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Hardware- und Nachrichten-Links des 5. Februar 2020

Die ukrainische Webseite Overclockers.ua hatte kurzzeitig den ersten vollständigen Test eines Renoir-Notebooks mit einer Ryzen 5 4500U APU online. Der Test ging zwar sehr schnell wieder offline – aber das Web vergisst nie, so ist das ganze noch über das WebArchive einsichtbar, wie hat der Planet 3DNow! eine Benchmark-Übersicht hierzu angefertigt. Letztere glänzt mit einer Gegenüberstellung dieser ukrainischen Benchmark-Werte zum direkten Vorgänger des getesteten Acer-Notebooks mit einer Ryzen 5 3500U APU – was letztlich den Vergleich zwischen Picasso & Renoir ermöglicht. Beide Prozessoren trennt dabei nominell gar nicht so viel, der Picasso-basierte Ryzen 5 3500U ist ein Vierkerner mit SMT, der Renoir-basierte Ryzen 5 4500U ein Sechskerner ohne SMT – sprich, letzterer hat sogar weniger CPU-Threads als sein Vorgänger. Aber die Zen-2-Architektur reißt dies wieder raus, die Renoir-APU gewinnt jeden Benchmark, meistens sogar deutlich. Selbst im Grafik-Bereich ergibt sich ein gutes Performanceplus, was angesichts von weniger aktiven Shader-Clustern bei der neueren APU (samt nur geringfügigem Speichertaktvorteil von DDR4/2666 vs. DDR4/3200) nicht gerade selbstverständlich ist.

Ryzen 5 3500U Ryzen 5 4500U Differenz
Technik AMD Picasso (Zen+), 4C/8T, 2.1/3.7 GHz, Vega 8 @ ≤1200 MHz, verbaut in Acer Swift 3 SF314-4 mit DDR4/2666 AMD Renoir (Zen 2), 6C/6T, 2.3/4.0 GHz, Vega 6 @ ≤1500 MHz, verbaut in Acer Swift 3 SF314-42 mit DDR4/3200 -
Cinebench R20 Multi 1294 1843 +42,4%
Geekbench 5 Single 886 1074 +21,2%
Geekbench 5 Multi 3067 4282 +39,6%
3DMark13 FireStrike  (Score) 2433 2641 +8,5%
3DMark13 TimeSpy  (Score) 742 947 +27,7%
gemäß den Ausführungen vom Planet 3DNow!

Welche konkrete TDP bei dem Renoir-Notebook anlag, ist leider nicht bekannt – gemäß der Laufzeittests dürften es allerdings kaum eine Differenz zum Picasso-Notebook geben, welches augenscheinlich auf der nominellen TDP von 15 Watt lief. Damit dürfte dann aber schon jener Ryzen 5 4500U als reiner Sechskerner ohne SMT alle 15-Watt-Prozessoren von Intel unter Druck setzen können, welche sich beispielsweise im Cinebench-Test bestenfalls ca. +20% vor einen Ryzen 5 3500U setzen können (und damit langsamer als ein Ryzen 5 4500U wären). Dabei ist der Ryzen 5 4500U letztlich nur das zweitkleinste U-Modell von AMDs neuer Renoir-Riege, dürfte dementsprechend günstig für die Notebook-Hersteller sein. Die größeren U-Modelle sollten den Druck auf Intel also noch weiter erhöhen können – und dies in einem Feld, wo Intel derzeit bestenfalls einen einzelnen (teuren) Sechskerner aufbietet, aber keinerlei Achtkerner (auch nicht angekündigt oder irgendwie in Vorbereitung). Davon abgesehen zeigt die schnelle Offline-Stellung jenes Tests darauf hin, das hierzu möglicherweise ein weltweites Test-Moratorium existiert, somit also schon in den nächsten Tagen ein großer Schwung an Hardwaretests zu Renoir-Notebooks auftauchen könnte.

Gemäß unseres Forums sind die gestrigen 3DMark13-Werte von Core i9-10900K vs. Ryzen 9 3900X auf AMD-Seite nicht wirklich gut gelungen, gibt es im Web bereits bessere Ergebnisse zum AMD-Prozessor. Und in der Tat zeigen die hierzu angebrachten Links zu diversen anderen Ergebnissen darauf hin, das der erste Eindruck (eines kleinen Vorteils des kommenden Intel-Prozessors) nicht korrekt war, sondern das es eher ein Hauen & Stechen zwischen AMD und Intel unter diesen 3DMark-Benchmarks geben dürfte. Derzeit sieht es so aus, als würde es unter dem 3DMark13 FireStrike Physics einen Gleichstand geben, unter dem 3DMark13 TimeSpy CPU dann Intel um ca. 4% vorn liegen, unter dem 3DMarl13 TimeSpy Extreme CPU hingegen AMD um bis zu 9% vorn liegen. Gleichfalls wird aber natürlich die berechtigte Frage aufgestellt, ob sich wirklich so viel für die Praxis aus diesen 3DMark-Zahlen ablesen läßt – denn gerade im CPU-Bereich zeigen die Benchmarks unter realen Spielen doch ein deutlich anderes Performance-Bild als jene 3DMarks auf.

