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Hardware- und Nachrichten-Links des 8./9. November 2016

Videocardz berichten über das Auftauchen einer Radeon R9 285X im Vollausbau des Tonga-Chips – mit also dem regulär seitens AMD nie genutzten 384 Bit breitem Speicherinterface samt den dazu passenden 3 GB Speicher (und natürlich 2048 Shader-Einheiten). Die Existenz dieses breiten Speicherinterface hatte sich allerdings früher schon aus Die-Shots zum Tonga-Chip sowie einer expliziten AMD-Bestätigung ergeben – neu ist hingegen die Bestätigung des Punkts, das AMD tatsächlich einmal eine "Radeon R9 285X" in der Planung und Release-Vorbereitung hatte. Jene scheint wohl kurz vor Launch zurückgepfiffen worden zu sein, die Gründe hierfür sind allerdings nebelhaft und liegen damit im Feld der Spekulationen: Kann sein, das AMD die Karte zu stromschluckend im Vollausbau war, kann sein, das die Karte die Radeon R9 280X zu sehr unter Druck gesetzt hätte – oder aber die Radeon R9 285X kam schlicht zu spät und wurde daher zugunsten der nachfolgenden Radeon R300 Serie besser nicht mehr aufgelegt.

Mit jener nachfolgenden Grafikkarten-Serie hat AMD dann mittels Radeon R9 380/380X das größere Tonga-Speicherinterface ebenfalls nicht ausgenutzt, was jedoch augenscheinlich vom faktischen Marktzwang zugunsten von 4 GB Speicher motiviert war – welches nur an ein 256bittiges Speicherinterface passt, nicht an ein 384bittiges. Dabei wäre zu überlegen, ob nicht eine Radeon R9 380 mit 384 Bit samt 3 GB Speicher nicht besser dagestanden hätte gegenüber nVidias 2-GB-Angeboten – und eine Radeon R9 380X mit 384 Bit samt 6 GB Speicher besser gegenüber nVidias 4-GB-Angeboten. Zudem ist Performance-technisch reichlich Platz nach oben, hätten Radeon R9 380 & 380X gern auch (mittels breiterem Speicherinterface) etwas schneller ausfallen können. Hier spielt sich dann doch wieder die (potentielle) Erklärung in den Vordergrund, das der Tonga-Chip mit genutztem 384 Bit Speicherinterface möglicherweise noch stromschluckender ausgefallen wäre – was schlecht zu dessen Midrange-Ausrichtung passt. Ganz viel mehr Perfomance scheint über das breitere Speicherinterface aber sowieso nicht herauszukommen, die genannten 3104 GPU-Punkte im 3DMark13 TimeSpy sind nur +5,9% besser als bei einer Radeon R9 380X (2931 GPU-Punkte) mit gleichem Shader-Count und aber nur 256-Bit-Speicherinterface.

Normalerweise könnte man dies trotzdem mitnehmen – AMD hat dies wie bekannt nicht getan und somit ist der Tonga-Chip nie in seinem Vollausbau erschienen. Jener ist damit im übrigen auch eine klare Kopie des Tahiti-Chips von Radeon HD 7950 & 7970 – mit mehr Raster-Engines und einer deutlich höheren GCN-Ausbaustufe, was mehr Effizienz und einen sogar etwas geringeren Stromdurst ermöglichte. Trotzdem bleibt der Tonga-Chips einer der seltsamsten Grafikchips der jüngeren Vergangenheit, denn normalerweise legt man (in derselben Chipfertigung) keine Grafikchips mit derart ähnlichen Chipdaten und Performancewerten auf. Gut möglich, das sich AMD vom Tonga-Chip etwas weitgehend anderes versprochen hat – womöglich viel mehr Perfomance durch höhere Taktraten oder auch ein stärkeres Durchschlagen der Vorteile der GCN3-Architektur. So wie der Chip letztlich eingesetzt wurde, wäre AMD ironischerweise mit einer abgespeckten Tonga-Variante mit physikalisch nur 1792 Shader-Einheiten und physikalisch nur 256 Bit breitem Speicherinterface sogar besser gefahren – die hieraus resultierende klar kleinere Chipfläche hätte letztlich sogar zu höheren Taktraten führen sollen, womit man eventuell sogar bei der Performance etwas besser herausgekommen wäre. (Forendiskussion zum Thema)

