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Hardware- und Nachrichten-Links des 16./17. Dezember 2019

Eine aktualisierte Roadmap seitens des chinesischen CPU-Herstellers "Zhaoxin" macht klar, dass die kürzlich besprochene KX-7000 Serie tatsächlich erst für das Jahr 2021 geplant ist – was sich angesichts der Eckdaten von 7nm-Fertigung, PCI Express 4.0 und vor allem DDR5-Speicher wohl auch eher anbietet. Die KX-7000 Serie wird in der vorliegenden Roadmap zwar nicht direkt benannt, aber die Positionierung macht es klar, das die letzte Eintragung (mit der verschwischten Schrift) eben jener KX-7000 Serie zuzuordnen ist. Beachtbar ist daneben, das Zhaoxin von der aktuellen KX-6000 Serie im nächsten Jahr unter der Bezeichnung "ZX-F" wohl noch eine professionelle Variante auflegen wird, denn der einzige relevante Unterschied liegt in den 44 PCI Express Lanes (bisher 16). Unter "HEDT" kann man dies zwar heutzutage schwerlich einordnen, denn es bleibt wohl bei 8 CPU-Kernen – aber mittels der höheren Anzahl an PCI Express Lanes wird dennoch ein gewisser Nischenmarkt bedient. Der andere springende Punkt ist, das Zhaoxin ab jener ZX-F Serie von der bisherigen Prozessoren-Verlötung auf einen regelrechten Sockel wechseln wird – welcher dann vor allem bei der nachfolgenden KX-7000 Serie interessant wird. Mittels beiden kleineren Fortschritten wird jenes CPU-Projekt immer mehr erwachsen, schließt nun auch in Nebenpunkten zu AMD & Intel auf.

Natürlich liegt man bezüglich der Performance noch beachtbar zurück, aber man kommt wahrscheinlich schon mit der aktuellen KX-6000 Serie auf eine Grundperformance, welche für normale Office-PCs passabel ausreichend ist. Wenn man sich die vorliegenden Benchmarks zum KX-6000 ansieht, dann sind aktuelle Ryzen 3 und Core i3 Prozessoren wenigstens in Reichweite zu sehen – welche augenscheinlich mit klar höherer IPC und höheren Taktraten unterwegs sind, was Zhaoxin (mit der KX-6000 Serie) nur teilweise über seine gleich 8 CPU-Kerne ausgleichen kann. Da Office-PCs aber keine wirklich hohen Anforderungen haben und ergo auch mit Athlon- oder Celeron-Prozessoren betrieben werden können, wäre Zhaoxin faktisch schon jetzt angebotsfähig – sofern man die passenden Preise macht, wovon allerdings auszugehen ist. Zhaoxin trifft aber derzeit natürlich auf ein geschäftliches & politisches Umfeld, welches in China IT-Produkte aus heimischer Fertigung klar bevorzugt – womit davon auszugehen ist, das Zhaoxin demnächst beachtbare Stückzahlen seiner Prozessoren absetzen kann. Und damit schließt China letztlich eine der elementarsten Lücken bezüglich seiner IT-Unabhängigkeit vom Westen: Die teilweise fehlende Software ist jederzeit programmierbar, gerade angesichts der ungeheuren Reserven an Manpower in China. Aber Prozessoren bricht man nicht mal so eben übers Knie, so etwas benötigt jahrelangen Vorlauf und am besten auch frühere Expertise – welche Zhaoxin mit seinen Wurzeln bei VIA/Centaur sicherlich hat.

Im großen Gesamtbild lindert China somit an entscheidender Stelle seine IT-Abhängigkeit vom Westen – was dannn nebenbei auch eine enorme Anschubfinanzierung für die eigene IT-Industrie ergibt. Der US/China-Handelskrieg und dabei insbesondere das Huawei-Embargo erweisen sich somit immer mehr wie ein neues "Pearl Harbor": Der Erstschlag war durchaus heftig, die strategischen Auswirkungen entsprechen jedoch dem glatten Gegenteil der ursprünglichen Planung – denn man hat nur einen schlafenden Riesen geweckt. Und auch ganz abseits dieses Freund/Feind-Schemas ist diese Entwicklung nur als nachteilig anzusehen: Im bisherigen Status Quo war man in der IT-Industrie auf die Kooperation über die Grenzen von Länder, Kontinente und Systeme hinweg fest angewiesen. Die gegenseitige Abhängigkeit war durchaus sinnvoll zur Abkühlung der Gemüter bzw. stärkte die jeweilige Selbstkontrolle, große Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Dieses Bollwerk der gegenseitigen Abhängigkeit fällt nun mit der Zeit weg – und dies in einer der wenigen Industrien, wo China überhaupt noch Abhängigkeiten vom Westen hatte. Über den Handelskrieg wird in ein paar Jahren vermutlich keiner mehr reden (jener ist möglicherweise eine reine Show, um selbigen rechtzeitig vor der US-Wahl 2020 "erfolgreich" beenden zu können) – aber diese Folge wird dann langfristig Bedeutsamkeit erlangen.

