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Hardware- und Nachrichten-Links des 30./31. Juli 2021

Hübsch widersprechende Informationen gibt es derzeit zum Tape-Out und Releasedatum des Navi-31-Chips: Während der bekannte Chiphell-User wjm4176 von einem erfolgten Tape-Out und einem zu erwartenden Release im dritten Quartal 2022 spricht, widerspricht Greymon @ Twitter ausdrücklich in beiden Punkten. Was hier korrekt ist, wird sich noch herausstellen – wobei man aus Erfahrungswerten schlußfolgern kann, dass für ein Release irgendwo an der Grenze zwischen dritten und viertem Quartal 2022 der Tape-Out üblicherweise am Anfang des vierten Quartals 2021 liegen sollten. Mit einem früheren Releasetermin könnte sich dies natürlich nach vorn verschieben, auch wäre eine wegen des MultiChip-Ansatzes von Navi 31 eventuell etwas längere Validierungsphase nicht gänzlich unmöglich – beide Auflösungen wären somit grundsätzlich denkbar.

Navi31 has successfully taped out. If there is no accident, it will be listed on time in q3 next year.
Quelle:  wjm4176 @ Chiphell-Forum am 29. Juli 2021, übersetzt ins Englische seitens VideoCardz

AD102 and Navi31 have not been taped out yet. Navi31 will not be released in Q3 2022.
Quelle:  Greymon @ Twitter am 30. Juli 2021, inklusive nachfolgenden Tweet

Vor allem aber dürfte so oder so das Design-Ende von Navi 31 erreicht sein – sprich ab sofort wird nicht am Chip-Design selber gearbeitet, sondern jenes nur noch für den Tape-Out finalisiert und selbiger danach durchgezogen. Danach steht eine zwischen 3-4 Quartale andauernde Phase mit zuerst der Chip-Validierung an, wird der Start der Massenfertigung vorbereitet, aus dem vorliegenden Grafikchip letztlich komplette Grafikkarten kreiiert und geht es rund in Jahresfrist dann endlich zum Marktstart. Bei Chips aus bekannten Architekturen sowie bekannten Fertigungsverfahren kann diese Phase von Tape-Out bis Marktstart kürzer dauern (nVidia hat es auch schon in grob nur zwei Quartalen hinbekommen), bei CPUs dauert jene üblicherweise sogar etwas länger (eher 5 Quartale). Die Hardware-Daten auf Chip-Ebene liegen jedoch wie gesagt immer schon etwas vor Tape-Out fest, sind danach auch nicht mehr änderbar – und stellen derzeit die eigentliche Quelle der vielfältigen Leaks über die 5nm Grafikchip-Generation dar.

Leaks zu den darauf basierenden Grafikkarten sind dagegen noch eine ganze Weile nicht zu erwarten, da hierfür jene 5nm-Grafikchips erst einmal weitgehend ihre Validierungs-Phase überstanden haben müssen. Richtige Grafikkarten kann man schließlich erst dann kreiieren, wenn ein solides Wissen über Performance und elektrische Eigenschaften des Grafikchips existieren – was nur mittels real vorhandener (lauffähiger) Hardware ermittelbar ist. Die konkrete Produktplanung mag sicherlich schon lange vorher als Konzeption existieren, nimmt aber erst wenige Monate vor Release wirklich Fahrt auf. Erst dann kristalisiert sich beim Grafikchip-Entwickler heraus, welche Chip-Versionen mit welchen Taktraten welche Performance-Punkte besetzen sollen. Auf dieser Basis werden dann Referenz-Grafikkarten entwickelt und fängt die Zusammenarbeit mit den Grafikkarten-Herstellern zur Launch-Vorbereitung an. Wenige Wochen vor Launch sind dann normalerweise auch die Karten-Daten in Stein gemeißelt – als letztes verbleibt meist der Preispunkt offen, jenen könnte man sogar Minuten vor Launch noch verändern.

