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Hardware- und Nachrichten-Links des 8. September 2020

Die ComputerBase thematisiert die verschiedenen Gerüchte zu AMDs "Big Navi" bzw. den mit der Vorstellung der Ampere-Generation einsetzenden Abgesang auf AMDs nächste Grafikchip-Generation. Zwei wichtige Aussagen ergeben sich hieraus: Erstens einmal wird auf die gute Chance hingewiesen, dass Details zu verschiedenen Navi-2X-Chips miteinander vermischt werden, beispielsweise Daten zum (kleineren) Navi-22-Chip dann fälschlicherweise "Big Navi" (Navi 21) zugeordnet werden. Zum anderen zweifelt die ComputerBase ganz grundsätzlich an, dass nVidias Preispunkt bei der GeForce RTX 3080 derart vergleichsweise günstig ausgefallen wäre, wenn nVidia nicht den Atem AMDs im Nacken spüren würde. In dieser Frage darf auch auf den letztlich gestrichenen GA103-Chip verwiesen werden, welcher regulärerweise den Unterbau für die GeForce RTX 3080 gestellt hätte: Die damit möglichen 60 Shader-Cluster waren nVidia augenscheinlich nicht ausreichend – die nun auf GA102-Basis gebotenen 68 Shader-Cluster sollen es hingegen richten. Generell scheint AMD somit überhaupt nicht so weit weg zu sein, wie man nach der Ampere-Präsentation mit verdoppelten FP32-Einheiten und entsprechend hohen Performance-Prophezeiungen vermuten mag.

        AMD Navi 2X nVidia Ampere        
angeblich 80 CU   Navi 21 GA102   84 SM @ 384b
angenommen 52-56 CU   Navi 22 GA104   48 SM @ 256b
angenommen 32-40 CU   Navi 23 GA106   30 SM @ 192b
angenommen 24-28 CU   Navi 24 GA107   20 SM @ 128b

Der Punkt ist einfach, dass nVidias Ampere-Architektur nunmehr im Gegensatz zu früheren nVidia-Architekturen ganz dick in Richtung von pur mehr Rechenleistung geht – während AMD, welche in der weiteren Vergangenheit eigentlich immer exakt in der gleichen Richtung unterwegs waren, mit der RDNA-Architektur nunmehr genau den gegenteiligen Weg einer möglichst hohen Auslastung beschritten haben. Anders formuliert: AMDs RDNA-Rechenwerke sind normiert auf die FP32-Einheiten effektiver als nVidias Ampere-Rechenwerke – letztere sind einfach schwerer auszulasten. Bezogen auf die Shader-Cluster, welche dann zwischen RDNA und Ampere wiederum (sehr) unterschiedlich leistungsfähig sind (RDNA: 64x FP32 per Takt, Ampere: 128x FP32 per Takt – oder 64x FP32 + 64x INT32), muß AMD natürlich mehr Shader-Cluster liefern, als Ampere jeweils aufbietet. Selbst wenn AMD letztlich mit klar höheren Taktraten antreten kann (der hohe GPU-Takt des PS5-SoCs deutet diese Möglichkeit an), reicht dies (normiert auf die Anzahl der Shader-Cluster) nicht aus, um die doppelte FP32-Power von Ampere abfangen zu können.

Beim Vergleich von Navi 21 gegen den GA102 hat AMD somit tatsächlich schlechte Karten, die GeForce RTX 3090 ist mit 80 Shader-Clustern der RDNA2-Architektur wohl unmöglich einzuholen. Bei den Grafikchips darunter sieht es hingegen jedoch schon wieder deutlich freundlicher für AMD aus, denn dort sollte die Navi-2X-Generation vom Start weg durchgehend mit der höheren Anzahl an Shader-Clustern antreten. Die Ausgangslage wäre dort ergo gänzlich anders als im Vergleich zwischen Navi 2X und GA102, AMD hat bei den kleineren Grafikchips der kommenden Grafikkarten-Portfolios viel bessere Chancen gegenüber nVidia. Aber natürlich hat nVidia derzeit die Aufmerksamkeit von Medien und Grafikkarten-Käufern auf seiner Seite, die exzellente Vorlage mittels der Ampere-Vorstellung läßt AMD kaum noch Raum, um selber glänzen zu können. AMD kann später bestenfalls noch nach- und gleichziehen, einen großer Angriff auf nVidia über bessere Preis/Leistungs-Verhältnisse hat nVidia jedoch bereits präventiv verhindert. Allenfalls über die Speichermengen könnte AMD nVidia noch gefährlich werden – was jedoch zuerst einmal bedingt, dass AMD jene kolportierten 16 GB Grafikkartenspeicher bei "Big Navi" überhaupt liefern kann.

