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Hardware- und Nachrichten-Links des 21./22. März 2019

Die PC Games Hardware berichtet über einen Investorentag bei nVidia, zu welchem auch die Turing-Verkaufszahlen thematisiert wurden. Danach soll sich Turing laut nVidia doch überhaupt nicht so schlecht verkaufen, wie noch zu den letzten Quartalszahlen (durch nVidia selbst) angegeben: Angeblich wäre der Turing-Umsatz in den ersten acht Wochen nach Verkaufsstart um immerhin +45% positiver verlaufen als seinerzeit bei der Pascal-Generation. Zwar wurde jener Punkt nachfolgend nicht genauer ausgeführt, mittels der dazugehörigen Grafik läßt sich allerdings erkennen, das hierbei keine Absatzzahlen gemeint sind, sondern der pure Dollar-Umsatz – welcher natürlich sowohl durch die hochgezogenen Turing-Preise sowie auch das generell höherwertigere Niveau der ersten Turing-Vorstellungen bestimmt wird. So gab es innerhalb der ersten acht Wochen von Pascal mit GeForce GTX 1070 & 1080 nur zwei Grafikkarten des HighEnd-Segments zu Listenpreisen von 379$ bzw. 599$ zu erstehen. Innerhalb der ersten acht Wochen von Turing sind es mit GeForce RTX 2070, 2080 und 2080 Ti hingegen gleich drei Grafikkarten des HighEnd- und Enthusiasten-Segments, welche mit Listenpreisen von 499$, 699$ bzw. 999$ ein teilweise deutlich anderes Käufersegment ansprechen.

Turing geht also mit einer größeren Anzahl an Grafikkarten und zugleich einem wesentlich höheren Preisansatz ins Rennen – während Pascal nur den Punkt für sich hat, mit der GeForce GTX 1070 zu ihrem Listenpreis von 379 Dollar (ergab seinerzeit Straßenpreise von um die 450 Euro) eine etwas breiter interessante Lösung zu haben. Im Schnitt der Argumente verwundert es dann allerdings nicht, wenn Turing einen größeren Dollar-Umsatz erreicht – mittels einer Grafikkarte mehr und den viel höheren Abgabepreisen kann man selbigen "Erfolg" mit einer deutlich geringeren Stückzahl erzielen, die Bedingungen sind im gewählten Zeitraum für Turing einfach viel günstiger. Ob sich die Investoren davon haben beeindrucken lassen oder eigene Rechnungen angestellt haben, ist nicht überliefert – langfristig wird sich nVidia allerdings kaum davor verstecken können, das Turing es zumindest Stückzahlen-technisch eher schwierig hat. Und auch die nVidia-These, das die Grafikkarten-Käufer zu gleich satten 90% beim nächsten Grafikkarten-Kauf eine Preisklasse höher kaufen (vorher GeForce GTX 1660 zu 249$, jetzt GeForce RTX 2060 zu 349$), wird hoffentlich genauso kritisch betrachtet: Denn sollte diese These stimmen, würden nach 5-6 Grafikkarten-Käufen alle Nutzer nur noch zur Titan greifen können.

Als wichtigen Nachtrag zur Radeon RX 560 XT notieren TechPowerUp, das die kürzlich vorgestellte Karte laut einer direkten Aussage von AMD nicht auf dem neueren Polaris-20-Chip, sondern dem älteren Polaris-10-Chip basiert. Dies ist zwar nur ein minimaler, faktisch interner Silizium-Unterschied, erklärt aber besser, wieso die Taktraten der Radeon RX 560 XT mit 973/1073/3300 MHz derzart handzahm (und sogar noch unterhalb des Niveaus der Radeon RX 470D von 926/1206/3300 MHz) liegen – für diese allerkleinste Grafiklösung auf Basis der Polaris 10/20/30 Chips benötigt AMD einfach keine hohen Taktraten und damit auch keine gutklassigen Chips. Gut möglich damit, das die Karte teilweise auch nur eine Resteverwertung von noch produzierten, dann aber nicht mehr verwendeten Polaris-10-Chips darstellt, die Radeon RX 400 Serie ist schließlich schon seit einiger Zeit komplett ausgelaufen. Vermutlich dürfte damit auch die Übertaktungseignung der Radeon RX 560 XT nicht besonders hoch ausfallen – wobei die Karte regulär ausgehend von ihren (besonders) niedrigen Taktraten eigentlich ein Spitzen-Übertakter sein sollte. Als reines China-Produkt sowie mit der eventuellen Zielsetzung einer Resteverwertung dürfte AMD dies dann jedoch egal sein.

