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Hardware- und Nachrichten-Links des 20. August 2020

Nachdem nunmehr klar ist, wie sich der XBSX-SoC aufbaut und der vorliegende Die-Shot eine vernünftige Abschätzung zur Größe der einzelnen Chip-Teile ermöglicht, versucht man in unserem Forum eine Einschätzung, was dies für die Chipflächen bzw. den Hardware-Ausbau der Navi-2X-Grafikchips bedeuten kann. Zu diesen existieren leider nicht ganz eindeutige Größenangaben: Zuerst wurde Navi 21 mit 505mm² Chipfläche genannt – dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass hiermit doch AMDs HPC-Chip "Arcturus" gemeint sein könnte, worauf es derzeit immer mehr hinausläuft. Danach wurden für die drei ersten Navi-2X-Chips Chipflächen von 505mm², 340mm² und 240mm² genannt, zuletzt gab es allerdings dann zu Navi 21 die Angabe einer Chipfläche von 427mm². Der offizielle Die-Shot zum XBSX-SoC zeigt auf 360,4mm² Chipfläche hingegen 56 Shader-Cluster an einem 320 Bit GDDR6-Interface an, hinzu kommt noch ein vergleichsweise kleiner CPU-Part (ca. 12% der Chipfläche) samt einem Multimedia-Beschleuniger (ca. 6% der Chipfläche) und kleineren Teilen für I/O-Einheiten.

In einem Navi-2X-Grafikchip würde der CPU-Part wegfallen, ein wenig I/O erübrigt sich, dafür kommt aber ein PCI-Express-Interface hinzu. Für Navi 21 kann zudem mit 60% mehr Platzbedarf für das Speicherinterface gerechnet werden (512 anstatt 320 Bit), hinzu kommen dann erheblich mehr Recheneinheiten (80 anstatt 56 Shader-Cluster). Da die reine GPU ca. 50% der Chipfläche belegt und sich die Steigerung zwischen XBSX-GPU und Navi 21 nicht nur auf die Shader-Cluster bezieht, sondern es mit dem Navi-21-Chip augenscheinlich auch die doppelte Anzahl an Raster-Engines geben wird (8 anstatt 4), kann man diesen GPU-Anteil eher linear hochskalieren – anstatt zu versuchen, rein nur den Anteil der Shader-Cluster hochskaliert zu bestimmen. Dies ergibt für die 80 Shader-Cluster von Navi 21 ca. 260mm² Chipfläche für den reinen GPU-Teil, zuzüglich der weiteren Chipteile kommt irgendetwas bei ca. 440mm² heraus. Die Rechnung dafür ist allerdings ziemlich simpel angesetzt, bei der Hochrechnung der Shader-Cluster wie auch dem Bestimmen der herausfallenden und neu hinzukommenden Chipteile kann man sich einigermaßen vertun.

Insofern ist derzeit nicht gänzlich sicher, ob jener XBSX-SoC darauf hindeutet, dass Navi 21 nun mit 427mm² oder 505mm² Chipfläche erscheint – beides liegt durchaus im Rahmen der Fehlerquote jener Hochrechnung. Erstaunlicherweise ergibt dies gemäß der nachfolgenden Projektion zu den Hardware-Daten von Navi 22 & 23 überhaupt keine wirklich großen Hardware-Differenzen bei Navi 22 & 23, beide Grafikchips lassen sich trotz dieser Schwankungsbreite auch derzeit schon zumindest in eine gewisse Richtung hin einordnen. So dürfte Navi 22 – nachdem die vormals angenommene Apple-Exklusivität wohl vom Tisch ist – tatsächlich die neue HighEnd-Schiene von AMD oberhalb der Radeon RX 5700 /XT sein und eher in Konkurrenz zu GeForce RTX 2080 /Super und GeForce RTX 3070 / Ti gehen, während Navi 23 zumindest grob das Performance-Feld der bisherigen Radeon RX 5600 & 5700 Grafikkarten besetzen sollte. Wirkliche Mainstream-Lösungen fehlen AMD damit allerdings dennoch – dies muß dann wohl der Nachzügler "Navi 24" erledigen, welcher allerdings erst zur zweiten Jahreshälfte 2021 zu erwarten ist.