grobe Richtung finale Daten
Bedeutung:   könnte sich noch ändern steht fest, wird nicht mehr verändert
Grafikchip: Hardware-Daten Konzeptions-Phase des Chip-Designs finaler Entwurf der Design-Phase (etwas vor Tape-Out)
Grafikchip: (ungefähre) Performance & Verbrauch per Simulation während der Design-Phase mittels der Validierungs-Phase am echten Chip
Grafikkarten: Hardware-Daten, Perform. & Verbrauch nach der Validierungs-Phase, einige Monate vor Release wenige Wochen vor Release
Grafikkarten: Listenpreis wenige Wochen vor Release mit der offiziellen Vorstellung
Anmerkung: grobe, sinngemäße Angaben – kann im Einzelfall immer etwas abweichen!

Dies mag erklären, wieso jetzt derart viele Chip-Leaks in kurzer Zeit möglich sind – und wieso Leaks zu konkreten Karten für die nächsten Monate dennoch ausbleiben sollten. Ein grobes Wissen zu Performance & Stromverbrauch der 5nm-Grafikchips existiert bei den Grafikchip-Entwicklern natürlich trotzdem – schließlich werden alle in der Designphase befindlichen Grafikchips (weit vor Tape-Out) in einem Simulator bereits virtuell "betrieben" und sind die grundlegenden elektrischen Eigenschaften des angesetzten Fertigungsverfahrens bekannt. Im Gegensatz zu den reinen Hardware-Daten, die sich nicht mehr ändern, kann aber dennoch an erreichbarer Taktrate und damit einhergehendem Stromverbrauch eine gewisse Abweichung zwischen Simulation bzw. Vorplanung und dann dem realen Silizium herauskommen. Extreme Abweichungen braucht man allerdings nicht erwarten, üblicherweise treffen die Simulationen ziemlich gut auf den später erreichten Real-Zustand zu.

Aus jenen genannten Hersteller-Simulationen resultieren somit die schon genannten Performance-Zielsetzungen zu AMDs Navi 31 und nVidias AD102, gleichfalls wohl auch die kürzlich genannten (groben) Stromverbrauchs-Werte zu den NextGen-Chips. Hierzu fügte Twitterer 'Greymon55' mit zwei Tweets ein nochmals leicht verändertes Bild an: Danach soll Navi 31 auf 350-450W einzuschätzen sein, AD102 hingegen auf 450-500W – und damit mehr als bei AMD. Dies erscheint aufgrund der Hardware-Ansetzung als etwas seltsame Auflösung, denn damit würde nVidia für die vermutlich geringere Performance einen höheren Stromverbrauch hinlegen – und dies auf dem gleichen Fertigungsverfahren. Gut denkbar, dass zumindest diese Aussage des Twitterers nicht ganz passend ist. Grundsätzlich wird damit jedoch auch wieder der grobe TDP-Rahmen bestätigt, in welchem die nächsten Spitzen-Grafikkarten zu erwarten sind: 400-500 Watt, nur mit einigem Glück weniger als das.

(AMD Navi 31 Power Consumption): 350-450W is reasonable
Quelle:  Greymon55 am 30. Juli 2021
 
(nVidia AD102 Power Consumption): 450-500W
Quelle:  Greymon55 am 29. Juli 2021

VideoCardz vermelden ein fernöstliches Gerücht, wonach Intel sich dafür entschieden haben soll, seine DG2-Grafikkarten zur CES 2022 herauszubringen. Damit würde Intel zwar seine eigentliche Terminplanung einer Veröffentlichung noch im Jahr 2021 verfehlen – aber im Endeffekt hatten die letzten Termin-Gerüchte bereits ähnliches angedeutet und geht es an dieser Stelle sowieso eher darum, das überhaupt (endlich) mal etwas passiert. Ein früherer Starttermin hätte Intel mitten in der Chip-Krise eine größere Chance auf einen sofortigen Markterfolg gelassen, aber auch so lassen AMD & nVidia letztlich eine große Flanke beim Thema Preis/Performance-Verhältnis der Mainstream- und Midrange-Lösungen offen (wie derzeit bei der Radeon RX 6600 XT zu sehen). Hier könnte Intel das Markt-Korrektiv spielen – und entweder AMD & nVidia zu Preissenkungen veranlassen oder halt aus dem Stand heraus auf gute Marktanteile kommen.