Intel hat mittels eines White Papers (PDF) die kommende Intel Grafik-Generation 11 genauer beschrieben – womit auch vieles bestätigt wurde, was bislang nur gerüchteweise bekannt war. Intels Grafik-Gen. 11 wird in den Ice-Lake-Prozessoren sowie auch in der LowPower-Architektur "Elkhart Lake" (innerhalb der Atom-Linie laufend) verbaut werden und stellt weiterhin eine integrierte Grafiklösung dar. Die ersten Intel-Grafikkarten werden dagegen auf Basis der nachfolgenden Grafik-Gen. 12 erscheinen – wobei die Grafik-Gen. 11 mit ihrem großen technologischen Sprung hierfür sicherlich schon diverse Basisarbeit leisten dürfte. So bohrt Intel schon in der Grafik-Gen. 11 die inzwischen standardmäßige GT2-Grafiklösung (GT1-Grafiklösungen werden bei Intel nicht mehr extra aufgelegt, sondern sind nur noch Salvage-Produkte) auf gleich 64 Ausführungseinheiten (Executions Units = EU) auf. Jene Ausführungseinheiten enthalten umgerechnet auf das System von AMD und nVidia jeweils 8 Shader-Einheiten, womit die gesamte GT2-Grafiklösung demzufolge auf 512 Shader-Einheiten kommt.

Für eine rein integrierte Lösung ist dies schon ziemlich dick, das kommt an das Niveau der besten integrierten AMD-Grafik heran (derzeit Vega 11 mit 704 Shader-Einheiten in AMDs Zen-basierten APUs). Die neuen Subslices der Grafik-Gen. 11 entsprechen mit ihren jeweils 8 EU dann im übrigen dem (nominellen) Niveau der Shader-Cluster von AMD und nVidia mit jeweils 64 Shader-Einheiten – auch in dieser Frage nähert sich Intel somit den durch AMD und nVidia gesetzten Standards weiter an. Für (vergleichsweise) so viel Shader-Power benötigt Intel natürlich eigentlich auch deutlich mehr Speicherbandbreite – was schwierig wird bei einer integrierten Grafiklösung, hier gibt es üblicherweise nur das normale DualChannel-Speicherinterface des CPU-Teils. Deswegen hat Intel für die Grafik-Gen. 11 noch tiefer in die Trickkiste der Bandbreite-schonenden Maßnahmen gegriffen und breitet mittels "Position Only Shading Tile-based Rendering" (PTBR) einen Tile-basierten Ansatz aus, mittels welchen früher schon PowerVR und (ab Maxwell) auch nVidia gute Erfahrungen gemacht haben. Je nach Wirkungsgrad von Intels PTBR könnten die integrierte Intel-Grafik ab der Ice-Lake-Generation somit durchaus in der Lage sein, die Grafik-Performance der aktuellen AMD-APUs zu erreichen oder gar zu schlagen.

Allerdings dürfte AMD zu diesem Zeitpunkt mittels der Zen2/Vega-basierten Renoir-APU dann selber auch schon wieder etwas neues anbieten können – was potentiell (durch die Möglichkeiten der 7nm-Fertigung) das für APUs erreichbare Performance-Niveau nochmals weiter nach oben setzt. Für Intel dürfte es bei der Grafik-Gen. 11 aber nicht zwingend darum gehen, Spitzenplätze zu erreichen, sondern hingegen möglichst viele Erfahrungen mit Grafiklösungen auch im echten Spieleeinsatz zu sammeln – welche man dann nachfolgend benötigt, wenn der Schritt zu eigenen Grafikkarten ansteht. Dazu gehört wesentlich mehr, als einfach nur viel Performance anzubieten, vielmehr geht es hierbei auch und vor allem um einen funktionierenden Treiber-Support – und jener kann nur in Gang kommen, wenn die Intel-Grafiklösungen mal für mehr genutzt werden als nur für Windows und zum Video-Schauen/Kodieren. Mittels der Grafik-Gen. 11 hat Intel letztlich durchaus die Chance, das die dabei herauskommenden Intel-Grafiklösungen dann auch tatsächlich einmal zum Spielen benutzt werden.