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Hardware- und Nachrichten-Links des 5. März 2021

VideoCardz berichten über eine "GeForce RTX 3050 Ti Laptop", welche bei einem Asus-Notebook als Wahlmöglichkeit gelistet wird. Jene tritt mit 4 GB Speicher und somit einem 128-Bit-Interface an. Der Chip-Unterbau könnte also entweder auf GA107 (20 SM @ 128-bit) oder GA106 (30 SM @ 192-bit) lauten, letzteres dann in einer starken Abspeckung. Zwar sprich eine bei Acer zu findende TDP-Angabe von 60 Watt eher für den größeren Chip, die bisherige nVidia-Historie zeigt jedoch auf den kleinen Chip hin – auch schon bei der GeForce GTX 1650 Ti stand der kleinere TU117-Chip Pate, nicht der größere TU116-Chip. Zudem hatte nVidia zuletzt ein wenig die Tendenz, den Vollausbau seiner Grafikchips nur im Mobile-Segment anzubieten – so wie schon bei der GeForce GTX 1650 Ti und nun womöglich wiederholt bei der GeForce RTX 3050 Ti (da die reguläre GeForce RTX 3050 nicht den Vollausbau des GA107-Chips bringt).

GA107 GA106
Hardware-Fähigkeiten max. 20 SM @ 128-bit max. 30 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3060 Laptop 30 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3060 12GB  (Desktop) 28 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3060 6GB  (Desktop) 22-24 SM @ 192-bit
GeForce RTX 3050 Ti Laptop Zuordnung noch unsicher: ? SM @ 128-bit
GeForce RTX 3050  (Desktop) 18 SM @ 128-bit

Da sich diese Frage aber derzeit noch nicht wirklich auflösen läßt, kann man eher auf einen anderen Punkt schauen: Sofern nVidia den Namen "GeForce RTX 3050 Ti" bereits mit einer 4-GB-Lösung belegt, dürfte die noch fehlende 6-GB-Ausführung des GA106-Chips ziemlich automatisch einen größeren Namen tragen – sprich "GeForce RTX 3060 6GB". Es war längere Zeit in der Schwebe, ob diese zweite GA106-Variante sich nun "GeForce RTX 3050 Ti" oder doch "GeForce RTX 3060 6GB" nennen würde – was nunmehr augenscheinlich zugunsten von letzterer Variante entschieden ist. Demzufolge muß die reguläre, kürzlich vorgestellte GeForce RTX 3060 zukünftig zur besseren Unterscheidung wohl generell als "GeForce RTX 3060 12GB" betitelt werden. Wann und mit welcher konkreten Hardware nVidia jene "GeForce RTX 3060 6GB" in den Markt entläßt, ist derzeit noch nicht wirklich heraus. Sinn würde dies unter den aktuellen Umständen sowieso nicht machen, für die Vorstellung dieses klaren Mainstream-Produkts sollte man eher auf eine subtantiell bessere Lieferfähigkeiten warten.

Laut Phoronix könnte AMD angeblich Radeon-basierte Mining-Grafikkarten in Vorbereitung haben – wie bei nVidia in Form von Karten ohne Display-Ausgänge. Ausgangspunkt des ganzen sind Linux-Treibereinträge über eine Navi-12-Variante ohne Video-Engine – sprich, was AMD aus dieser Ausgangslage machen wird, ist derzeit eine reine Vermutung. Etwas gegen diese These spricht der grundsätzliche Einwand, dass AMD derzeit keine zusätzlichen 7nm-Waferkapazitäten bei TSMC für weitere Produkte mit größerem Bedarf bekommen dürfte. Extra Mining-Beschleuniger würde man somit vielleicht besser mittels Grafikchips realisieren, welche auf früheren Fertigungsverfahren aufsetzen – wie "Polaris 30", welchen man aus GlobalFoundries' 12nm-Fertigung oder Samsungs 11nm-Fertigung bekommen kann. Die Mining-Leistungen von Polaris und Vega sind nach wie vor stattlich – und sofern die neben dem Grafikchip benötigten Komponenten nicht ein Loch an anderer Stelle reißen, könnte dies ein auch tatsächlich realisierbares Nebengeschäft für AMD darstellen.

