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News des 19. Mai 2023

Mittels der Ankündigung von GeForce RTX 4060 & 4060 Ti fügt sich das Bild zur Ada-Lovelace-Generation nunmehr zusammen – und jenes sieht nicht gut aus. Wie schon oft erwähnt: Außerhalb der GeForce RTX 4090 bringt nVidia nur einen arg gemächlichen und oftmals nicht bemerkbaren Generations-Sprung aufs Parkett. Und dort, wo es mal beachtbare Vorteile gibt, werden jene mit regelrecht erheblichen Nachteilen gegenüber den jeweiligen Vorgänger-Lösungen erkauft: Wie die Performance-technisch vernünftige GeForce RTX 4080, deren größtes "Plus" jedoch ausgerechnet in der Sparte "Listenpreis" lauert. Oder die vom Performance/Preis-Verhältnis sowie der TDP her recht ansehnliche GeForce RTX 4060, welche dafür jedoch bei der VRAM-Ausstattung einen erheblichen und in heutiger Zeit schwer verdaulichen Rückschritt hinnehmen muß.

Names-Vorgänger Performance VRAM TDP US-Liste P/P-Verhältnis
GeForce RTX 4090 GeForce RTX 3090 +71% (4K) ±0 +29% +7% +60% (4K)
GeForce RTX 4080 GeForce RTX 3080 10GB +49% (4K) +60% ±0 +72% –13% (4K)
GeForce RTX 4070 Ti GeForce RTX 3070 Ti +44% (WQHD) +50% –2% +33% +8% (WQHD)
GeForce RTX 4070 GeForce RTX 3070 +27% (WQHD) +50% –9% +20% +6% (WQHD)
GeForce RTX 4060 Ti 16GB GeForce RTX 3060 Ti +13% (FHD) +100% –18% +25% –10% (FHD)
GeForce RTX 4060 Ti 8GB GeForce RTX 3060 Ti +13% (FHD) ±0 –20% ±0 +13% (FHD)
GeForce RTX 4060 GeForce RTX 3060 12GB +18% (FHD) –33% –32% –9% +30% (FHD)
Anmerkung: Performance & Performance/Preis-Verhältnis von GeForce RTX 4060 & 4060 Ti gemäß nVidias eigenen Benchmarks

Natürlich kann man darüber diskutieren, inwiefern ein Vergleich auf Basis der jeweiligen Karten-Namen wirklich der beste Weg ist. Aber auch andere Wege eines Generations-Vergleichs werden am grundsätzlich mageren Ergebnis nichts ändern können. Zudem zeigt der Vergleich auf Basis der Karten-Namen auch darauf hin, dass nVidia spätestens unterhalb der GeForce RTX 4070 Ti stark anfängt mit der Benennung zu "schummeln": Die Performance-Gewinne gegenüber den Namensvettern brechen zusammen, das ganze ist unterhalb der GeForce RTX 4070 keiner neuen Hardware-Generation mehr würdig, sondern hat allenfalls Refresh-Niveau. Beim Performance/Preis-Verhältnis wird dies noch deutlicher, da gibt es einen Generations-Sprung wirklich nur bei der GeForce RTX 4090, der Rest ist regelrecht nicht der Rede wert (das mittelprächtige Ergebnis der GeForce RTX 4060 hebt sich durch die geringere VRAM-Menge wieder auf).

nVidia bekommt dafür derzeit zurecht in Foren, auf Reddit, YouTube und Twitter sein Fett weg. Der erzeugte Gegenwind ist ziemlich kräftig, hier dürfte durchaus etwas hängen bleiben zuungunsten der eigentlich starke Marke "nVidia". Sicherlich kalkuliert nVidia auch dies mit ein – und damit läßt sich eine Bewegung seitens nVidia letztlich nur über Kaufzurückhaltung (oder Umschichtung) erzwingen. Ob letzteres eine sinnvolle Option ist, läßt sich mangels Vorliegens des kompletten RDNA3-Portfolios derzeit noch nicht sagen. Bei der Radeon RX 7900 Serie hat sich AMD schließlich auch nicht mit Ruhm bekleckert, zudem fehlt derzeit AMDs Midrange-Portfolio sehr schmerzlich. Jenes könnte durchaus etwas reißen, denn AMD wird auf Basis des Navi-32-Chips die grundsätzlich besseren VRAM-Mengen (12-16 GB) gegenüber der GeForce RTX 4070 Serie bieten können. Nur leider gibt es derzeit immer noch kein Wort über den Verbleib jenes Navi-32-Chips.

