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News des 29. Juli 2024

VideoCardz zeigen die nächsten Geekbench-Werte zu "Lunar Lake", welche nochmals etwas besser ausfallen als die vor Monatsfrist gemeldeten. Speziell die Singlethread-Performance hat gut zugelegt und liegt nunmehr um ein kleines Stück vor AMDs Strix Point – auf beiderseits natürlich hohem Niveau, klar besser als bei den bisherigen Mobile-Prozessoren von AMD & Intel. Bei der Multithread-Performance sind Lunar Lake und Strix Point sowieso keine Gegner, hier kann der Intel-Prozessor bei nur 8 CPU-Kernen insgesamt (vier davon LPE) und TDPs üblicherweise im Feld von 17-30 Watt ganz natürlich nicht mit dem AMD-Prozessor mithalten. Dies muß aber auch nicht sein, denn Lunar Lake ist für Ultrabooks konzipiert, Strix Point hingegen für einen mittleren Watt-Bereich. Beide neue Mobile-Prozessoren können gut nebeneinander existieren – womit sich für AMD vor dem Erscheinen von "Arrow Lake" im Mobile-Segment (ab Anfang 2025) die Lücke auftut, mal richtig auszuliefern (und zu verdienen).

Hardware GB6/ST GB6/MT Quellen
Core Ultra 9 288V Lunar Lake, 4P+4LPE/8T, 30/30W 2895 9588 Durchschnitt von Ergebnis #1 und Ergebnis #2
Ryzen AI 9 HX 370 Strix Point (Zen 5), 4P+8D/24T, 28/33W 2786 13'612 PC Games Hardware
Ryzen 7 8840HS Phoenix1 (Zen 4), 8C/16T, 28/?W 2472 11'492 PC Games Hardware
Core Ultra 9 185H Meteor Lake, 6P+8E+2LPE/22T, 28/?W 2398 12'822 PC Games Hardware

Wie üblich bei derart Vergleichen von Mobile-Prozessoren ist es schwer, überhaupt wirklich vergleichbare Testbedingungen herzustellen, um rein die Prozessoren-Performance ohne der Effekte unterschiedlicher Powerlimits und/oder des konkreten Notebook-Designs zu testen. Selbst die Benutzung von auf nominell gleicher TDP laufenden Prozessoren ist hierfür nicht ganz ausreichend, denn jene können auch noch sehr abweichende Boost-Powerlimits aufweisen. Insbesondere Intel genehmigt seinen Mobile-Prozessoren teilweise absurd höhere Boost-Powerlimits, in der HX-Klasse kann dies zu Prozessoren-Modellen mit TDP von 45 Watt und Boost-Powerlimit von 115 Watt führen. Dies kann dann sogar Benchmark-wirksam werden, wenn der konkrete Test nur kurz genug abläuft, um ins Boost-Zeitfenster zu passen. In diesem Sinne ist es sehr bedauerlich, dass selbst die bekannten Notebook-Tester immer noch nichts grundlegendes zu den Boost-Modi bei AMDs Mobile-Prozessoren sagen konnten.

Inzwischen ist wenigstens bekannt, dass das beim Strix-Point-Launch zumeist getestete Asus Zenbook S16 mit einer TDP von 28W und einem Boost-Powerlimit von 33W lief. Wie häufig und lange dieser Boost aktiv sein kann, ist allerdings unbekannt. Bei diesem konkreten Asus-Notebook ist dies bei dieser geringen Differenz zur TDP vielleicht nicht ganz so wichtig, aber generell sollte diese Frage zum Boost-Verhalten von AMDs Mobile-Prozessoren durchaus einmal erschöpfend geklärt werden. Es wäre sicherlich anzustreben, dass sich die Test-Ergebnisse von Mobile-Prozessoren eines Tages nicht mehr so gravierend voneinander unterscheiden wie mit nachfolgender Aufstellung der Ergebnisse vom Strix-Point-Launch dokumentiert. Wenn man aus der ursprünglichen Ergebnis-Tabelle die Watt-Angaben und weiteren Anmerkungen wegläßt, kommt etwas heraus, was auf den ersten Blick eher wie gewürfelt aussieht:

Ryzen AI 9 HX 370 Anand CB HWluxx NBC PCGH
ST-Vergleich vs AMD Z4 +8% +13%
CPU-Vergleich vs AMD Z4 +7% +19%
iGPU-Vergleich vs AMD Z4 +43% +17%
ST-Vergleich vs Intel MTL +14% +10%
CPU-Vergleich vs Intel MTL +46% +19%
iGPU-Vergleich vs Intel MTL +57% +23% –5% +34%
Hinweis: Vergleiche teilweise auf unterschiedlichen Powerlimits, daher nur grob miteinander vergleichbar

Dabei handelt es sich schon um die Ergebnisse der sicherlich besten Hardwaretester, aus welchen zudem die am besten vergleichbaren Ergebnisse herausgesiebt wurden. Besonders einheitlich sehen die Ergebnisse dennoch nicht aus (und sicherlich liegen auch noch zu wenige davon vor). Verbessert werden kann dies seitens der Hardwaretester durchaus darüber, die genauen Powerlimits der benutzten Notebooks (nicht der benutzten Prozessoren, denn dies sind nur Hersteller-Standard) durchgehend anzugeben, wobei auf keinen Fall die Boost-Powerlimits vergessen werden dürfen. Darüber hinaus sind Erklärungen zum genauen Ablauf der Boost-Zyklen sicherlich hilfreich, speziell bei Prozessoren mit hohen Watt-Aufschlägen im Boost-Modus. Die Zielsetzung muß sein, mehr Prozessoren von wirklich derselben Watt-Klasse gegeneinander zu stellen, da Prozessoren anderer Watt-Klassen natürliche Vorteile bei entweder Performance oder Energieeffizienz aufweisen. Gerade mit den mehreren Intel-Architekturen im Mobile-Segment (LNL für Ultrabooks, MTL für normale Notebooks, RPL für HX-Modelle) tut es Not, stärker nach den jeweiligen Watt-Klassen zu unterscheiden.

