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Hardware- und Nachrichten-Links des 5. Juni 2020

Heise weisen auf eine neue Intel-Dokumenation zu den Power-Limits von Comet Lake-S hin, welche nun auch für die non-K-Modelle die bislang noch fehlenden Aussagen zu PL2 und Tau trifft (PL1 ist derzeit immer deckungsgleich mit der offiziellen Prozessoren-TDP). Dabei überrascht der große Stromverbrauchs-Spielraum, welchen sich Intel insbesondere bei seinen kleineren Prozessoren-Modellen der TDP-Klassen 35W und 65W einräumt: Relativ gesehen dürften sich diese Prozessoren (kurzfristig) weit höhere Verbrauchswerte leisten als selbst die K-Modelle, im Extremfall darf ein mit 65 Watt TDP gelisteter Acht- oder Zehnkerner über 28 Sekunden gleich das 3,4fache (224 Watt) ziehen. Insbesondere im Bereich der T-Modelle mit bewußt auf 35 Watt beschränkter TDP erscheint dies als etwas seltsam, weil man dort schließlich üblicherweise nicht mehr Reserven als für die spezifizierte TDP hat. Auch das Tau (Zeitspanne, in welcher das PL2 wirken darf) ist weit weg von dem Gedanken eines kurzfristigen Boosts – welchen man beispielsweise dann ansetzt, wenn sich eine komplizierte Webseite aufbaut und man damit für 1-2 Sekunden mal absolute Höchstleistung benötigt. Da am Ende die meisten Retail-Mainboards das Tau sowieso standardmäßig auf 4096 Sekunden (= 68 Minuten) oder noch höhere Werte setzen, könnte man bei Intel-Prozessoren inzwischen viel eher den PL2-Wert als die eigentliche TDP betrachten.

T-Modelle Standard-Modelle K-Modelle
CML-S Core i9 TDP/PL1: 35W – PL2: 123W @ 28 Sek. TDP/PL1: 65W – PL2: 224W @ 28 Sek. TDP/PL1: 125W – PL2: 250W @ 56 Sek.
CML-S Core i7 TDP/PL1: 35W – PL2: 123W @ 28 Sek. TDP/PL1: 65W – PL2: 224W @ 28 Sek. TDP/PL1: 125W – PL2: 229W @ 56 Sek.
CML-S Core i5 TDP/PL1: 35W – PL2: 92W @ 28 Sek. TDP/PL1: 65W – PL2: 134W @ 28 Sek. TDP/PL1: 125W – PL2: 182W @ 56 Sek.
CML-S Core i3 TDP/PL1: 35W – PL2: 55W @ 28 Sek. TDP/PL1: 65W – PL2: 90W @ 28 Sek. -
CML-S Cel./Pent. TDP/PL1: 35W – PL2: 42W @ 28 Sek. TDP/PL1: 58W – PL2: 58W @ 28 Sek. -
basierend auf offiziellen Datenblättern (PDF) zu Intels "Comet Lake" Generation

der8auer @ YouTube hat sich sowohl mit dem Extrem-Overclocking des Core i9-10900K als auch der Streubreite im Übertaktungs-Betrieb beschäftigt. Zu letzterem Punkt wurde eine Auswahl von 30 Stück Core i9-10900K Prozessoren getestet, welche allesamt aus derselben Produktions-Batch stammten. Dabei gab es durchaus kräftige Differenzen im Übertaktungs-Betrieb: Zwar konnten alle Prozessoren die Taktrate von 5.1 GHz (unter 1.25V CPU-Spannung) erreichen, dafür lagen dann jedoch die ermittelten CPU-Temperaturen mit zwischen 79 und 92 Grad Celcius sowie der Stromverbrauch mit zwischen 232 und 276 Watt reichlich auseinander. Wollte man höher übertakten, würden logischerweise die schlechteren Modelle in dieser Statistik (viel) eher aussteigen – was ergo eine indirekte Aussage zum letztlichen Übertaktungs-Erfolg ergibt. Jene Statistik weist somit gleichfalls darauf hin, das selbst im unübertakteten Zustand beachtbare Differenzen bei CPU-Temperatur & Stromverbrauch möglich sind – womit sich dann hier und da abweichende Testresultate erklären lassen. Allerdings war die Anzahl der beachtbar schlechter laufenden CPU-Modelle aus dieser einen Test-Batch auch nicht gerade hoch: Nur 4 von 30 getesteten Prozessoren hatten klar vom Durchschnitt abweichende Temperatur- und/oder Stromverbrauchs-Werte. Bei Mischung von verschiedenen Batches und Produktionsdaten kann dies natürlich anders ausgehen.

