7

Hardware- und Nachrichten-Links des 7. Oktober 2019

In einer eigentlich die neuen Mainstream-Grafikkarten bezogenen Meldung haben Igor's Lab unvorsichtigerweise (?) auch eine kleine Randnotiz zur Terminlage von nVidias Ampere fallengelassen – was an anderer Stelle natürlich umgehend für bare Münze genommen und mit entsprechend fester Stimme als neue Meldung verbreitet wurde. Bislang sind hierzu die darauf basierenden "Berichterstattungen" von WCCF Tech und TweakTown bekannt, aber da könnte natürlich noch mehr kommen, insbesondere wenn sich das ganze bis nach Fernost durchfrisst (und von da dann 1-2 Wochen später wieder zurückkommt). Dabei wurde schon bei den ersten Abschreibungen die genaue Wortwahl mißachtet, denn ein "dürfte erscheinen" läßt sich schwerlich als Gewißheit deuten, sondern zeigt klar an, das es sich hierbei um eine eigene Prognose handelt – nichts, woraus man eine Meldung machen könnte. Der zweite Fehler liegt dann in der fehlerhaften Übersetzung von "bis zur Jahreshälfte 2020" als "1H 2020" – eigentlich ist mit der Wortwahl eher ein Termin grob im Frühling bis Sommer 2020 gemeint, welcher aber nicht zwingend noch im ersten Halbjahr liegen muß. Der originalen Aussage kann man dabei nur zustimmen: nVidias Ampere sollte grob zur Jahresmitte 2020 erscheinen, ist möglicherweise sogar eines der ersten PC-Projekte in TSMCs 7nm+ Fertigung und damit eventuell sogar (etwas) früher dran als Zen 3.

Wobei bis zur Jahreshälfte 2020 dann auch endlich Ampere kommen dürfte ...
(Ampere might arrive until mid-2020.)
Quelle:  Igor's Lab am 4. Oktober 2019 (samt eigener Übersetzung ins Englische)

Bei AMDs Vorstellung der Radeon RX 5500 /M ist doch so einiges danebengegangen, denn auch abgesehen von fehlenden Karten, fehlender Terminaussage und fehlendem Preispunkt gibt es erstaunliche Diskrepanzen zu einige technischen Details, je nachdem welche Quelle man befragt. So spricht die offizielle Spezifikations-Folie von einem "Game Clock" der Radeon RX 5500 von 1717 MHz, die Produkt-Webseite notiert allerdings 1670 MHz. Gleiches gilt bei der Speicherbestückung: Bis zu 8 GB laut AMDs Vorstellung, dagegen fest 4 GB auf der Produkt-Webseite. Und letztere ging gestern mit einer TBP-Aussage von 110 Watt online, was allerdings wenige Stunden nach Launch dann auf 150 Watt verändert wurde. Letztgenannter Wert erscheint allerdings als reichlich hoch für eine Karte dieses Performance-Segments, dies ergibt nominell keinerlei Vorteil gegenüber der Radeon RX 480 (offiziell 150W TBP, real 164W Stromverbrauch bei der 8-GB-Ausführung). Angesichts der -30% bzw. -30W Verbrauch, welchen AMD höchstselbst für (allein) den Grafikchip angibt, erscheint eine TBP-Angabe auf gleicher Höhe wie bei der Radeon RX 480 als arg unwahrscheinlich. Mit den zuerst genannten 110 Watt könnte es angesichts der Probleme der Radeon RX 480, ihre offizielle Verbrauchsangabe wirklich zu halten, aber genauso etwas knapp werden.