VideoCardz berichten über Versorgungsprobleme mit GDDR6X-Speicher bei nVidia, wonach der Grafikchip-Entwickler laut dem üblicherweise gut informierten 'BoardChannels'-Forum seine AIB-Partner über eine knappere Versorgung mit höheren RTX40-Modellen ab der GeForce RTX 4070 gewarnt hat. Nominell sollte diese nVidia-Aussage nur für China gelten, trifft jedoch die Begründung einer GDDR6X-Lieferknappheit zu, wäre es eher wahrscheinlich, dass nVidia dies auf die ganze Welt zu verteilen versucht, um den Effekt bestmöglich abzumildern. Anzunehmenderweise handelt es sich auch nur um eine temporäre Versorgungslücke, sprich dies könnte nach dem Sommer wieder in Ordnung kommen. Denkbar auch, dass der ganze Effekt nicht besonders groß ist und daher auf dem Grafikkarten-Markt aus Endkunden-Sicht gar nicht auffällt. Da im 'BoardChannels'-Forum stark aus Industrie-Sicht geschrieben wird, sind dort halt auch geringe Differenzen von (angenommen) 5% wirtschaftlich eine Menge wert.

Zum Fall der Stabilitäts-Probleme von "Raptor Lake" muß hiermit noch auf ein potentieller Fehler in unserer eigenen Berichterstattung hingewiesen werden, welcher die Bandbreite der betroffenen Prozessoren-Modelle betrifft. Denn die bislang an dieser Stelle getätigte Aussage, dass allein das "Raptor Lake-Die" jene Probleme aufweist, könnte unter Umständen inkorrekt sein. Dies stellt eigentlich nur eine gut gemeinte Annahme auf Basis der vorliegenden Indizien dar, dass laut Intel weder die 12. Core-Generation (mit "Alder-Lake-Die") betroffen ist, noch von Prozessoren der 13. und 14. Core-Generation mit Weiterverwendung des Alder-Lake-Dies (Core i5-13500/13600, Core i5-14500, teilweise Core i5-13400/F & Core i5-1400F, zuzüglich die meisten Mobile-Modelle) irgendwelche beachtbaren Probleme berichtet wurden. Zudem besteht der hinreichende Verdacht, dass die Ursache des Problems im Raptor-Lake-Die selber liegt – in diesem Fall wäre alle bisherigen Aussagen zur Bandbreite der betroffenen Prozessoren-Modelle korrekt.

Aber: Rein technisch könnte das Problem auch nicht im Silizium selber liegen, sondern im Microcode bzw. den damit hergestellten Betriebsbedingungen bezüglich der Spannungsversorgung. Und hier ergibt sich die Restchance darauf, dass Intel bei den Prozessoren der 13. und 14. Core-Generation mit Alder-Lake-Unterbau unter Umständen den RPL-Microcode verwendet. Diese These hat nur eine kleine Chance, denn normalerweise würde man nicht die Betriebsbedingungen dies einen Prozessoren-Dies (Raptor Lake) ohne Not bei einem anderen Prozessoren-Die (Alder Lake) ansetzen. Dies betrifft schließlich nur die kleineren Prozessoren-Modelle, welche kaum jemals getestet werden und wo sich im Endeffekt auch niemand daran gestört hat, dass hierbei ein glattes Alder-Lake-Rebranding mit zumeist nur marginalem Performance-Sprung stattfand. Dass Intel in dieser Situation – wie gesagt ohne Not – den RPL-Microcode über diese Prozessoren mit ADL-Rebranding ausgeschüttet hat, ist wie gesagt unwahrscheinlich.

Leider ist es nicht unmöglich, was demzufolge alle bisher eigentlich als "sicher" gegenüber dem Degradierungs-Problem von Raptor Lake betrachteten Alder-Lake-basierten Modelle der 13. und 14. Core-Generation zumindest unter Beobachtung stellt. Selbst die Intel-Aussagen schließen diese Modelle wie gesagt nicht aus, für Intel ist derzeit alles von 13. und 14. Core-Generation potentiell betroffen. Besser wäre es natürlich, wenn Intel sich hierzu genauer erklären würde und beispielsweise alle Alder-Lake-basierten Prozessoren – egal von welcher Core-Generation – zweifelsfrei ausschließen kann. Bis dies so weit ist, wäre dieser Fall im Auge zu behalten. Benutzer der entsprechenden Prozessoren (13. & 14. Core-Generation mit ADL-Unterbau) sollen hiermit nicht in Panik versetzt werden, es handelt sich wie gesagt um eine Restchance und bislang waren diese Prozessoren bezüglich jener Problemlage wirklich nicht auffällig. Aber um der Korrektheit willen muß auf diese mögliche Fehleinschätzung zu den betroffenen Prozessoren hingewiesen werden.