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Hardware- und Nachrichten-Links des 28./29./30. Juni 2016

Die Stimmungslage nach dem Launch der Radeon RX 480 ist reichlich durchwachsen: Der Diskussionsthread zum Launch ist inzwischen schon 48 Seiten stark, auf welchen es von klarer Enttäuschung bis umgehenden Kaufwunsch geht. Es überwiegt allerdings etwas die Enttäuschung – was natürlich auch auf den vorhergehenden Hype zurückzuführen ist, welchen wiederum AMD höchstselbst mit angefacht hatte. Dabei liegt die erreichte Performance sogar im Rahmen von AMDs früheren Angaben (oberhalb Radeon R9 290), selbst der unerwartet hohe Stromverbrauch ist letztlich kein in der Praxis wirksamer Bremspunkt. Aber der insgesamte Eindruck vieler Beobachter ist, das die Karte einfach nur "okay" ist – und das dies nicht ausreichend ist, um wirklich Eindruck zu machen. Und dies sollte sicherlich immer das Ziel bei neuer Hardware sein, auch wenn diese Zielsetzung nicht immer erreicht werden kann. Der Blick auf das letztlich erreichte darf dadurch aber nicht verstellt werden: Die Karte hat das derzeit beste Preis/Leistungs-Verhältnis in ihrem Marktsegment, insbesondere die 4-GB-Ausführung. Die vorherigen Performance-Boliden Radeon R9 390 & 390X sowie GeForce GTX 970 & 980 werden durch die Radeon RX 480 obsolet – nicht mit dem vorab erwarteten enormen Vorsprung, aber eben eindeutig.

AMD hat allerdings einiges verschenkt durch die Problematik der zu hohen Stromaufnahme, welche ihrerseits den faktischen Bruch der PCI-Express-Spezifikation hervorruft. Rein praktisch werden wohl auch die Referenzdesigns funktionieren, wahrscheinlich selbst auf eher günstigen Mainboards bzw. in billigen Komplett-Rechnern. Dennoch sollte man niemals eine solche Angriffsfläche bieten, welche zudem mit einer einfachsten Maßnahme wie einem 8poligen Stromstecker vorab hätte verhindert werden können. Sicherlich freuen sich nun die Grafikkarten-Hersteller, das es ein größeres Augenmerk auf die Herstellerdesigns zur Radeon RX 480 geben wird – aber gerade der Eindruck am Launchtag zählt viel mehr als alle später erbrachten Leistungen und Verbesserungen. Und in dieser Frage hat AMD (nicht zum ersten Mal) ein klares Eigentor geschossen – was die Frage aufstellt, wie sorgsam diese Launches bei AMD geplant und vorbereitet werden. Bei einer wirklich soliden Launch-Vorbereitung hätte klar werden müssen, was die Presse zu dieser Problematik schreiben würde – und dann hätte man eventuell vorab noch reagieren können.

Nicht besonders nett ist in dieser Angelegenheit im übrigen der Versuch AMDs, das ganze herunterzuspielen als Ausnahmen bei "einigen" Testberichte – denn am Ende haben alle Testberichte, welche über die Möglichkeit zur Stromverbrauchs-Messung der reinen Grafikkarte verfügen, jene Spezifikations-Übertretung ausgemessen (Überblick über die Stromverbrauchs-Messungen der Radeon RX 480). Einige Tester wie HT4U, PC Games Hardware und Tom's Hardware hatten dann noch weitere Möglichkeiten und konnten damit dann den Finger zielgenau in die Wunde legen. Wie gesagt wäre dies – da AMD intern über das Verhalten der Grafikkarte eigentlich Bescheid gewußt haben muß – vorher erkennbar gewesen, was die Presse zu diesem Punkt herausfinden und schreiben würde. Es sei denn natürlich, AMD würde über die (inzwischen jahrealte) Pionierarbeit gerade von HT4U in dieser Frage nicht im Bilde sein – was kaum sein kann angesichts inzwischen mehrerer Webseiten, welche Stromverbrauchs-Messung der reinen Grafikkarte beherrschen. Und sicherlich ist AMD gut beraten, entschärfenderweise dem Vorschlag von HT4U folgend sich offiziell, ordentlich und erschöpfend zu erklären, sowie vor allem eine Unbedenklichkeitserklärung ob dieses Spezifikationsbruchs abzugeben (sofern möglich).

