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Hardware- und Nachrichten-Links des 23./24. Dezember 2019

Breit betrachtet wird derzeit ein (angebliches) Benchmark-Ergebnis samt Taktraten-Angabe zu Tiger Lake U, sprich einem Ultrabook-Prozessor aus der Tiger-Lake-Generation, welche aber mittels "Rocket Lake" auf Basis derselben "Willow Cove" CPU-Kerne auch noch eine nachfolgende Desktop-Abwandlung erhalten wird. Der Leak kommt von der chinesischen Webseite Zhihu, nach welcher das benutzte Engineering Sample von Tiger Lake U mit einem AllCore-Turbo von 4.0 GHz sowie einem maximalen Boost-Takt von 4.3 GHz lief. Dabei wurden gegenüber einem Core i7-1065G7 aus Intels Ice-Lake-Generation auf gleicher Anzahl an CPU-Kernen (4) sowie identischer TDP (15W) unter den standardisierten SPEC-Benchmarks Performance-Vorteile von +15% bis +18% erzielt. Mit auf 28 Watt hochgesetzter TDP lief Tiger Lake U dann (logischerweise) nochmals besser, wobei hierfür allerdings kein gleichartiges Benchmark-Resultat zum Ice-Lake-Prozessor vorliegt und jene 28W-Benchmarks somit nicht sinnvoll wertbar sind. Allerdings könnten diese 28W-Benchmarks darauf hindeuten, das jener Leak vielleicht sogar auf Intel-eigenen Angaben basiert – da Intel ähnliche Aufstellungen mit hoher/niedriger TDP bei den seinerzeitig ersten Ice-Lake-Benchmarks benutzte.

In jedem Fall versprechen diese Zahlen nichts wirklich unmögliches, denn der Großteil des Performance-Gewinns dürfte über die höheren Taktraten von Tiger Lake U realisiert worden sein, nur der kleinere Teil dann über einen weiteren IPC-Zuwachs. Aber auch dies wäre schon ein handfester Vorteil, denn das Problem von Ice Lake liegt schließlich darin, das der hohe IPC-Vorteil mit einem erheblichen Taktraten-Malus verbunden ist, Ice Lake somit in der Praxis weit weniger schlagkräftiger ist als es der IPC-Vorteil suggeriert. Mittels Tiger Lake scheint Intel diese Scharte auszuwetzen und jene 10nm-Prozessoren wieder auf einen ordentlichen Takt bringen zu können – womit man die IPC-Vorteile dann erst wirklich genießen kann. Gleichfalls sind damit dann auch schlagkräftige Desktop- und Server-Prozessoren unter der Tiger-Lake-Generation denkbar, wobei jenes Ultrabook-Modell allerdings noch keine abschließende Aussage darüber liefern kann, ob hiermit auch Desktop-übliche Taktraten (zu einem gangbarem Stromverbrauch) möglich werden. Aber in jedem Fall scheint Intel am Schwachpunkt von Ice Lake gearbeitet und mittels Tiger Lake bereits einen ersten großen Schritt in die Richtung hin getan zu haben, den IPC-Vorteil der neuen CPU-Kerne auch wieder mit statthaften Taktraten zu verbinden.

Seitens Hardware Unboxed @ YouTube kommen weitere Benchmarks zur PCIe-Schwäche der Radeon RX 5500 XT – welche interessante neue Aussagen liefern bzw. die Sache besser einzuordnen helfen. Denn Hardware Unboxed haben sich auch die Mühe eines Quervergleichs zu einem Intel-System gemacht, wo es logischerweise nur PCI Express 3.0 gibt – und welches demzufolge mit einer Radeon RX 5500 XT im Nachteil sein sollte. Die erzielten Benchmark-Resultate gehen allerdings nicht zwingend in diese Richtung, denn danach kommt das Intel-System im Schnitt der Messungen ziemlich nahe an die Performance des AMD-Systems mit PCI Express 4.0 heran – um eine marginale Differenz von -0,4% bei den nominellen Frameraten sowie dann noch -1,2% bei den minimalen fps unter der Radeon RX 5500 XT 8GB. Während bei jener größeren Karte auf dem AMD-System durchaus ein gewisser Effekt von PCI Express 4.0 ermittelt werden kann, kommt das Intel-System mit nur PCI Express 3.0 weiterhin ziemlich gut mit. Allerdings kann natürlich nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob nicht auch das Intel-System unter Benutzung von PCI Express 4.0 vielleicht noch besser dastehen könnte – dies wird sich erst ermitteln lassen, wenn Intel selber entsprechende Hardware auflegt.

