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News des 2. August 2024

Neben der genauen technischen Ursache der Stabilitäts-Probleme von "Raptor Lake" ist sicherlich der zweitwichtigste Punkt an dieser Thematik die Quantifizierung des Problems – sprich Informationen dazu, wie weit selbiges verbreitet ist bzw. wie groß die Anzahl der betroffenen Nutzer ist. Hierzu gibt es verschiedene Herangehensweisen, beispielsweise mittels der gleichlautenden Umfragen hierzu auf der 3DC-Hauptseite und dem 3DC-Forum. Eine andere Herangehensweise ist die Kontrolle der Retourenquoten bei bekannten Einzelhändlern. Hierzu gab es in den letzten Tagen schon einige anekdotische Meldungen, welche aber zumeist nur unzureichendes Zahlenmaterial geboten haben, fokusiert auf die besonders bekannten Prozessoren-Modelle. Interessant sind diese Retourenquoten aber vor allem dann, wenn man jene durchgehend mit den Vorgänger-Generationen vergleicht, wie nachfolgend anhand der Retourenquoten der Mindfactory geschehen:

Retourenquoten & Verkäufe MF 11. Gen. 12. Gen. 13. Gen. 14. Gen.
Generations-Codename Rocket Lake Alder Lake Raptor Lake Raptor Lake Refresh
Core i5-xx600KF 0,74%  (270) 0,32%  (4180) 0,97%  (8150) 0,31%  (1350)
Core i5-xx600K 0,75%  (2310) 0,35%  (8390) 0,87%  (8900) 0,36%  (1150)
Core i7-xx700KF 1,15%  (810) 0,57%  (3550) 1,17%  (5010) 0,46%  (1570)
Core i7-xx700K 0,85%  (5570) 0,52%  (11'840) 1,01%  (10'500) 0,78%  (3420)
Core i9-xx900KF 1,87%  (370) 0,33%  (1230) 1,76%  (1550) 1,54%  (850)
Core i9-xx900K 1,09%  (1390) 0,71%  (4540) 1,65%  (5180) 2,24%  (2370)
Durchschnitt dieser Modelle 0,92%  (10'720) 0,48%  (33'730) 1,10%  (39'290) 1,01%  (10'710)
Stand: 27. Juli 2024, Quelle: Mindfactory, ausschließlich für Box/WOF-Produkte

Jene haben zudem den Vorteil, dass hier nachweislich jeweils eine größere Menge an verkauften Prozessoren dahintersteht, somit die Aussagekraft sicherlich über einen anekdotischen Wert hinausgeht. Einzurechnen wäre natürlich, dass dies keine Rücksendequote allein aus Gründen der Stabilitäts-Probleme von Raptor Lake darstellt, sondern eine Rücksendequote aus jeglichen Gründen – und sei es nur, weil der Käufer mit der Overclocking-Leistung seiner CPU nicht zufrieden war und daher das Rückgaberecht (miß)braucht hat. Nur in der Relation gegenüber unbetroffenen Alt-Generationen und mit wirklich großen Verkaufszahlen lassen sich hiermit also Trends erkennen, welche eventuell Korrelationen ergeben. Dies ist in diesem Fall allerdings nicht besonders schwierig, denn gegenüber der faktisch Architektur-gleichen 12. Core-Generation sind die Retourenquoten der Mindfactory bei der 13. und 14. Core-Generation klar erhöht, im Schnitt auf etwas mehr als das Doppelte.