Platt umgerechnet dürften gut 30 Watt weniger Stromverbrauch für den Grafikchip bei wahrscheinlich etwas einfacherem Boardaufbau mit einer 4-GB-Karte irgendetwas in Richtung 125 Watt Real-Verbrauch bei der Radeon RX 5500 ergeben. Daneben bestätigen die in vorstehender Präsentationsfolie angegebenen +12% auf eine Radeon RX 480 8GB die zuletzt genannte Performance-Prognose zur Radeon RX 5500 – wenngleich dies ohne Information zum Umfang der AMD-eigenen Benchmarks letztlich auch keine vollständig belastbare Aussage ergibt. Ironischerweise gab es auch an dieser Stelle noch kurzfristige Änderungen, die an die Fachpresse unter NDA herausgebene Vorversion derselben Präsentationsfolie hantierte noch mit Werten von +20% bei der Performance bzw. -27% beim SoC-Stromverbrauch. Da bleibt doch noch einiges übrig an Klärbedarf zur Radeon RX 5500 – erstaunlich nach einer offiziellen Vorstellung, bei welcher man normalerweise das Produkt eigentlich vollumfänglich ausbreiten sollte. Das AMD hierbei einige Informationen zurückhält, um nVidia weniger Ansatzpunkte zu geben, ist die eine Sache – aber sich widersprechende Daten zu offiziell dargestellten Punkten zu liefern, muß nun wirklich nicht sein. Auch, das der Polaris-10-Chip der Radeon RX 480 nun plötzlich mit einer Chipfläche von 221mm² angegeben wird (jahrelang mit 232mm² notiert), sollte AMD eigentlich eine Erklärung wert sein. Das Siegel "offizielle Information" sollte schließlich irgendetwas wert sein – und nicht am Ende die Informationen aus anderen Quellen korrekter & vollständiger sein.

AnandTech haben sich noch einmal sehr ausführlich mit der Problematik von AMDs maximalen Boost-Takt beschäftigt. Hierbei werden alle Teilaspekte der Problematik gründlich beleuchtet, vor allem aber auch auf die jeweils zugrundeliegende Technik eingegangen – sprich das Boost-Verhalten bei AMD und Intel sowie auch die Genauigkeit von Taktraten-Ermittlungen. Interessant ist hierzu auch ein "Observer Effect", wodurch die anliegenden Taktraten eben durch den Versuch des Auslesen beeinflußt werden – um so stärker, je häufiger man auszulesen versucht. In der Summe ist man damit der Ansicht, das hier vieles zu stark hochgekocht wurde, als es dann real wirklich so kritisch war – wobei man einwenden kann, das AMD sich hierbei dennoch unnötigen Ärger an Land gezogen und dabei selbstätig eine Angriffsfläche geliefert hatte. Hieraus dürften aber wohl beide CPU-Entwickler lernen und in Zukunft wahrscheinlich klarer machen, wofür die Boost-Taktraten stehen bzw. genauso nicht stehen.

Dies trifft auch auf Intel zu, wo man sicherlich über kurz oder lang mehr in die Richtung von AMDs Boost-Verfahren gehen dürfte – einfach, weil man damit näher an die maximal mögliche Performance des vorliegenden Siliziums kommt und dies im inzwischen harten Konkurrenzkampf zwischen AMD und Intel nunmehr als notwendig erscheint. Einen gewissen Ansatz hierzu gibt es schließlich schon in Form des bei den Core-X-Prozessoren des HEDT-Bereichs eingesetzten "Turbo Boost Max 3.0": Jener extra Boost oberhalb des regulären Boost-Modus ("Turbo Boost 2.0") wird von Intel bewußt extra ausgewiesen, weil hierbei allein diese Reserven aktiviert werden, welche das konkrete Stück Silizium in dem konkreten PC-System vielleicht noch aufweist. Bei Skylake-X und dem Skylake-X-Refresh lag jener TB3.0 nur um jeweils 100 MHz oberhalb des regulären (maximalen) Boost-Takts, bei Cascade Lake X steigert Intel dagegen dessen Bedeutung, liegt die Taktraten-Differenz dann schon bei 200 MHz. Mit der Zunahme von Prozessoren mit vielen CPU-Kernen im normalen Consumer-Portfolio könnte diese Entwicklung auch noch weitergehen und Intels "Turbo Boost Max 3.0" somit zukünftig eine gewichtere Rolle als bisher einnehmen.