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News des 17. Januar 2022

Bei Hardware Unboxed @ YouTube hat man sich kurz vor dem Launch der Radeon RX 6500 XT (19. Januar) mit den Auswirkungen des auf 4 Lanes zusammengekürzten PCI-Express-Interfaces von Navi 24 beschäftigt. Dies wird die Karte etwas gegenüber einer Anbindung mit 8 Lanes einbremsen – auf PCI Express 4.0 dürfte dieser Effekt jedoch eher marginal sein. Die viel interessantere Frage ist, wie dies unter PCI Express 3.0 aussieht, was gerade bei Einsteiger-Grafikkarten ein üblicherweise anzutreffendes Umfeld für eine Radeon RX 6500 XT darstellen dürfte. Hierzu hat man sich – unter Einhaltung des NDAs zur 6500XT – bei der früheren Radeon RX 5500 XT bedient, welche es sogar in Speichervarianten mit 4 GB und 8 GB VRAM gab. In diesem Test verlor die Radeon RX 5500 XT massiv an Performance, wenn man deren PCIe-Interface auf 4 Lanes limierte und dann von PCIe 4.0 auf PCIe 3.0 umschaltete:

1080p Medium/High-Settings PCIe 4.0 x8 PCIe 4.0 x4 PCIe 3.0 x4
Radeon RX 5500 XT 8GB 120,4% 119,0%  (–1,1%) 112,8%  (–5,2%)
Radeon RX 5500 XT 4GB 110,5% 100%  (–9,5%) 75,1%  (–24,9%)
gemäß der Benchmarks von Hardware Unboxed @ YouTube unter 10 Spielen

Wohlgemerkt handelt es sich bei diesen –24,9% rein um die Differenz von PCIe 4.0 auf 3.0, der Effekt der nur 4 PCIe Lanes sowie des kleinen Speichers ist da bereits draußen. Nutzer von PC-Systemen mit PCI Express 3.0 dürften somit nur grob drei Viertel der nominellen Performance der Radeon RX 6500 XT erreichen können – sofern jene unter diesen PCIe-Messungen nicht ein völlig anderes Performance-Bild als die hier benutzte Radeon RX 5500 XT aufstellt. AMD hat somit wohl doch eine zu harsche Abspeckung gewählt, welche in der Praxis zu starke Auswirkungen hat. Besser wären entweder Chip-seitig 8 PCIe-Lanes anstatt 4 gewesen – dies hätte selbst unter PCI Express 3.0 für eine halbwegs normale Performance gesorgt. Oder natürlich einfach gleich 8 GB Grafikkartenspeicher, damit wäre dieses Einsteiger-Modell allen leidigen Diskussionen einfach aus dem Weg gegangen.

Währenddessen schaukeln sich die Preislagen zu Radeon RX 6500 XT & GeForce RTX 3050 weiter auf: VideoCardz vermelden Vorab-Notierungen aus Frankreich für 351-378 Euro (inkl. 20% MwSt), Tom's Hardware hingegen den "Ausverkauft"-Status der in Japan für umgerechnet 415 Euro angebotenenen GeForce RTX 3050. In beiden Fällen passiert allem Anschein nach das bekannte Spiel: Die Grafikchip-Entwickler treten mit erhöhten Listenpreisen an, die Grafikkarten-Hersteller erhöhen selbigen nochmals deutlich – und letztlich legt auch der Einzelhandel noch einmal etwas oben drauf. Angesichts des aufgestauten Bedarfsbergs im Grafikkarten-Markt werden sich somit auch diese gar nicht sowie nur mangelhaft zum Ethereum-Mining benutzbaren Einsteiger-Grafikkarten zu deutlich höheren Straßenpreisen verkaufen, trotz der sowieso schon hochgesetzten Listenpreise.