9900K @ PCIe 3.0 3950X @ PCIe 4.0 3950X @ PCIe 3.0
Radeon RX 5500 XT 8GB -0,4% 100% -1,9%
Radeon RX 5500 XT 4GB -4,7% -2,9% -6,8%
5500XT 8GB @ 1% minimum fps -1,2% 100% -4,4%
5500XT 4GB @ 1% minimum fps -6,0% -5,2% -10,5%
gemäß den Messungen von Hardware Unboxed mit 8 Spieletiteln unter der FullHD-Auflösung

Bei der kleineren Radeon RX 5500 XT 4GB zeigt dann auch das Intel-System beachtbare Differenzen gegenüber dem AMD-System mit PCI Express 4.0: Mit -4,7% bei den nominellen Frameraten sowie -6,0% bei den minimalen fps sind die Unterschiede aber dennoch etwas kleiner als beim AMD-System mit PCI Express 3.0, wo dieselben Ergebnisse auf -6,8% bzw. -10,5% lauten. Dass zumindest die Radeon RX 5500 XT 4GB etwas unter PCI Express 3.0 leidet, läßt sich hieran also ebenfalls festmachen – auf allerdings viel kleinerer Flamme als bei den früheren Tests angegeben. Dabei war sowieso klar, das sobald man einfach mehr Benchmarks hinzunimmt (und sich nicht explizit auf Speicher-fressende Spieletitel konzentriert), die gemittelte Unterschiede schrumpfen würde – wie vorstehend zu sehen auf durchaus handelbare Größenordnungen. Nicht vergessen werden darf an dieser Stelle allerdings auch, das sich die Unterschiede üblicherweise auf wenige Spieletitel mit dafür dann dort zumeist größeren Differenzen konzentrieren. Die Radeon RX 5500 XT 4GB leidet nach wie vor primär unter ihrer geringen Speicherbestückung – und das sich dann im Durchschnitt Performance-Differenzen im einstelligen Prozentrahmen ergeben, hilft in der Praxis wenig, wenn unter einzelnen Spieletiteln greifbare Performance-Nachteile von -20% bis -30% und teilweise noch mehr vorliegen.

PCI Express 4.0 stellt hierzu logischerweise eine Linderung dar, beseitigt aber nicht das ursächliche Problem der Radeon RX 5500 XT in deren 4-GB-Ausführung – was schlicht an der kleineren Speicherbestückung bzw. der auffällig schlechten Speicherverwaltung bei der Radeon RX 5500 XT hängt. Davon abgesehen machen diese Benchmarks seitens Hardware Unboxed auch noch klar, das die Radeon RX 5500 XT bei ihren (meist auf Intel-Systemen angefertigten) Launchtests nicht schlechter als verdient weggekommen ist, denn unter diesen Intel-Systemen sind die Performance-Differenzen wie zu sehen meistens eher gering. Dabei wäre eine andere Performance-Bewertung (bei angenommen größeren Differenzen) wahrscheinlich sowieso nicht wirklich zulässig, denn in der Praxis dürfte gerade die Radeon RX 5500 XT primär auf Systemen mit PCI Express 3.0 zum Einsatz kommen – egal ob mit Intel- oder AMD-Prozessor. Denn jene klare Mainstream-Grafikkarte wird wohl kaum auf ein X570-System geschraubt – da gehört entweder eine kräftigere Grafiklösung dazu oder aber man hält sich bei einfachen AMD-Systemen eher an die günstigeren B450-Mainboards (welche über keinen PCI Express 4.0 Slot verfügen). In jedem Fall muß sich alle Hardware sowieso generell unter diesen Bedingungen zurechtfinden, welche zum Launch jeweils vorherrschen – und dies ist zur Zeit eben noch zu 90-95% PCI Express 3.0, oftmals selbst bei neu gekauften Systemen noch.