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Hardware- und Nachrichten-Links des 9./10. Oktober 2017

TweakTown behaupten, AMDs Navi-Generation würde schon im im Zeitrahmen Juli bis August 2018 antreten können – mit dem Startpunkt von professionellen Navi-Produkten zur SIGGRAPH 2018. Leider sind TweakTown nicht unbedingt dafür bekannt, besonders zielsicher mit solcherart Meldungen zu sein – sprich, auf die Goldwaage ist diese Terminaussage derzeit nicht zu legen. Hinzu kommt der Punkt, das man gemäß der jüngsten Entwicklungen zwischen einer offiziellen Ankündigung und dem eigentlichen Launch trennen muß – und geleakte Terminangaben oftmals nur auf ersteren Zeitpunkt hindeuten, welcher dann aber Wochen oder gar Monate vor zweiterem Zeitpunkt liegen kann. Als Problempunkt eines Sommer-Termins für AMDs Navi ist dabei insbesondere die 7nm-Fertigung von GlobalFoundries zu sehen, welche im ersten Halbjahr 2018 laut jüngsten GlobalFoundries-Aussagen gerade einmal in die Riskfertigung geht – was eigentlich nicht damit zusammenpasst, zum Start des zweiten Halbjahres bereits eine funktionierende Serienfertigung zu haben. Wir würden AMDs Navi im Widerspruch zu diesem Gerücht frühestens auf das Jahresende 2018 einordnen, was sich gut und gerne auch auf Anfang 2019 verschieben kann. Auch frühere AMD-Roadmaps, welche zwar inoffiziell und unbestätigt sind, deren Aussagen sich jedoch bisher durchgehend bewahrheitet haben, sprechen sehr klar vom Jahr 2019 für die Navi-Generation.

Von Golem und der ComputerBase kommen Bestätigungen dafür, das deren Hardwaretests von Intels Coffee Lake frei von irgendwelchen Auto-Overclocking-Optionen der benutzten Mainboards sind. Wie dabei (völlig korrekt) erklärt wurde, gibt es dieserart Funktionen schon seit einiger Zeit – und daher wird dies auch seit einiger Zeit ganz automatisch beachtet. Etwas anderes war von diesen Publikationen auch nicht zu erwarten – die meistens Hardwaretester dürften hierüber Bescheid wissen und dieserart Funktionalitäten ohne großes Aufsehen deaktivieren. Dies trifft auch auf den Test von Tom's Hardware zu, welcher zu den drei besonders auffallenden Hardwaretests beim Coffee-Lake-Launch gehörte. Dabei war generell auch von Tom's Hardware anzunehmen, das man solcherart Auto-OC-Features beachtet und entsprechende deaktiviert (was nunmehr auch bestätigt wurde) – das Problem dieses Tests lag vielmehr in teilweise sehr kuriosen Benchmark-Resultaten, was auch Tom's Hardware schon angemerkt hatten. Speziell in diesem Test dürfte also nicht das (nominell deaktivierte) Auto-OC für die kuriosen bis unglaubwürdigen Benchmark-Resultate verantwortlich sein, sondern wohl eher eine Eigenheit oder auch ein Fehler des benutzten Mainboards vorliegen.

Am Ende könnten hier tief im BIOS versteckt andere Einstellungen anliegen als jene, welcher der Benutzer sehen und ändern kann – anders ist es jedenfalls kaum zu erklären, wenn in einzelnen Tests ein Core i7-8700K teilweise 2,5fach so schnell wie ein Core i7-7700K herauskommt, ohne aber einen beachtbaren Ausschlag beim Core i7-7800X zu zeigen (oder aber wenn die 65W-CPU Core i7-8700 "ohne K" der 140W-CPU Core i7-7800X ganz dramatisch davonrennt). Genau dieses kuriose Verhalten bei Taktraten (teilweise lag klar mehr Takt an, als es hätte sein dürfen) und daraus resultierenden Benchmarks wurde von Tom's Hardware in deren Testbericht schon selbst thematisiert, gleichfalls noch eine (erfolglose) Klärung bei Intel und dem Mainboard-Hersteller versucht – mehr kann man da als Hardwaretester unter Termindruck erst einmal nicht machen. Dem Coffee-Lake-Launchreview von Tom's Hardware sollen hiermit also keine Fehler beim Testprozedere nachgesagt werden – allein die erzielten Benchmark-Ergebnisse sind einfach zu kurios, um mit anderen Testergebnissen verrechnet zu werden. Und generell gesprochen darf an dieser Stelle lobend erwähnt werden, wie schnell und gründlich speziell die deutschsprachigen Hardwaretester auf diese Problematik mit eigenen Klarstellungen reagiert haben.