Technik FireStrike Physics TimeSpy CPU TimeSpy Extreme CPU
Core i9-10900K Comet Lake, 10C/20T, 3.7/5.1 GHz 28'462 13'142 6'124
Ryzen 9 3900X Zen 2, 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 499$ 27'137 12'624 6'570
andere Benchmark-Werte zum Ryzen 9 3900X:   3DMark Ø-Score: 28'701
Tom's Hardware: 28'700
UL eigener Wert: 28'838
3DMark Ø-Score: 12'200
Guru3D: 12'203
Igor's Lab: 11'765
Tom's Hardware: 11'532
3DMark Ø-Score: 6'703
Igor's Lab: 6'615
originale Benchmarks gemäß den Twitter-Leaks seitens Apisak & Rogame

Inhaltlich kann man dies sicherlich bestätigen – doch andererseits haben die Leaker bzw. Benchmarker speziell in dieser Situation wohl gar keine andere Wahl, denn andere Standard-Benchmarks zum Erfassen der CPU-Performance unter Spielen gibt es faktisch nicht. Klar sind hierbei Benchmarks aus echten Spielen viel zielführender, aber dafür bräuchte man dann auch vergleichende Ergebnisse vom selben Hardwaretester, was aber bei Benchmarks-Leaks in aller Regel nicht möglich ist bzw. in der Praxis nur höchst selten geboten wird. Die Leak-Benchmarker beschränken sich daher üblicherweise auf Messungen unter bekannten Standard-Benchmarks, mittels welchen man auch einen Vergleich gegenüber den Werten völlig anderer Systeme antreten kann. Trotzdem wäre es natürlich besser, in dieser Frage Benchmark-Programme zu vermeiden, welche mit bekannt flatterhaften Werten daherkommen (Geekbench) – oder aber Werten, welche übermäßig in eine gewisse Zielrichtungen hin gewichtet sind (UserBenchmark). Im Bereich der CPU-Performance unter Spielen stehen aber wie gesagt keine Wahlmöglichkeiten zur Verfügung, da geht kaum etwas außerhalb des 3DMark – was dann wohl mal eine Aufgabe für einen Benchmark-Hersteller wäre, dies zu ändern.

Der aus China kommende Coronavirus "2019-nCoV" ist nicht nur ein medizinisches wie gesellschaftes Problem, sondern fängt nunmehr auch an, seine Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben und damit die IT-Industrie zu haben. Damit sind nicht einmal Problemfälle wie partielle Messe-Absagen (derzeit ist der kommende Mobile World Congress betroffen) oder auch Produkt-Verzögerungen gemeint – denn in einer Wirtschaft, welche keinerlei Mangel an Gütern hat, ist letzteres sicherlich nicht der entscheidende Punkt. Vielmehr kommt nun aber vor allem der Konsum in ganz China unter Druck – logisch, wenn sich niemand mehr auf die Straßen oder gar in Einkaufszentren traut (Bericht aus Peking; Bericht über Macau). Damit fehlt der Weltwirtschaft derzeit an vielen Stellen der chinesische Konsument – was aufgrund der Größe der chinesischen Wirtschaft eine zumindest beachtbare Auswirkung auf alle Konsumgüter-Hersteller hat. Im Schnitt der Wirtschaft muß deswegen wohl kaum jemand seine Fertigung wirklich drosseln, aber das ganze hat zumindest einen kurzfristigen Effekt auf die Verkaufszahlen. Je nach Länge dieser Kaufflaute könnte dieser Effekt auch dafür sorgen, das es im restlichen Jahr nur noch darum geht, die (relativen) Verluste des ersten Quartals wieder abzutragen, das aber das Jahr 2020 letztlich als "Plus/Minus-Null" in die Wirtschaftsgeschichte eingeht. Die IT-Industrie ist hierbei besonders betroffen, da es eine starke Konzentration auf wenige Marken gibt, welche dann üblicherweise weltweit verkaufen – sprich, derzeit in China beachtbare Ausfälle an Verkäufen erleiden müssen.

Gemäß der DigiTimes gehen die taiwanesischen IT-Hersteller davon aus, das der eigentlich geplante Aufschwung zum Jahresanfang 2020 (wegen der halben Einigung im US/China-Handelsstreit) komplett ausfallen und die Absatzzahlen erst einmal in den Keller gehen werden. Dies soll sogar so weit gehen, das Intel durch hiermit ausfallende Prozessoren-Verkäufe unverhofft aus seiner 14nm-Lieferschwäche herauskommt – nicht, weil man so viel an Kapazität aufgestockt hätte, sondern weil der fehlende Bedarf aus China einen ausreichend großen Puffer ergibt, um den Rest der Welt plötzlich wieder beliefern zu können. Bei anderen Produkten dürfte der kurzfristig ausfallende Bedarf aus China dafür sorgen, das Läger anderenorts gefüllt werden – und somit vielleicht sogar ein gewisser Druck auf die Abgabepreise entsteht. Je nach Länge der chinesischen Kaufflaute könnte dieser Druck möglicherweise aber auch zu kurz wirken, um wirklich etwas an den Verkaufspreise zu ändern – denn natürlich wird China wieder zurückkommen und es dann mehr oder weniger "normal" weitergehen. Nichtsdestotrotz dürfte man die Kerbe des Coronavirus "2019-nCoV" wohl in vielen Wirtschaft- und Geschäftsberichten zum Jahr 2020 letztlich erkennen können.