SemiAccurate berichten über eine signifikante Verzögerung von Intels kompletter Roadmap an Server-Prozessoren – wobei Intel dies gemäß der PC Games Hardware umgehend wieder dementiert hat. Damit soll es weiterhin im ersten Halbjahr 2020 "Cooper Lake" sowie im zweiten Halbjahr 2020 dann "Ice Lake SP" geben. Eine Verzögerung wäre für Intel wirklich desaströs, denn auch so schon steht zu bezweifeln, ob jene neuen Server-Prozessoren etwas an der enormen Vormachtstellung AMDs im Server-Segment ändern können, welche sich mit der Zen-2-Generation (bzw. Epyc 7xx2) ergeben hat. Cooper Lake ist halt nur ein weiteres Skylake-Derivat, wird demzufolge nominell nicht viel reißen können. Die primär gebotenen 48 CPU-Kerne pro Sockel gibt es auch schon bei der Vorgänger-Generation "Cascade Lake" mittels deren AP-Abwandlung, bei Cooper Lake wird dies dann wohl schlicht nur in das normale Angebots-Portfolio überführt werden. Aufgrund der gleichen 14nm-Fertigung gelten jedoch dieselben Stromverbrauchs-Einschränkungen, beachtbar mehr Performance pro CPU-Kern ist hier einfach nicht zu erwarten.

Dies könnte dann nur das nachfolgende "Ice Lake SP" liefern, denn dort gibt es den IPC-Vorteil der Ice-Lake-Architektur samt der 10nm-Fertigung. Doch da Ice Lake SP derzeit nur mit bis zu 38 CPU-Kernen pro Sockel geplant ist, gibt man hiermit den IPC-Vorteil gleich wieder aus der Hand – und es ist somit fraglich, ob Ice Lake SP (mit 38 CPU-Kernen) überhaupt schneller als Cooper Lake (mit 48 CPU-Kernen) sein kann. Der große Zen-2-Gegner ist mit diesen letzten 14nm-Prozessoren sowie ersten 10nm-Prozessoren wahrscheinlich gar nicht erreichbar. Und somit ist es letztlich ziemlich egal, wie gut Intel seine Roadmap dann tatsächlich ausführt – das Jahr 2020 dürfte für Intel im Server-Geschäft wahrscheinlich ein schmerzliches werden. Intel wird auch an dieser Stelle von der Schwäche der eigenen 10nm-Fertigung getroffen, welche derzeit nur im Mobile-Segment zu konkurrenzfähigen Prozessoren ausreicht. Vermutlich muß Intel somit bis mindestens auf Tiger Lake SP (irgendwann 2021) warten, um im Server-Segment wieder angreifen zu können – welches dann aber schon gegen Zen 3 stehen wird und nicht mehr gegen Zen 2.

Heise berichten über einen Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums zur Verschärfung des NetzDG "zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität", welcher mal eben so die Preisgabe aller Nutzerdaten inklusive Passwörter gegenüber allen "berechtigten Stellen" enthält, größtenteils ohne Richterbeschluß. Dies könnte dann im krassen Fall dazu führen, das ein Dorfpolizist Zugang zum eigenen WhatsApp-Konto erhält – und zwar in einer Form, welche auch schwerem Mißbrauch Tür und Tor öffnet, denn mittels des mitgelieferten Passworts kann man schließlich nicht nur alle früheren Daten einsehen, sondern genauso auch neue Daten (unter dem Account des Betroffenen) erzeugen. Zwar soll laut Golem keine Pflicht bestehen, die meistens nur verschlüsselt gespeicherten Passwörter dann auch entschlüsselt an Ordnungshüter & Ermittler weiterzugeben, was aber je nach Qualität der Verschlüsselung eine überwindbare Hürde darstellt. Auch die weitere Aussage des Bundesjustizministeriums, das die Passwort-Herausgabe nur in wenigen Fällen "geboten sein soll", stellt keine Entspannung dar, da dies im Gesetzentwurf wohl nicht explizit eingeschränkt wurde – wie auch der gesamte Gesetzentwurf extrem allgemein gehalten ist und damit eher wie eine Generalbevollmächtigung zur Datenweitergabe daherkommt.

Erstaunlich ist, das für faktisch niedrigstmögliche Vergehen, welche zudem sehr stark Auslegungssache darstellen (was genau ist nun "Hassrede" und was noch im Rahmen der Meinungsfreiheit zulässig?), gleich das totalste Ermittlungsinstrument und keinerlei Datenschutz mehr gelten soll. Das eigentlich geltende Prinzip der Verhältnismäßigkeit von staatlichen Eingreifen wird hiermit jedenfalls vollkommen ausgehebelt – was aber möglicherweise nur der Vorbote davon ist, zukünftig in echter "Law & Order" Manier jegliche Verhältnismäßigkeit in der Strafverfolgung aufzugeben. Bei all dem darf zudem immer der Gedanken mitschwingen, wie sich ein solches Ermittlungsinstrument ausnutzen und mißbrauchen lassen würde, sollte eines Tages eine Regierung an die Macht kommen, für welche Bürger- und Menschenrechte keine wirkliche Relevanz besitzen (wäre nicht das erste Mal). Oder alternativ, wenn sich als repressiv bekannte Staaten an dieser bundesdeutschen Gesetzgebung bedienen und für sich selber umsetzen (was leider auch schon passiert ist).