Golem berichten über erneute Ausführungen von nVidia-CEO Jen-Hsun Huang zum vielbeschworenen Ende von "Moore's Law" – seitens nVidia natürlich mit dem Hintergrund gedacht, hierbei das Ende der CPU-Entwicklung herbeizufabulieren und nachfolgend auf die eigene GPU-Weiterentwicklung zu verweisen. Ironischerweise wird aber genau das auch nicht so richtig funktionieren: Denn zwar kann man mit jedem neuen Fertigungsverfahren auch weiterhin grob doppelt so viele Transistoren auf die gleiche Chipfläche packen (im Fall eines Fullnodes) und damit bei Parallelbeschleunigern die entsprechenden Performancesteigerungen erzielen – aber neue Fertigungsverfahren wachsen nicht mehr auf den Bäumen, sondern müssen hart erkämpft werden und sorgen für immer weiter steigende Herstellungskosten. Noch sind diese Kostensteigerungen primär nur bei Consumer-Produkten wirklich spürbar, aber angesichts der krassen Kostensteigerungen für neue Halbleiterwerke für zukünftige Fertigungsverfahren wird dies über kurz oder lang auch bei den Profi-Produkten ankommen.

Als gutes Beispiel für diese Problematik mag die EUV-Belichtungstechnologie gelten – welche seit Jahren technologisch spruchreif, nur eben immer noch nicht wirtschaftlich anwendbar ist. Der lange Weg zur EUV-Etablierung gibt einen guten Hinweis darauf, was unterhalb der 7nm-Fertigung passieren dürfte: Die Zeiträume zwischen den Fullnodes dürften sich (noch) weiter verlängern, es wird zum verstärkten Einsatz von Halfnodes kommen, welche zwar immer mal wieder etwas neues bieten, aber den Technologiefortschritt auch nicht schneller machen werden. Und vor allem dürfte mit jedem zukünftigen Fertigungsverfahren die Anzahl der Chipentwickler, die darauf setzen, aus reinen Kostengründen immer weiter abbröckeln. Schon jetzt ist diese Tendenz bei den Smartphone-Chips zu sehen, wo die 10nm-Fertigung vergleichsweise lange Zeit nur von wenigen Topprodukten benutzt sowie im Midrange- und Mainstream-Bereich eher sogar bewußt gemieden wird. Mit der Zeit wird die 10nm-Fertigung kostengünstig genug auch für mittlere bis einfache Smartphone-SoCs werden, aber diese Zeiträume verschieben sich (deutlich) nach hinten, im preissensitiven Bereich hechelt man nicht mehr zwingend den neuesten Fertigungsverfahren hinterher.

Die zukünftige Verschärfung dieses Problems kann durchaus eines Tages zu einem weitgehenden Stillstand bei der Weiterentwicklung bei den Fertigungsverfahren führen – nicht, weil es technologisch nicht weitergehen könnte, sondern einfach weil für die dabei herauskommenden Waferpreise zu wenige Chipentwickler bereit sind, noch mitzuziehen. Und dieser Effekt wird dann auch diejenigen Chipentwickler (wie nVidia) treffen, die durchaus noch höher hinaus wollten – denn ergeben sich für den Halbleiterfertiger nicht genügend Anreize (sprich potentielle Fertigungsaufträge) für eine neue, superteure Fertigung, dann wird jene zumindest herausgeschoben werden. Und damit könnte am Ende selbst nVidia von seinem grundlegenden Prinzip abgeschnitten werden, auf ähnlich großen Chipflächen mittels immer neuer Fertigungsverfahren immer mehr Transistoren zu packen und damit immer mehr Rohleistung bieten zu können. Sicherlich ist jede zukünftige Entwicklung immer nur ein (nebliger) Blick in die Glaskugel – aber derzeit sieht es ganz stark danach aus, als würde der limitierende Faktor zukünftig nicht die technologische Entwicklung, sondern vielmehr deren explodierender Kostenaufwand darstellen.