Zum Thema der Telemetriedaten-Sammlung durch nVidia gibt es bei der PC Games Hardware eine sehr gemäßigte Darstellung der Dinge, welche u.a. auf den wichtigen Umstand hinweist, das "GeForce Experience" diese Datensammlung schon seit den ersten Versionen anlegt – neu ist lediglich die Übermittlung in Echtzeit. Zudem muß genauso auch notiert werden, das nVidias Datenschutz-Bestimmungen explizit auf diese Datensammmlungen eingehen und der nVidia-Nutzer selbigen mit Abnicken der Treiber-AGB/EULA jedesmal zustimmt. Insofern ist die Diskussion in unserem Forum zum Thema nach wie vor stark zweigeteilt – viele Anwender weisen auch auf den korrekten Punkt hin, das in der heutigen IT-Welt sowieso massenweise solcherart Telemetriedaten erhoben und verschickt werden, dies also heutzutage einfach gängige Praxis ist. Das dem im konkreten Fall auch so sei, vermelden HT4U gemäß einer nVidia-Stellungnahme: Danach hat nVidia bestätigt, das ausschließlich Telemetriedaten erfasst werden und das jene normalerweise nur nVidia-intern Verwendung finden. Nach außen gehen diese Daten nur im Sinne "allgemeiner Datenerfahrungen" – was wohl dahingehend zu deuten ist, das damit zusammengefasste Datenübersichten gemeint sind (wie im Stil einer Umfrage: 5% nutzen das, 17% jenes, etc).

Dies war zwar so zu erwarten, aber gänzlich lassen sich die Gemüter damit auch nicht beruhigen – denn in solchen Fällen liegt das Ärgernis meistens schlicht nur in den Punkt, das der Anwender nicht explizit um Zustimmung gefragt wurde. Über diesen Punkt setzen sich die Hersteller & Diensteanbieter in letzter Zeit leider sehr gern hinweg – sicherlich bedingt auch durch den Umstand, das keine Statistik besonders gut ist, wenn jener erhebliche Personengruppen fehlen (man vergleiche die Fehlprognosen vor einer kürzlich abgelaufenen Präsidentenwahl). Die reine Höflichkeit gebietet es dennoch, die Anwender vorher zu fragen – und am Ende gilt sogar noch die Überlegung, das ein Hersteller für einen (bei Grafikkarten sowieso obligatorischen Treibersupport) sowieso keine zusätzlichen AGBs oder EULAs benötigt. Der Kauf ist schließlich schon abgeschlossen, der Treiber (auch ein neuer) Teil des ursprünglichen Produktangebots – und damit einer eigenständigen Rechtssituation (sprich eines eigenständigen Vertrags) gar nicht fähig. Angesichts des existierenden schwachen Verbraucherschutzes sowie eines noch schwächeren Gesetzgebers wird dieser Punkt leider nie durchgesetzt werden – aber hier würde natürlich der Hebel dazu liegen, um solcherart nachträglichen Veränderungen des Angebots einen rechtlich belastbaren Riegel vorzuschieben. (Forendiskussion zum Thema)

Gemäß BenchLife (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) schickt Intel derzeit schon erste Samples von Skylake-X durch die Gegend. Der Nachfolger von Broadwell-E im Enthusiasten-Segment wird im neuen Sockel 2066 erscheinen und neue Mainboards mit Intels X299-Chipsatz voraussetzen. Allerdings ist Skylake-X nur ein Teil der kommenden neuen Enthusiasten-Generation, denn zeitgleich und für den gleichen Sockel sowie die gleichen Mainboards wird wie bekannt Kaby-Lake-X erscheinen. Zwischen beiden Modellen liegt dabei eine klare Trennung in der Anzahl der CPU-Rechenkerne: Kaby-Lake-X wird nur vier CPU-Rechenkerne und eine niedrigere Anzahl an PCI Express Lanes bieten, Skylake-X hingegen dann die von Broadwell-E her bekannten 6-10 CPU-Rechenkerne samt bis zu 44 PCI Express 3.0 Lanes. Über den Termin der neuen Enthusiasten-Plattform von Intel wird hingegen noch etwas gestritten: Frühere Intel-Roadmaps sprachen um zweiten Quartal 2017 (was üblicherweise einen Frühjahrtermin ergibt), neuere Informationen sprechen hingegen teilweise auch erst vom zweiten Halbjahr 2017. Die aktuellen Testsamples müssen hierzu nichts bedeuten, deren Aussendung viele Monate vor Launch ist ein vollkommen übliches Prozedere.