Ganz allgemein den Polaris-10-Chip betrachtend geht man zudem in der Foren-Diskussion davon aus, das ein Teil des etwas zu kurzen Performancesprungs bei gleichzeitig zu hohem Strombedarf wohl aus der 14nm-Fertigung von GlobalFoundries resultiert. Für GlobalFoundries ist diese Fertigung absolut neu, zudem hat der Auftragsfertiger kaum Erfahrungen mit der Herstellung von Grafikchips (im Gegensatz zu TSMC). Hier könnte durchaus eine Ursache für den unerwartet hohen Stromverbrauch liegen, denn Polaris 10 dürfte sicherlich nicht für reale Wattagen von bis zu 170 Watt konzipiert gewesen sein. Der relativ hohe Stromverbrauch zusammen mit der vergleichsweise hohen Chipspannung könnte dann potentiell auch eventuell höhere Chiptaktraten verhindert haben, welche ihrerseits der Radeon RX 480 eine höhere Spiele-Performance hätte ermöglichen können. Nachteiligerweise sind dies natürlich alles nur wohlfeile Thesen ohne irgendeinen Beleg oder gar nur ernstzunehmenden Hinweis – und wenn wir jemals interne Details hierzu erfahren, dann wird dies üblicherweise erst in einiger Zukunft sein, wenn die heutige Thematik dann schon wieder IT-Geschichte ist.

Ironischerweise scheint die Radeon RX 480 abseits der Überlegungen aus der Gemeinde der Grafikkarten-Enthusiasten eher ein Gewinner bzw. ein Verkaufserfolg zu sein: Beim britischen Händler Overclockers.co.uk wurden innerhalb der ersten 24 Stunden über 1000 Stück verkauft, bei der Mindfactory sind derzeit knapp über 800 Stück über die Ladentheke gegangen. Da AMD augenscheinlich auch liefern bzw. nachliefern kann, dürften auch die weiteren Verkaufszahlen gut ausfallen. Abseits der Grafikkarten-Enthusiasten wird wohl fast nur das Preis/Leistungs-Verhältnis bzw. richtigerweise das Verhältnis von gebotener Performance zum aufgerufenen Preis beachtet, welches bei der Radeon RX 480 erstklassig und durch andere Angebote nicht zu schlagen ist. Gut möglich (und AMD natürlich zu gönnen), das die Radeon RX 480 letztlich doch den Weg der GeForce GTX 970 geht und zum echten Millionenseller (mit dann auch Spitzenpositionierungen beim Steam-Survey) wird. Die Voraussetzungen hierfür sind über das wie gesagt erstklassige Preis/Leistungs-Verhältnis gemacht, die PCI-Express-Problematik zählt im Massenmarkt überhaupt nicht und auch die schwache Overclocking-Eignung ist dort eher nur ein Schönheitsfehler. Die Radeon RX 480 ist halt ein solides Massenprodukt – womit die ganz große Zuneigung der Grafikkarten-Enthusiasten immer etwas unwahrscheinlich ist.

Die PC Games Hardware vermeldet den Releasetermin der Nintendo NX mit März 2017, basierend auf Nintendo-offiziellen Aussagen. Damit bleibt die Chance offen, das Sonys PS4K wirklich noch in diesem Jahr erscheint – der augenscheinliche SoC-Fertiger GlobalFoundries hat wie bekannt wiederum alle drei Konsolen-Designswins einsacken können und will zwei davon erst 2017 ausliefern, einer könnte aber noch im Jahr 2016 erscheinen. Der dritte im Bunde in Form von Microsofts Scorpio kommt in jedem Fall als letzter, nämlich erst zu Weihnachten 2017. Grob kann man damit der kommenden 9. Konsolen-Generation den Zeitstempel "2017" geben, denn selbst wenn Sonys PS4K noch dieses Jahr erscheint, dürfte dies sicherlich erst zum Jahresende passieren. Wie bekannt sind Scorpio und PS4K schon recht gut einordenbar und ausgerechnet die NX als das am längsten bekannte neue Konsolen-Projekt ist bislang noch eine ziemliche Blackbox mit unbekannten Hardware-Daten und unbekannter Zielsetzung.