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Hardware- und Nachrichten-Links des 27. Juli 2018

Wie die ComputerBase ausführt, hat Intel den Termin der ersten 10nm-Prozessoren nunmehr genauer angegeben – danach sollen erste 10nm-basierte Consumer-Produkte erst zur "Holiday Season" des Jahres 2019 erscheinen, was in den USA den Zeitrahmen ab Thanksgiving (Ende November) bis Jahresende meint. Im Idealfall legt man Produktlaunches für diese Terminlage natürlich derart an, das die neuen Produkte für die Holiday Season bereitstehen, sprich bereits im September gelauncht werden. Gleichfalls läßt diese Formulierung allerdings auch zu, erst kurz vor dem Jahresende einen "Feigenblatt"-Launch zu organisieren, welcher dann allerdings geschäftlich im alten Jahr kaum noch wirksam wird. In jedem Fall wird damit klar, das Intels bisherige Aussage von "10nm erst im Jahr 2019" in der Praxis auf das Jahresende 2019 hindeutet – mit somit sogar der gewissen Chance, das sich das ganze eventuell doch noch ins Jahr 2020 verschiebt. Da Intels entsprechende Server/HEDT-Prozessoren dann wie üblich mit 3-4 Quartalen Versatz erscheinen, bei AMDs im Jahr 2019 anstehenden 7nm-Prozessoren die Release-Reihenfolge jedoch genau umgedreht ist, ergibt sich für den Zweikampf von Intels 10nm-Prozessoren gegen AMDs 7nm-Prozessoren eine sehr hochinteressante Terminansetzung:

AMD 7nm-Prozessoren Intel 10nm-Prozessoren Zeitdifferenz
Consumer Matisse: Sommer/Herbst 2019 Ice Lake: Q4/2019 3-4 Monate für AMD
HEDT Castle Peak: Herbst 2019 Ice Lake X: Q3/2020 ~1 Jahr für AMD
Server Rome: Frühling/Sommer 2019 Ice Lake SP: Q3-Q4/2020 ~1,5 Jahre für AMD
Die Angaben dieser Tabelle beruhen auf reinen Abschätzungen gemäß des aktuellen Informations- und Gerüchtestands.

Denn AMD wird hiermit mit seiner (technologisch halbwegs vergleichbaren) 7nm-Fertigung sogar durchgehend vor Intels 10nm-Fertigung herauskommen – bei den Consumer-Produkten weniger stark ausgeprägt, aber dennoch beachtbar, bei den HEDT- und Server-Produkten dann sehr erheblich mit einer Zeitdifferenz von einem bis anderthalb Jahren. Sollte AMD seine Releasepläne halten können, wird man Intel damit gerade in diesen Margen-starken Segmenten heftig unter Druck setzen können – denn natürlich kann Intel mit den aktuell 14nm-basierten Server-Prozessoren nicht wirklich etwas gegen AMDs kommende 7nm-basierte Server-Prozessoren ausrichten, da braucht es seitens Intel schon den nächsten Evolutionsschub in Form eben der 10nm-basierten Server-Prozessoren. Im Consumer-Segment und dort speziell bei den Desktop-Modellen mag dies noch etwas anders aussehen, dort spielt vor allem die im Server-Segment wichtige Formel "Rechenleistung pro Watt" keine große Rolle. AMD könnte (und sollte) den zeitlichen Vorsprung im Consumer-Bereich aber dazu nutzen, möglichst umgehend 7nm-basierte Mobile-Prozessoren aufzulegen – weil im Mobile-Segment die vorgenannte Formel genauso wichtig ist und AMD dort mittels der 7nm-Fertigung dann endlich einmal groß punkten könnte. In jedem Fall dürfte es spannend werden zu sehen, wie Intel mit dieser (für Intel) faktisch unbekannten Phase eines Rückstands bei der Fertigungstechnologie fertig wird.

Die PC Games Hardware hat sich erneut die Grafikkarten-Performance von GTA V angesehen, passend zum dritten Geburstag der PC-Version. Inzwischen können potente Pixelbeschleuniger die maximale Bildqualität des Spiels zu flüssigen Frameraten darstellen, dazu gehören auch die besonders fordernden Grassdarstellungen auf "Ultra" (+37% Performancegewinn bei Zurückschaltung auf "High") sowie 4x Multisampling Anti-Aliasing (+28% Performancegewinn bei Zurückschaltung auf FXAA). Um 40 fps in einer überdurchschnittlich fordernden Spielszene zu erzielen, braucht man unter FullHD allerdings trotzdem schon Radeon RX Vega 56 oder GeForce GTX 1070 sowie unter WQHD dann schon eine GeForce GTX 1080 Ti – während in der 4K-Auflösung selbst eine Titan Xp bei dieser Bildqualität gerade einmal die 30-fps-Marke erreicht. Damit läßt sich dieser 2015er Titel auch jetzt noch sehr gut als Grafikkarten-Benchmark verwenden bzw. hat sogar noch Potential zugunsten zukünftiger Grafikkarten-Generationen. Eine Spielbarkeit läßt sich natürlich auch mit kleineren Grafikkarten bzw. zu höheren Frameraten als 40 fps erreichen, schon mit den vorgenannten zwei Optionen kommt man kumuliert auf ~75% Performancegewinn. Nichtsdestotrotz wird immer noch jene Grafiklösung gesucht, welche GTA V auf Max-Bildqualität samt Downsampling Anti-Aliasing flüssig darstellen kann.

