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Hardware- und Nachrichten-Links des 18. November 2020

Der Launch von Radeon RX 6800 & 6800 XT hat sicherlich dafür gesorgt, das nVidia endlich mal wieder eine ernsthafte Konkurrenz im HighEnd-Segment bekommen hat. Allerdings ist AMD doch in einem beachtbaren Maßstab unterhalb der eigenen Performance-Vorhersage herausgekommen – was sich um so besser nachvollziehen läßt, als dass selbige doch ziemlich präzise und auf Basis recht breiter Benchmarks abgegeben wurde. Bei der Radeon RX 6800 bleibt dies noch halbwegs im Rahmen, −5,3 Prozentpunkte zu AMDs eigener Performance-Vorgabe sind knapp an der Grenze dessen, was man bei Hersteller-Benchmarks als gewisse Abweichung erwarten muß. Aber die −8,6 Prozentpunkte Abweichung im Performance-Bild der Radeon RX 6800 XT zwischen AMD-Vorgabe und den Ergebnissen der unabhängigen Testberichte sind doch einigermaßen harsch – und eben oberhalb dessen, was man üblicherweise Hersteller-eigenen Benchmarks als "Fehlermarge" zugesteht. Vor allem verschiebt es deutlich die Wahrnehmung zumindest auf die Radeon RX 6800 XT: Nicht mehr auf Augenhöhe mit der GeForce RTX 3080, sondern beachtbar darunter.

AMD-Vorhersage Realität Differenz 4K Perf.Index
Radeon RX 6800 vs. GeForce RTX 2080 Ti +12,1% +6,8% −5,3 Prozentpunkte ~260-290% → ~265%
Radeon RX 6800 XT vs. GeForce RTX 3080 +1,7% −6,9% −8,6 Prozentpunkte ~310-340% → ~305%
AMD-Vorhersage und unabhängige Benchmarks jeweils unter der UltraHD/4K-Auflösung, ohne SAM-Feature (bei der 6800 interpoliert)

Bei der Radeon RX 6800 ändert sich hingegen nicht viel in der Betrachtung: Zum einen ist die Differenz zwischen AMD-Vorgabe und unabhängigen Benchmarks kleiner, zum anderen die herauskommende Stellung im allgemeinen Performance-Bild dieselbe – beachtbar oberhalb der GeForce RTX 3070. Wie sich diese Performance-Betrachtung dann noch über die Benchmarks unter FullHD, WQHD und RayTracing ändert, wird dann Thema der nachfolgenden Launch-Analyse sein. Als weiterer Störstein zum RDNA2-Launch darf natürlich die Liefersituation gelten, wo sich AMD (wie zuvor nVidia) nicht mit Ruhm bekleckert hat: Die Anzahl der verfügbaren Karten hätte zwar sowieso nicht ausgereicht, war aber nach diversen Händlerausssagen derart gering, dass man fast von einem "Paper-Launch" sprechen kann. Damit machen derzeit wieder die Einzelhändler und eBay-Weiterverkäufer ein großartiges Geschäft mittels überzogener Preise – deren Bewertung durch die Grafikkarten-Käufer dann natürlich auf AMD zurückfällt. Da nun letztlich alle neuen 7nm-Chips von AMD mit Lieferproblemen zu kämpfen haben, kann man konstatieren, dass der nahezu gleichzeitige Launch von Zen 3, RDNA2 und den NextGen-Konsolen keine durchdachte Idee war.

AMDs SAM-Feature ("Smart Access Memory") hat bei den Launch-Reviews im übrigen keine wirklich Rolle gespielt, in großer Mehrheit ist das Feature allein über die Auswahl des Testsystems (zumeist Intel- oder Zen2-Systeme) ganz automatisch nicht mit dabei gewesen. Viele Reviews haben das Feature dann mit einer extra Seite und extra Benchmarks betrachtet, von eTeknix, PC Games Hardware sowie TechPowerUp kommen sogar extra Artikel hierzu. Letztere bieten einen vollständigen Benchmark-Parcours unter FullHD, WQHD und 4K an, dabei zeigt sich ein durchschnittlicher Performance-Gewinn von +2% unter allen drei Auflösungen. Die eigentlichen Performancegewinne sind jedoch sehr ungleich verteilt: Viele Spiele reagieren gar nicht auf SAM, einige können hingegen bemerkbare Vorteile bis hin zu knapp +10% liefern. Die genannten +2% sind also wirklich nur ein Durchschnitt und in einzelnen Spiele-Titeln lohnt sich SAM sehr wohl. Zum weiteren Werdegang und Support von SAM haben PCGamer (via PC Games Hardware) zudem ein aufklärendes Statement von AMD aufgetrieben:

