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News des 16. Juni 2022

Bei Tom's Hardware hat man sich die Grafikkarten-Preise im US-Markt angesehen – einmal bezogen auf Neuware bei Retailern und einmal bezogen auf gebrauchte Grafikkarten bei eBay. Insbesondere zwischen diesen beiden Kategorien ergeben sich beachtbare Unterschiede beim Preisvergleich vom 1. zum 15. Juni: Während sich die Retail-Preise meist nur um geringe Differenzen bewegt haben (–1% bis –7%, viele Karten mit gar keiner Bewegung), geht es bei der Gebraucht-Ware mit Preisabschlägen von –2% bis –21% sowie den meisten Preisänderungen im (negativen) zweistelligen Bereich sehr viel deutlicher nach unten. Auffallend ist allerdings, dass sich zwischen Gebraucht-Preisen (Schnitt der realen eBay-Verkäufe der letzten 2 Wochen) und den Preisen für Neuware noch immer kein wirklich großer Unterschied ergibt – auch wenn selbiger mit der jeweils klar unterschiedlichen Preistendenz zukünfig ansteigen wird.

Liste Neuware Veränd. gebraucht Veränd. Buy it Now Neu-Niveau BIN-Niveau
Radeon RX 6900 XT $999 $850 –3% $774 –12% $778 85% 78%
Radeon RX 6800 XT $649 $770 –3% $637 –17% $570 118% 88%
Radeon RX 6800 $579 $700 ±0 $575 –12% $568 121% 98%
Radeon RX 6700 XT $479 $480 –1% $410 –14% $400 100% 84%
Radeon RX 6600 XT $379 $360 –3% $309 –12% $270 95% 71%
GeForce RTX 3090 $1499 $1500 –3% $1265 –12% $890 100% 59%
GeForce RTX 3080 Ti $1199 $1000 ±0 $1000 –12% $850 83% 71%
GeForce RTX 3080 10GB $699 $770 –4% $743 –17% $641 110% 92%
GeForce RTX 3070 $499 $560 –7% $544 –15% $499 112% 100%
GeForce RTX 3060 Ti $399 $500 –4% $470 –19% $425 125% 107%
GeForce RTX 3060 $329 $400 ±0 $379 –11% $339 122% 103%
gemäß den Angaben von Tom's Hardware, bezogen auf den US-Markt; Preis-Zeitpunkt: 15. Juni 2022, Veränderung gegenüber dem 1. Juni; "Neu-Niveau" entspricht dem Preisniveau des Neuwaren-Preises gegenüber dem Listenpreis, "BIN-Niveau" entspricht dem Preisniveau des "Buy it Now" Preises gegenüber dem Listenpreis

Dies ergibt sich letztlich schon aus den Preislagen der "Buy it Now" Option, welche extra angeführt wird und den niedrigsten gefundenen Sofortkauf-Preis (abzüglich von Fake-Angeboten) abbildet. An dieser Stelle zeigt sich das wahre aktuelle Preisbild – und jenes sieht inzwischen schon beachtbar niedriger aus als bei der Neuware. Ob man schon von einem "Crash" der Gebraucht-Preise sprechen kann, ist unsicher – immerhin liegt das Niveau der besten Gebraucht-Preise derzeit nur ca. 20% unterhalb von Neuware-Preisen. Aber vermutlich steht der Crash der Gebraucht-Preise unmittelbar bevor, die teilweise hohen Abschläge von den durchschnittlichen Gebraucht-Preisen zu den Sofortkauf-Preisen deuten dies schon an. Und Platz nach unten sollte sehr wohl sein, üblicherweise muß eine gebrauchte Grafikkarte nicht viel mehr als die Hälfte des Original-Preises kosten. Dass derzeit sicherlich so einige ehemals für Mining-Aufgaben benutzte Grafikkarten auf den Gebrauchtmarkt geworfen werden, sollte zusätzlich Preis-mindernd wirken.

Denn im genauen kann somit keineswegs empfohlen werden, derzeit eine gebrauchte Grafikkarte zu erwerben (es sei denn, man kennt den Verkäufer und die Geschichte der jeweiligen Karte), weil früher fürs Cryptomining benutzte Grafikkarten eine gute Chance haben, deutlich eher als "normale" gebrauchte Grafikkarten das Zeitliche zu segnen. Für dieses Risiko ist das derzeit erreichte Gebraucht-Preisniveau immer noch viel zu hoch, der Preisabschlag für ehemalige Mining-Beschleuniger sollte deutlich besser als nur bei der Hälfte des Listenpreises liegen. Zudem lohnt derzeit aufgrund der absehbaren NextGen-Modelle von AMD & nVidia sowieso keine große Investition in Ampere/RDNA2-Hardware mehr. Dafür sollte einem dieser Kauf dann schon durch echte Kampfpreise schmackhaft gemacht werden.