Hardware Smart-Cache Speicher Performance-Klasse TDP
DG2-512 512 EU (4096 FP32) @ 256 Bit 16 MB 8/16 GB GDDR6 angeblich GeForce RTX 3070 Ti angeblich ≤235W
DG2-384 384 EU (3072 FP32) @ 192 Bit 16 MB 6/12 GB GDDR6 geschätzt ca. GeForce RTX 2080 geschätzt 190W
DG2-256 256 EU (2048 FP32) @ 128 Bit 8 MB 4/8 GB GDDR6 geschätzt ca. GeForce RTX 2060 geschätzt 130W
DG2-128 128 EU (1024 FP32) @ 64 Bit 4 MB 4 GB GDDR6 geschätzt ca. GeForce GTX 1650 geschätzt 70W
DG2-96 96 EU (768 FP32) @ 64 Bit 4 MB 4 GB GDDR6 geschätzt ca. GeForce GTX 1050 geschätzt 40W
Anmerkung: alle Daten zu noch nicht veröffentlichten Grafikkarten basieren weitgehend auf Gerüchten & Annahmen

Heise berichten über sogar zwei Programme, welche die Cryptomining-Bremse der GeForce RTX 3060 aushebeln können, womit diese Karte dann Ethereum wieder mit ca. 40 MH/sec schürft. Interessanterweise beschränken sich beide Programme jedoch auf die GeForce RTX 3060 – was etwas irritierend ist, denn die größeren Karten sind natürlich effektiver für das Ethereum-Mining, gerade im professionellen Bereich. Bisher war nicht bekannt, dass deren Mining-Sperre technologisch andersartig wäre – was jedoch den einzigen Grund darstellt, jene Programme eben auf die GeForce RTX 3060 zu beschränken. Interessanterweise ist die Situation bei den Minern jedoch inzwischen augenscheinlich derart, dass derzeit kaum großes Interesse an Neuinvestitionen existiert: Die chineschen Miner suchen zumeist gerade neue Standorte, alle Miner müssen zudem an einer Strategie für den kommenden Ethereum-Wechsel auf Proof of Stake arbeiten. Neuinvestitionen dürfte man wenn dann nur zu ruhigeren Zeiten tätigen – oder wenn die Gewinnaussichten so extrem hoch sind, dass jede Vorsicht negierbar ist.

Abschließend sei noch auf eine kuriose Ankündigung auf Twitter verwiesen: Dort verspricht ein Account namens "3dfx Interactive" die Rückkehr eben dessen für den nächsten Donnerstag (5. August). Bislang ist vollkommen unklar, ob dies ernstzunehmen ist, einen Troll-Versuch darstellt oder dahinter sich irgendetwas anderes verbergen könnte, was letztlich nur denselben Namen benutzt. Interessanterweise hat nVidia anno 2000 vom seinerzeitigen 3D-Pionier 3dfx zwar Patente und Markenrechte übernommen, die Firma "3dfx Interactive" bestand jedoch noch fast zwei Jahre und meldete erst im Oktober 2002 Konkurs an. Laut der Wikipedia ist der deutsche Markenschutz von "3dfx" inzwischen erloschen, generell können solcherart Rechte bei Nichtnutzung auch automatisch verfallen. Somit könnte durchaus eine dritte Partei mit dieser Marke arbeiten – oder natürlich nVidia selber. Vor dem Donnerstag sind der Fantasie hierzu kaum Grenzen gesetzt – und, um einmal einen dicken Brocken in die Runde zu werfen: Auch Intel könnte sich die Marke gesichert haben und seine kommenden DG2-Grafikkarten darunter vertreiben. Dies setzt natürlich voraus, dass dies rechtlich möglich ist, das es hierbei wirklich um PC-Grafikkarten geht und dass jene Ankündigung letztlich überhaupt ernsthaft gemeint ist – allesamt unsichere Punkte.