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Hardware- und Nachrichten-Links des 22./23. März 2021

Auch zur PC Games Hardware soll deren (bereits vor Monatsfrist erfolgte) Aufstellung eines neuen Grafikkarten-Testparcour zum besseren Vergleich von AMDs Radeon RX 6000 vs. nVidias GeForce RTX 30 noch erwähnt werden. Hierbei wurden 6 ältere Spieletitel durch 6 neue Spieletitel ausgetauscht, ein Spieletitel geht mit einer anderen Benchmark-Sequenz sowie fünf weitere Spieletitel mit verschärften Bildqualitäts-Settings ins Rennen. Unverändert blieben somit nur 8 der insgesamt 20 eingesetzten Spieletitel – abgesehen von etwaigen Verbesserungen oder Veränderungen durch neue Grafik-Treiber. Noch nicht vollständig mit dabei ist im Gegensatz zum neuen Testparcour der ComputerBase AMDs SAM-Feature, welches die PCGH nur beispielhaft anhand der Radeon RX 6900 XT ausgemessen hat. Trotzdem erzielt die Radeon RX 6900 XT kein ganz so gutes Ergebnis wie bei der ComputerBase – wobei es hier kein "richtig" und "falsch" gibt und beide Meßreihen besser denn gleichberechtigt nebeneinander stehen sollten.

rBAR/SAM FullHD/1080p WQHD/1440p 4K/2160p
GeForce RTX 3090 100% 100% 100%
Radeon RX 6900 XT  (mit SAM) 96,2% 93,6% 88,4%
Radeon RX 6900 XT 92,7% 90,9% 86,7%
GeForce RTX 3080 91,1% 89,8% 88,2%
Radeon RX 6800 XT 89,0% 86,9% 82,6%
Radeon RX 6800 75,3% 73,3% 70,3%
GeForce RTX 3070 72,5% 69,4% 64,7%
gemäß den Ausführungen der PC Games Hardware unter 20 Spiele-Benchmarks

Schließlich ergibt allein die abweichende Auswahl an Spielen und Testsequenzen ganz automatisch ein leicht differierendes Performance-Bild – völlige Übereinstimmung der Ergebnisse wäre nur bei theoretischen Testern erreichbar, ist aber sowieso nicht die Zielsetzung. Vielmehr sollte es darum gehen, immer möglichst aktuelle Benchmark-Ergebnisse zu zeigen – mit neuen Spieletiteln und neuen Treibern (auch für die alten Karten), auf Basis einer breiten Auswahl an Karten und Spieletiteln. In dieser Disziplin ist man im deutschsprachigen Raum mit den Benchmarks von ComputerBase und PC Games Hardware gut versorgt, ähnlich breit aufgestellt sind im englischsprachigen Raum allein die Messungen von TechPowerUp. Interessant ist im übrigen beim Detail-Vergleich der jeweiligen alten und neuen Testparcour-Indizes, dass sich beiderseits zumeist nur wenig an der nVidia-Performance verändert hat, die AMD-Karten bei beiden neuen Tesparcours hingegen durchgehend hinzugewinnen. Da selbiges bei der PCGH noch ohne den SAM-Effekt zu sehen ist, deutet dies auf einen generellen RDNA2-Zugewinn unter neuen Spielen bzw. fordernden Einstellungen hin.

CB @ 4K: alt → neu PCGH @ 4K: alt → neu
GeForce RTX 3090 147,0%  →  149,1% 159,0%  →  154,5%
Radeon RX 6900 XT 136,7%  →  142,7% 131,1%  →  134,0%
GeForce RTX 3080 132,3%  →  132,7% 137,5%  →  136,3%
Radeon RX 6800 XT 125,2%  →  130,0% 123,6%  →  127,7%
Radeon RX 6800 107,0%  →  111,7% 105,9%  →  108,7%
GeForce RTX 3070 Anker: 100% Anker: 100%
Vergleich alter ComputerBase-Index (ohne SAM) vs. neuer ComputerBase-Index (mit SAM) sowie alter PCGH-Index (ohne SAM) vs. neuer PCGH-Index (ohne SAM)

Tom's Hardware berichten über den Markt-Wiedereintritt der GeForce GTX 1050 Ti in Japan für einen Preispunkt von 200 Dollar. Inwiefern die Karte wirklich jemals aus dem Grafikkarten-Markt in Japan entschwunden war, ist allerdings nicht genau belegt. nVidia läßt oftmals die Einsteigermodelle früherer Generationen noch lange Zeit mitlaufen, beispielsweise in Deutschland war die Karte niemals wirklich aus dem Händler-Angebot heraus gefallen – jener Punkt wird bei vielen Berichterstattungen zu diesem Thema leider ignoriert. Die japanische Preislage entspricht auch grob der aktuellen deutschen Preislage – beiderseits deutlich überzogen für eine mehr als vier Jahre alte Grafikkarte, welche im März 2020 für ab 130 Euro zu bekommen war. Aber der Grafikkarten-Markt ist derzeit derart krass überkauft, dass sich die Preissteigerungen auch auf ältere sowie schwächere Technik erstrecken – und natürlich genauso auch auf den Gebraucht-Markt, wo momentan oftmals Gebrauchpreise oberhalb des ehemaligen Neupreises erzielt werden.