Linus Tech Tips @ YouTube zeigen ein (lauffähiges) Developer-Board mit AMDs Vega 12 Grafikchip – nicht zu verwechseln mit etwaigen Verkaufslösung selbigen Namens. Der Vega-12-Chip wurde erstmals im Juli 2017 genannt und seinerzeit als Mainstream-Lösung noch unterhalb des Vega-11-Chips eingeordnet. Am Ende wurde Vega 11 gänzlich gestrichen und Vega 12 als "Vega Mobile" vergleichsweise groß angekündigt, am Ende jedoch nur bei ein paar MacBooks verbaut. Ob AMD tatsächlich einen Desktop-Einsatz mit Vega 12 geplant hatte, läßt sich wohl nicht mehr ermitteln bzw. aus diesem gezeigten Board auch nicht ableiten, da jenes rein für interne Testzwecke aufgelegt wurde – auch bei dedizierten Mobile-Chips benutzt man üblicherweise Desktop-Boards für Validierungs- und Testzwecke. Mit nur 1280 Shader-Einheiten (20 Shader-Cluster) an einem 1024 Bit HBM2-Speicherinterface hätte Vega 12 im Desktop-Segment wohl mit Radeon RX 460/560 & GeForce GTX 1050 Ti konkurrieren müssen, was womöglich schon rein von den Herstellungskosten her nicht realisierbar war. Hierbei zeigte sich letztlich ein (weiterer) Seiteneffekt des Punkts, das die Vega-Architektur von AMD (auch wegen inaktiver Features) nicht wirklich gezündert hat.

Denn wenn die Performance-Ziele verpasst werden, kann man an der Leistungsspitze einfach kleinere Brötchen backen, sprich den Preis passend machen sowie unter Inkaufnahme eines höheren Stromverbrauchs noch etwas mehr Performance herauspressen. Bei den kleineren Chips ist dies dann nur noch eingeschränkt möglich: Jene fallen in der Leistungsskala einfach zu weit nach unten, womit der Kostenfaktor um so drängender wird und gleichzeitig der Stromverbrauch immer untypischer für das letztlich erreichte Performancesegment ausfällt. Man kann ergo einen gescheiterten Enthusiasten-Chip noch im HighEnd-Segment verklappen, aber eine gescheitere Midrange-Lösung hat es im Mainstream-Segment um so schwerer. Vega 12 mit immerhin ~252mm² Chipfläche und teurem HBM2-Speicher ist dann einfach nicht (als Neuware) im Preisbereich von 100-150 Euro vorstellbar, die Grafikchips dieses Performance-Segments sind üblicherweise unter 150mm² groß und benutzen nicht gerade den teuersten verfügbaren Speicher. Seinerzeit hatte AMD natürlich auch noch die Polaris-Generation, um das Portfolio unterhalb der Vega-Grafikkarten zu füllen – aber bei besserem Gelingen der Vega-Architektur hätte man Polaris sicherlich nicht so lange mitschleppen müssen, sondern durchaus mittels kleiner Vega-basierter Grafikkarten ersetzen können.

Chip Technik Zielsegment Verkaufsnamen
Arcturus 7nm angeblich 8192 SE reine HPC-Lösungen (CNDA1) ?
Vega 20 331mm² in 7nm 4096 SE an 4096 Bit HBM2 HighEnd-Gaming, Profi-Lösungen Radeon VII
Vega 10 484mm² in 14nm 4096 SE an 2048 Bit HBM2 HighEnd-Gaming, Profi-Lösungen Radeon RX Vega 56 & 64
Vega 11 unbekannt unbekannt vermutlich Midrange-Gaming gestrichen
Vega 12  ("Vega Mobile") ~252mm² in 14nm 1280 SE @ 1024 Bit HBM2 Midrange-Mobilegrafik für Apple Radeon Pro Vega 16 & 20
Polaris 22 ~218mm² in 14nm 1536 SE an 1024 Bit HBM2 Midrange-Mobilegrafik für Kaby Lake-G Radeon RX Vega M GL & GH