Hingegen hat AMD im Rahmen der Vorstellung der Radeon RX 6700 XT genauso bestätigt, dass es RDNA2 bald auch im Mobile-Segment geben wird. VideoCardz führen dies genauer aus und haben dazu auch die vorliegenden Gerüchte & Leaks zusammengeführt. Danach wird AMD als höchsten RDNA2-Chip "Navi 22" ins Mobile-Segment schicken, Navi 21 bleibt (wohl wegen des viel höheren Strombedarfs) hierbei außen vor. Zusammen mit Navi 23 sowie Navi 24 dürfte sich dennoch ein breites Mobile-Portfolio aufbauen lassen – und letztlich hat ja auch nVidia seinen besten Ampere-Chip (GA102) nicht für Mobile-Bedürfnisse adaptiert. AMD kommt mit seinen Lösungen natürlich später und hat gerade im Mobile-Sement noch lange nicht den Namen von nVidia, kann aber auch indirekt mit dem Erfolg und Bekanntheit seiner Zen-Prozessoren punkten. Anfänglich dürften die Notebook-Hersteller AMD aber sowieso alles aus den Händen reißen, was da an Grafikchips ankommt – erst nach Wiedererlangung einer breiten Lieferbarkeit werden sich realistische Marktanteile herausbilden.

Interessant ist an dieser Stelle, wie tief VideoCardz den Navi-24-Chip mittels seiner prognostizierten Hardware-Daten einordnet: Denn unabhängig des Punkts, dass derzeit noch keine Anzahl an Shader-Clustern zum Navi-24-Chip bekannt ist, zeigt doch die (angebliche) Verwendung eines 64-Bit-Interfaces stark darauf hin, dass Navi 24 ein echter LowCost-Chip sein dürfte. Hierzu passt auch, dass laut Avery78 @ Twitter der Navi-23-Chip nur mit 128-Bit-Speicherinterface (wie bei VideoCardz dargestellt) sowie nur mit 32 MB Infinity Cache antreten soll. Damit wird auch klarer, wieso Navi 23 mit 32 Shader-Clustern so nahe an Navi 22 (40 CU) liegen kann – die Differenz besteht primär im Speicherinterface sowie dem Infinity Cache. Navi 23 ist diesbezüglich arg heruntergeschraubt und kann somit nur noch Mainstream-Bedürfnisse befriedigen. Bei Navi 24 wird man sich dies komplett gespart haben, auf einem 64-Bit-Speicherinterface lohnt dann auch nur noch eine limitierte Anzahl an Shader-Clustern – Richtung 20 CU könnte man schätzen.

RDNA1 RDNA2
HighEnd - Navi 21
80 CU @ 256-bit, 128MB IFC, 16 GB
Midrange Navi 10
40 CU @ 256-bit, 6-8 GB
Navi 22
40 CU @ 192-bit, 96MB IFC, 6-12 GB
Mainstream Navi 14
24 CU @ 128-bit, 3-8 GB
Navi 23
32 CU @ 128-bit, 32MB IFC, 4-8 GB
LowCost - Navi 24
? CU @ 64-bit, 4 GB
Chipdaten zu Navi 23/24 gemäß der Ausführungen von VideoCardz sowie Avery78 @ Twitter

Damit scheint sich die alte Vorhersage zu erfüllen, dass AMD beim RDNA2-Portfolio tiefer als nVidia nach unten geht, mit Navi 24 echtes LowCost-Niveau anpeilt. Denn mit geschätzt um die 20 Shader-Clustern bei Navi 24 (=1280 Shader-Einheiten, weniger als bei der Radeon RX 5500 XT) kann man sich auf diesem kleinen Speicherinterface und ohne Hilfe durch Infinity Cache natürlich keineswegs mit den 20 Shader-Clustern des GA107-Chips messen, jener dürfte wesentlich potenter ausfallen und somit knapp noch dem Mainstream-Segment zugerechnet werden können. Dies mag einen Großteil der Gaming-Enthusiasten nicht wirklich interessieren, aber für andere ist es wichtig, ab und zu mal Zugriff auf echte LowCost-Grafikkarten mit allerdings aktualisierter Feature-Palette zu bekommen. Zuletzt haben AMD & nVidia kaum noch neue LowCost-Grafikchips aufgelegt bzw. die vorhandenen LowCost-Grafikkarten über mehrere Generationen mitgeschleppt – jene sind inzwischen jedoch unmodern und angesichts der gebotenen Performance auch eigentlich ineffektiv.

AMD RDNA2 nVidia Ampere
HPC/Compute Arcturus  (CDNA1, Nov. 2020) GA100  (Mai 2020)
Enthusiast Navi 21  (Nov. 2020) GA102  (Sept. 2020)
HighEnd GA103  (Frühling 2021)
Midrange Navi 22  (März 2021) GA104  (Okt. 2020)
Mainstream Navi 23  (H1/2021) GA106  (März 2021)
Einsteiger GA107  (Q2/2021)
LowCost Navi 24  (H2/2021)