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Hardware- und Nachrichten-Links des 6. Oktober 2020

Von Twitterer Avery78 kommt eine Meldung über die (angeblichen) Performance-Zielsetzungen bei RDNA2 bzw. den darauf basierenden Grafikkarten. Da hierbei der Vergleich gegenüber nVidias GeForce 20 Serie angetreten wird, scheint diese Zielsetzung noch vor der Vorstellung von nVidias Ampere-Generation getroffen worden zu sein, ist ergo nicht ganz taufrisch. Andererseits kann man in einem so späten Stadium sowieso nicht mehr gravierendes verändern, allenfalls sind (unter anderen TDPs) 3-5% Mehrperformance noch irgendwie herauszuprügeln. Im Laufe der Twitter-Diskussion wurde dann noch die sowieso rein auf Annahmen basierende Angabe zu den (vermutlich) benutzten Navi-2X-Grafikchips korrigiert, womit letztlich die nachfolgend notierte Auflösung herauskommt (inklusive sogar einer Zustimmung seitens "Avery78"). Danach peilt AMD in der Spitze an, die Performance einer GeForce RTX 2080 Ti um gleich +40% zu schlagen – eine hohe, aber durchaus nachvollzielbare Zielsetzung. Denn schließlich tritt RDNA2 gleich gegen Ampere an, musste AMD demzufolge den vermuteten Performance-Sprung von Ampere mit in seine Kalkulation einbeziehen.

N22 = ~150W = 2080S +5-10% perf.
N21 Salvage = ~225W = 2080Ti ~+15% perf.
N21 = ~275W = 2080Ti. ~+40% perf.

Quelle:  3DCenter @ Twitter am 6. Oktober 2020, basierend auf dem vorhergehenden Tweet von Avery78

In der aktuellen Situation, dass die GeForce RTX 3080 zwar gut herausgekommen ist, die GeForce RTX 3090 aber nur ungenügend oben drauf legt, könnte dies am Ende sogar ausreichen, um sich (ziemlich mittig) zwischen nVidias beide Ampere-Spitzenmodelle zu positionieren. Zusammen mit (mutmaßlich) besserem Preispunkt sowie der Speichermenge von 16 GB könnte AMD somit beide Ampere-Spitzenmodelle gleichzeitig angreifen. Und selbst wenn AMDs eigene Performance-Zielsetzung nicht gänzlich oder nur in den AMD-eigenen Benchmarks erreicht wird, ergibt selbst ein Aufschlag von +35% auf die GeForce RTX 2080 Ti immer noch eine Performance leicht oberhalb der GeForce RTX 3080. Selbst nur +32% Mehrperformance zur GeForce RTX 2080 Ti würden für einen Performance-Gleichstand ausreichen – etwas, was angesichts einer eigenen Zielsetzung von +40% eigentlich immer realisiert werden sollte. All diese Überlegungen basieren aber natürlich darauf, dass hinter diesen Aussagen eine reale Quelle steht – was sich bei Leaks wie diesen leider immer erst angesichts des realen Produkts belegen oder widerlegen läßt.

Eine durchaus andere Auslegung der Dinge haben Videocardz die letzten Tage von diversen Grafikkarten-Hersteller gehört: Danach sollte das ursprüngliche Performance-Ziel von "Big Navi" vielmehr der GA104-Chip gewesen sein – was allerdings wohl unvollständig weitergetragen sein dürfte: Denn hierbei wird wohl nicht der GA104-Chip, sondern die GeForce RTX 3080 auf vermeintlicher Basis des GA104-Chips gemeint gewesen sein. Nur so macht es Sinn – AMD wollte dem Nachfolger der GeForce RTX 2080 etwas entgegensetzen und erwartet jenen auf GA104-Basis. Dann jedoch hat sich nVidia dafür entschieden, die GeForce RTX 3080 deutlich höher auf GA102-Basis anzusetzen, womit AMD (im Sinne dieses Gerüchts) nunmehr nur noch mit der GeForce RTX 3070 bzw. dem GA104-Chip konkurrieren kann. Hinzu kommen noch die niedriger als erwartet ausgefallenen Ampere-Preise sowie die Verschiebung des Launches der GeForce RTX 3070 auf einen Tag nach der RDNA2-Ankündigung, was als Zeichen einer wesentlich besseren Strategie seitens nVidia angesehen wird.

