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Hardware- und Nachrichten-Links des 27./28. Oktober 2016

Die PC Games Hardware hat sich die Grafikkarten-Performance unter "Shadow Warrior 2" angesehen. Das Spiel auf Basis der Roadhog-Engine von Indie-Entwickler "Flying Wild Hog" kommt recht fix auf Performance, so das unter FullHD selbst noch Altmodelle passabel mitkommen (bzw. unter leichter Reduzierung der Bildqualität wohl sogar gut mitkommen). Beispiele hierfür sind eine GeForce GTX 560 Ti auf 25 fps oder eine GeForce GTX 460 auf immerhin noch 18,6 fps. Mit modernen Grafikkarten sind (zumindest unter FullHD) 60 fps jedoch eher schnell zu erreichen, selbst eine GeForce GTX 1050 Ti erreicht noch (werksübertaktet) 50 fps. Die Anforderungen steigen unter WQHD nur eher maßvoll, dann dagegen unter UltraHD sehr heftig – mit weniger als einer GeForce GTX 1070 sind unter UltraHD keine 40 fps mehr drin. Zudem hat die PCGH auch wieder extra "Multi-Res Shading" Benchmarks angesetzt: Die GeForce GTX 1050 Ti zieht hieraus unter FullHD die bekannt eher schwachen Vorteile (+7% bzw. +17%), die Titan X (Pascal) unter einer Monsterauflösung von 6144x3240 Pixeln kommt mit +13% (konservativ) bzw. +25% (aggressiv) aber auch nicht wesentlich besser weg. Dafür, das vom optischen Eindruck her meistens nur die konservative Variante zu empfehlen ist, bleibt die Mehrperformance durch Multi-Res Shading zu gering, um nun plötzlich zum heiligen Gral der Performance zu werden.

Auch wenn nVidias GP107-Chip gemischte Reaktionen hervorruft, so eröffnet jener dann doch wieder eine neue Effizienz- und Architektur-Diskussion mit AMD. Denn wenn GeForce GTX 1050 & GeForce GTX 1050 Ti ein was können, dann ist das möglichst viel fps zu möglichst wenig Stromverbrauch auszuwerfen. Im Fall der GeForce GTX 1050 Ti ist dies mit einem Performance-Index von 360% zu einem Stromverbrauch von ~58 Watt besonders drastisch – gegenüber der (referenzmäßigen) Radeon RX 460 (260%, ~70W) holt nVidia satte 67% mehr Performance/Watt heraus – bei noch dazu einem Grafikchip mit ähnlicher Chipgröße (GP107 mit 132mm², Polaris 11 mit 123mm²) und sogar faktisch identischer Fertigung (14nm Samsung vs. 14nm GlobalFoundries). Selbiges Dilemma hatte sich kürzlich schon angedeutet – Meldungen No.1 & No.2 – und erreicht nun im Zweikampf von nVidias GP107 gegen AMDs Polaris 11 ein neues Level. Dabei gilt immer die Faustregel: Im Mainstream- und Midrange-Bereich bedeutet eine schlechtere Energieeffizienz einfach nur stromdurstigere Grafikkarten, was bei maßvoller Differenz noch keinen Beinbruch ergibt. Liegt man bei der Energieeffizienz jedoch derart deutlich zurück, hat dies seine schlimmsten Auswirkungen im HighEnd- und Enthusiasten-Feld, wo man nicht beliebig noch stromhungrigere Grafikkarten herausbringen kann – regulär sollte man bei 250 Watt aufhören, mehr als 300 Watt gehen dann einfach nicht.

Welcher Grafikchip-Entwickler also eher an diese Grenze anschlägt, muß früher die Performance herunterregeln, obwohl der zugrundeliegende Grafikchip eventuell mehr könnte – Energieeffizienz ist insbesondere für das Enthusiasten-Segment also eine extrem wichtige Kenngröße. Und angesichts der aktuellen Ergebnisse dürfte es (wieder) AMD werden, welcher hier eher zurückstecken muß – was bedeutet, das AMD nominell ein Problem hat. Praktisch dürfte AMD jenes Problem dadurch lösen, das man im Enthusiasten-Segment einfach nur eine DualChip-Lösung von Vega 10 aufbietet (wo höhere Wattagen dann eher akzeptiert werden), während Vega 10 "nur" ein HighEnd-Chip wird und damit kaum grenzwertig beim Energieverbrauch werden sollte. Die eigentliche Zielsetzung, bei der Energieeffizienz mit nVidia gleichzuziehen, wird damit jedoch nicht erreicht – sondern nur die Folgen des Mißerfolgs in dieser Zielsetzung bestmöglich kaschiert. AMD bietet also auch in der 14/16nm-Generation wiederum nicht dieselbe (hohe) Energieeffizienz wie nVidia auf – und es hängt nach dem Vergleich von GP107 zu Polaris 11 eben nicht an der Fertigungstechnologie, was bislang noch eine mögliche Antwort auf diese Frage darstellte.

Selbst der Punkt, das AMD seine Grafikchips augenscheinlich mit zu hohen Takraten und Chipspannungen herausbringen muß (um im Wettbewerb mit nVidia bestehen zu können), läuft am Ende auf dieselbe Problematik heraus – nVidia kann seine Grafikchips einfach mit viel höheren Taktfrequenzen betreiben und gleicht damit den Rückstand bei der nominellen Anzahl an Shader-Einheiten nicht nur aus, sondern wandelt diese Rechnung sogar in einen Gewinn für nVidia um. Erklärbar ist dies wohl nur mit Unterschieden in den tieferliegenden Details der jeweiligen Grafikchip-Architekturen – sprich, weniger der Anzahl und Funktionsweise einzelner Hardware-Einheiten, sondern tiefer auf Funktionsblock-Ebene. Augenscheinlich hat nVidia seine einzelnen Transistoren-Funktionsblöcke viel stärker auf höhere Chiptaktraten ohne aber größeren Energiebedarf optimiert – möglicherweise eine direkte Folge der besseren Geschäfte und damit höherer Finanzmitteln bei nVidia, welche man dann Forschung & Entwicklung zukommen lassen kann. AMD müsste an dieser Stelle nachziehen, ansonsten befindet man sich immer in derselben unglücklichen Situation wie aktuell – doch dafür fehlt AMD Geld und Manpower. Erst wenn AMDs primäres Geschäftsfeld in Form des CPU/APU-Business nach dem Zen-Launch anziehen würde, könnte mittelfristig so etwas möglich werden. Die mittelfristige GPU-Zukunft bei AMD dürfte allerdings eher davon geprägt sein, weiterhin bei der Energieeffizienz hinter nVidia zurückzuliegen.