Gleichzeitig wird hier sichtbar, wieso das Problem dennoch lange Zeit nicht wirklich aufgefallen ist: Denn die Rücksendequoten von Raptor Lake liegen nur leicht oberhalb der Rücksendequoten der 11. Core-Generation. "Rocket Lake" war seinerzeit als Hitzkopf bekannt, hat allerdings keinen echten Fehler wie heuer Raptor Lake. Für den Einzelhändler stellt sich somit bei Raptor Lake eine Situation dar, wo die Retourenquoten zwar erhöht sind, aber eben noch nicht völlig außerhalb aller Erfahrungswerte liegen. Nur der direkte Vergleich mit "Alder Lake" samt der Kenntnis über die Architektur-Gleichheit offenbart, dass hier etwas nicht stimmen kann. Zugleich sind die absoluten Rücksendequoten auch bei Raptor Lake nirgendwo so hoch, dass direkt die Alarmglocken angehen müssen – dies wäre im Prozessoren-Feld erst bei 3-5% erreicht. Raptor Lake ist bezüglich der Rücksendequoten somit zwar eine eher negativ ausfallende Intel-Generation, von den reinen Zahlen her aber auch nicht wirklich bedeutsam.

Dies bedeutet letztlich für die Quantifizierung des Problems, dass nur eine verschwindend geringe Minderheit der Raptor-Lake-Käufer (speziell bei den am meisten betroffenen K/KF-Modellen) bislang zum Mittel zur Rückgabe gegriffen hat. Dies bedeutet keineswegs automatisch, das der übergroße Rest der Prozessoren fehlerfrei läuft: Weil das Instabilitäts-Problem oftmals nicht dem Prozessor angelastet wird (sondern der Grafikkarte oder dem Spiel) oder weil viele Prozessoren auch einfach nie mit der hierfür kritischen Software in Berührung kommen, dürfte die Quote der instabilen Prozessoren, die aber bislang noch nicht als solche erkannt wurden, nicht unerheblich sein. Dennoch muß auf Basis dieser Zahlen gesagt werden, dass die Stabilitäts-Probleme von "Raptor Lake" augenscheinlich nur eine klare Minderheit von deren Käufern betreffen – wie gesagt basiert auf Zahlen der K/KF-Modelle, welche bekanntlich zuerst betroffen sein sollten. Das eigentliche Problem liegt nach wie vor in der schleichenden Degradierung, welcher alle Raptor-Lake-Prozessoren über die Zeit mal mehr und weniger ausgesetzt sind, solange Intel nicht seinen Microcode-Patch herausbringt.

Wirklich passend hierzu kommen von Puget Systems eigene Ausführungen zu den Ausfallraten verschiedener Intel-Generationen, bezogen auf das eigene Hardware-Labor als auch die über den eigenen Shop verkauften PC-Systeme. Eine wichtige Hintergrund-Information hierzu ist, dass Puget Systems schon seit einigen Prozessoren-Generationen nicht mehr auf die default-Einstellungen der Mainboards vertrauen, da jene über automatische Übertaktungen negativ aufgefallen sind. Somit setzt man bei den eigenen Maschinen üblicherweise auf BIOS-Settings, welche den Intel-Spezifikationen nahekommen sollen. Dies kann durchaus etwas niedrigere Ausfallraten gerade bei Raptor Lake erklären, denn die PC-Systeme von Puget Systems wurden somit von Anfang an sinngemäß wie nach den neuen "Intel Default Settings" betrieben (welche Intel selber allerdings erst in diesem Juni aufstellte).

In jedem Fall läßt sich anhand der Diagramme zur Ausfallquote bei Puget Systems klar erkennen, dass es Spitzen bei zwei CPU-Generationen gibt: 11. und 14. Core-Generation, somit Rocket Lake und Raptor Lake Refresh. Nochmals klarer wird dies bei der Konzentration auf die reinen Prozessoren-Generationen: Da liegt Rocket Lake einsam an der Spitze – und Raptor Lake ist zwar gegenüber Alder Lake unverhältnismäßig hoch, aber immer noch unterhalb Ryzen 5000 & 7000 liegend und somit im vergleichsweise "normalen" Feld. Somit war es aus Sicht des PC-Shops von Puget Systems auch nie angebracht, eine Warnung vor Raptor Lake auszusprechen. Sicherlich sieht man in dieser vergleichsweise niedrigen Quote auch das Wirken der eigenen BIOS-Settings von Puget Systems auf wie gesagt dem Niveau von Intels Default Settings. Daneben zeigen die absoluten Quoten bei Puget Systems aber auch darauf hin, wie erheblich die Unterschiede zwischen verschiedenen Händlern sein können: Bei der Mindfactory erreichen nur die K/KF-Modelle der 14. Core-Generation eine Retourenquoten von 1,01%, bei Puget Systems sind es hingegen für die komplette 14. Core-Generation gleich 2%.

