. Bei der Mobile-APU "Strix Point" dürfte dies nicht mehr funktionieren, denn dort geht die Transistoren-Anzahl stark von 25,4 auf 34 Milliarden hinauf, resultierend aus der Steigerung der Kern-Anzahl sowie der Shader-Cluster der iGPU. Eine Flächenangabe zu Strix Point liegt allerdings noch nicht vor.

Aufbau Transistoren Fläche Kern-Größe
Zen 4 Desktop: Raphael 2x CCD (5nm), 1x IOD (6nm) 2x 6,5 Mrd. + 1x 3,4 Mrd. = 16,4 Mrd. 2x 71mm² + 1x 122mm² = 264mm² ~2,7mm²
Zen 4 Mobile: Phoenix monolithisch (4nm) 25,4 Mrd. 178mm² ?
Zen 5 Desktop: Granite Ridge 2x CCD (4nm), 1x IOD (6nm) 2x 8,3 Mrd. + 1x 3,4 Mrd. = 20 Mrd. 2x 69mm² + 1x 122mm² = 260mm² ~3,5mm²
Zen 5 Mobile: Strix Point monolithisch (4nm) 34 Mrd. ? ?
Hinweis: Angaben zu Zen 5 sind (derzeit) zumeist noch recht grob und damit nicht so belastbar wie die Angaben zu Zen 4

Im übrigen outet sich damit mehr oder weniger alles an Consumer-Hardware für das Jahr 2024 als weiterhin in der 4nm-Fertigung daherkommend, somit in der Node-Klasse von 5nm verbleibend. Dies trifft auf AMDs Zen 5 in den beiden Ausführungen "Ryzen 9000" und "Ryzen AI 300" zu, genauso auch auf nVidias Blackwell und Qualcomms Snapdragon X – und höchstwahrscheinlich auch auf Intels Battlemage und AMDs RDNA4. Die für dieses Jahr eigentlich anstehende 3nm-Fertigung im PC-Bereich wird somit allein durch Intels "Lunar Lake" in die Praxis umgesetzt, was ein faktisches Spezial-Projekt zugunsten von Ultrabooks und anderweitig leichten Notebooks ist. Hinzu kommt noch AMDs Zen5-Servervariante "Turin" mit bis zu 192 Zen5c-Kernen, deren abweichendes CCD tatsächlich auch aus TSMCs 3nm-Fertigung kommt. Auch hier kann man allerdings einwenden, dass dies nicht wirklich "PC" ist, sondern eben klare Server-Prozessoren betrifft. Die breite Nutzung der 3nm-Fertigung für Consumer-Hardware wird somit erst ein Thema des Jahres 2025 werden können.

Gemäß Tom's Hardware arbeiten Microsoft und nVidia daran, (im weiteren Jahresverlauf) Copilot+ auch auf RTX-Grafikkarten lauffähig zu machen. Prinzipiell dürfte dies keine echte Arbeit sein, sondern nur eine Freigabe der Nutzung der sowieso vorhandenen (und überlegenen) Inferenz-Fähigkeiten von nVidias RTX-Grafikkarten für Copilot+. Unklar bleibt allerdings weiterhin, ob entsprechende Hardware dann offiziell das Siegel von "Copilot+" führen darf, oder jenes Feature einfach nur inoffiziell nutzen kann. nVidia hatte wohl entsprechende Geräte zuerst als "RTX AI | Copilot+" bezeichnet, ist jüngst aber zu "RTX AI Laptop" gewechselt, was eher auf eine inoffizielle Nutzung ohne offizielles Siegel hindeutet. Ob dies die Geräte-Käufer überhaupt interessiert, bleibt allerdings abzuwarten – bislang ist das ganze Themengebiet des KI-PCs eher fest in der Hand des Hersteller-Marketings und mitnichten eine Sache, welche einen Käuferansturm erwarten läßt.