N21 @ 427mm² N21 @ 505mm² möglicher Verkaufsname
Navi 21 8 Raster-Engines, 80 Shader-Cluster, 64 ROPs, 512 Bit GDDR6-Interface Radeon RX 6900 Serie
Navi 22 (~340mm²) ca. 60-64 CU @ 384 Bit Interface ca. 48-56 CU @ 256-384 Bit Interface Radeon RX 6800 Serie
Navi 23 (~240mm²) ca. 36-40 CU @ 256 Bit Interface ca. 32-36 CU @ 192-256 Bit Interface Radeon RX 6700 Serie
Anmerkung: Pure Hochrechnung ohne Fakten-Basis!

Ein Punkt, welcher bei der Umfrage-Auswertung zum Ersteindruck von Intels "Comet Lake" noch auffällig war, liegt im hohen Anteil jener Umfrage-Teilnehmer mit positivem Ersteindruck, welche allerdings schon mit gleichwertiger oder besserer Hardware eingedeckt sind. Bei den direkt zurückliegenden Intel-Generationen waren dies immer um die 20% herum, bei Comet Lake schoß dieser Wert dann aber auf gleich 35,7% (in der Teilgruppe der Umfrageteilnehmer mit positivem Ersteindruck). Dabei gab es auch mittels Comet Lake wiederum einen Zuwachs an CPU-Kernen (und auch CPU-Performance) an der Leistungspitze, zudem ist die Intel-interne Konkurrenz durch Intels HEDT-Prozessoren inzwischen faktisch weggefallen. Allerdings steht Intel nun erstmals gegenüber AMD-Prozessoren (in Form von Zen 2), welche in der Leistungsspitze (und dies schon unterhalb der HEDT-Sphäre) deutlich mehr bieten – deswegen der klar nach oben gehende Wert, welcher natürlich auch die Marktchancen von Comet Lake (negativ) tangiert. Denn ein gutklassiges Produkt kann um so weniger gekauft werden, je stärker bereits eine Abdeckung mit gleichwertiger Hardware vorhanden ist.

Coffee Lake Coffee Lake Refresh Comet Lake
technische Veränderung an der Leistungsspitze 4C → 6C 6C → 8C 8C → 10C
positiver Ersteindruck, aber schon mit gleichwertigem oder besserem eingedeckt 22,8% 19,7% 35,7%
Quelle Umfrage von Oktober 2017 Umfrage von November 2018 Umfrage von Juni 2020

Um dieser Situation zu begegnen, müsste Intel entweder früher als AMD mit seiner Produkt-Offensive daherkommen oder schlicht die stärkere Hardware aufbieten – was beides wie bekannt nicht gelungen ist. Für die nachfolgenden Intel-Generationen ist in dieser Frage dann regelrecht schwarz zu sehen: AMD wird zuerst einmal mit "Zen 3" nachlegen, erst danach darf sich Intel dann mittels "Rocket Lake" (Anfang 2021) und "Alder Lake" (frühestens H2/2021) erneut versuchen. In beiden Fällen sieht es aber weniger danach aus, als könnte Intel ein Produkt auf die Beine stellen, welches insbesondere in der Leistungsspitze neue Horizonte aufmacht – und somit den Anteil der Nutzer, welche schon mit etwas gleichwertigem oder besserem eingedeckt sind, niedrig hält. Selbiger Anteil lag in der entsprechenden Umfrage zu Ryzen 3000 im übrigen bei gerade einmal 10,7% – ein gutes Anzeichen darauf, das jene CPU-Generation einen substantiellen Fortschritt geliefert hat.