Intel arbeitet derzeit an einer Veränderung der aktuellen x86 64-Bit-Prozessoren hin zu reinen 64-Bit-Prozessoren. Dies wird seitens Intel "x86S" genannt – das "S" steht dabei für "Simplification", denn Ziel ist das Loswerden bisheriger Legacy-Bestandteile zugunsten von 32-Bit. Jene betreffen zum großen Teil den Boot-Vorgang, aber auch diverse andere Dinge im Zusammenspiel von Hard- und Software. Im Endzustand dürften selbst vergleichsweise moderne 32-Bit-Anwendungen weiterhin laufen, nur Uralt-Anwendungen aus Zeiten von 386er & Co. werden somit abgeschossen. Jene könnten aber auch weiterhin in virtuellen Umgebungen betrieben werden, mittels jener wäre auch das Booten von alten Betriebssystemen mit reinem 32-Bit-Support sowie altem Boot-Schema weiterhin möglich. Da das ganze auf Prozessoren-Seite derart vorangetrieben wird, ist hier vorerst kein Problem zu sehen.

Denn neuere Prozessoren werden generell nur mit neueren Betriebssystemen gebundelt, im Consumer-Bereich wird der PC-Käufer davon also nichts mitbekommen. Der professionelle Bereich wird hiermit hingegen dazu getrieben, mitgeschleppte Uralt-Anwendungen endlich einmal zu modernisieren bzw. in eine virtuelle Umgebung zu packen. Und selbst der Anwendungs-Fall, wo tatsächlich noch alte 386er Prozessoren verwendet werden müssen (Spaceshuttle & Co.), wird damit nicht gänzlich abgeschnitten: Dort wird man auch weiterhin diese Uralt-Prozessoren verbauen können, welche schließlich immer noch hergestellt werden. Im Endeffekt scheint es so, als würde Intel hiermit nur alte Zöpfe abschneiden, welche sowieso schon lange nicht mehr verwendet werden. Zudem steht für die wenigen Fälle, wo doch noch der alte volle x86-Modus vonnöten ist, inzwischen mittels Virtualisierung eine leistungsfähige Ausweichlösung zur Verfügung.  (Foren-Diskussion zum Thema)

Vom chinesischen MyDrivers (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) sowie der DigiTimes kommen Berichte, wonach nVidias AI-Chips derzeit extrem stark nachgefragt werden. Zum Teil dürfte hier die Besonderheit des chinesischen Marktes mit hineinspielen, wonach jener im Zuge des Wirtschaftskrieges der USA gegenüber China immer mehr von derart Erzeugnissen abgeschnitten wird – womit natürlich ein besonderer Anreiz existiert, bestehende Liefermöglichkeiten jetzt noch umgehend zu nutzen. So soll der Preis entsprechender AI-Beschleuniger um 40% gestiegen sein, gleichfalls sind alle Nachlieferungen schon bis Dezember ausgebucht. Wie stark sich diese Ergebnisse im Reich der Mitte auf andere Absatzregionen applizieren lassen, kann leider nur geraten werden. Denkbar ist natürlich, dass nVidia im allgemeinen AI-Boom in dieser Sparte derzeit besonders gute Geschäfte macht und durchaus auch mal temporär nicht nachliefern kann.

Vorteilhafterweise hat das ganze aus Gamer-Sicht nichts mit eventuellen Lieferschwierigkeiten bei Gamer-Hardware zu tun: Denn AI-Beschleuniger bauen bei nVidia auf den HPC-Chips GA100 & GH100 auf, welche nicht ins Gaming-Segment geliefert werden (sind dort sowieso nicht verwendbar). Eine Problematik aufgrund der Waferverteilung ist genauso wenig zu sehen, denn trotz der hohen Umsatzzahlen dieses AI-Segments liegt die Anzahl der notwendigen HPC-Chips in einem deutlich niedrigeren Rahmen gegenüber Gaming-Grafikchips. Sprich: Selbst wenn nVidia bei Chipfertiger TSMC entsprechend nachordern muß, handelt es sich um eine Wafer-Anzahl im beherrschbaren Rahmen – wofür nVidia somit nicht von Gaming-Grafikchips zu HPC-Chips umschichten muß. Eine Knappheit an Wafern zur Grafikchip-Herstellung ist somit mitnichten zu erwarten, womit ergo hiervon kein Preiseffekt auf Gaming-Grafikkarten erfolgen dürfte. Allenfalls rettet sich nVidia in einer Zeit des darliegenden PC-Geschäfts geschäftlich über eine ganz andere Schiene – und könnte nachfolgend die Zielsetzung des Unternehmens mehr in diese Richtung hin verschieben.