7

Hardware- und Nachrichten-Links des 7. Juli 2021

Derzeit verbreitet sich stark die Meldung, wonach in der Steam-Hardwarestatistik zuletzt der Anteil der AMD-Prozessoren abgenommen hat, Intel somit den gegenlaufenden Trend stoppen und seinerseits wieder zulegen konnte. Dies war besonders augenscheinlich, da AMD sich im Mai erstmal oberhalb der 30-Prozent-Marke befunden hatte – und nun wieder (sehr deutlich für Steam-Verhältnisse) auf 28,4% zurückgefallen ist. Allerdings hätten allen Berichterstattern auffallen müssen, dass es hierfür zum einen überhaupt keinen aktuellen Anlaß gibt – und dass zudem die Veränderungen bei Steam sich üblicherweise im Rahmen eines halben Prozentpunkts bewegen, nicht hingegen bei über anderthalb Prozentpunkten in einem Monat. Diese Umstände hätten normalerweise zum Nachforschen anregen sollen – und dann hätte man ziemlich schnell herausgefunden, dass mit der Steam-Statistik für den Juni 2021 generell etwas nicht stimmt, wenn hierbei innerhalb Monatsfrist Windows 7 von 2% auf 5% Nutzeranteil hochgeschossen sein soll.

Febr. 2021 März 2021 April 2021 Mai 2021 Juni 2021
AMD-Prozessoren 28,51% 28,97%  ▲ 29,48%  ▲ 30,13%  ▲ 28,41%  ▼
Intel-Prozessoren 71,49% 71,02%  ▼ 70,51%  ▼ 69,86%  ▼ 71,58%  ▲
Windows-7-Systeme (64-Bit) 2,65% 2,42%  ▼ 2,15%  ▼ 2,04%  ▼ 5,05%  ▲
GeForce GTX 1060 9,52% 9,46%  ▼ 9,27%  ▼ 8,95%  ▼ 9,88%  ▲
gemäß der Steam Hardwarestatistik

Dies zeigt deutlich darauf hin, dass im Juni 2021 eine andere, beachtbar abweichende Nutzermenge zur Steam-Statistik herangezogen wurde – in diesem Fall eine Nutzermenge mit bemerkbar älteren Systemen. Dies ist auch gut zu sehen am plötzlich deutlich höheren Verbreitungsgrad der GeForce GTX 1060 – obwohl diese lange ausgelaufene Karte derzeit eigentlich ständig an Verbreitungsgrad verlieren sollte (wie dies auch in den letzten Monaten konstant passiert ist). Logisch, dass sich hierbei dann auch gänzlich andere Verhältnisse bei der Prozessoren-Verteilung zwischen AMD und Intel ergeben, wenn augenscheinlich haufenweise Altsysteme zusätzlich mit in die Auswertung einfließen. In der Summe ergab sich hier also schlicht ein kleiner Schluckauf der Steam-Hardwarestatistik – nichts dramatisches und in den größeren Verlaufsbildern auch nur einen kleinen Ausschlag wert. Nur war aus dem kleinen Ausschlag in der Prozessoren-Statisik keineswegs das Anzeichen eines Marktumschwungs zu entnehmen – was die entsprechenden Publikationen dringend korrigieren sollten, nachdem sich diese Meldung inzwischen sogar schon in Börsen-Kreise hineinfrisst.

Ein Diskussion-Thread im HardOCP-Forum liefert zwei schöne Diagramme mit historischen Grafikkarten-Verkaufszahlen, basierend auf den entsprechenden Reports seitens Jon Peddie Research. Letztere sind natürlich kostenpflichtig (fluffige $5500) und in den dazugehörigen Newsmeldungen gibt es oftmals nur einen Bruchteil dieser Zahlen oder nur relative Veränderungen zu lesen – womit es eine gewisse Fleißarbeit darstellt, diese Zahlen alle zu sammeln und alle fehlende Zahlen aus den Differenzwerten zu interpolieren. Gänzlich sicher sind die gezeigten Werte damit auch nicht, aber in jedem Fall in der richtigen Richtung unterwegs, da (mit geringen Abweichungen) gleichlautend zu den unsererseits im März interpolierten Verkaufs-Stückzahlen.

