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Hardware- und Nachrichten-Links des 22. Mai 2019

Die zuletzt genannten Vergleichswerte eines Ryzen Threadripper 2950X 16-Kern-Prozessors (gegenüber einem Ryzen 3000 mit 16 CPU-Kernen) wurden in unserme Forum in Zweifel gezogen, wobei selbige Zweifel sehr gut mittels Hinweisen zu anderslautenden Benchmarks belegt wurden. Es scheint tatsächlich so, als wären die initial verwendeten Vergleichswerte seitens Hot Hardware unrealistisch hoch für einen übertakteten Ryzen Threadripper 2950X angesetzt. Die dort unter PBO-Übertaktung erzielten 3836 Punkte unter dem Cinebench R15 sind bei anderen Quellen nirgendwo erreicht worden, meistens werden unter Übertaktung nur Werte zwischen 3500 und 3600 Punkte für den Ryzen Threadripper 2950X erzielt. Und diese Differenz macht durchaus etwas aus: Vergleicht man das (angebliche) Ergebnis des Ryzen-3000-basierten 16-Kerners gegenüber dem übertaketen Ryzen Threadripper 2950X bei Notebookcheck, ergibt sich nicht mehr eine Performancedifferenz von +11,5%, sondern dann gleich von +19,3%.

Technik Cinebench R15 Quelle
Core i9-7960X @ 4.8 GHz Skylake X, 16C/32T, OC @ 4.8 GHz 4288 WCCF Tech
Ryzen 3000 16C @ 4.2 GHz Matisse (Zen 2), 16C/32T, OC @ 4.2 GHz 4278 AdoredTV
Core i9-7960X Skylake X, 16C/32T, 2.8/4.2 GHz 3799 WCCF Tech
Ryzen Threadripper 2950X @ 4.2 GHz Pinnacle Ridge (Zen+), 16C/32T, OC @ 4.2 GHz 3585 Notebookcheck
Ryzen Threadripper 2950X Pinnacle Ridge (Zen+), 16C/32T, 3.5/4.4 GHz 3110 Notebookcheck

Angesichts der in diesem Vergleich dann identischer Taktrate (von 4.2 GHz) wäre dies ein gewaltiger IPC-Sprung – welcher fast schon zu hoch erscheint, damit würde man Intel bei der IPC regelrecht die Rücklichter zeigen. Dies zeigt sich genauso auch anhand der seitens WCCF Tech aufgetriebenen Ergebnisses eines Core i9-7960X, dem 16-Kern-Gegenstück von Intel: Selbiger Prozessor erreicht erst unter starker Übertaktung auf 4.8 GHz dieselbe Performance wie ein Ryzen-3000-16-Kerner auf 4.2 GHz – ergo würde AMD hier bei der IPC sogar um +14% vorn liegen. Dies erscheint nicht als besonders wahrscheinlich, selbst wenn dies nur ein Vergleich gegenüber dem ursprünglichen Skylake X war, wo also die minimalen Verbesserungen von dessen Refresh sowie von Kaby Lake & Coffee Lake im Consumer-Segment noch fehlen. Vermutlich ist daher das genannte Cinebench-Ergebnis des Ryzen-3000-Prozessors doch nur ein "Best-Case", welches sich dann in der Praxis kaum bestätigen läßt. Sofern AMD mittels Zen 2 Intel bei der IPC-Performance einholt und vielleicht sogar leicht überbietet, wäre dies schon ein Spitzenergebnis – eine klar höhere IPC-Performance als bei Intel erscheint dagegen (aus derzeitiger Sicht) eher als Wunschdenken.

Zu Intels kürzlich genannter neuer Server-Prozessoren Roadmap wäre noch hinzuzufügen, das sich hierin auch Antworten darauf finden lassen, wann Intel im Server-Bereich auf PCI Express 4.0/5.0 & DDR5-Speicher umsteigen wird. Dies wird beiderseits bei "Sapphire Rapids" im Jahr 2021 der Fall sein, während beim vorhergehenden Ice Lake SP nur der Umstieg auf PCI Express 4.0 ansteht. Klare Aussagen zu den entsprechenden Intel-Planungen im Consumer-Segment kann man daraus allerdings nicht ableiten, da diese Prozessoren bei Intel auf anderen Stücken Silizium basieren, ergo auch andere Funktionseinheiten mit an Bord haben können. Die bisherige Regel bei Intel bezüglich PCI Express & Speichersupport ist sicherlich, das jenes zuerst bei den Server-Prozessoren kommt, üblicherweise erst ein Jahr später dann bei den Consumer-Prozessoren. Aufgrund der vielen Umstellungen der Intel-Roadmaps muß diese Regel aber nicht mehr unbedingt auch in diesem Fall gelten. Beispielsweise dürfte Intel im Consumer-Bereich eher früher als später PCI Express 4.0 bringen wollen, da selbiges bei der Konkurrenz (AMDs Zen 2) schließlich schon vor der Tür steht.