YouTuber 'der8auer' beschäftigt sich in zwei Videos – No.1 & No.2 mit dem Übertakten von Alder Lake non-K. Dies ist wohl möglich auf Mainboards, welche einen eigenen Taktgeber für den BCLK mitbringen. Dann wird nur der (bedeutungslose) Bustakt des Prozessors hochgesetzt, womit jener trotz fixem Multiplikator deutliche Taktratengewinne einfahren kann. Über den extra BCLK-Taktgeber wird verhindert, dass andere Taktraten des Prozessors & Mainboards ebenfalls mit hochgerissen werden, wie beispielsweise PCI Express – welches üblicherweise nur eine sehr kleine Übertaktung verträgt. Mainboards, welche über diese extra BCLK-Taktgeger sowie die notwendigen BIOS-Optionen verfügen, sind derzeit bekannterweise Asus Z690 Apex und Z690 Hero – was aus der Sache vorerst die Luft herausläßt, denn hierbei handelt es sich um reichlich teure HighEnd-Boards (ab 600 Euro).

Interessant würde dies nur werden, wenn sich günstigere Mainboards mit ähnlichen Fähigkeiten finden lassen. Einen anderen Ansatz hierzu bietet beispielsweise ASRocks "Base Frequency Boost" (BFB) Feature, welches die Powerlimits von non-K-Prozessoren auf maximale Werte setzt und somit durchgehend höhere Taktraten als im spezifikationsgerechten Betrieb erzielen kann. Damit konnte kürzlich ein Celeron G6900 anstatt mit 3.4 GHz mit gleich 4.4 GHz betrieben werden. Vorteilhafterweise sollen alle 600er Mainboards von ASRock über das BFB-Feature verfügen – zumindest so lange Intel hier nicht doch noch einen Riegel vorschiebt. Bei der Übertaktungsmethode über den eigenen BCLK-Taktgeber muß man hingegen sehen, ob dies auch mittels günstigerer Mainboards realisiert werden kann – was laut der8auer jedoch bereits in Arbeit ist.

Twitterer Greymon55 hat Anzeichen für einen Refresh der Radeon RX 6000 Desktop-Serie vernommen ("Desktop" wurde nachträglich bestätigt). Genaueres hierzu gibt es noch nicht, ergo spekuliert der Twitterer über ein Upgrade des Speichertakts von 16 auf 18 Gbps. In jedem Fall soll das ganze jedoch nicht mit einer besseren Verfügbarkeit einhergehen – was einen solchen Refresh allerdings nochmals weniger erklärbar macht. Normalerweise sollte AMD einen solchen Ausflug in die Schlangengrube vermeiden, welchen derzeit Refresh-Modelle für bekannte HighEnd-Grafikkarten auslösen – nVidia kann hierzu sein Lied singen. Denkbar wäre somit, dass vielleicht nur den Grafikkarten-Herstellern die Möglichkeit zu höheren Speichertaktungen für ihre werksübertakteten Modelle geboten wird – sofern die Angabe mit dem höheren Speichertakt überhaupt Substanz hat.

AMD seems to be preparing a new version of the RX 6000 series, I don't know the details, maybe an upgrade to 18Gbps?
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 17. Januar 2022
 
No, it's not an improvement on supply.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 17. Januar 2022

Ansonsten bleibt dann fast nur noch eine Auflösung übrig, egal ob jene auf wenig Gegenliebe stoßen wird: AMD macht einen auf nVidia – und benutzt die Refresh-Modelle, um die internen Abgabepreise seiner Grafikkarten hochzuziehen und somit mehr vom großen Kuchen der überzogenenen Straßenpreise für sich einzubehalten. Natürlich kann man dies jederzeit (auch gegenüber sich selbst) damit ummanteln, dass man gegenüber den neuen nVidia-Modellen mit einem eigenen Refresh kontern will. Doch würde man sich diesen Aufwand in einer Situation, wo man so oder so alles verkauft, was man herstellen kann, sicherlich eher sparen. Wenn man jedoch gleichzeitig noch seine Verdienstsituation sehr deutlich verbessern kann, ergeben sich doch ganz andere Anreize für eine solche Aktion bzw. eine solche Refresh-Serie.