Beide Diagramme zusammengefasst ergibt sich dann nachfolgendes Zahlenwerk des derzeit bekannten Wissens hierzu. Bezüglich der AMD- und nVidia-Verteilung folgt das ganze im groben den quartalsweisen Marktverhältnissen, mittels der Betrachtungsweise pro Gesamtjahr werden dann jedoch Quartals-bezogene Ausreißer besser normalisiert. Interessant sind zudem die Gesamtmarkt-Verkaufszahlen, zu welche es bislang keine derart zusammenhängende Statistik gab. Jene zeigt einen klaren Abfall der Grafikkarten-Verkäufe seit einem Höhepunkt im Jahr 2007 mit fast 100 Mio. Stück auf grob die Hälfte im Jahr 2014 – wovon ausgehend sich die Verkäufe zwischen 2014 und 2018 dann vergleichsweise konstant um die 50 Mio. Stück pro Jahr herum bewegt haben. Die Jahre 2019 und 2020 sahen hingegen einen nochmaligen Absturz auf ca. 40 Mio Stück pro Jahr – wobei dies für das Jahr 2020 eher erklärbar ist über zuerst den Corona-Schock und später dann die schlechte Lieferbarkeit.

Für das Jahr 2021 wäre durchaus eine Trendumkehr denkbar bzw. deutet sich gemäß der Verkaufszahlen zum ersten Quartal 2021 bereits an: In diesem wurden 11,8 Mio. Grafikkarten abgesetzt, klar mehr als in den Vergleichszeiträumen der Vorjahre. Sofern der Grafikkarten-Absatz nicht gerade im weiteren Jahresverlauf wegbrechen sollte, sind durchaus wiederum ca. 50 Mio. verkaufter Desktop-Grafikkarten für das Jahr 2021 vorstellbar. Daneben sollte man vor allem den langfristigen Verlauf dieser Verkaufsmengen nicht auf die Goldwaage legen: Verloren haben hierbei insbesondere LowCost-Modelle, welche im Laufe der technologischen Entwicklung schlicht über iGPUs und APUs ersetzt wurden. Während früher absurde Millionen-Stückzahlen an LowCost-Grafikkarten verkauft wurden, ist dies inzwischen ein deutlich kleineres Geschäft, überwiegen inzwischen tatsächlich die "echten" Gaming-Grafikkarten. Eine Verkaufsstatistik nach Umsätzen würde dies sicherlich besser wiedergeben können, liegt aber leider nicht öffentlich vor.

Desktop-Gfx AMD nVidia gesamt
2020 9,54 Mio. Stück  —  23% 31,97 Mio. Stück  —  77% ~41,5 Mio. Stück
2019 10,89 Mio. Stück  —  28% 27,67 Mio. Stück  —  72% ~38,6 Mio. Stück
2018 14,57 Mio. Stück  —  30% 33,58 Mio. Stück  —  70% ~48,2 Mio. Stück
2017 15,89 Mio. Stück  —  30% 37,75 Mio. Stück  —  70% ~53,7 Mio. Stück
2016 13,49 Mio. Stück  —  28% 34,68 Mio. Stück  —  72% ~48,2 Mio. Stück
2015 8,88 Mio. Stück  —  20% 35,11 Mio. Stück  —  80% 44,03 Mio. Stück
2014 15,78 Mio. Stück  —  31% 34,55 Mio. Stück  —  69% 50,35 Mio. Stück
2013 - - 58,35 Mio. Stück
2012 - - 62,60 Mio. Stück
2011 - - 68,43 Mio. Stück
2010 - - 72,78 Mio. Stück
2009 - - 75,30 Mio. Stück
2008 - - 81,30 Mio. Stück
2007 - - 97,13 Mio. Stück
2006 - - 84,65 Mio. Stück
alle Angaben in Millionen verkaufter Grafikkarten, Datenbasis: Jon Peddie Research

Interessanterweise ergibt sich für die Jahre 2014 & 2015 jeweils eine kleine Differenz von 0,2-0,4 Mio. Karten zwischen der Addition der AMD- und nVidia-Zahlen sowie der genannten Gesamtmenge (wovon maximal 0,1 Mio. auf Rundungsfehler zurückgehen können). Hier waren dann augenscheinlich noch andere Hersteller am Wirken – Matrox und S3 beispielsweise. Jene kommen allerdings einzeln nicht mehr auf genügend Masse, um überhaupt einmal die Marke von 0,1% zu erreichen – und gehen damit in dieser Statitik regelmäßig unter bzw. werden damit nicht mehr wirklich beachtet. Inwiefern in neuerer Zeit dann eventuell neue Hersteller – beispielsweise aus China – hinzugekommen sind und vielleicht sogar den Ansatz zu beachtbaren Mengen liefern, ist unbekannt. Vermutlich reichen deren Verkaufsmengen derzeit aber noch nicht aus, um jene 0,1-Prozent-Marke zu knacken – was dann in der Zukunft angesichts des riesigen Marktes, welchen die chinesischen GPU-Entwickler vor der Haustür haben, jedoch durchaus noch passieren kann.