PCI Express 4.0 PCI Express 5.0 DDR5-Speicher
AMD Zen 2 (2019) unklar unklar
Intel – Consumer unklar unklar unklar
Intel – Server Ice Lake (2020) Sapphire Rapids (2021) Sapphire Rapids (2021)

Ironischerweise bringt Intel die Adaption von PCI Express 4.0 in der Consumer-Variante von Ice Lake allerdings vergleichsweise wenig, da Ice Lake wie bekannt nur um Ultramobile-Bereich eingesetzt werden soll – und dort schaltet man Stromfresser wie neue PCI-Express-Normen ganz gern sogar bewußt ab. Es steht für den Consumer-Bereich daher eher die Frage im Raum, in welcher der noch kommenden 14nm-Generationen dann PCI Express 4.0 enthalten sein wird – "Comet Lake" (nicht besonders wahrscheinlich) oder das nachfolgende "Rocket Lake" (vernünftige Annahme, aber derzeit nur im Thesen-Stadium). Einer schnell nachfolgenden Adaption von PCI Express 5.0 dürfte für den Consumer-Bereich dagegen kaum eine große Wichtigkeit eingeräumt werden, während sich Intel bezüglich des Supports für DDR5-Speicher schlicht am Markt orientieren wird: Jener Support kommt für Consumer-Prozessoren dann, wenn die entsprechenden Speichermodule die Chance haben, vorangetrieben durch eine entsprechende Nachfrage auch wirklich bezahlbar zu werden. Die entsprechenden Dual-Speicherinterfaces mit gleichzeitigem Support von DDR4 und DDR5 dürfte Intel sicherlich schon in Vorbereitung haben.

Die Frage, ob sich Huawei im Zuge des US-Banns nicht einfach an die europäische IT-Industrie halten könnte, beantwortet sich schneller als gedacht mit der Meldung zur Einstellung der Geschäftsbeziehungen des britischen SoC-Entwicklers ARM zu Huawei. Etwaige andere Alternativen außerhalb rein chinesischer Zulieferer verbieten sich damit zukünftig für Huawei – was wie schon notiert zum Anlaß genommen werden dürfte, zukünftig alles benötigte selbst in China herstellen zu lassen. Der Anfang wird nicht gänzlich einfach sein, aber an ausreichend Manpower, Geldmitteln sowie staatlicher Unterstützung dürfte es Huawei sicherlich nicht mangeln. Und selbst wenn ein Huawei vielleicht doch zu klein sein sollte (106 Mrd. Dollar Umsatz im Jahr 2018, ein gutes Stück mehr als Intel), um dies alles allein in kurzer Zeit zu stemmen, dürfte doch die generelle Lehre der chinesischen IT-Branche aus dieser Affäre sein, sich konsequent von der westlichen IT-Industrie unabhängig zu machen. Sehr gut vorstellbar, das derzeit alle großen chinesischen IT-Unternehmen prüfen, wo hierbei Abhängigkeiten vorhanden sind, um jene nachfolgend unaufgeregt, aber beharrlich zu beseitigen.

In Folge dessen könnte der chinesische IT-Markt, welcher bislang nicht nur als großvolumig sondern auch noch als wachstumsstark galt, für die westliche IT-Industrie möglicherweise schon in wenigen Jahren komplett wegbrechen. Dabei könnte sich diese Affäre zu diesem Zeitpunkt durchaus schon wieder beruhigt haben – aber dennoch wird China jetzt unmißverständlich klar gemacht, das Abhängigkeiten gegenüber dem (kompletten) Westen eine schlechte Investition darstellen. Dies trifft im übrigen auch auf aufmerksame Beobachter zu – hierbei darf man beispielsweise an Russland denken. Als wirklich schwer zu überwindendes Problem ist in diesem Zusammenhang allerdings weder die Entwicklung von Chips, Betriebssystemen oder Ökosystemen anzusehen – sondern vielmehr eine Chipfertigung auf Weltklasse-Niveau. Denn die einzigen Chipfertiger mit wirklich führender Fertigungstechnologie sind Intel (USA), Samsung (Südkorea) und TSMC (Taiwan), wobei deren enormer Technologievorsprung nicht so einfach über eine chinesische Kopie zu adapieren sein wird. Hierbei dürfte es einer konzentrierten Aktion des chinesischen Staates bedürfen, um sich in diesem finalen Punkt der Lieferkette wirklich unabhängig vom Westen machen zu können.