Zur kürzlichen Meldung "Die Performance des Ryzen 7 1800X im Laufe der Zeit" wäre noch anzumerken, das es natürlich auch andere Ursachen für die beobachte Performancesteigerung geben könnte bzw. das hier mehrere Ursachen kumulativ zusammengearbeitet haben könnten. Als erstes fallen einem hierzu die Patches für Meltdown & Spectre ein – wobei zu beachten wäre, das jene natürlich erst mit den Benchmark-Ergebnissen von diesem Jahr wirksam werden konnten. Zudem wäre einzurechnen, das der letzte Benchmark-Stand auch schon wieder vom April 2018 ist und zu diesem Zeitpunkt gerade erst einmal die ersten Spectre-Patches und BIOS-Updates draußen waren – sprich, da könnte bei einer neuerlichen Erfassung des Performance-Bilds dieser Prozessoren vielleicht sogar noch mehr kommen. Für die komplette festgestellte Performance-Differenz können Meltdown & Spectre aber niemals stehen, schließlich wurde die eine Hälfte der Performance-Differenz bereits im Jahr 2017 erreicht. Hier können dann natürlich auch noch solche Punkte wie anderer Patch-Stand und andere Software-Auswahl über die Zeit eine Rolle gespielt haben. Das diese Faktoren in dem sehr breit angelegten Feld an Benchmarks und Testberichten allerdings so wirkmächtig sein soll, bezweifeln wir allerdings etwas.

Denn es ist kein Problem, mit einem einzelnen Benchmark in einem Testfeld von insgesamt 5 Benchmarks einen beachtbaren Effekt auf das Gesamtergebnis zu erzielen. Bezieht sich eine Durchschnittsbildung dagegen auf hunderte Benchmarks, angetreten durch dutzende Hardwaretests, dann ist auch eine insgesamte Performance-Differenz von +3% nicht mehr so einfach erreichbar. Im Beispiel ausgedrückt: 20% Mehrperformance in einem einzelnen Benchmark hat in einem Performance-Schnitt aus insgesamt 5 Benchmarks einen Effekt von 4% durchschnittlicher Mehrperformance, bei insgesamt 200 verrechneten Benchmarks sinkt der Effekt dagegen auf nur noch +0,1% durchschnittliche Mehrperformance ab. Um über andere Benchmark-Sets zu Ergebnissen in der aufgezeigten Größenordnung zu kommen, müssten also breitflächig die Hardwaretester ihre Benchmark-Sets verändert haben. Dies ist allerdings nicht zu sehen, es gab meistens partielle oder gar keine Anpassungen, nur einzelne Webseite haben regelrecht neue Benchmark-Sets aufgelegt. Speziell bei der Anwendungs-Performance sind diese Änderungen an den Benchmark-Sets keinesfalls bedeutsam – schließlich hat sich in den Jahren 2017/18 auch keine neue Anwendungs-Software in den Vordergrund geschoben, welche man nun unbedingt in seine Benchmark-Sets aufnehmen musste.

Etwas anders war dies bei den Benchmark-Sets zur Spiele-Performance, hier gab es durchaus einige Veränderungen bzw. Verbesserungen gerade im Laufe des Jahres 2017. Dies ist gut an den Benchmarks mit 1%-minimum-fps-Werten zu sehen, welche zum Jahresanfang 2017 noch nicht in ausreichender Zahl vorlagen, um daraus einen Index bilden zu können. Ab dem seinerzeitigen Threadripper-Launch hatte sich dieses Verfahren zur Performance-Ermittlung im Spiele-Bereich dann allerdings so weit durchgesetzt, das es genügend Einzelwerte für eine Index-Bildung gab – eine positive Folge dessen, das sich die Hardwaretester mittels der Ryzen-Prozessoren intensiver mit der Spiele-Performance und deren korrekter Ermittlung auseinandersetzen mussten. Ob die (sowieso nicht großartige) Performancedifferenz zwischen Threadripper- und Ryzen-2000-Launch dann über Performanceverbesserungen bei AMD oder aber einfach nur neue Benchmark-Sets erreicht wurde, kann man sicherlich diskutieren. Eine belastbare Antwort darauf wird man kaum finden können, da diese Benchmarks heutzutage kaum noch erneut nachstellbar sind. Zumindest läßt sich abseits der Ursachen-Forschung aber ein was mit Gewißheit sagen: Ryzen 1000 wurde gegenüber Kaby Lake im Laufe der Zeit nachweislich besser seitens der üblichen Launchtests vermessen – woraus dann auch eine bessere Bewertung resultieren sollte, völlig egal der Ursache dieser Mehrperformance.