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Hardware- und Nachrichten-Links des 23. Juli 2012

Wie die ComputerBase mittels der Auswertung des Conference Calls zu AMDs jüngsten Quartalszahlen zu berichten weiss, plant AMD die Llano-Prozessoren bis ins Jahr 2013 parallel zu den Trinity-Prozessoren im Markt zu belassen – wahrscheinlich wird Llano erst dann verschwinden, wenn der Trinity-Nachfolger Kaveri erscheint (oder die angeblich großen Llano-Lagerbestände abgebaut sind). Mit Llano scheint sich AMD generell etwas verkalkuliert zu haben, wie man indirekt zugab: Auch Llano startete zuerst vornehmlich im OEM-Geschäft, während das Retail-Geschäft nicht so großartig beachtet wurde. Nun sollten nach dem Launch der Trinity Mobile-Ausführungen die Llano-Lagerbestände über das Retail-Geschäft abgebaut werden – mit aber dem Problem, daß das Retail-Geschäft Llano gerade nach dem Bekanntwerden der Trinity-Möglichkeiten logischerweise eher weniger interessant findet.

Wie AMD auf die Idee kommen konnte, seinen (sprichwörtlich gesagt und damit ohne Wertung gemeint) "alten Schrott" ausgerechnet im Retail-Geschäft abzuladen (normalerweise macht man das über billige Preise im OEM-Geschäft), ist völlig unklar: Gerade im Retail-Segment wissen die Käufer nun einmal überdurchschnittlich gut über kommende Neuerungen Bescheid – sprich, deren Blick geht inzwischen eher schon in Richtung des Trinity-Nachfolgers Kaveri und wenn AMD mit dem Desktop-Trinity nicht langsam mal in die Spur kommt, wird auch Trinity im Retail-Geschäft eine Pleite erleben. Genauso fehlt es Llano und Trinity an der nötigten Bekanntheit, um außerhalb von Enthusiasten-Kreisen irgendwie eine beachtbare Reaktion auslösen zu können – und diese Bekanntheit läßt sich schwer mit großen OEM-Deals oder auch guten Verkaufszahlen im Mobile-Segment erreichen, hierfür muß man die Käufer des Retail-Segments direkter ansprechen.

AMD hat in Llano und Trinity richtig gute Produkte, aber durch Verzögerungen in der Auslieferungen und durch eine eher nicht vorhandene Marketingstrategie sind diese kaum bekannt und dürften daher auch kaum vom potentiellen Käufer spezifisch nachgefragt werden. AMD macht hier sein Geschäft wohl vorwiegend dadurch, daß ein beherzter Verkäufer im Einzelhandel dem unerfahrenene Anwender das für ihn richtige Gerät mit AMD-CPU heraussucht – oder aber daß der Käufer durch reinen Zufall ein Modell mit AMD-CPU auswählt. Eine richtige Strategie, wie man mit diesen guten CPU-Architekturen ernsthafte Marktanteile gewinnt, sieht aber weit anders aus. Gegenüber der Übermacht von Intel reicht es ganz augenscheinlich nicht aus, ein gutes, teilweise sogar besseres Produkt zu haben – man muß es auch mit allem Nachdruck vermarkten, was AMD aber derzeit wohl etwas schleifen läßt.

Gemäß den X-bit Labs hat Auftragsfertiger TSMC frühere Pläne bestätigt, im nächsten Jahr 20nm-Chips in geringem Volumen herstellen zu wollen. Diese Aussage läßt sich allerdings durchaus dahingehend interpretieren, daß die 20nm-Massenfertigung sicher erst im Jahr 2014 bei TSMC anlaufen wird – und dies noch nicht einmal zwingend vom Jahresbeginn an. Zwar wird TSMC nur noch insgesamt einen 20nm-Prozeß für alle Bedürfnisse auflegen, was es den größeren Chips der Grafikchip-Entwickler theoretisch ermöglichen wird, zeitlich näher zu den kleineren Chips in der neuen Fertigungstechnologie herauszukommen – nichtsdestotrotz gilt, daß die großen Chips der Grafikchip-Entwickler garantiert noch nicht beim Start der 20nm-Massenfertigung bei TSMC spruchreif sein können.

Denn an dieser Stelle angekommen, dürfte TSMC erst einmal kleinere Chips in der 20nm-Massenfertigung auflegen, um weitere 20nm-Erfahrungen zu sammeln, welche dann bei der notwendigen Optimierung des Fertigungsverfahren für die großen Chips der Grafikchip-Entwickler wertvolle Hilfe leisten sollen. Unterhalb von einigen Monaten Differenz zwischen Start der 20nm-Massenfertigung und der Reife jenes 20nm-Prozesses auch für die großen Chips der Grafikchip-Entwickler geht da gar nichts – was das Datum für die erste 20nm Grafikchip-Generation nochmals weiter verschiebt. Gemäß dieser Meldung würden wir davon ausgehen, daß man 20nm-Grafikchips realistischerweise nicht vor Mitte 2014 erwarten darf – wenn dann eher mit dem Potential für weitere Verschiebungen als denn dem Potential eines früheren Marktstarts.