NVIDIA jebaited AMD.
– Big Navi perf target was GA104.
– NVIDIA upgraded 3080 to GA102
– AMD now targets 3070
– NVIDIA announced Ampere at lower than expected price
– AMD announced Oct 28 event
– NVIDIA postponed the launch to Oct 29

Quelle:  Videocardz @ Twitter am 6. Oktober 2020

Insbesondere die Verschiebung der GeForce RTX 3070 bringt nVidia allerdings gar nichts, sofern die RDNA2-Vorstellung nVidia zu einer Reaktion nötigen sollte: Denn bei nur einem Tag Zeitdifferenz kann man faktisch überhaupt nichts mehr verändern, außer vielleicht dem Preispunkt – letzteres wäre dann allerdings eher peinlich. Neue Treiber oder gar neue BIOS-Versionen mit höheren Taktraten kann man zwar auch in nur einem Tag zur Verfügung stellen, allerdings würde sich der Launch dann nicht mehr termingerecht durchführen lassen, wenn alle Hardwaretester neu anfangen müssten zu testen. Aller Vermutung nach ist der Termin nur deswegen genau einen Tag nach der RDNA2-Offenbarung angesetzt, um AMD umgehend medial etwas entgegenzusetzen – und nicht, um an der GeForce RTX 3070 technisch noch etwas zu ändern. Wenn dies passieren sollte, wäre der letzte sinnvolle Zeitpunkt so um die zwei Wochen vor dem Launch – dann, wenn man die in den Verkauf gehenden Karten noch direkt beim Hersteller mit neuen BIOS-Versionen flashen kann. Jeder spätere Zeitpunkt stört dann zumindest den Verkaufsstart und bringt eher mehr Ärgernis als Gewinn.

Zurückkommend auf die völlig andere Performance-Zielsetzung gemäß dieses Gerüchts läßt sich sagen, dass es durchaus verständlich wäre, wenn AMD sich erst einmal nur mit nVidias zweitbesten Grafikchip anlegen wollte. Dies wäre dann ausgehend von der Maßgabe, dass der erstbeste nVidia-Chip üblicherweise nur ins Enthusiasten-Feld geht und der Aufwand, um nVidia dort zu schlagen, einfach zu hoch ist bzw. dieses Thema schließlich auch mit späteren Chip-Generationen angegangen werden kann. Falls AMD tatsächlich diesem Weg gefolgt wäre, hätte sich nVidia natürlich den bestmöglichen Konter ausgedacht, welcher AMD optisch wieder in die Mittelklasse herunterreicht (Konkurrenz zur GeForce RTX 3070 anstatt zur GeForce RTX 3080). Gegen diese These sprechen jedoch zwei Punkte: Zum einen ist "Big Navi" AMD-offiziell als "Halo"-Produkt angekündigt – und dass beißt sich mit einer Performance-Zielsetzung gegenüber dem GA104-Chip. Zum anderen sind die 80 Shader-Cluster von Navi 21 viel zu dick, um nur allein gegenüber den 48 Shader-Clustern des GA104-Chips etwas reißen zu können: Sicherlich hat Ampere seinen Double-FP32-Vorteil – aber dafür tritt AMD mit den klar höheren Taktraten an. Dies kann einen Großteil des Ampere-Vorteils gleich wieder egalisieren – womit es eher wahrscheinlich ist, dass die 80 Shader-Cluster von Navi 21 sich durchaus mit den 68 Shader-Clustern der GeForce RTX 3080 anlegen können.