Die Computex-Keynote von Qualcomm war weit weniger interessant als jene von AMD – was irgendwie verständlich ist, denn Qualcomm hatte seine PC-Produkte bereits vorab vorgestellt, jetzt somit nichts neues zu präsentieren oder anzukündigen. Die ersten Notebooks basierend auf dem Snapdragon X sollen am 18. Juni im Handel verfügbar sein und die große Frage hierzu ist noch, ob und in welcher Form Qualcomm die Presse zu diesen unabhängige Tests durchführen läßt. Schließlich wollen die vollmundigen Versprechnungen Qualcomms nachgeprüft werden und gerade bei Konstruktionen wie ARM-Basis mit teilweiser x86-Emulation muß dies eigentlich auf einen sehr genauen Prüfstand. Und da speziell Qualcomm derzeit sehr auf dem Thema des "KI-PCs" herumreitet, wäre es wichtig zu ermitteln, was die Qualcomm-Hardware auch außerhalb dieses Themenfeldes zu bieten hat. Bei vernünftigem Gelingen gibt es schließlich verstärkte Chancen, dass Qualcomm andere PC-Segmente ansteuert bzw. dass andere ARM-Anbieter ebenfalls zum Sprung auf den PC ansetzen.

Qualcomm hat selbiges bereits angedeutet: Snapdragon X soll zu allen PC-Formfaktoren kommen, illustriert mit dem Bild eines AiO-PC. Selbiges ist vergleichsweise einfach zu realisieren, da für AiOs generell Mobile-Hardware verwendet wird. Wirklich alle PC-Formfaktoren würde allerdings mehr als AiOs und Mini-PCs bedeuten, dies würde auch auf eine anständige Desktop-Plattform hinauslaufen müssen. Denkbarerweise wird sich Qualcomm hieran nur im Erfolgsfall und/oder mit einer Nachfolge-Generation versuchen, weil dies noch einmal eine ganz andere Herausforderung ist – und auch die bisherigen Qualcomm-Prozessoren für den PC nicht wirklich gut für den Desktop-Einsatz gerüstet aussehen (schwache Performance-Skalierung mit Desktop-üblichen TDPs). Für die Erstlings-Generation der Qualcomm-SoCs auf dem PC wäre es sicherlich schon ein Erfolg, wenn Qualcomm überhaupt nur gewisse Mengen absetzt und die Notebook-Hersteller sich somit nicht gleich wieder von Qualcomm abwenden. Dieses kleinere Brötchen sollte erst einmal gebacken werden, ehe man sich höheren Zielsetzungen zuwendet in einem Markt, der ansonsten nur "Intel + nVidia" kennt.

Twitterer HXL weist darauf hin, dass die AMD-Unterlagen zur IPC-Performance von Zen 5 eventuell schon einen zielführenden Hinweis zur Performance des Ryzen 9 9950X unter dem Cinebench R23 ergeben. Denn wegen der Takt-Gleichheit zum Ryzen 7 7950X sowie dem von AMD ausgewiesenen IPC-Gewinn unter diesem Benchmark sollte das Zen5-Modell einen um +17% über dem Zen4-Modell liegenden Singlethread-Wert erzielen. Dies sind ca. 2383 Punkte, was demzufolge auch den Core i9-14900K mit seinerseits 2339 Singlethread-Punkten leicht überflügeln würde. Als sicher kann man diese Werte-Interpolation allerdings noch nicht betrachten, ein IPC-Gewinn ist nun einmal nicht gänzlich deckungsgleich mit einem absoluten Performance-Gewinn. Allerdings könnte sich das Verhältnis gegenüber Intels "Raptor Lake" noch durch den Umstand verbessern, dass jene Prozessoren zukünftig verstärkt unter Intels "Default Settings" getestet werden – und nicht mehr im "Feuer frei" BIOS-Modus wie bisher.

Hardware CB23/ST
Ryzen 9 9950X Zen 5, 16C/32T, 170W TDP interpoliert ~2383
Core i9-14900K RPL, 8P+16E/32T, 125/253W 2339
Core i9-13900K RPL, 8P+16E/32T, 125/253W 2261
Ryzen 7 7950X Zen 4, 16C/32T, 170/230W 2037
Core i9-12900K ADL, 8P+8E/24T, 125/241W 2028
Wertequelle außerhalb Ryzen 9 9950X: TechPowerUp