Mittels eines YouTube-Videos auf Microsoft die kleinere NextGen-Konsole "Xbox Series S" offiziell gemacht, zugleich wurden Preis und Marktstart bekanntgegeben: Die XBSS wird am 10. November für 299 Dollar erscheinen. Bezüglich der verbauten Technik, zu welcher es bislang nur inoffizielle Angaben gibt, wurde nicht viel gesagt – allenfalls wurde die verbaute SSD mit einer Größe von 512 GB genannt, sprich der Hälfte der größere Xbox Series X. Für die Spiele ergibt dies natürlich keinen Unterschied, jene werden wohl identisch zur XBSX sein, nur halt mit einer geringeren internen Render-Auflösung laufen. Selbst die im Trailer genannten 1440p-Auflösung (mit bis zu 120 fps) wird die XBSS nur über intern kleinere Render-Auflösungen erreichen können, deren Rechenleistung von (nur) 4 TFlops ist schließlich noch etwas kleiner als bei der Radeon RX 5500. Interessanterweise haben Windows Central, welche den Preis der XBSS bereits vor der offiziellen Microsoft-Verlautbarung korrekt nannten, auch einen Preis für die XBSX anzubieten: Die größere NextGen-Konsole soll angeblich für 499 Dollar ebenfalls am 10. November an den Start gehen – was Microsoft bislang jedoch noch nicht bestätigt hat.

Zu Intels "Tiger Lake" Mobile-Prozessoren muß noch die Anmerkung getroffen werden, dass nach derzeitigem Wissensstand das PCI-Express-Interface des vorliegenden Vierkern-Dies von Tiger Lake auf 4 Lanes (PCI Express 4.0) limitiert ist – und man normalerweise diese 4 Lanes für eine NVMe-SSD benötigen würde. Weitere PCI Express Lanes 3.0 sind zwar vorhanden, sind jedoch gemäß eines Tiger Lake Block-Diagramms fest für andere Komponenten verplant. Damit kann man sich bei Tiger Lake anscheinend für eine NVMe-SSD oder aber eine extra Grafiklösung entscheiden – alternativ kann man natürlich auch beides zusammen an die nur 4 Lanes hängen, was der Performance beider Geräte jedoch nicht zuträglich ist. Dabei sind jene 4 Lanes (trotz dass es gleich PCI Express 4.0 ist) sowieso etwas knapp für potente Grafik-Beschleuniger. Dies ist letztlich nur die gleiche PCI-Express-Bandbreite wie bei AMDs "Renoir"-APU (PCI Express 3.0 mit maximal 8 Lanes im Mobile-Bereich) – welche dafür einigermaßen gescholten wurden, hierbei teilweise sogar eine (angebliche) Nichteignung für Notebooks mit potenten Grafiklösungen beschrieen wurde.

Dass man beim Vierkern-Die von Tiger Lake jedoch zugunsten einer extra Grafiklösung auf die NVMe-SSD verzichten muß, macht es arg unwahrscheinlich, das überhaupt entsprechende Notebooks mit extra Grafiklösung erscheinen – sofern man da eine Turing-basierte GeForce RTX 20xx verbaut, würde die PCI-Express-Bandbreite schließlich gleich auf 4 Lanes PCI Express 3.0 zurückfallen, ein Viertel von deren nomineller PCI-Express-Bandbreite. Das Vierkern-Die von Tiger Lake (bzw. die daraus resultierenden UP3- und UP4-Serien) ist somit wirklich nur für Ultrabooks verwendbar, wo man bewußt auf extra Grafiklösungen verzichtet. Gut denkbar, das Intel beim (im Jahr 2021) kommenden Achtkern-Die von Tiger Lake dann auch wieder ein größeres PCI-Express-Interface aufbietet, denn in der Geräteklasse von H-Notebooks (TDPs bis 45 Watt) geht es dann natürlich nicht mehr ohne der Fähigkeit zur (gutklassigen) Anbindung von extra Mobile-Grafikbeschleunigern. Nächstes Jahr dürfte es dann vermutlich auch Ampere im Mobile-Segment geben, was gut zum kommenden Achtkern-Die von Tiger Lake passt.