Phoronix brechen eine Lanze für Simultaneous Multi-Threading (SMT), welches bei Intel eher unter dem Markenamen "HyperThreading" bekannt ist und mit den kommenden Consumer-Generationen jedoch nicht mehr genutzt wird ("Lunar Lake" & "Arrow Lake"). AMD steht hingegen weiterhin zu SMT, hat aber natürlich auch den gewissen Vorteil, nicht wie Intel überaus viele CPU-Kerne aufzubieten und damit mehr Platz unterhalb des Powerlimits zu haben. Gemäß den Benchmarks von Phoronix unter Linux, welche zudem klar Rendering- und Workstation-lastig waren, kommt AMDs neue APU "Ryzen AI 9 HX 370" mit SMT aber immerhin noch auf +18% Mehrperformance – was gerade angesichts des einheitlichen Powerlimits (für beide Testszenarien) erstaunlich viel ist. Aufgrund der Eigenheiten des Phoronix-Tests wäre es allerdings besser, das Thema noch einmal unter Windows/Desktop-Bedingungen zu vertiefen. Auch könnte man dabei eventuelle Unterschiede zwischen Midrange- und HighEnd-Prozessoren herausarbeiten.

WCCF Tech bringen Intel als Auftragsfertiger für nVidias HPC/AI-Chips ins Spiel. Insbesondere der Meldungs-Titel erweckt dabei den Eindruck, als sollte Intel die Chips selber herstellen – was aber eindeutig nicht der Fall ist. Intel wird hierbei vielmehr "nur" das Advanced Packaging übernehmen, was bei Chip im MultiChip-Verbund oder mit Speicher direkt auf dem Package notwendig wird. Wie bekannt, kann Chipfertiger TSMC zwar inzwischen genügend Chips herstellen, kommt aber mit dem Advanced Packaging nicht hinterher – an welcher Stelle nun also Intel weiterhelfen soll. Wegen des Tile-Ansatzes bei Intels eigenen Prozessoren dürfte Intel in dieser Frage über vielleicht sogar enorme Packaging-Kapazitäten verfügen – gut für nVidia, hiermit schließt man eine aktuelle Schwachstelle von TSMC. Denkbarerweise rückt damit demnächst die Versorgung mit HBM-Speicher an die erste Stelle der Fertigungsschwierigkeiten bei HPC/AI-Chips – trotz oder deswegen weil HBM-Speicher bis 2025 schon komplett ausverkauft sein soll.

Shortcuts: Derzeit gibt es einige Meldungen, wonach Intel angeblich Yield-Probleme bei der Fertigung von "Meteor Lake" haben soll. Dies basiert allerdings nur auf der falschen Auslegung einer Intel-Aussage, wie AnandTech berichten. Generell ist am Markt auch nichts von Lieferschwierigkeiten bei Meteor-Lake-basierten Notebooks zu sehen. Heise haben hingegen von Intel (scheinbar) die Information erhalten, dass auch die Tray-Modelle der 13. & 14. Core-Generation eine Garantie-Verlängerung erhalten sollen. Ganz 100%ig sicher ist dies allerdings auch nicht, denn im Nachsatz steht dann wieder nur, dass Intel bestätigt hätte, dass man "auch bei Tray-Versionen Garantie anbietet" – was keine direkte Aussage zu einer Verlängerung derselben Garantie darstellt. Intel will sich hierzu allerdings sowieso noch umfangreich erklären, genau jene Intel-Erklärung wäre somit abzuwarten.