VideoCardz und Tom's Hardware geben Gerüchte wieder, wonach nVidia eventuell den GA100-Chip seiner professionellen A100-Beschleuniger zukünftig auch für Mining-Zwecke einsetzen könnte. Letztere Quelle geht hierbei von einer sagenhaften Ethereum-Hashrate von 210 MH/s aus – womit sich dann auch hohe Preispunkte erzielen lassen. Da nVidia seine A100-Beschleuniger allerdings regulär eher für Richtung 10'000 Dollar pro PCIe-Karte verkauft, wäre dies für nVidia nur dann ein Geschäft, wenn man zu viele GA100-Chips hätte (unwahrscheinlich) oder aber wenn man damit Ausschußware verklappen kann, wo die Fertigungsqualität des konkreten Chips nicht ausreichend für den eigentlichen Verwendungszweck ist. Denkbar wären somit GA100-Chips mit vielen deaktivierten Einheiten oder welche die benötigten Taktraten nicht schaffen. All dies dürfte für das ETH-Mining nicht relevant sein, hier geht es primär um das dicke Speicherinterface – was das GA100 mittels 6144 Bit HBM2 in jedem Fall hat.

Laut der chinesischsprachigen DigiTimes (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) verändert Halbleiterfertiger TSMC für das nächste Jahr seine Preisstruktur: Zum einen geht man weg von starren Preisen hin zu einem fließenden Preissystem, zum anderen beginnt die Waferzuteilung für das Jahr 2022 bereits jetzt – und damit ein halbes Jahr früher als ansonsten üblich. Die konkreten Details sind unbekannt, aber natürlich wird dies auf steigende Wafer-Preise für die TSMC-Kunden hinauslaufen – was sich TSMC locker leisten kann, denn man ist ausgebucht und insbesondere bei den Spitzen-Verfahren technologischer Weltmarktführer, damit teilweise ohne Konkurrenz. NerdTech @ Twitter fügen hierzu noch an, dass zum einen Samsung diese Preissteigerungen auch mitmachen wird, genauso wie aber auch dass Samsung & TSMC ihrerseits höhere Kosten mittels steigender Preise für Substrate sowie NextGen-Fertigungsmaschinen verkraften müssen.

Die Abhängigkeit vieler Chip-Entwickler von bestmöglichen Fertigungsverfahren sowie die Ausdünnung der dafür geeigneten Auftragsfertiger nach dem Abschied von GlobalFoundries aus dem technologischen Wettbewerb auf nur noch Samsung & TSMC könnte die Halbleiter-Industrie bei einem anhaltenden Preissteigerungs-Trend durchaus vor völlig neue Herausforderungen stellen. Denn das bestehende Duopol aus Samsung & TSMC samt jährlicher Preissteigerung bringt die jahrzehntealte Regel in Bedrängnis, wonach man über neue Fertigungsverfahren denselben Transistor günstiger bekommt – und somit mehr davon verbauen kann, sprich technologischen Fortschritt (grob gesehen) kostenneutral erhält. Jener Effekt ist in den letzten Jahren schon beachtbar geringer geworden – doch wenn jetzt noch jährliche Preissteigerungen hinzukommen sollten, rentieren sich einige Entwicklungsstränge nicht mehr bzw. muß man manchmal schauen, ob man nicht mit einem älteren Fertigungsverfahren besser kommt. Noch ist diese Zukunft nicht geschrieben und könnte dies alles in der Praxis nur halb so schlimm herauskommen – dennoch steigt damit die Gefahr, dass sich die Halbleiter-Industrie letztlich selber ausbremst.

Stichwort Ausdünnung der (technologisch führenden) Auftragsfertiger: Eventuell kann Intel hieran zukünftig etwas zum positiven verändern, denn wie Intel laut der Berichterstattung von Notebookcheck und ComputerBase im nächtlichen Livestream mit dem neuen CEO Pat Gelsinger bekanntgegeben hat, wird man zukünftig wieder als Auftragsfertiger ("Intel Foundry") unterwegs sein. Dies hatte Intel auf kleiner Flamme bereits am Laufen gehabt, dies schlief nachfolgend jedoch wieder ein – zum einen, weil Intel dies nie ernsthaft betrieben hatte, zum anderen sicherlich auch wegen Intels eigenen Kapazitätsproblemen in den letzten Jahren. Nun aber will Intel sowohl neue Werke errichten als auch die Auftragsfertigung selbst für moderne Prozesse wie 10nm und später 7nm öffnen. Damit könnte einiger Kapazitätdruck aus dem Markt genommen werden – ob es auch der preisliche Druck entschwindet, steht auf einem anderen Blatt, Intel ist nicht gerade als Billigheimer bekannt. Wieviel sich wirklich ändert bzw. verbessert, hängt in diesem Fall enorm von der konkreten Ausführung ab, so dass dies alles derzeit ein "könnte passieren" darstellt – kein "wird passieren".