Stichwort Grafikkarten als Mining-Beschleuniger: Laut einem Bericht seitens Bloomberg wurden seitens der Cryptominer ingesamt ca. 15 Mrd. Dollar in Grafikkarten rein für das Ethereum-Mining investiert. Die Summe dürfte natürlich auch Alt-Bestände vor dem Ampere/RDNA2-Zeitalter umfassen, schließlich haben sich Polaris- und Vega-Grafikkarten hierfür auch recht effektiv verwenden lassen. Aber primär dürfte es sich hierbei um Ampere-Anschaffungen handeln, welche man grob (überzogene Preislage einrechnend) in 20 Mio. Grafikkarten umrechnen kann. Genauer sollte man dies nicht kalkulieren, da hängen zu viele nicht spezifizierte Zahlen dran. In jedem Fall entsprechen diese grob 20 Mio. Grafikkarten fast einer halben Jahresproduktion. Und dies war dann der Grund für die extrem hochgehenden Preise: Einen derartigen Mehrbedarf kann man nicht so fix ausgleichen, die frisst zuerst den Markt leer und zieht nachfolgend die Preise hoch – wie Anfang 2021 zu beobachten.

AnandTech berichten in zwei Artikeln – No.1 und No.2 über die kommenden TSCM-Fertigungsverfahren N3 und N2 samt deren jeweiliger Abkömmlinge. Insbesondere das aktuelle N5-Verfahren bekommt davon sogar noch mehr, derzeit lassen sich bereits vier Unter-Varianten identifizieren (was bei N3 und N2 im Laufe der Zeit genauso noch passieren könnte). Leider wurden die Spezifikations-Angaben ungewöhnlicherweise oftmals nur gegenüber den Unter-Varianten verglichen, was für die nachfolgende Tabelle entsprechend umgerechnet wurde – damit der eher zweckmäßige Vergleich der jeweiligen Haupt-Varianten untereinander gewahrt bleibt. Nicht ganz klar ist zudem der Flächenvorteil von N2, welches in dieser Frage angeblich nur 10% Fortschritt gegenüber N3E bringen soll – welches seinerseits unterhalb des Flächenvorteils des gewöhnlichen N3 liegen soll.

geringere Fläche höhere Taktrate geringerer Verbrauch Massenfertigung
TSMC N7   (vs. N10) >37% ? <40% 2018
TSMC N7P   (vs. N7) ±0 7% 10% 2019
TSMC N7+   (vs. N7) ~17% 10% 15% Q2/2019
TSMC N5   (vs. N7) 45% 15% 30% Q2/2020
TSMC N5P   (vs. N5) ±0 5% 10% 2021
TSMC N4   (vs. N5) 6% 5% "niedriger" 2022
TSMC N4P   (vs. N5) 6% 11% 22% H2/2022
TSMC N4X   (vs. N5) ? 15% (oder mehr) ? 2023
TSMC N3   (vs. N5) 42% 10-15% 25-30% H2/2022
TSMC N3E   (vs. N3) ? 3-7% 3-7% Q2-Q3/2023
TSMC N2   (vs. N3) ? 13-23% 29-39% H2/2025
Anmerkung: bei Taktrate & Verbrauch gilt "entweder/oder" – man kann sich für einen der beiden Effekte entscheiden oder nimmt jeweils einen Anteil beider Effekte mit, niemals jedoch beide Effekte in voller Höhe

Dies hochgerechnet würde N2 somit gar keinen Flächenvorteil gegenüber N3 mehr bieten – eine ungewöhnliche Aussage, die sicherlich erst einmal einer Bestätigung bedarf. Aber auch so ist zu erkennen, dass es die Haupt-Nodes leicht enger zusammenrücken und nicht mehr ganz diese großen Differenzen bieten werden, welches es früher zwischen Fullnodes gab: Dafür die wichtigsten Bedingungen sind eine Flächenreduzierung nahe bei –45% sowie eine Stromverbrauchsreduzierung bei –40% oder mehr. Erst dann ist es möglich, wenigstens 70% mehr Transistoren für die nächste Hardware-Generation zu verbauen, ohne deswegen Chipfläche oder Stromverbrauch hochzureißen. Unterhalb von N7 kann dies jedoch zumindest vom Stromverbrauch her nicht mehr behauptet werden, mit –30% weniger Stromverbrauch pro Transistor kann man eigentlich nur 40-45% mehr Transistoren verbauen. Dies ist auch nicht verkehrt, eine anzustrebende Verdopplung aller zwei Jahre ist damit allerdings nicht mehr drin.