Smart Access Memory is built on features of the PCIe standard and firmware standards (Resizable BAR), and was developed through extensive validation and platform optimization. We welcome the opportunity to support other hardware vendors in their efforts as part of our ongoing commitment to using common and open standards to improve gaming experiences.
Quelle:  AMD gegenüber PCGamer vom 16. November 2020

Im Gegensatz zur ursprünglichen Annahme (basierend auf den Support-Angaben auf AMDs SAM-Webseite) plant AMD das SAM-Feature also sehr wohl als offenen Standard. Zudem wurde eindeutig betont, dass man andere Hardware-Hersteller bei deren SAM-Support unterstützen würde. Zwar wurde jene anderen Hersteller nicht wörtlich genannt, aber es kommen hierbei faktisch nur zwei Kombinationen in Frage: Intels Prozessoren, wenn man SAM für AMD-Grafikkarten unterstützen will – und nVidias Grafikkarten, wenn man SAM für AMD-Prozessoren unterstützen will. Die These, AMD könnte SAM somit als Koppelangebot zugunsten der eigenen Hardware nutzen, ist damit vollkommen vom Tisch. Unsere diesbezügliche Darstellung vom 28. Oktober 2020 ist somit falsch und gilt damit als zurückgezogen. An dieser Stelle hätte man unsererseits besser ein paar Tage gewartet, auf dass sich die Lage etwas klärt (wie geschehen) – anstatt sofort zu schießen. Die ist bedauerlich, passierte aber nicht aus Böswilligkeit gegenüber AMD, sondern allein in Sorge um die Fairness im Wettbewerb der Hersteller untereinander. Der eigentliche Fehler unsererseits war sicherlich, AMD in dieser Frage nicht mehr Kredit einzuräumen, nachdem sich der Hersteller in den letzten Jahren doch eigentlich regelmäßig mittels offener Standards hervorgetan hatte.

Von Twitterer Harukaze5719 kommt eine erste Modell- und Spezifikations-Liste zu Intels "Rocket Lake" Prozessoren der 11. Core-Generation für den Desktop-Einsatz. Die Rahmendaten dessen sind bereits seit längerem bekannt (maximal 8 CPU-Kerne), womit keine dieser Angaben überrascht. Interessant wird vor allem sein, wie gut Rocket Lake mit den gebotenenen hohen Taktraten skaliert – immerhin gibt es als Unterbau nunmehr die "Cypress Cove" CPU-Kerne als Derivat der Ice-Lake-Architektur. Weiterhin problematisch dürfte hingegen der Stromverbrauch sein, denn für diese CPU-Generation benutzt Intel (letztmalig) die 14nm-Fertigung – teilweise sicherlich auch, weil man nicht Knall auf Fall alles auf die 10nm-Fertigung umstellen kann, deren Kapazitäten wohl noch nicht für ein komplettes Produkt-Programm aus 10nm-Prozessoren reichen. Gesetzt den Fall, die hohen Taktraten können im Praxisbetrieb gehalten werden und der IPC-Gewinn ist ähnlich wie bei Ice Lake, könnte Intel durchaus einen unerwartet starken Konter zu Zen 3 für das nächste Frühjahr in Vorbereitung haben.

Kerne Takt L3-Cache Preislage
Core i9-11900K 8C/16T 4.8/5.3 GHz 16 MB unbekannt
Core i7-11700K 8C/16T 4.6/5.0 GHz 16 MB angeblich unter 400 Dollar
Core i5-11600K 6C/12T 4.7/4.9 GHz 12 MB angeblich unter 300 Dollar
Core i5-11400 6C/12T 4.2/4.4 GHz 12 MB unbekannt
gemäß den Ausführungen von Harukaze5719 @ Twitter